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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2019

spannend und absolut mitreißend

ENDGAME Buch 3
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„Die Königin verfügt über Freiheiten, die dem König fehlen. Sie entscheidet selbst über ihr Schicksal.“
(Avery in Endgame 3)

Worum geht’s?

Avery ist in großer Gefahr. Nach dem dramatischen Ende von Band ...

„Die Königin verfügt über Freiheiten, die dem König fehlen. Sie entscheidet selbst über ihr Schicksal.“
(Avery in Endgame 3)

Worum geht’s?

Avery ist in großer Gefahr. Nach dem dramatischen Ende von Band 2 hat Gabriel eine Festung um sie gebaut, inklusive bewaffneter Wachleute, Rundumüberwachung und Ausgangsverbot – sein Haus ist ihr Käfig geworden. Zu groß ist die Gefahr, die außerhalb der Mauern lauert. Doch was Gabriel nicht weiß und Avery zu verdrängen droht: ein Vogel ist nicht nur außerhalb seines Käfigs in Gefahr. Denn wird Avery auch innerhalb ihres Käfigs gejagt – von sich selbst. Schon bald ist sie sich nicht sicher, ob Gabriel sie wirklich beschützen oder nur besitzen möchte…

Endgame – Der Turm ist Band 3 einer dreiteiligen Reihe. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 und 2 auf und kann daher nicht eigenständig gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Auch Band 3 verfügt wieder über ein Schwarz-Weiß-Cover mit roten Highlights. Erneut ist das Cover unaufdringlich und passt sehr gut zu seinen Vorgängern. Wie die Vorgängerbände wird das Buch aus Averys Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, mit Ausnahme eines kurzen Prologs aus Gabriels Sicht. Der Schreibstil war erneut angenehm und das Buch leicht zu lesen. Es kommen vereinzelt Kraftausdrücke vor.


Mein Fazit

Mit einem freudigen Auge, aber zugleich auch mit einem weinenden Auge habe ich Band 3 entgegengesehen. Obwohl das Ende von Band 2 für mich keinen wirklichen Cliffhanger-Charakter hatte, wollte ich doch unbedingt wissen, welche Gefahr für Avery besteht und wieso auf sie Jagd gemacht wird. Und natürlich wollte ich auch eine Antwort auf die unausgesprochene Frage: Welche Rolle spielt Avery eigentlich für Gabriel?

Nach dem rasanten Ende von Band 2 mit viel Drama und Action war ich anfangs über den doch relativ seichten Einstieg in Band 3 irritiert. Avery ist bei Gabriel im Haus, er hat es rundum gesichert und es geht vor allem um das Miteinander der Beiden. Doch ich habe mich hiervon in falscher Sicherheit wiegen lassen, denn nach etwa einem Viertel des Buches nimmt die Geschichte fahrt auf und ab da an wurde ich hilflos hin und her geworfen. Die Gefahr für Avery ist omnipräsent und man möchte als Leser wissen, wieso. Stück für Stück kommen aber auch Zweifel hinzu, ob Gabriel aufrichtig um Averys Sicherheit besorgt ist oder er sie eventuell nur kleinhalten möchte. Und auch Avery steht vermehrt ihren Dämonen gegenüber. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Endlich gibt es die zahlreichen Antworten zu den Fragen, die aus Band 1 und 2 offengeblieben sind. Und je mehr ans Licht kam, desto schlimmer wurde es. Ich befand mich während des letzten Buchdrittels permanent zwischen Schock, Entsetzen, Verzweiflung, Ekel und Hoffnung. Denn die Twists und Erklärungen, die hier präsentiert wurden, haben mich eiskalt erwischt und waren für mich nicht vorhersehbar. Und noch härter traf mich die Erkenntnis, wie weitreichend und verworren die Geschichte eigentlich zurückgeht, wie perfide Averys ganzes Leben vorbestimmt war. Ich habe mit großen Enthüllungen gerechnet, habe erwartet, dass Gabriel als der perfekte Strippenzieher hinter allem steckt, aber was am Ende wirklich dahintersteckte: wow. Diese (Doppel-)Auflösung war wirklich ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Endgame 3 hat mir häufiger eine mal angenehme, mal unangenehme Gänsehaut verursacht.

Endgame 3 ist definitiv der spannungsgeladenste und actionreichste Teil der Reihe. Die Autorin hat es geschafft, jedem Buch einen anderen Fokus zu verleihen. Während Band 1 die Beziehung Gabriel – Avery beleuchtet hat, war Band 2 auf Averys Vergangenheit fokussiert. Band 3 schlägt in die Kerbe, wie beides miteinander zusammenhängt und wie Averys Gegenwart und Zukunft damit zusammenhängt. Das Buch war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt viele Twists, die unaufhaltsam auf die große, alles verändernde Enthüllung zusteuern. Und am tollsten finde ich, dass die Autorin Avery nach dieser Enthüllung Raum gibt, geschockt zu sein. Denn oftmals wird nach so einer Bombe einfach weitergemacht, wie bisher. Hier nicht und es tat mir im Herzen weh, Avery so zu erleben. Erotik kommt in diesem Band auch nicht zu kurz, ist für mein Empfinden aber auch nicht so häufig thematisiert wie in Band 2. Eine gewisse sexuelle Grundspannung ist jedoch allgegenwärtig.

