mitreißend, unterhaltsam und sympathisch
Let's be wild„New York mochte die Stadt sein, die niemals schlief, doch sie war mehr als das. Sie war die Stadt der Neuanfänge, der Wahlfamilien.“
(Shae in Let’s be wild)
Worum geht’s?
Mit ihrem neuen Job in der ...
„New York mochte die Stadt sein, die niemals schlief, doch sie war mehr als das. Sie war die Stadt der Neuanfänge, der Wahlfamilien.“
(Shae in Let’s be wild)
Worum geht’s?
Mit ihrem neuen Job in der angesagtesten Influencer-Agentur New Yorks geht für Shae ein Traum in Erfüllung. Nicht nur, dass sie in die Fußstapfen ihres Onkels und Mentors tritt, sie kann darüber hinaus einen positiven Einfluss auf Social Media nehmen. So zumindest ihre Hoffnung. Doch es ist nicht so leicht wie gedacht, sich in New York zu behaupten. Das muss auch Shaes bester Freund Tyler feststellen, der gemeinsam mit ihr einen Neustart wagt. Shaes Kollegin Ariana und die Fotografin Evie versuchen in der Weltstadt ebenfalls nach den Sternen zu greifen und müssen dabei so manchen Rückschlag hinnehmen. Aber ihre Freundschaft gibt den vieren die nötige Kraft, die eigenen Träume niemals aus dem Blick zu verlieren.
Let’s be wild ist Band 1 der Be Wild-Reihe und nicht abgeschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Shae, Ariana, Tyler und Evie in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft chronologisch, es wird jedoch oft zwischen den Perspektiven gesprungen. Das Buch erwähnt potenziell triggernde Inhalte wie sexueller Übergriff und Essstörung.
Meine Meinung
Es gibt Bücher, von denen weiß man nicht, dass man sie braucht, aber sobald man sie gelesen hat, fragt man sich, wieso man sie nie vermisst hat. Let’s be wild ist ein derartiges Buch für mich. Ich habe von beiden Autorinnen schon ein bisschen was gelesen und fand alles bisher ganz gut, einiges besser, einiges etwas schlechter. Aber entsprechend war ich eigentlich ganz guter Dinge, dass mir das Buch gefallen könnte. Dass ich mich in dem Buch verliere, habe ich nicht erwartet.
Der Einstieg in das Buch gelang mir etwas holprig, was einfach daran liegt, dass man direkt ins Geschehen geworfen wird und zudem vier Erzählperspektiven natürlich schon eine kleine Ansage sind. Zu Beginn trifft man auf Shae und Tyler, die beste Freunde sind und gemeinsam nach New York kamen, wo sie nun in der Agentur anfangen sollen. Tyler ist ein junger Mann voller Energie, den man nur lieben kann. Aufgedreht, liebenswert, besonders. Shae hingegen ist eher ruhiger, unsicherer und grübelnd, dafür aber sehr ambitioniert. Sie will in der Agentur in die Fußstapfen ihres verstorbenen Onkels, dem einen Agenturmitbegründer, treten und hat entsprechend hohe Ansprüche an sich. Beide sind wie Tag und Nacht, wie Kaffee und Milch – gegensätzlich und gleichzeitig ergänzen sie sich perfekt. In der Agentur treffen sie auf Ariana, die Shaes Vorgesetzte ist. Ariana arbeitet dort schon länger, ist eine taffe Powerfrau, unglaublich liebenswert, überhaupt nicht biestig und ich glaube, sie ist von allen Charakteren mein Favorit. Anfangs noch professionell distanziert freunden sich die drei irgendwie an. Auch Evie, die Nummer 4, kommt eher zufällig dazu. Sie ist Fotografin aus Deutschland und arbeitet zeitweise für die Agentur, die eine große Gala plant. Als sie zeitweise mit Tyler und Shae unterwegs ist, entsteht so eine gemeinsame Basis, die durch einige Abende außerhalb der Arbeit Stück für Stück gefestigt wird. Und das hat mir so gut gefallen, die langsame Entwicklung der Freunde, die gegenseitige Unterstützung und der Respekt voreinander.
