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Veröffentlicht am 15.09.2016

Tolles Lesevergnügen mit tiefschürfender Hintergrundthematik

Anima
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Abigaile, genannt Abby, ist voller Vorfreude. Wie jedes Jahr fährt ihre Familie im Sommerurlaub in den Nationalpark Acadia. Für Abby ist Acadia das Paradies – doch dieses Jahr ist alles anders. Der Betreiber ...

Abigaile, genannt Abby, ist voller Vorfreude. Wie jedes Jahr fährt ihre Familie im Sommerurlaub in den Nationalpark Acadia. Für Abby ist Acadia das Paradies – doch dieses Jahr ist alles anders. Der Betreiber hat einen Magier zur Unterhaltung der Gäste engagiert und dieser hat eine äußerst merkwürdige Wirkung auf die Menschen. Abby fühlt sich ebenfalls sofort zu ihm hingezogen, doch sie wird nicht so von ihm beeinflusst wie alle anderen um sie herum. Woran liegt das? Wer ist dieser geheimnisvolle Juspinn beziehungsweise was ist er? Warum kann ausgerechnet Abby seiner unheilvollen Wirkung widerstehen?

Das Buch umfasst knapp 500 Seiten und ist ein ganz schöner Wälzer! Es ist in zwei Hauptteile aufgeteilt, die sich auch ziemlich voneinander unterscheiden. Im ersten Teil lernen wir die Protagonisten kennen und die Spannung baut sich immer weiter auf. Hier ist vieles noch rätselhaft. Leser, die gerne spekulieren, können ihrer Phantasie hier freien Lauf lassen, es gibt durchaus Hinweise, die einen in die richtige Richtung führen.

Während ganz zu Beginn noch eine recht lockere Stimmung herrscht, verkehrt sich diese immer mehr ins Bedrohliche und Unheimliche.

Im zweiten Teil gibt es erst einmal einen Szenenwechsel und dann auch einige Antworten. Dennoch flacht die Spannung hier kaum ab, denn längst nicht alle Fragen werden schon beantwortet.

Was ist Gut, was ist Böse? Kann es das eine ohne das andere geben? Wo sind die Grenzen zwischen den beiden? Gibt es einen Ausweg für Liebende, die auf verschiedenen Seiten stehen?

Diese Fragen beschäftigen den Leser das ganze Buch hindurch und so bleibt es spannend und interessant.

Die Charaktere sind gut dargestellt, wirken authentisch und glaubwürdig, wenn mich auch Abbys Entwicklung streckenweise ziemlich erschreckt hat!
Die Handlung an sich ist spannend und stimmig, vom langsamen Beginn über die verschiedenen Stationen bis hin zum fulminanten Showdown. Ich habe mich lange gefragt, wie die Autorin hier am Ende zu einer jugendbuch-gerechten Lösung kommen will und hatte schon meine Zweifel, dass das überhaupt möglich ist, aber es gelingt!

Insgesamt ein tolles Lesevergnügen mit tiefschürfender Hintergrundthematik!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fesselndes und einfühlsames Buch über eine furchtbare Katastrophe

Sturm im Paradies
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Rebecca ist Rettungssanitäterin und eines Tages mit dabei, als ihr Team die Opfer eines Autounfalls rettet. Eigentlich ein Einsatz wie immer, doch für den Amerikaner Marty bedeutet die Rettung den Beginn ...