Die beiden Protagonisten sind in diesem Band extrem stark. Gabriel zeigt, wie gewillt er ist, Avery zu beschützen. Und je weiter man liest, desto mehr versteht man, wieso. Man mag seine Verhaltensweisen nicht immer gutheißen, aber am Ende steht die Erkenntnis, dass Gabriel weiß, was er tut und der Leser versteht, wieso er es tut. Aber die größte Entwicklung hat Avery durchgemacht. Wenn ich zurückdenke, wie naiv und weltfremd sie in Band 1 teilweise auf mich wirkte, war ich beeindruckt, wie sehr sie gereift ist mit der Zeit. Verständlich bei den ganzen Erlebnissen, aber dennoch schön anzusehen. Ich war stolz auf sie, dass sie sich nicht hat unterkriegen lassen, dass sie sogar Gabriel die Stirn bietet und ihren finalen Kampf selbst in die Hand nehmen wollte. Statt zu zerbrechen, ist Avery stark geworden.

Und nach der letzten Seite bleibt die große Enttäuschung, dass diese tolle Buchreihe nun vorbei ist. Sie endet mit einem starken, absolut würdigem Abschlussband und so bleibt nur zu sagen: Endgame ist eine Reihe, bei der jedes Buch einen anderen Schwerpunkt hat, die Bände aber wunderbar ineinandergreifen. Hier erhält man viel Spannung, viel Drama und eine gehörige Portion Erotik verpackt in einer fesselnden Story mit starken Charakteren. Endgame hat mein Herz mehr als einmal gebrochen und meinen Verstand mehr als einmal vorgeführt. Und ich habe es geliebt. Ich kann die komplette Endgame-Reihe uneingeschränkt empfehlen, insbesondere auch für Leute, die sich an das Dark Romance Genre erst herantasten, da Endgame eher im unteren Bereich der Heftigkeitsskala in diesem Genre anzusetzen ist

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Ein kleines Manko ist allerdings, dass ich das Gefühl hatte, dass einige Nebenstorys im Sande verliefen. Im Großen und Ganzen sind fast alle meine offene Fragen geklärt, es gibt aber einige Nebenfragen, die sich für mich nicht beantwortet fühlen. So fehlt mir die Erklärung, was mit Averys Vater passiert ist, wer eigentlich Hannah ist und welche Rolle der stets auftauchende Justin spielt. Auch hätte ich gern noch ein wenig mehr über Penny und ihre Erlebnisse erfahren. Insgesamt ist das alles zwar vertröstbar, dennoch wäre es ganz schön gewesen, um einen runden Abschluss hinzubekommen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.03.2019

spanennd und heiß, aber nicht ganz so herzzerreißend

ENDGAME Buch 2
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„Du sagst das, als wäre es etwas Gutes. Liebe. Meiner Erfahrung nach macht das alles nur noch schlimmer. Sie treibt Leute dazu, Schreckliches zu tun, Dinge, die sie sonst nicht tun würden.“
(Gabriel zu ...

„Du sagst das, als wäre es etwas Gutes. Liebe. Meiner Erfahrung nach macht das alles nur noch schlimmer. Sie treibt Leute dazu, Schreckliches zu tun, Dinge, die sie sonst nicht tun würden.“
(Gabriel zu Avery in Endgame 2)

Worum geht’s?

Avery hat hoch gepokert – und alles verloren. Nachdem sie ihre Jungfräulichkeit höchstbietend versteigert hat und einige Zeit mit Gabriel Miller verbrachte, schickte er sie weg. Zurück in ihr Leben, welches einem Trümmerhaufen gleicht. Doch Averys Fall geht noch weiter, denn das Haus, was sie mit der Versteigerung retten wollte, wurde ihr jetzt auch noch weggenommen – ausgerechnet von Miller Industries. Welches Spiel versucht Gabriel zu spielen und wieso möchte er sie so leiden sehen?

Endgame – Der Springer ist Band 2 einer dreiteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 auf.

Schreibstil / Gestaltung

Wie bereits Band 1 kommt auch Band 2 mit eine relativ schlichten, aber etwas erotischerem Cover in schwarz-weiß daher. Wieder gibt es ein rotes Highlight auf dem Cover. Unaufdringlich und auch ein wenig unaussagekräftig. Auch Band 2 ist ausschließlich aus Sicht von Avery in der Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich unterscheidet sich das Buch nicht von Band 1, es ist gut und schnell lesbar und punktet mit einem flüssigen Erzählstil.

Mein Fazit

Nachdem Band 1 mich in wahre Begeisterungsstürme versetzt hat und das Ende mir mein Herz zerfetzt hat, war klar, dass ich schnellstmöglich wissen muss, wie es mit Avery und Gabriel weitergeht. Auch Band 2 habe ich erneut in einem Rutsch durchgelesen.

