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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2020

Neue Wege, um mit Leiden zu (über)leben

Aufstieg in die Tiefe
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Aber es ist noch viel mehr, was Autorin Ursula Grether hier beschreibt. Sie ist von jeher ein Hansdampf in allen Gassen gewesen, hat als Expeditionsärztin Reinhold Messner begleitet und ist einen spirituellen ...

Aber es ist noch viel mehr, was Autorin Ursula Grether hier beschreibt. Sie ist von jeher ein Hansdampf in allen Gassen gewesen, hat als Expeditionsärztin Reinhold Messner begleitet und ist einen spirituellen Weg gegangen, den wir hier begleiten dürfen, nämlich ihren Weg in den Buddhismus.

Einem Glauben, der ihr in vielem hilft - man mag es nicht glauben, aber diese aktive und umtriebige Person, die so vielen Menschen helfen konnte, ist tatsächlich an Parkinson erkrankt. Nicht zuletzt, mit ihrer Krankheit fertig zu werden.

Ein kluges und gleichzeitig spirituelles und emotionales Buch, dem es an nichts fehlt: weder an Fakten, noch an der Tiefe und schon gar nicht an der Aufmachung. Was mir besonders gut gefällt: am Ende steht ein ausführliches und detailliert aufbereitetes Glossar, das den Leser fundiert durch das Buch begleitet. Insgesamt für jeden zu empfehlen, der geistige Nahrung sucht!

Veröffentlicht am 13.11.2019

Zwei Teams ermitteln gemeinsam

Feuersee
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Thilo Scheurer liebt es, seine Ermittler auch persönlich in die gerade aktuellen Fälle zu involvieren - diesmal ist es Sebastian Franck vom Stuttgarter LKA, den es trifft, wovon er zunächst allerdings ...

Thilo Scheurer liebt es, seine Ermittler auch persönlich in die gerade aktuellen Fälle zu involvieren - diesmal ist es Sebastian Franck vom Stuttgarter LKA, den es trifft, wovon er zunächst allerdings nichts merkt: seine Chefin Marga Kronthaler ist mit der Aufklärung der Ermordung seines Bruders bei einem Banküberfall vor etlichen Jahren beschäftigt. Er selbst kümmert sich mit seiner jungen, naseweisen Kollegin Franziska um einen Knochenfund in Rottweil, wobei sie mit dem brummigen Kommissar Wolfgang Treidler und dessen eifriger, ursprunglich ostdeutscher Kollegin Carina Melchior zu ltun bekommen. Der Tote erweist sich als wirklich unangenehmer Mann, der auch nicht gerade sanft mit Frauen umging.

Das im Klappentext in Aussicht gestellte Stuttgarter Lokalkolorit fehlte zwar, das hat mich aber überhaupt nicht gestört. Denn hier wurde ein Einblick sowohl in die Ermittlungen als auch in die zuständigen Teams geboten, der mir richtig viel Spaß machte und den man in der Ausführlichkeit in Krimis selten geboten bekommt. Jedenfalls nicht ohne dass es trocken und langweilig wird, zumindest stellenweise.

Das ist hier aber überhaupt nicht der Fall, da sich die Erkenntnisse, die sich natürlich teilweise auch als Fehlschlag bzw. falscher Alarm erweisen, quasi überschlagen. Ich hatte sehr großen Spaß bei der Lektüre dieses Bandes, in dem der Autor Thilo Scheurer zwei Teams seiner eigentlich separaten Reihen zusammenbrachte und freue mich schon auf den nächsten Band - egal, in welcher Konstellation!

Veröffentlicht am 13.10.2019

Motti zieht hinaus in die weite Welt

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
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Nachdem Motti im ersten Teil seiner Geschichte von seiner Familie verstoßen wurde, zieht er nun hinaus in die weite Welt. Und zwar haben ihn die "Verlorenen Söhne Israels" entdeckt und nehmen ihn in ihre ...

Nachdem Motti im ersten Teil seiner Geschichte von seiner Familie verstoßen wurde, zieht er nun hinaus in die weite Welt. Und zwar haben ihn die "Verlorenen Söhne Israels" entdeckt und nehmen ihn in ihre Gemeinschaft auf. Was allerdings nichts mit Familienersatz, sondern vielmehr mit einem Kampf der Welten zu tun hat!