Rebecca ist Rettungssanitäterin und eines Tages mit dabei, als ihr Team die Opfer eines Autounfalls rettet. Eigentlich ein Einsatz wie immer, doch für den Amerikaner Marty bedeutet die Rettung den Beginn seines zweiten Lebens. Er macht seiner Freundin einen Heiratsantrag und ist fest entschlossen, seinen Rettern immer dankbar zu sein! Daher lädt er sie alle erst zu seiner Verlobungsfeier, und dann sogar Hochzeit nach Thailand ein. Da sich Rebeccas Freundin, die an dem Einsatz beteiligten Notärztin, in einen Freund von Marty verliebt hat und nicht alleine nach Thailand fliegen will, entschließt sich auch Rebecca, das großzügige Angebot anzunehmen und die Reise mit einem längst überfälligen Urlaub zu verbinden. Auf der Verlobungsfeier hat sie außerdem Martys besten Freund Lukas kennengelernt, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt hat. Doch Rebecca ist zurückhaltend. Sie ist in einer großen, chaotischen Familie aufgewachsen und als einzige unter ihren Geschwistern noch Single und kinderlos. Sie ist nicht auf der Suche nach einer Beziehung und misstraut Männern grundsätzlich. Lukas merkt schnell, dass er Geduld und Hartnäckigkeit brauchen wird, um an sein Ziel zu kommen. Doch er ist bereit, um Rebecca zu kämpfen und die Idylle am thailändischen Strand scheint ihm hierfür eine gute Kulisse zu sein.

Als Leser hat man den Figuren einiges an Wissen voraus. Es gibt Tage in den letzten Jahrzehnten, an die erinnern sich sicher fast alle, die alt genug waren. Der Fall der Mauer, der 11. September oder eben auch der zweite Weihnachtsfeiertag 2004, als die Welt das Wort Tsunami lernte.

Dementsprechend zuckt man beim Lesen zusammen, als Marty seine Hochzeitspläne für den 25.12.2004 am Strand von Khao Lak bekanntgibt.
Aber auch wenn man weiß, was passieren wird, ist das Buch keinen Moment langweilig, im Gegenteil, die Spannung baut sich immer weiter auf, je näher das Datum rückt. Manchmal vergisst man über der sich langsam entwickelnden wunderschönen Romanze zwischen Lukas und Rebecca aber auch beinahe das drohende Unheil.
Dennoch ist einem immer im Hinterkopf, dass all die liebenswerten und reizenden Nebenfiguren, deren Bekanntschaft Rebecca in Thailand macht, unmöglich alle überleben können. Doch wer wird es schaffen und von wem heißt es Abschiednehmen?

Obwohl Thailand weit weg und 2004 bereits lange her ist, hatte ich beim Lesen des Buches die Bilder von damals wieder lebhaft vor Augen. Wahrscheinlich kann niemand, der nicht selbst dabei war, wirklich nachvollziehen, was sich damals abgespielt hat, aber die Beschreibungen der Autorin lesen sich äußerst glaubwürdig und authentisch. Mehr als einmal lief mir beim Lesen ein kalter Schauder den Rücken hinunter.

Nachdem Elisabeth Büchle Anfang des Jahres bereits unter dem Pseudonym Noa C. Walker einen zeitgenössischen Roman veröffentlicht hat, beweist sie hier nun erneut, dass sie nicht nur im historischen Genre überzeugen kann.

Wie auch in ihren historischen Romanen spielt auch in diesem Buch der christliche Glaube eine wichtige Rolle und in einem zeitgenössischen Buch fällt es auch sicher mehr auf, wenn die Protagonisten beten und an Gott glauben, aber ich finde immer wieder, dass es der Autorin gut gelingt, dieses Thema unaufdringlich mit einzubetten.

Insgesamt ein fesselndes und einfühlsames Buch über eine furchtbare Katastrophe – aber auch über die vielen kleinen Wunder des Lebens!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erwartungen nicht erfüllt

Ein Sommer ohne uns
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Tom und Verena sind ein Paar, seit sie 13 waren. Ihre Familien leben Haus an Haus, sie kennen sich von klein auf und für sie und alle anderen steht fest, dass sie für immer zusammen bleiben werden. Doch ...

Tom und Verena sind ein Paar, seit sie 13 waren. Ihre Familien leben Haus an Haus, sie kennen sich von klein auf und für sie und alle anderen steht fest, dass sie für immer zusammen bleiben werden. Doch nun, mit 18, kurz vor dem Abi, kommen leise Zweifel auf. Ist es richtig, mit der ersten großen Liebe für immer zusammen zu sein? Wird man sich nicht irgendwann fragen, ob man etwas verpasst hat? Sind sie nicht eigentlich in einem Alter, in dem man auch mal etwas ausprobieren sollte?