Die Geschichte setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 1 an. Avery hat das Haus verloren, ihr Vater ist in einer exklusiven Pflegeeinrichtung und sie selbst in ein billiges Motel gezogen. Gabriel Miller hat sie besiegt, in so vielerlei Hinsicht und Avery muss ihre Wunden lecken. Aber aus dem etwas naiven jungen Mädchen ist vermehrt eine schlagkräftige Frau geworden und so will sie für das Haus kämpfen. Natürlich führt dabei kein Weg an Gabriel vorbei. Doch je mehr Avery für das Andenken an ihre Mutter kämpfen möchte, indem sie das Haus zurückgewinnt, muss sie auch feststellen, dass ihre Eltern ihr vielleicht nicht immer alles erzählt haben. Im Fokus steht hierbei vor allem ein altes Tagebuch ihrer Mutter. Doch sind die Geheimnisse hieraus erst einmal enthüllt, gibt es kein Zurück mehr und so endet das Buch in einem sehr dramatischen Showdown.

Anders als in Band 1 geht es in Band 2 hauptsächlich um Avery und die Vergangenheit ihrer Eltern. Hier liegen einige Geheimnisse verborgen und Avery enthüllt sie Stück für Stück. Hierbei wird der Leser einige Überraschungen und auch Schockmomente erleben. Averys Verzweiflungstat aus Band 1 wird gelegentlich angesprochen, steht aber nicht mehr so sehr im Fokus. Gabriel fordert allerdings die laut Vertrag noch verbleibenden Tage von Avery ein. Entsprechend empfand ich Band 2 als deutlich sexueller als Band 1, wobei auch hier die Erotikszenen stets niveauvoll bleiben, aber häufiger vorkommen. Gabriel agiert auch weiterhin als perfider Puppenspieler im Hintergrund und wie bereits in Band 1 hatte ich permanent das Gefühl, dass mir noch eine Information fehlt, um endlich das große Puzzle zusammenzusetzen. Welche Rolle er spielt, bleibt weiterhin unklar. Fakt ist aber: Hier steckt etwas Großes dahinter und Gabriel ist immer gefühlt 20 Schachzüge voraus.

In diesem Band spielen deutlich mehr Nebencharaktere mit. Weiterhin dabei ist Averys Vater und auch der aus Band 1 bekannte Damon Scott. Ihre Freundin Harper erhält dieses Mal einen längeren Auftritt und auch ihr Ex-Verlobter Justin kommt mehrfach vor. Hinzu kommen zahlreiche Personen aus dem Dunstkreis um Averys Eltern und eine Bekanntschaft von Avery aus dem Motel. Gerade gegen Ende hin sind auf einmal sehr viele Charaktere auf einem Haufen und da habe ich einige Seiten zweimal lesen müssen, da ich hier doch ein wenig durcheinanderkam. Gerade Harper empfand ich aber als sehr erfrischend.

Die beiden Protagonisten zeigen mehr Facetten von sich, insbesondere Gabriel. Während Avery wirklich wie eine Löwin in diesem Buch kämpft und deutlicher erwachsener und aufgeklärter als in Band 1 wirkt, blieb Gabriel fast bis zum Ende undurchsichtig für mich: Ist er der Engel, der vorgibt ein Teufel zu sein? Ist er der Teufel in Person, der sich teilweise als Engel verkleidet? Fast bis zum Ende war ich mir unsicher, ob er sich an Averys Verderben ergötzt und nur immer wieder eingreift, damit er am Ende selbst das Messer am tiefsten in Averys Herz jagen kann, oder, ob er wirklich auf Avery aufpassen möchte und dabei nur nicht ganz aus seiner Haut kann. Die sexuelle Spannung der beiden ist in diesem Buch deutlich greifbarer als in Band 1 und es geht teilweise sehr heiß her zwischen den beiden.

Das zweite Band von Endgame kommt für mich deutlich spannender daher als Band 1. Während in Band 1 der Schwerpunkt auf der Beziehung Avery-Gabriel lag, geht es in Band 2 hauptsächlich um die Enthüllungen bezüglich Averys Mutter. Das rasante Ende ist hochspannend und hochdramatisch und war für mich so nicht vorhersehbar. Anstelle der Autorin hätte ich das Buch allerdings etwas früher beendet, um den Spannungsbogen zu erhalten und Cliffhanger zu produzieren. Denn tatsächlich ist das Ende dann doch relativ seicht. Es bleiben einige Fragen offen, deren Antwort man gerne hätte, jedoch wäre ein dramatisches Ende wahrscheinlich etwas heftiger gewesen. Während das Buch als im Bereich Spannung punkten kann, konnte es mich im Bereich Emotionen nicht ganz so mitreißen wie Band 1. Zwar empfand ich regelmäßig Mitleid mit Avery, als das von ihr bekannte Leben langsam demontiert wird und sie der Wahrheit ins Auge schauen muss, allerdings fehlte mit vor allem die Verzweiflung und der Herzschmerz im Bezug auf Gabriel. Denn in Band 1 hat er mich mit seiner Undurchsichtigkeit wesentlich mehr in den Wahnsinn getrieben.

Insgesamt muss ich somit sagen, dass dieser erotiklastigere und spannendere Teil zwar erneut die Messlatte ziemlich hoch legt, aber für mich nicht ganz an Band 1 herankommt. Denn Band 1 hat mich mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen und mich brennen lassen, schnellstmöglich Band 2 zu lesen. Am Ende von Band 2 empfinde ich zwar das Bedürfnis, Antworten auf meine Fragen zu finden, allerdings bringt es mich nicht um den Verstand, nicht sofort weiterzulesen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 06.03.2019

spannend und absolut mitreißend

ENDGAME Buch 1
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„Er ist wie ein Puppenspieler, der mich immer schneller bewegt, bis ich auseinanderfalle.“ (Avery in Endgame 1)

Worum geht’s?
Avery hatte alles – einen tollen Freund, einen liebevollen Vater, ein großes ...

