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Veröffentlicht am 13.01.2018

Die Geschichte einer wahren Freundschaft

Zwillingssterne
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Die 17-jährigen Althea und Oliver sind allerbeste Freunde. Ihre Freundschaft besteht, seitdem sie 6 Jahre alt waren und ist so eng, dass sie alles miteinander machen und teilen. Athea ohne Oliver gibt ...

Die 17-jährigen Althea und Oliver sind allerbeste Freunde. Ihre Freundschaft besteht, seitdem sie 6 Jahre alt waren und ist so eng, dass sie alles miteinander machen und teilen. Athea ohne Oliver gibt es nicht, genauso wenig wie Oliver ohne Althea. Althea ist aufbrausend und impulsiv, Oliver ruhig und wird von jedem gemocht – Gegensätze ziehen sich eben an. Weil Olivers Vater vor vielen Jahren gestorben ist und Altheas Mutter sie als kleines Kind verlassen hat, haben die beiden ein Leben mit nur einem Elternteil gemeinsam. Da sich die beiden Jugendlichen auch sehr ähnlich sehen, werden sie oft für Zwillinge gehalten. Als Oliver krank wird und wochenlang im Schlaf gefangen ist, sind die Zwillingssterne getrennt und Althea plötzlich auf sich alleine gestellt. Während Olivers Schlafepisoden dreht sich die Welt weiter und alles ändert sich, auch Althea, nur für Oliver selbst bleibt die Zeit stehen. Althea versucht sich alleine in ihrem neuen Alltag ohne Oliver, mit dem sie all ihre Zeit verbracht hat, zurecht zu finden und ändert sich dadurch unweigerlich. Oliver erwacht nach Wochen, die es für ihn jedoch nie gegeben hat.
Dass Althea seit kurzem mehr für Oliver empfindet, macht die Sache nicht leichter. Es ist unabwendbar, dass sich die Freundschaft der beiden ändert. Auch wenn sie immer noch viel Zeit miteinander verbringen und viel füreinander empfinden, muss Oliver einen Weg finden um mit seiner plötzlichen Krankheit klar zu kommen und Althea damit, alleine zu sein. Althea macht dabei eine sehr große Veränderung durch. Sie ist eher eine Einzelgängerin, will ihren Willen durchsetzen und ist sehr emotional. Als sie Oliver durch seine Krankheit für längere Phasen verliert, macht sie eine enorme Entwicklung durch. Viele Charakterzüge treten erst jetzt auf oder sind nun offensichtlicher, wodurch ich mich erst an sie gewöhnen musste. Dadurch war sie mir erstmals fremd, bis ich sie wieder neu kennengelernt hatte.

Cristina Moracho hat einen sehr intensiven Schreibstil. Auch wenn die Geschichte nicht gerade sehr spannungsreich abläuft, wird der Leser in einer Sogwirkung gefangen, wodurch er das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die Gefühle und Beziehung der Charaktere wurden sehr eingehend beschrieben, sodass man den vollständigen Charakter aller Personen vor Augen hatte.

Dieses Buch zeigt, wie tief und eng eine Freundschaft, die viel gemeinsam verbrachte Zeit aufweist, sein kann. Aber auch, wie sehr selbst so eine Beziehung durch Krankheiten oder sich verändernde Gefühle belastet wird. Im Laufe der Geschichte müssen die beiden auch oft alleine ihren Weg finden, wobei man immer merkt, wie sehr sie den jeweils anderen brauchen und helfen wollen. Das Ende beantwortet die Frage, wie ihre Freundschaft diese Belastungsprobe ausgehalten hat und sich künftig ändert. Am Schluss trat jedoch ein Aspekt auf, der für mich sehr irreal war. Auch wenn die Endsituation aus meiner Sicht teilweise unrealistisch wurde, hat sie perfekt zu Althea und Oliver gepasst.

Fazit:
„Zwillingssterne“ ist eine sehr intensive Geschichte über Freundschaft und Probleme im Jugendalter. Das Buch behandelt vor allem, wie sich zwei sehr enge Freunde voneinander lösen und sich trotzdem immer nahe bleiben. Ich habe bisher kaum Bücher gelesen, die Freundschaft so gut und intensiv darstellen konnten, wie Cristina Morachos Debüt.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe

Der Koffer
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Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem ...

Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem neuen Erziehungsberechtigten. Julian ist ein sehr sensibler Junge, der viel jünger erscheint, als er ist. In der Schule trifft er wieder auf seinen ehemaligen Pflegebruder Adam, der sehr herzlich und fürsorglich ist. Zwischen den beiden bestand vor Jahren eine enge Beziehung, die mit der Zeit verloren ging. Jetzt versucht Adam erneut einen Zugang zu Julian zu finden und deren verlorene Freundschaft wieder aufzubauen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere facettenreiche Charaktere, wie Charlie, der ständig über seine vielen Geschwister schimpft und Emerald, die nicht weiß, wie sie ihr gewünschtes Ziel erreichen kann.

