Deutschland, einig .... Frettchenland
FrettchenlandOder auch gerade nicht, denn Frettchen sind ganz schön heftige Gesellen und als solche entlarvt Autor Rainer Wittkamp auch einige seiner Landsleute - bei weitem nicht alle, wohlgemerkt. Sein Augenmerk ...
Oder auch gerade nicht, denn Frettchen sind ganz schön heftige Gesellen und als solche entlarvt Autor Rainer Wittkamp auch einige seiner Landsleute - bei weitem nicht alle, wohlgemerkt. Sein Augenmerk gilt vor allem denjenigen, die sich auf der Politbühne der Bundeshauptstadt tummeln - und das bei weitem nicht in der ersten Reihe. Lügner und Betrüger, vor allem Profitgierige gibt es auf allen Ebenen - vom Staatssekretär über diverse Lobbyisten, den Staatsschutz auf allen Ebenen... und, und, und.
Eingebettet ist das alles in eine ebenso spannende wie unterhaltsame Handlung um die Ermordung einer Personenschützerin, die im Politmilieu eingesetzt wurde und - wie sich nach und nach herausstellt - auch anderweitig durchaus auf dünnem Eis bewegte. Ihr Umfeld - die Großmutter mitsamt überaus originellem Faktotum - ist eine Klasse für sich. Allein die Bekanntschaft mit ihnen lohnt die Lektüre dieses Krimis. Aber er birgt ja so viel mehr, nicht zuletzt tiefe und allertiefste Einblicke in die Auswüchse menschlicher Gier.
Als ich das Buch beiseite legte - selbstverständlich ausgelesen - liefen mir kalte Schauer über den Rücken, denn genauso ist es bzw. könnte es sein. Ganz schön erschreckend, finde ich. Gut, dass die redlichen und unbestechlichen Kommissare Nettelbeck und Täubner weiterhin auf alles ein Auge haben - hoffentlich auch bald in der nächsten Folge dieser spannenden Krimireihe.
Ein wenig abträglich für das Lesevergnüge war aus meiner Sicht der Stil der für ein so kurzes Buch überaus zahlreichen Dialoge :in der wörtlichen Anrede wurden ständig Vornamen eingebaut,.
Hier ein Beispiel von S. 75 f. :
Unbedingt, Andreas.
Ich habe gute Nachrichten, Andreas.
Dreimal daneben, Nils,
Kleiner Versprecher, Andreas.
Und das waren längst nicht alle in einem relativ kurzen Gespräch - für mich ganz klar des Guten zu viel.
Abgesehen davon ein wirklich gelungener Hauptstadtkrimi mit jeder Menge spannender Details zur Stadt, ihrer Geschichte - und zum Jazz, der perfekt in das Handgepäck für eine Wochendendreise nach Berlin passt!