„Er ist wie ein Puppenspieler, der mich immer schneller bewegt, bis ich auseinanderfalle.“ (Avery in Endgame 1)

Worum geht’s?
Avery hatte alles – einen tollen Freund, einen liebevollen Vater, ein großes Vermögen, einen Platz an einer Top-Uni. Doch dann verlor sie alles durch einen Skandal ihres Vaters. Was blieb, war ein Haufen Rechnungen, ein schwerverletzter und pflegebedürftiger Vater und jede Menge Schulden. Und so entschied sich Avery, in einem berüchtigten Herrenclub um ein Darlehen zu bitten. Statt eines Darlehens wollte man sie, besser noch ihre Jungfräulichkeit, versteigern. Doch Avery ahnt nicht, auf welch ein Spiel sie sich einlässt…

Endgame – Der Bauer ist Band 1 einer dreiteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung
Das schlichte Cover ist in schwarz-weiß gehalten mit roten Highlights. Es passt ganz gut zum Buch, ist angenehm zurückhaltend und gibt wenig Hinweis auf den Inhalt. Die Geschichte wird ausschließlich aus Sicht von Avery in der Ich-Perspektive und ist linear aufgebaut. Das Buch lässt sich sehr gut und schnell lesen, es ist flüssig und verständlich geschrieben. Das sprachliche Niveau ist normal, es ist weder vulgär geschrieben noch mit Kraftausdrücken gespickt.

Mein Fazit

Schachmatt. So habe ich mich gefühlt, als ich die letzte Seite gelesen habe. Über drei Stunden komplett in einem Rutsch habe ich das Buch gelesen und am Ende hat es mich einfach schachmatt gesetzt.

Nach einem kurzen Prolog mit einem Einblick in Averys „altes Leben“ startet die Geschichte unmittelbar mit dem Aufeinandertreffen von Avery und einigen Männern im Herrenclub, unter anderem Gabriel Miller, dem männlichen Protagonisten des Buches, Avery benötigt verdammt viel Geld und möchte eigentlich um ein Darlehen ersuchen, was ihr die Männer verweigern. Als Gegenvorschlag unterbreitet ihr Gabriel allerdings die Möglichkeit, sich selbst zu versteigern. Anfangs noch abgeneigt, stellt sie schnell fest, dass es ihre vielleicht einzige Chance ist. Und so stimmt sie zu. Der Weg zu der Entscheidung, die Begleitumstände und ihre Beweggründe sind dabei sehr gut und nachvollziehbar dargestellt, dass man sogar so eine heftige Entscheidung nachvollziehen kann. Immer wieder kommt dabei auch das Thema Jungfräulichkeit auf, wobei beim Leser der Eindruck entsteht, dass Avery Angst vor Sex hat. Wieso – das erfährt man erst im Laufe des Buches.

An sich ist die Idee hinter der Geschichte natürlich nicht neu. Armes Mädchen braucht Geld, verkauft sich, landet bei einem reichen Mann, hat verdammt viel Sex und wahlweise zerbricht oder verliebt sich. Bei diesem Buch war ich mir lange unsicher, in welche Richtung es gehen wird. Wird es ein regelrechter Sexroman? Die Antwort lautet: Nein. Bei Endgame steht zwar das Thema im Vordergrund, dass Avery sich verkauft und was der Käufer von ihr will. Der Erotikanteil an diesem Buch ist allerdings sehr niedrig, es gibt sehr wenige, kurze Erotikszenen, die aber sehr niveauvoll und ansprechend verpackt werden. Denn eigentlich steckt viel mehr hinter der Story.

Und so erfährt der Leser Seite für Seite gemeinsam mit Avery zahlreiche Geheimnisse über ihren Vater, über Gabriel Miller und ihr altes Leben, muss mit ansehen, wie Averys Leben immer weiter aus den Fugen gerät und ihr Weltbild stückchenweise demontiert wird. Es ist wie ein Sog, den das Buch ausübt. Man möchte weiterlesen, man möchte mehr erfahren über die Geschehnisse, die zu Averys Verzweiflungstat geführt haben, aber vor allem auch über Gabriel Miller und seine Rolle in diesem ganzen Spiel. Denn Spiel trifft es sehr gut: Je weiter man liest, desto mehr beschleicht einen das Gefühl, dass hier ein sehr perfides, perfekt geplantes, hoch strategisches Spiel hinter allem steckt. Die Storylines sind miteinander verwoben und man fühlt sich, als sei Avery eine hilflose Schachfigur auf einem Spielfeld, dessen Regeln sie nicht kennt. Die Schachthematik wird in diesem Buch regelmäßig aufgegriffen und spielt auch eine große Rolle. Machtspielchen in diesem Buch werden nicht im Bett, sondern unter anderem auf dem Brett ausgetragen. Das Buch ist in meinen Augen hochgradig spannend, wenn auch in einigen Punkten etwas vorhersehbar oder zumindest nicht überraschend. Die fesselnde Geschichte und die ewig währende Frage, was mit Avery und Gabriel eigentlich los ist, hat mich komplett in ihren Bann gezogen und das Buch für mich zu einem Pageturner gemacht. Als sich dann am Ende die einzelnen Spielzüge entfalteten und alles, was man zu glauben dachte, auf den Kopf gestellt wird, bleibt Verblüffung und jede Menge Betroffenheit, aber auch Abscheu zurück. Ein fieser Cliffhanger, auf den man dringend Antworten braucht. Auf jeden Fall zählt Endgame zu einem der besten Dark Romance Bücher, welches ich je gelesen habe.