Robin Roe erzählt sehr einfühlsam und doch schockierend die Geschichte von Julian. Ihr Schreibstil hat mich schon von der ersten Seite an eingenommen und viele Empfindungen hervorgerufen. Ich hab mich gefreut, hab amüsiert gelächelt, hatte Tränen in den Augen, habe gehofft, war wütend und auch völlig schockiert. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Somit hat man nicht nur Einblicke in Julians Leben, sondern auch in das von Adam. Gekonnt spinnt Robin Roe so die Geschichte aus Sicht des Involvierten und des ruhigen Helfers. Die Autorin schafft es mit ihrer Art zu Schreiben noch mehr Gefühle zu wecken, als mit den Worten selbst. Selbst ohne Hinweis hätte ich Julians Abschnitte an der düsteren und kindlichen Atmosphäre erkannt.


Fazit:
Einfühlsamer Roman über die Geschichte eines Jungen, der mit Einsamkeit und Schmerzen zu kämpfen hat. Robin Roe schafft mit ihrem angenehmen und wandlungsfähigen Schreibstil eine trostlose, aber oft auch heiternde Atmosphäre. Hierdurch erlebt der Leser eine Gefühlsachterbahn der Gefühle. Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe.

Veröffentlicht am 25.07.2017

so enttäuschend, wie der Titel lang ist

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
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Die ersten Worte des Buches, die auch als Titel verwendet wurden, leiten den Prolog ein. Hier erzählt Samantha von dem Moment, als sie starb. Zunächst neugierig las ich weiter und erlebte mit Samantha ...

Die ersten Worte des Buches, die auch als Titel verwendet wurden, leiten den Prolog ein. Hier erzählt Samantha von dem Moment, als sie starb. Zunächst neugierig las ich weiter und erlebte mit Samantha ihren letzten Tag auf Erden. Da dieser der 12. Februar, somit Valentinstag und außerdem Freitag ist beinhaltet der Tag viele Details, wodurch man Samanthas Leben kennen lernen kann. Im Speziellen eher beherrscht durch die oberflächlichen Themen von knapper Kleidung, ihr erstes Mal Sex mit ihrem Freund Rob, den Beziehungen ihrer drei Freundinnen und Tratsch über deren Mitschüler. Am Ende des Tages stirbt Sam während eines Autounfalls und durchlebt daraufhin ihren letzten Tag sieben Mal wieder. Ihr Ziel dabei ist es, ihren eigenen Tod zu verhindern. Somit versucht sie jedes Mal immer wieder Details zu verändern, sodass sie nicht abermals sterben muss. Dabei erfährt Sam wie ihre Freunde und Mitschüler diesen Tag erlebt haben und findet währenddessen unter anderem heraus, dass eine Mitschülerin nicht nur von ihren Freundinnen und ihr selbst gemobbt wurde und die Erlebnisse des Tages wesentlich beeinflusst.

Anfangs war das Geschehen noch interessant, da viele kleine Entscheidungen das Geschehen am 12. Februar verändert haben. Jedoch wurde der Ablauf des Tages nach vier Mal langweilig. Die meisten Infos wurden dem Leser schon geliefert, die Handlungsmöglichkeiten von Sam immer eingeschränkter und die Ergebnisse denen der Vortage immer ähnlicher. Obwohl Sam auch anderen Personen helfen wollte, tat sie dies doch nur um ihren eigenen Tod zu verhindern. Auch wegen ihres Egoismus wurde das abermalige Durchleben ihres letzten Tages irgendwann sehr träge für den Leser.

Was ich persönlich richtig schade finde ist, dass die Moral von der Geschichte auf der Strecke bleibt. Es wäre gut möglich, dass Lauren Oliver das Thema Mobbing bewusst behandeln und aufzeigen wollte, zu was diese grausamen Hänseleien führen können. Leider wird dies aber nie in den Vordergrund gerückt und der Zeigefinger erhoben. Der Leser wird sich der Grausamkeit von erbarmungslosen Mobbing nicht von selbst bewusst.

Das Ende hat gerade noch den zweiten Stern hergegeben. Meiner Meinung nach ist es sehr passend, auch wenn die Mahnung fehlt, dass Mobbing Schlimmes anrichten kann. Nachdem die Geschichte in Belanglosigkeiten dahingeplätschert ist, zeigt sich hier erstmals etwas Härte durch das endgültige Ende von Sams wiederholendem Durchleben ihres letzten Tages. Erst in diesem Moment wurde die Protagonistin mutig und hat erkannt, dass es schwer werden wird ihren drohenden Tod abzuwenden.


