Faszinierende Idee eines tollen Autors, die aber nicht gänzlich ausgeschöpft wurde
FreiheitsgeldIn dem Buch befinden wir uns im Jahr 2064, wo jedem/r Bürger/in in Deutschland das Freiheitsgeld als bedingungsloses Grundeinkommen ausgezahlt wird. Dies ist vor allem möglich, da nun unter anderem unbeliebte ...
In dem Buch befinden wir uns im Jahr 2064, wo jedem/r Bürger/in in Deutschland das Freiheitsgeld als bedingungsloses Grundeinkommen ausgezahlt wird. Dies ist vor allem möglich, da nun unter anderem unbeliebte und einfache Tätigkeiten von Robotern verrichtet werden. Außerdem wurde die Klimaerwärmung erfolgreich gestoppt und es gibt viele Dinge, die nun nachhaltiger gestaltet sind. Die Geschichte findet also in einer utopischen Version unserer Zukunft statt – möchte man meinen… Doch dann wird der Journalist und ehemaliger Widersacher des berühmtesten Politikers tot in seiner Wohnung aufgefunden und kurz darauf soll ebendieser Politiker, der „Vater des Freiheitsgeldes“, Selbstmord begangen haben. Ob und warum die beiden Todesfälle zusammenhängen könnten?
Der Einstieg ins Buch fällt leicht, weil wir direkt die wichtigsten Protagonisten kennenlernen: Die Geschichte wird aus der Sicht des Polizisten Ahmad, dem Ehepaar Valentin und Lina, die in der Gated Community „Oase“ leben, und einer Familie erzählt, die eine Verbindung zur Oase und der gewöhnlichen Bevölkerung außerhalb darstellen. Es ist in jedem Kapitel schnell klar, wer nun die Geschichte erzählt und schafft somit ein umfassenderes Bild des Geschehens. Nur leider gibt es keinen genauen Überblick über die Gesellschaft oder die Veränderungen durch das Freiheitsgeld. Ich hatte anfangs so viele Fragen, habe ich mich manchmal schlecht in der Welt zurechtgefunden, auch wenn das Leben der Protagonisten sehr klar beschrieben wird. Nach dem Beenden des Buches hat man ein Gefühl für diese mögliche Zukunft, aber das war mir zu spät. Außerdem fand ich manche Aspekte diesbezüglich zu einseitig und bezweifle, dass sie realistisch sind, in der doch sehr denkbaren nahen Zukunft unserer Welt.
Die Ideen Eschbachs sind wirklich gut und die dargestellte Welt oftmals faszinierend. Viele Details sind ein logischer Fortschritt unserer Gegenwart und sehr interessant, z. B. die automatische Fertigung von Büchern und Kleidung on demand. Es sind oft kleine und praktische Konzepte, die unsere heutigen Probleme um ein leichtes lösen und durch die unterschiedlichen Altersgruppen der Protagonisten sehr anschaulich verdeutlicht werden. Trotzdem ist das Rollenbild des Mannes sehr altbacken und als Beschützer der Frau ausgelegt und die Beziehungen sind auch ziemlich sexintensiv, wobei letzteres bestimmte Aspekte dieses Zukunftsszenarios verdeutlichen, aber das hätte ich mir trotzdem eleganter gelöst gewünscht. Und wenn wir schon bei den Protagonisten sind: Es gab keine Person, die ich besonders gern gehabt und mit ihr mitgefiebert habe. Im Gegenteil, denn einige Charaktere wurden mir im weiteren Verlauf der Geschichte immer unsympathischer.
Die Geschichte an sich ist schon spannend, aber manche meiner Fragen wurden sehr unaufgeregt, fast nebenbei beantwortet oder konnte man sich oft schon im Voraus denken, während die Protagonisten es erst langwierig herausfinden oder gar davon überrascht sind. Wirklich spannend, wendungsreich und schockierend ist dann das Ende. Ich habe auch den Eindruck, dass es detailreicher und logischer beschrieben wurde… wäre doch nur das ganze Buch so gewesen! Der Schluss hat mich teilweise überrascht, insbesondere schockiert und es macht ihn erst so gut, dass er sehr denkbar und realistisch ist. Ich empfand den Ausgang der Geschichte auch als traurig und entsetzlich, was ihn umso passender und realistischer macht.
Fazit:
„Freiheitsgeld“ ist eine recht interessante und spannende Geschichte mit tollen Ideen, wobei es etwas dauert, bis man einen guten Überblick über die veränderte Gesellschaft durch das bedingungslose Grundeinkommen erhalten hat. Für Fans von Andreas Eschbach wird das Buch wahrscheinlich eine Enttäuschung sein, für diejenigen, die es noch werden wollen, sei gesagt, der Autor hat noch bessere Bücher geschrieben.