Avery als süße Protagonistin, die teilweise sehr naiv wirkt, teilweise aber auch sehr erwachsen daherkommt, hat es mir von Anfang an leicht gemacht, sie zu lieben. Ich mochte sie und ich litt mit ihr mit. Die größte Stärke des Buches ist jedoch wie oft bei solchen Romanen in meinen Augen der männliche Protagonist. Gabriel ist selbstverständlich extrem gutaussehend, verdammt reich und ein exzellenter Schachspieler – nicht nur auf dem Brett. Er ist undurchsichtig, er ist verwirrend aber zugleich auch sehr betörend. Man möchte ihn verstehen, seine Beweggründe und seine Taten. Immer, wenn man denkt, seine Maske ist gefallen, schafft er es, einem wieder zu zeigen, dass er ein Meister der Manipulation ist. Immer wieder zeigt er beinahe zärtliche Seiten und ganz still und heimlich hat er sich Stück für Stück in mein Herz geschlichen, ohne dass ich es gemerkt habe. Und dann, im richtigen Moment, hat er ausgeholt, mein armes Herz brutal rausgerissen und es mit einem gekonnten Wurf direkt auf dem Boden in tausend Teile zerschmettert.

Und so bleibe ich entsetzt zurück, mit einem Scherbenhaufen anstelle meines Herzens, jeder Menge Fragezeichen und dem verzweifelten Durst nach Antworten, die ich hoffentlich in Band 2 finde. Ich bin mir sicher, Gabriel wird mein Herz liebend gern erneut brechen. Und ich bin liebend gern bereit, es erneut brechen zu lassen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 05.03.2019

spannende Fälle mitreißend dargestellt mit tollem Schreibstil

Mörder
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„Strafverteidigung ist Pokern mit dem Schicksal eines Menschen. Und du bist als Verteidiger permanent »All In«.“ (Veikko Bartel im Vorwort von Mörder)

Worum geht’s?

Wie bereits das Buch „Mörderinnen“ ...

„Strafverteidigung ist Pokern mit dem Schicksal eines Menschen. Und du bist als Verteidiger permanent »All In«.“ (Veikko Bartel im Vorwort von Mörder)

Worum geht’s?

Wie bereits das Buch „Mörderinnen“ handelt auch das Buch „Mörder“ von Fällen aus der beruflichen Laufbahn des Autoren Veikko Bartel als Strafverteidiger. In zahlreichen Tötungsdelikten hat er Leute vertreten, die das schlimmste Verbrechen unseres Gesetzbuches begangen haben: Sie haben getötet. Nachdem bei „Mörderinnen“ Frauen auf der Anklagebank saßen, geht es in diesem Buch um sechs Fälle mit männlichen Angeklagten, um einzigartige Einblicke in die Arbeits- und Gedankenwelt eines Strafverteidigers und die ewig währende Frage: Wieso töten Menschen? Denn der Autor erzählt hier die Geschichten der jeweiligen Tat und ihrer Umstände.

„Mörder“ ist unabhängig vom Vorgänger-Buch „Mörderinnen“.

Schreibstil / Gestaltung

Auch das Cover von Mörder besticht wieder durch ein schlichtes, unaufdringliches – wenngleich auch etwas klischeehaftes - Cover mit einem schemenhaften Gestalt in schwarz mit Kapuze und dem üblichen Hinweis „Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers“. Man erkennt auf jeden Fall die Stimmigkeit im Verhältnis zu Mörderinnen und empfindet auch hier ein nüchterne, sachliche Atmosphäre ohne viel Brimborium. Das Buchcover ist erneut ein Schutzumschlag, unter dem sich dieses Mal ein schönes, mattschwarzes Buch mit dem weißen Schriftzug des Titels und Autors am Buchrücken verbirgt. Insgesamt ist die Gestaltung erneut sehr stimmig.

Das Buch umfasst insgesamt sechs Fälle, die in jeweilige Abschnitte gegliedert sind und dem ein äußerst kurzes Vorwort (im Vergleich zu Mörderinnen) vorgestellt ist. Die jeweiligen Fälle haben keine eigene Untergliederung in Unterabschnitte, werden jedoch teilweise mit einem kurzen Epilog abgeschlossen. Jeder Fall ist in sich geschlossen und kann somit eigenständig gelesen werden. Der Umfang der Fälle variiert von etwa 25 bis 60 Seiten.

Sprachlich überzeugt Mörder wie auch bereits Mörderinnen durch einen angenehmen Schreibstil, eine verständliche Erzählweise und der gut ausgeprägten Fähigkeit des Autors, mit Sprache umgehen zu können. Die Gratwanderung zwischen spannendem und einfühlsamem Bericht gepaart juristischen Erklärungen gelingt hervorragend.

