„Du sagst das, als wäre es etwas Gutes. Liebe. Meiner Erfahrung nach macht das alles nur noch schlimmer. Sie treibt Leute dazu, Schreckliches zu tun, Dinge, die sie sonst nicht tun würden.“
(Gabriel zu Avery in Endgame 2)
Worum geht’s?
Avery hat hoch gepokert – und alles verloren. Nachdem sie ihre Jungfräulichkeit höchstbietend versteigert hat und einige Zeit mit Gabriel Miller verbrachte, schickte er sie weg. Zurück in ihr Leben, welches einem Trümmerhaufen gleicht. Doch Averys Fall geht noch weiter, denn das Haus, was sie mit der Versteigerung retten wollte, wurde ihr jetzt auch noch weggenommen – ausgerechnet von Miller Industries. Welches Spiel versucht Gabriel zu spielen und wieso möchte er sie so leiden sehen?
Endgame – Der Springer ist Band 2 einer dreiteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 auf.
Schreibstil / Gestaltung
Wie bereits Band 1 kommt auch Band 2 mit eine relativ schlichten, aber etwas erotischerem Cover in schwarz-weiß daher. Wieder gibt es ein rotes Highlight auf dem Cover. Unaufdringlich und auch ein wenig unaussagekräftig. Auch Band 2 ist ausschließlich aus Sicht von Avery in der Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich unterscheidet sich das Buch nicht von Band 1, es ist gut und schnell lesbar und punktet mit einem flüssigen Erzählstil.
Mein Fazit
Nachdem Band 1 mich in wahre Begeisterungsstürme versetzt hat und das Ende mir mein Herz zerfetzt hat, war klar, dass ich schnellstmöglich wissen muss, wie es mit Avery und Gabriel weitergeht. Auch Band 2 habe ich erneut in einem Rutsch durchgelesen.
Die Geschichte setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 1 an. Avery hat das Haus verloren, ihr Vater ist in einer exklusiven Pflegeeinrichtung und sie selbst in ein billiges Motel gezogen. Gabriel Miller hat sie besiegt, in so vielerlei Hinsicht und Avery muss ihre Wunden lecken. Aber aus dem etwas naiven jungen Mädchen ist vermehrt eine schlagkräftige Frau geworden und so will sie für das Haus kämpfen. Natürlich führt dabei kein Weg an Gabriel vorbei. Doch je mehr Avery für das Andenken an ihre Mutter kämpfen möchte, indem sie das Haus zurückgewinnt, muss sie auch feststellen, dass ihre Eltern ihr vielleicht nicht immer alles erzählt haben. Im Fokus steht hierbei vor allem ein altes Tagebuch ihrer Mutter. Doch sind die Geheimnisse hieraus erst einmal enthüllt, gibt es kein Zurück mehr und so endet das Buch in einem sehr dramatischen Showdown.
Anders als in Band 1 geht es in Band 2 hauptsächlich um Avery und die Vergangenheit ihrer Eltern. Hier liegen einige Geheimnisse verborgen und Avery enthüllt sie Stück für Stück. Hierbei wird der Leser einige Überraschungen und auch Schockmomente erleben. Averys Verzweiflungstat aus Band 1 wird gelegentlich angesprochen, steht aber nicht mehr so sehr im Fokus. Gabriel fordert allerdings die laut Vertrag noch verbleibenden Tage von Avery ein. Entsprechend empfand ich Band 2 als deutlich sexueller als Band 1, wobei auch hier die Erotikszenen stets niveauvoll bleiben, aber häufiger vorkommen. Gabriel agiert auch weiterhin als perfider Puppenspieler im Hintergrund und wie bereits in Band 1 hatte ich permanent das Gefühl, dass mir noch eine Information fehlt, um endlich das große Puzzle zusammenzusetzen. Welche Rolle er spielt, bleibt weiterhin unklar. Fakt ist aber: Hier steckt etwas Großes dahinter und Gabriel ist immer gefühlt 20 Schachzüge voraus.
In diesem Band spielen deutlich mehr Nebencharaktere mit. Weiterhin dabei ist Averys Vater und auch der aus Band 1 bekannte Damon Scott. Ihre Freundin Harper erhält dieses Mal einen längeren Auftritt und auch ihr Ex-Verlobter Justin kommt mehrfach vor. Hinzu kommen zahlreiche Personen aus dem Dunstkreis um Averys Eltern und eine Bekanntschaft von Avery aus dem Motel. Gerade gegen Ende hin sind auf einmal sehr viele Charaktere auf einem Haufen und da habe ich einige Seiten zweimal lesen müssen, da ich hier doch ein wenig durcheinanderkam. Gerade Harper empfand ich aber als sehr erfrischend.
Die beiden Protagonisten zeigen mehr Facetten von sich, insbesondere Gabriel. Während Avery wirklich wie eine Löwin in diesem Buch kämpft und deutlicher erwachsener und aufgeklärter als in Band 1 wirkt, blieb Gabriel fast bis zum Ende undurchsichtig für mich: Ist er der Engel, der vorgibt ein Teufel zu sein? Ist er der Teufel in Person, der sich teilweise als Engel verkleidet? Fast bis zum Ende war ich mir unsicher, ob er sich an Averys Verderben ergötzt und nur immer wieder eingreift, damit er am Ende selbst das Messer am tiefsten in Averys Herz jagen kann, oder, ob er wirklich auf Avery aufpassen möchte und dabei nur nicht ganz aus seiner Haut kann. Die sexuelle Spannung der beiden ist in diesem Buch deutlich greifbarer als in Band 1 und es geht teilweise sehr heiß her zwischen den beiden.
Das zweite Band von Endgame kommt für mich deutlich spannender daher als Band 1. Während in Band 1 der Schwerpunkt auf der Beziehung Avery-Gabriel lag, geht es in Band 2 hauptsächlich um die Enthüllungen bezüglich Averys Mutter. Das rasante Ende ist hochspannend und hochdramatisch und war für mich so nicht vorhersehbar. Anstelle der Autorin hätte ich das Buch allerdings etwas früher beendet, um den Spannungsbogen zu erhalten und Cliffhanger zu produzieren. Denn tatsächlich ist das Ende dann doch relativ seicht. Es bleiben einige Fragen offen, deren Antwort man gerne hätte, jedoch wäre ein dramatisches Ende wahrscheinlich etwas heftiger gewesen. Während das Buch als im Bereich Spannung punkten kann, konnte es mich im Bereich Emotionen nicht ganz so mitreißen wie Band 1. Zwar empfand ich regelmäßig Mitleid mit Avery, als das von ihr bekannte Leben langsam demontiert wird und sie der Wahrheit ins Auge schauen muss, allerdings fehlte mit vor allem die Verzweiflung und der Herzschmerz im Bezug auf Gabriel. Denn in Band 1 hat er mich mit seiner Undurchsichtigkeit wesentlich mehr in den Wahnsinn getrieben.
Insgesamt muss ich somit sagen, dass dieser erotiklastigere und spannendere Teil zwar erneut die Messlatte ziemlich hoch legt, aber für mich nicht ganz an Band 1 herankommt. Denn Band 1 hat mich mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen und mich brennen lassen, schnellstmöglich Band 2 zu lesen. Am Ende von Band 2 empfinde ich zwar das Bedürfnis, Antworten auf meine Fragen zu finden, allerdings bringt es mich nicht um den Verstand, nicht sofort weiterzulesen.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]