Obwohl sie sich eigentlich sicher sind, dass sie sich lieben und ihre Beziehung das Richtige für sie ist, beschließen sie aufgrund dieser Verunsicherung, sich eine Auszeit zu erlauben, in der jeder von ihnen auch andere Partner treffen darf. Danach wollen sie weiter und endgültig zusammen sein. Wird das gutgehen?

Ein spannendes Thema, gerade für ein Jugendbuch. Leider konnte mich die Umsetzung nicht richtig überzeugen. Das Buch umfasst gerade mal 240 Seiten, die Geschichte hat also nicht viel Platz, um detailliert ausgeführt zu werden. Neben dem Handlungsstrang um Tom und Verena gibt es eine Reihe weiterer Figuren, die teilweise als Gegenentwurf zu den beiden eine durchaus wichtige Rolle spielen, aber so kommen alle etwas kurz, und die Handlung wirkt zu gepresst.
Eine der Nebenfiguren fand ich zu Beginn sehr interessant und voller Potential, im weiteren Verlauf wird sie allerdings dermaßen klischeehaft dargestellt, dass es für mich sehr enttäuschend war. Ihre Motive und Hintergründe bleiben sowieso völlig im Dunkeln.

Auch das eigentliche Thema wurde für mich nicht so gut ausgearbeitet, wie ich es nach der Buchbeschreibung erwartet hatte. Es hätte da meiner Meinung nach wirklich spannende Ansätze gegeben. Jedoch dauert es ziemlich lange, bis das eigentliche Thema zwischen den Protagonisten überhaupt aufkommt und auch dann geht es weniger um eine wirklich offene Beziehung, sondern vielmehr darum, dass sie beide jeweils dem Reiz in Bezug auf eine konkrete Person nachgeben wollen. Da die beiden nicht miteinander reden, versäumen sie, Regeln für ihre Auszeit festzulegen und kommen nicht mit der Situation zurecht, in die sie sich selbst manövriert haben. So bleibt das Ganze eine relativ banale Teenager-Beziehungsdrama-Geschichte ohne den erhofften Tiefgang.

Der Schreibstil der Autorin ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Sie erzählt die Geschichte im Präsens, in kurzen, knappen Sätzen, manchmal in recht derben Worten. Mir persönlich hat das gut gefallen und es passte für mich auch zur Handlung.

Insgesamt hat das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllen können. Ich fand es nicht schlecht, aber das eigentliche Thema kam mir zu kurz und es waren mir zu viele Handlungsstränge auf zu wenig Seiten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame, amüsante Geschichte mit ernsten und ernsthaften Untertönen

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
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Martin ist 7 Jahre alt, als seine Oma stirbt. An ihrem Totenbett begegnet er einem Mann, den sonst anscheinend keiner sieht: der Tod!
Dieser wirkt auf den Jungen keineswegs furchteinflößend, sie unterhalten ...

Martin ist 7 Jahre alt, als seine Oma stirbt. An ihrem Totenbett begegnet er einem Mann, den sonst anscheinend keiner sieht: der Tod!
Dieser wirkt auf den Jungen keineswegs furchteinflößend, sie unterhalten sich und der Tod freut sich, endlich mal auf einen Menschen zu treffen, der ihn wahrnimmt und mit dem er reden kann. In den nächsten Jahren taucht er immer wieder in Martins Leben auf und es entsteht eine sonderbare Freundschaft.

Martin verändert sich durch diese Bekanntschaft, erst ganz unauffällig, doch nach und nach entwickelt er besondere Fähigkeiten, die er durchaus genießt und gerne nutzt. Doch Martin hadert auch immer wieder mit seinem ungewöhnlichen Freund, kann vieles nicht verstehen, beziehungsweise will er manches einfach nicht akzeptieren und so kommt es durchaus auch zum Streit zwischen den beiden.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört. Matthias Keller liest die Geschichte wunderbar und gibt beiden Hauptrollen eine passende Stimme. Die Audio CD Version ist eine gekürzte Fassung, was man leider auch immer wieder merkt, wenn plötzlich auf Ereignisse Bezug genommen wird, die überhaupt nicht vorgekommen und offensichtlich dem Rotstift zum Opfer gefallen sind.