Mein Fazit

Wo fängt man an, wo hört man auf, wenn man über dieses Buch reden möchte. Ich habe unzählige Real Crime Bücher gelesen, ich bewege mich beruflich in genau diesem Bereich und dachte, dass Veikko Bartel „Mörderinnen“ kaum toppen kann. Und doch saß ich hier, mit einem Buch, welches mich weit über die Lesezeit hinaus beschäftigt hat und musste feststellen: Er hat sich selbst übertroffen.

Während mich bei „Mörderinnen“ neben dem tollen Schreibstil vor allem überzeugt hat, dass ein Buch über die vergleichsweise seltene Tätergruppe der Frauen geschrieben wurde, war es bei „Mörder“ wahrscheinlich die Vielzahl an Momenten, die sich in mein Gedächtnis gebrannt haben und mich mit jeder Menge „was würde ich tun“-Fragen zurückgelassen hat. Denn der Autor verlangt dem Leser – vielleicht für den Leser teilweise unbewusst – ab, dass er selbst seine Bewertungen und Meinungen fällt. Im Vordergrund des Buches steht größtenteils die Tat und wie es zu dieser Tat kam, nebensächlich ist meist das Urteil, denn der Leser wird permanent vor die Frage gestellt: Ist das Urteil so in dieser Weise verständlich? Veikko Bartel leitet dabei gern mit dem Urteilsspruch ein, um den Leser im Anschluss daran regelrecht an den Kopf zu werfen, dass er sich nicht vorschnell ein eigenes Urteil bilden soll. Zu keiner Zeit bleibt dabei außer Acht, dass es sich um teils juristische Inhalte handelt, die vielen Lesern nicht alltäglich sind, weshalb viele Sachen erklärt werden. In „Mörderinnen“ hatte ich teilweise das Gefühl, dass hier einige Erklärungen auf der Strecke blieben, während hier mit Fußnoten und auch im jeweiligen Epilog zahlreiche Fragen beantwortet werden. Man merkt dem Autor dabei auch an, welche „Standardfragen“ er immer wieder im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn beantworten musste und sicher wird sich der ein oder andere Leser ertappt fühlen, wenn Herr Bartel ansetzt zu „jetzt könnte man meinen, dass..“. Die lehrreichen Erklärungen wirken dabei aber nie belehrend.
Mörder ist ein interessanter Einblick in eine sehr vorurteilsbehaftete Welt der Strafverteidigung, welche der Autor durch seinen Berufs- und Büroalltag erklären möchte. Es gibt einige Anekdoten, die das Buch ein wenig auflockern (etwa, als der Autor an der Supermarktkasse stehend in einem Telefonat eine Leiche beschrieb und die gesamten Anwesenden mithören konnten oder wie er seinem Bodyguard in Indien entkam, um an Straßenständen zu essen). Aber nie verliert Veikko Bartel sein eigentliches Ziel – den Fall – aus den Augen, wenngleich es hin und wieder aber auch längere Umwege gibt, etwa im Kapitel „Der Scharfschütze der Fremdenlegion“, wo der Autor nach Indien fliegt und sehr eindrucksvoll von seinen Erlebnissen dort berichtet. Er stellt fast immer den Mandanten in den Vordergrund und verfällt auch bei guten Verteidigungszügen nicht in eine ausufernde Selbstbeweihräucherung, wie man es von anderen Autoren des Genres kennt.

Die Auswahl der Fälle ist erneut gut gelungen, insbesondere, dass sie nicht alle in die gleiche Kerbe schlagen und nicht alle den gleichen Verlauf nehmen. Etwas unterschiedlich in der Erzählung ist das Kapitel „Der Scharfschütze der Fremdenlegion“ (der Ausflug nach Indien thematisiert mehr das indische Rechtssystem und die damit verbundenen Erlebnisse) und das letzte Kapitel „Der Serienvergewaltiger, der Tod von Frau Meyer und das Gewissen eines Strafverteidigers“. Eines haben aber alle Fälle gemeinsam: Sie zeigen für mich, dass Recht oftmals nicht schwarz oder weiß ist. Denn der Leser wird mitgenommen auf eine Reise, die zwischen Entsetzen, Emotionen und einem gewissen Grad an Verständnis für einige zu der vielleicht erschreckenden Erkenntnis führen wird, dass auch hinter einem Fall, wo ein Mensch das Leben eines anderen nimmt, nicht immer menschliche Abgründe liegen müssen, sondern manchmal auch menschliche Schicksale stecken können. Fast jeder Fall in diesem Buch hallte dabei in mir nach und ich ertappte mich immer wieder, wie ich auch später über einzelne Punkte nachdachte. Herr Bartel hat mir mit einer Frage jedoch tatsächlich tagelange Alpträume beschert: Haben Sie sich jemals gefragt, wie Sie reagieren würden, wenn jemand Sie anruft und fragt, was er nach der Tötung einer Person tun soll?


