Ein unerhörtes Leben mit so mancher Länge und ohne den finalen Kick
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hatEin eher merkwürdiger bzw. eigentümlicher Junge, dem zunächst etwas Absurdes widerfährt, der dann über sich hinauswächst und Ungewöhnliches leistet - alles schon gehabt? Ja, richtig! Und so ganz neu war ...
Ein eher merkwürdiger bzw. eigentümlicher Junge, dem zunächst etwas Absurdes widerfährt, der dann über sich hinauswächst und Ungewöhnliches leistet - alles schon gehabt? Ja, richtig! Und so ganz neu war auch vieles andere hier nicht - trotzdem: ich habe das Buch gern gelesen, es ist in einem charmanten Stil geschrieben und trotz arg vieler Längen mangelt es ihm nicht an Charme und Witz. Woran es dem Werk aber vor allen Dingen NICHT mangelt, ist ein intelligenter Autor, der sich auf Anspielungen und Ableitungen versteht und damit einiges wieder wettmacht. Zudem macht er Lust auf mehr: der vergleichsweise junge Gavin Extence hat mit "Das unerhörte Leben des Alex Woods" mit Sicherheit noch kein Meisterwerk abgeliefert, mit der Betonung auf NOCH nicht. Ein offener und optimistischer Rezipient vermag hier nämlich durchaus Potential zu erkennen - es bleibt also zu hoffen, dass Extence in den kommenden Jahren für eine literarische Bombe verantwortlich zeichnen wird.
Ich denke an das Buch als an ein quasi zweiteiliges Leseerlebnis zurück: den ersten Teil muss man überwinden, um zum interessanteren, aber nicht unbedingt originelleren 2. Teil zu kommen, in dem die Geschichte ordentlich Fahrt aufnimmt und durchaus tiefsinnige moralische Fragestellungen aufwirft - trotz oder gerade deswegen hätte der Autor mit seinen Botschaften, die durchaus vorhanden sind, einiges mehr bewirken können.
Fazit: erinnert doch sehr an "Ein ganzes halbes Jahr" in anderem Gewand (wobei mich dieses eher noch weniger überzeugte), wobei es mit Sicherheit nicht als ein Abklatsch zu verstehen ist, dazu differiert das Umfeld doch zu stark, was sich mit Sicherheit auf die mögliche Zielgruppe auswirkt. Aber aus meiner Sicht befindet sich Gavin Extence hier mit der Autorin Jojo Moyes dahingehend in einem Boot, als dass sie - zudem in mehr als ähnlichen thematischen Schwerpunkten - lediglich einen Rohentwurf bieten, der seine ganze Kraft und Wirkung noch nicht voll entfalten kann. Wer im Gegensatz zu mir von "Ein ganzes halbes Jahr" völlig hin und weg ist, dem empfehle ich das Buch allerdings wärmstens, genauso wie es die etwas jüngere Leserschaft, gern auch als "Junge Erwachsene" bezeichnet, ansprechen dürfte.
Ich selbst habe das Leseerlebnis überhaupt nicht bereut, konnte aber mit den gelegentlich etwas leblos scheinenden Protagonisten weder lachen noch weinen - hier fehlte mir irgendwie der finale Kick.