Abgesehen davon hat mir die Geschichte sehr gut gefallen und großen Spaß gemacht. Es geht sowohl um die großen philosophischen Fragen von Leben und Tod, von Vorherbestimmung und Eigeninitiative als auch einfach um die Erinnerungen an die Zeit der 80er Jahre, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten.

Nach dem Prolog denkt man, man weiß schon, wie es am Ende ausgeht – der Schluss war für mich dann doch überraschend!

Insgesamt eine unterhaltsame, amüsante Geschichte mit ernsten und ernsthaften Untertönen, der zuzuhören mir großen Spaß gemacht hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gute Unterhaltung mit Wissensvermittlung in perfekter Form kombiniert

Herrin des Nordens
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Haithabu, Handelsstadt der Wikinger, in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Ingunn ist die Tochter der erfolgreichen und wohlhabenden Kaufmanns Sigmund und sein einziges Kind. Er bringt ihr alles bei, was ...

Haithabu, Handelsstadt der Wikinger, in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Ingunn ist die Tochter der erfolgreichen und wohlhabenden Kaufmanns Sigmund und sein einziges Kind. Er bringt ihr alles bei, was er weiß, damit sie gemeinsam mit ihrem zukünftigen Ehemann die Geschäfte fortführen kann. Sigmund führt ein gastfreundliches Haus und beherbergt eines Tages zwei junge dänische Krieger. Ingunn verliebt sich in Torge, den jüngeren der beiden und sie geben sich ein Heiratsversprechen. Doch Torges Lebensweg führt ihn wieder nach England, wo er die nächsten Jahre verbringen wird. Jon, der ältere Bruder, kehrt zuerst nach Dänemark zurück und tritt in die Dienste des dänischen Königs Sven. Immer wieder kommt er auch nach Haithabu und begegnet dort Ingunn. Bei ihren Begegnungen sprühen meist die Funken, aber man merkt, dass sich zwischen den beiden etwas entwickelt.

Das Buch umfasst mehr als 700 Seiten, doch beim Lesen kam es mir gar nicht so dick vor, denn die Seiten verfliegen nur so. Die Autorin gibt ihrer Handlung und den Figuren zu Beginn viel Raum, so entwickelt sich die Geschichte anfangs etwas langsam, aber gibt so auch Gelegenheit, die Personen kennenzulernen und sich mit einem Teil der Historie auseinanderzusetzen, von dem zumindest ich bisher nur sehr wenig wusste. Im weiteren Verlauf nimmt die Handlung dann immer mehr Tempo und Spannung auf.

Wir erleben mit Ingunn und ihrer Familie die Geschichte der berühmten Wikingersiedlung Haithabu mit, die Schicksalsschläge, die Stadt und Bewohner einstecken müssen, sowie ihren langsamen und schließlich endgültigen Niedergang.

Zwischendurch taucht immer wieder Munin auf, Odins Rabe, und berichtet aus seiner Vogelperspektive über die Ereignisse. Diese leicht mystischen Einschübe passten für mich wunderbar in die Geschichte

Die Figuren sind gut ausgearbeitet und dementsprechend interessant sowie glaubwürdig. Insbesondere die Protagonistin Ingunn ist mir im Laufe der Geschichte wirklich ans Herz gewachsen, denn wir erleben ihre Entwicklung vom eher oberflächlichen jungen Mädchen bis hin zur starken erwachsenen Frau mit.
Die Kombination von fiktiven Charakteren mit belegten historischen Persönlichkeiten ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen.

Eine wichtige Rolle spielt die Ausbreitung des Christentums und die damit einhergehende Verdrängung der alten nordischen Götter und des Glaubens an sie sowie die Konflikte, die sich hieraus ergeben.

Insgesamt für mich ein wunderbarer historischer Schmöker, der gute Unterhaltung mit Wissensvermittlung in perfekter Form kombiniert!