Das letzte Kapitel des Buches spricht vor allem über das Bild eines Strafverteidigers in der Realität, seine Rolle im Strafverfahren und seine Bedeutung für die rechtsstaatliche Ordnung. Es war ein Kapitel, was für mich fast wie ein therapeutischer Epilog wirkte, denn es geht hierbei um Fragen, denen sich ein Strafverteidiger regelmäßig stellen muss: Hat ein Strafverteidiger ein Gewissen? Der Autor erläutert für mich sehr schön die Diskrepanz zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, den Spagat zwischen seiner Rolle im System und seinem eigenen Gewissen anhand eines Falles. Veikko Bartel beherrscht die Kunst, ebendiese Rolle des Strafverteidigers eindrucksvoll zu erläutern, ohne den Strafverteidiger wie ein Monster wirken zu lassen, welches rücksichtslos auf der Seite des vermeintlich Bösen steht. Und er entlässt den Leser mit einer verborgenen Frage, die fast so wirkt, als sei er an ihr zerbrochen.

Und so beende ich dieses Werk, bei dem man die Liebe des Schreibers zu einem Beruf, der ihn sicher öfter zur Verzweiflung und zu Selbstzweifeln gebracht hat, mit der festen Überzeugung, dass ich dem letzten Satz in diesem Buch nicht zustimme und verbleibe mit der Hoffnung, dass dieses Buch nicht das letzte Buch von Veikko Bartel sein wird. Denn er beherrscht die Kunst, den Leser in eine unbekannte Welt zu entführen und ohne sensationslüsterne Schilderungen zu fesseln und zu begeistern, auch wenn ich nicht immer komplett seine Ansichten teile. Von mir aus könnte der Autor auch über Rotlichtverstöße, Hausfriedensbruch oder Ladendiebstahl schreiben – ich bin mir sicher, ich wäre genauso überzeugt. Denn Veikko Bartel zählt für mich – spätestens nach diesem Werk, wenn nicht bereits seit Mörderinnen, welches ich ebenfalls jedem ans Herz legen kann – zu einem der besten True Crime Autoren der Gegenwart.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 24.02.2019

verwirrend, unglaublich spannend und sicher keine Highschool-Story

Silver Swan - Elite Kings Club
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„Es ist alles ein Spiel, Kätzchen. Und du befindest dich auf einem ziemlich verqueren Spielbrett.“ (Bishop zu Madi in Silver Swan)

Worum geht’s?
Mal wieder muss Madi wegen ihres reichen Vaters umziehen. ...

„Es ist alles ein Spiel, Kätzchen. Und du befindest dich auf einem ziemlich verqueren Spielbrett.“ (Bishop zu Madi in Silver Swan)

Worum geht’s?
Mal wieder muss Madi wegen ihres reichen Vaters umziehen. Diesmal in die Hamptons, wieder an eine neue Schule, wieder voller verdammt reicher Kids. Doch diese Schule ist anders. Denn hier trifft Madi auf eine Gruppe verdammt gutaussehender, aber auch verdammt gefährlicher Jungs, die von alle nur als „Elite Kings Club“ betitelt werden. Die anderen haben Respekt vor ihnen, verehren sie und ihre Rolle geht weit über die Schule hinaus. Alle sagen, sie sollte sich von ihnen fernhalten. Aber Madi wagt das Spiel mit dem Feuer. Und ehe sich Madi versieht, befindet sie sich in einem Strudel aus Geheimnissen, Machtkämpfen und Lügen…

Silver Swan ist der erste Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones. Das Buch ist nicht abgeschlossen und wird in Band 2 fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung
Das extrem düstere Cover ist bereits ein extremer Hingucker. Patronenhülsen, Kratzer, Einschusslöcher, eine Art gefiedertes Diadem – die Marschrichtung wird hier bereits vorgegeben: Es wird dunkel. Das Cover hatte bereits in der Programmvorschau meine Aufmerksamkeit erregt.

Das Buch besteht aus 30 Kapiteln, die alle einen eher längeren Umfang haben. Die Geschichte wird ausschließlich aus Sicht von Madi in der Ich-Perspektive erzählt, die Geschichte enthält keine Rückblenden und wird linear erzählt.

Der Schreibstil von Amo Jones ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Viele kurze Sätze, deutliche Sprache – bereits der Schreibstil baut eine gewisse Atmosphäre auf. Der Schreibstil wirkt trotzig, sprunghaft, unkontrolliert, launisch und zeitweise lustlos – das ist aber alles so gewollt und das ist, was dieses Buch zu einem Erlebnis werden lässt. Ist man anfangs noch irritiert und stolpert vielleicht ein wenig in das Buch, so fängt dieser doch eher ungewöhnliche Schreibstil einen sehr schnell ein und lässt einen nicht mehr los.

Mein Fazit
Silver Swan ist für mich ein absoluter Überraschungshit und bereits jetzt eines meiner 2019-Highlights. Wieso ist das so? Ich habe zu dem Buch gegriffen, da der Klappentext interessant klang. Ich habe eine nette, standarisierte Highschool-Geschichte erwartet mit einem Haufen reicher Jungs, die von ihrem zu vielen Geld vielleicht mal kiffen oder durch die Betten springen, aber ansonsten auch mehr Badboy-Schein als Badboy-Sein ausstrahlen. Erwartest du das auch? Dann nimm deine Beine in die Hand und lauf – dieses Buch ist alles, aber keine 0815-verkitschte-Wannabe-Badboy-Geschichte.