Fazit:
„Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ wollte vielleicht wichtige Themen aufgreifen, erzählt aber hauptsächlich von den banalen Themen von Teenis: Einem knappen Kleidungsstil, Mobbing und die oberflächlichen Beziehungen zwischen Mädchen und Jungen. Viel Potenzial wurde während dem abermaligen Durchleben des gleichen Tages verschwendet, da dieser sich aber der Hälfte immer mehr glich. Sehr schade war vor allem, dass das Thema Mobbing nicht weiter intensiviert und nicht explizit als grausam dargestellt wird.

Veröffentlicht am 25.07.2017

bedrückendes Thema

Die unterirdische Sonne
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Die fünf Kinder und Jugendlichen Sophia, Eike, Maren, Conrad und Leon werden in einem Keller gefangen gehalten. Nach Willkür der Entführer werden die Jugendlichen einzeln nach oben geholt, wo schlimme ...

Die fünf Kinder und Jugendlichen Sophia, Eike, Maren, Conrad und Leon werden in einem Keller gefangen gehalten. Nach Willkür der Entführer werden die Jugendlichen einzeln nach oben geholt, wo schlimme Dinge geschehen. Über das, was dort geschieht, dürfen sie nicht miteinander reden. Deshalb wird im gesamten Buch auch nie ausdrücklich gesagt, was genau den fünf angetan wird. Trotzdem errät der Leser durch die Andeutungen schnell, was die jungen Menschen ertragen müssen. Mit jeder Seite hofft man jedoch, dass es nicht wahr ist und noch explizit erwähnt wird, was die Entführer ihnen antun.

Die fünf Jugendlichen, die ca. 10-14 und 18 Jahre alt sind, haben die Tat der Entführung und der daraus resultierenden Konsequenzen ganz unterschiedlich verarbeitet. Maren stottert seitdem und hat Mühe ihre Gedanken in Sätzen zu formen. Sophia kämpft zunächst und stützt sich auf ihren Glauben. Eike rebelliert in seinen Gedanken und Worten. Conrad zieht sich zurück und lässt das Geschehene auf sich zu kommen. Leon akzeptiert das Geschehene in Maßen, obwohl er viel Angst verspürt.

Das Geschehen wird aus Sicht der Jugendlichen beschrieben. Alle fünf erzählen von sich und dem was passiert auf ihre ganz eigene Art und Weise, sodass man als Leser sehr schnell merkt, wer in dem vorliegenden Kapitel seine Empfindungen mit dem Leser teilt. Sie berichten, was im Keller geschieht, triften aber auch oft in Erinnerungen ab, wobei sie ihre bisherige Lebenssituation beschreiben. Zeitweise zieht sich das Geschehen jedoch, wobei ich das währenddessen nicht allzu schlimm fand, da ich immer noch auf eine (andere) Erklärung gehofft habe, was den Jugendlichen oben im Haus geschieht.

Der Schreibstil ist von Anfang an sehr erdrückend, zeitweise poetisch und anders. Als Leser liest man auch zwischen den Zeilen, wie sehr die Jugendlichen durch die Geschehnisse in ihrer Psyche angegriffen werden und von den Geschehnissen überfordert sind. Gestört hat mich daran allerdings, dass auch bereits bei den neu eingetroffenen Jugendlichen so ein drückender und düsterer Schreibstil herrschte, wodurch man als Leser das Gefühl hatte, dass sie schon von Anfang an passiv sind und kapituliert haben. Mir haben in der Situation noch die anfängliche Hoffnung und der Prozess hin zum Aufgeben gefehlt.

Die Atmosphäre wird zum Schluss hin immer bedrückender. Man hat zwar Hoffnung für die fünf Jugendlichen, obwohl man wie sie genau weiß, dass man es eigentlich lassen sollte. Das Ende gefällt mir im Großen und Ganzen, da es passend zur Geschichte ist. Trotzdem stört mich ein Detail, weil es zu wenig erläutert wurde, sodass ich es hätte nachvollziehen können.


Fazit:
Insgesamt ein Buch, das über grausame Geschehnisse spricht, die an fünf Jugendlichen verübt werden. Obwohl sie nie konkret beschrieben werden, ahnt man anhand der Andeutungen, was „dort oben“ geschieht. Das Mindestalter von 16 Jahren kann ich nur zustimmen, da man eine gewisse Reife und Wissen braucht, um das Kernthema des Buches verarbeiten zu können. Der Schreibstil ist ehrlich, poetisch und erdrückend. Einige Details passen für mich nicht richtig zur Geschichte bzw. wurden zu wenig erläutert, sodass ich sie verstehen und akzeptieren könnte. Trotzdem ein lesenswertes Buch über eine Entführung und dem Grauen, das daraufhin folgt.