Und damit sind wir auch schon beim ersten Punkt, für den ich das Buch liebe: perfekte Realität, wunderbar unperfekt. Denn die Charaktere haben Höhen und Tiefen, sie machen Fehler und haben grandiose Ideen, sie kommen vorwärts und teilweise auch nicht. Gleichzeitig ist das Buch von der Geschwindigkeit her angenehm, nicht überstürzt und einfach so, als würde man seine Freunde regelmäßig treffen und sie einen über ihr Leben updaten. Die Leichtigkeit macht Spaß, aber dabei wird eben nicht vergessen, dass nicht alles perfekt ist. So macht Shae am Tag 1 einen großen Fehler auf der Arbeit und statt komplett zusammengestaucht zu werden, reflektiert ihre Vorgesetzte Ariana, wie es dazu kam und entschuldigt sich, dass sie Shae vielleicht überfordert hat. Miteinander statt Gegeneinander, füreinander statt übereinander. Und das funktioniert einfach wunderbar. Ja, ich habe mich absolut darin verliebt, wie man hier füreinander einsteht, miteinander die Erfolge feiert und sich unterstützt. Das betrifft alle Charaktere gleichermaßen.
Bei Let’s be wild geht es nicht um Liebesgeschichten, es ist kein Sex and the city. Der Vergleich mit der Serie „The bold type“ trifft in vielen Punkten zu, wenngleich das Buch für mich nicht ganz an die Stärke der Serie herankommt. Es geht um Charakterentwicklung, um Lebensziele und Träume, um Hindernisse auf dem Weg, aber auch um gewichtige Probleme. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. So leidet Shae sehr unter dem Verlust ihres Onkels. Tyler hat ein Geheimnis, was bedeutsam und selten ist, aber mehr Beachtung finden muss und sollte. Evie ist zwar legal im Land, arbeitet aber illegal, weil sie in Unkenntnis der Visa-Bestimmungen war. Und Ariana, die ist in einer Beziehung, die absolut furchtbar ist. Und so begleitet man hier jeden Charakter gleichermaßen, wie er um seine Träume kämpft – sei es ein Job, das Vergessen, den Aufenthalt oder eben eine liebende Beziehung. Stolpersteine inklusive. Mir gefällt die Vielfältigkeit, auch wenn natürlich bei der Fülle nicht alle Themen gleichermaßen Beachtung finden und ich denke, dass gerade in Band 2 auch viele Aspekte noch eine viel größere Rolle finden werden, während andere weniger vorkommen werden. Es klappt, es ist stimmig und es ist ein starker Einblick. Aber auch die Agenturarbeit wird beleuchtet, auf interessante Themen wie Cancel Culture oder Body Positivity aufmerksam gemacht.
Let’s be wild ist eine Liebeserklärung an die Freundschaft und die Macht von Zusammenhalt. Es ist keine Zuckerwatte-alles ist wunderschön-Geschichte, sondern eine Achterbahnfahrt mit viel Charme, Schmunzel-Momenten und auch einigen Enttäuschungen, Herzschmerz und Wut. Es ist ein Buch über vier grundverschiedene Persönlichkeiten, die in einer pulsierenden Stadt leben und versuchen, ihre Ziele zu erreichen. Zwischen Leichtfüßigkeit und Ernsthaftigkeit, zwischen mitreißenden Momenten und Wohlfühl-Atmosphäre, zwischen großen Problemen und kleinen Dramen, zwischen spritzigen Dialogen und ernsthaften Gesprächen habe ich mein Herz verloren und freue mich schon jetzt auf Band 2. Denn ein Cliffhanger in eigentlicher Form gibt es hier nicht, aber so manche Geschichten sind definitiv nicht auserzählt. Und ich werde da sein, um sie zu hören.
Mein Fazit
Let’s be wild hat mich unglaublich begeistert und mitreißen können. Es ist eine bunte Mischung aus Freundschaft, Erreichen von Lebenszielen und gewichtigen Problemen. Das Buch gibt einem das Gefühl, Freunde bei ihrem Leben zu begleiten. Und ich freue mich jetzt schon auf mehr. Eine Liebeserklärung an die Freundschaft!
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]