Silver Swan ist nicht harmlos. Silver Swan ist nicht lieb und nett. Silver Swan ist durch und durch düster. Wenn ich Silver Swan beschreiben müsste, würden mir als erste Adjektive folgende einfallen: Verwirrend, vereinnahmend, verkorkst und verquer. Aber das alles in einer positiven Art und Weise.

Es fängt bereits bei den Protagonisten an. Im Fokus der Geschichte steht Madi, ihr Stiefbruder Nate und der Anführer des Elite Kings Club, Bishop. Dazu kommen etwa zwei Hände voll weitere Charaktere, von denen einige mehr Vorkommen haben als andere. Madi ist kein typisches Mädchen, sie ist taff und nicht auf den Mund gefallen. Sie testet gerne Grenzen aus und spielt regelmäßig mit dem Feuer. So oft möchte man ihr zurufen, dass sie aufhören soll, dass sie sich verbrennen wird, dass sie das Weite suchen soll. Wird man sauer auf sie, weil sie es nicht tut? Ich nicht. Denn obwohl der gesunde Menschenverstand wohl in vielen Situationen anders reagiert hätte, so passt die Verhaltensweise sowohl zu Madi als auch zur Botschaft des Buches perfekt. Sämtliche männliche Charaktere sind unsympathisch. Das wäre eigentlich ein Grund, ein Buch nicht zu lesen. Aber die Jungs sind auf eine betörende Art und Weise unsympathisch. Sie kennen keine Grenzen, sie kennen keine Gefahr und wahrscheinlich kennen sie auch das Wort „nein“ nicht. Habe ich hier erwartet, dass mal wieder Schnösel mit ein wenig 50 Shades of Grey daherkommen, so hat mir das Buch bereits ziemlich weit am Anfang die Beine weggerissen. Nein, die Jungs hier sind böse. Sie spielen es nicht, sie sind es. Dabei sind die Jungs permanent undurchsichtig und verwirrend, dass man nie weiß, wer Freund, wer Feind ist, dass man nie weiß, ob jetzt gerade Wahrheit oder Lüge dominiert und wieso sie etwas tun. Aber zu keiner Zeit wirkt es, als sei hier übertrieben worden oder als hätte man gestörte, psychisch kranke Charaktere vor sich – die Jungs sind nur kaputt, auf ihre Art.

Der Leser wird hier in eine Welt entführt, auf die er sich einlassen muss. Das ist klar und das muss gesagt werden. Hier gibt es keine Rosen, keine Abschlussbälle, kein romantisches erstes Mal. Hier gibt es jede Menge Rätsel, einige härtere Erotikszenen, viel Grobheit, viel Rücksichtslosigkeit und noch mehr Lügen. Dieses Buch ist kein Liebesroman, wenn überhaupt könnte man das Buch im Genre Dark Romance einsortieren. Vordergründig ist das Buch eine Art mysteriöse Suspense-Geschichte, bei der der Leser nicht ein und nicht aus weiß, sich an jeden Strohhalm klammert und dennoch regelmäßig untergeht. Es ist ein Buch, bei dem die Charaktere absolut sprunghaft sind und man hierfür regelmäßig keine Erklärung erhält, ein Buch, bei dem man das Gefühl hat, eine geheime Botschaft übersehen zu haben – und es macht einem verrückt. Man möchte es verstehen, man möchte es begreifen und man möchte wissen, welche Bedeutung die Enthüllungen, die Lügen und die Machtkämpfe in dem Buch haben, wieso einige Charaktere handeln, wie sie handeln. Aber nur in wenigen Fällen bekommt man diese Erlösung und es ist mehr als klar, dass Band 2 und Band 3 erst wirklich Licht in diese verquere dunkle Welt geben wird.

Eigentlich mag ich Bücher nicht so gern, bei denen ausschließlich aus Sicht einer Person erzählt wird. Oftmals finde ich es schade, dass man hierdurch die Gedanken und Intentionen anderer Charaktere nicht erfährt. Bei Silver Swan ist es allerdings absolut gelungen, dass wir nur aus Madis Sicht die Geschichte erfahren. Denn so hat der Leser zu jeder Zeit das gleiche Wissen und die gleichen Grundlagen wie Madi sie hat, der Leser hat ihr gegenüber kein überlegenes Wissen und kann sich so mehr auf ihre Entscheidungen einlassen.

Falls sich jemand von dem Highschool-Setting abschrecken lässt, so sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Charaktere wesentlich älter wirken und einem hier nur minimal das Thema Highschool präsentiert wird. Hier gibt es kein Highschooldrama, dafür haben die Jungs keine Zeit. Ihre dunkle Welt ist schon dramatisch genug.

Silver Swan ist von Anfang an ein Pageturner. Die Geschichte saugt einen auf und wirbelt einen durch die Gegend. Von Anfang an gibt es ein Haufen Geheimnisse, viele Lügen, unbeantwortete Fragen und jede Menge Rätsel. Man hofft inständig, Antworten zu finden. Stückchenweise werden einem Puzzleteile vor die Füße geworfen und am Ende spuckt das Buch einem mit vielen Fragen und keinen Antworten wieder aus. Das einzige, was bleibt, ist die Frage:
„Woher kommt der Eindruck, dass mir nach wie vor ein wichtiges Teil des Puzzles fehlt?“ (Madi in Silver Swan)

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]