Überraschenderweise gibt es nämlich einen parallelen Handlungsstrang, der der im April 1945 einsetzt und von einem nahtlosen Fortbestehen der Nazis berichtet - natürlich im Geheimen, doch durchaus mit Anspruch auf eine Weltmacht. Doch diesen haben nicht nur die Nazis...

Zunächst hatte ich Angst - nämlich dahingehend, ohne mame Wolkenbruch, Mottis mehr als eigenwillige Mutter auskommen zu müssen. Doch braucht man lediglich ein wenig Geduld, bis man reich belohnt wird - Mutter Wolkenbruch stellt sich, von Sehnsucht nach dem verlorenen Sohn übermannt, sogar dem Clinch mit der Cyberwelt!

Ein ausgesprochen schräger und im Gegensatz zum ersten Teil eher surrealer Roman.

Im Gegensatz zu Band 1 ist der Roman in "normalem" Deutsch verfasst, wenngleich es durchaus auch wieder mit Begriffen aus dem Jiddischen gespickt ist. Da ich gerade erst den ersten Teil beendet hatte, war ich noch drin im Modus, ansonsten hätte ich ein Glossar sicher vermisst.

Sehr unterhaltsam und auf gewisse Weise ungewöhnlich ist dieser Roman von Thomas Meyer - ich fühlte mich in eine völlig andere Welt entführt, eine Parallelwelt sozusagen. Beziehungsweise zwei davon - eine jüdische und eine Nazi-Welt. Es hat etwas Märchenhaftes, andererseits aber in Zeiten von AfD und anderen Bünden am rechten Rand der Gesellschaft oder gar jenseits davon durchaus auch realistisch-bedrohliche Züge - die ich jedoch tapfer weggelacht habe. Aber Thomas Meyer hat mich aufgerüttelt - ich bleibe wachsam und zwar in jeder Hinsicht!

Veröffentlicht am 08.09.2019

Ein Leben im Schatten

Der Schatten eines Sommertags
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führt Tonya, IT-Spezialistin beim BKA, im wahrsten Sinne des Wortes, denn vor sieben Jahren starb ihr Glück. Dennis nämlich, mit dem sie gerade erst zusammengekommen war, wurde kaltblütig ermordet und ...

führt Tonya, IT-Spezialistin beim BKA, im wahrsten Sinne des Wortes, denn vor sieben Jahren starb ihr Glück. Dennis nämlich, mit dem sie gerade erst zusammengekommen war, wurde kaltblütig ermordet und noch immer gibt sie sich die Schuld daran. Seitdem führt die noch immer recht junge Frau trotz riesiger Familie - sie ist die Jüngste eines riesigen Haufens von Geschwistern, die alle auf sie achtgeben - ein recht freudloses Leben.
Auf einmal geschehen um sie herum geheimnisvolle Dinge, gewissermaßen Überfälle, durch die sie jedoch nicht durchblicken kann. Als einer ihrer Hunde umgebracht wird, ist Tonya nicht mehr bereit, das hinzunehmen. Und auch der Leser hat keine Moglichkeit mehr dazu

Denn die Autorin Noa C. Walker lässt uns in ihrem immerhin mehr als 350seitigen Schmöker nicht eine Seite lang ausruhen - Längen sucht man hier vergeblich. Dafür geht es Knall auf Fall von einem Ereignis zum nächsten, wobei sich - wie es bei Spannungsliteratur auch sein sollte - natürlich stets auch neue Ereignisse und neue Hindernisse ergeben, die Tonya das Leben schwer machen. Oder soll sie gar damit bezahlen? Also mit ihrem Leben? Beschützt von Heerscharen von Brüdern, ihrer Schwester Lara und dem Kollegen Jack Sturm, dem sie nicht ganz gleichgültig ist, gelingt es Tonya trotzdem, der Sache nachzugehen.
Ein tolles Buch, in dem zwar manches, aber längst nicht alles, schwarz und weiß ist. Das erfährt man aber auch nur ganz am Ende, wobei die Wendungen, die die Geschichte nimmt, zwar tollkühn, aber in keinster Weise unrealistisch sind. Es geht auch viel um Emotionen und da zeigt die Autorin eine sehr menschliche Seite: Irrungen und Wirrungen sind wie schon einst bei Fontane an der Tagesordnung und sie können jedem widerfahren - man muss nur damit umzugehen wissen. Was den Protagonisten ebensowenig leicht fällt wie uns im realen Leben.

Am Ende bleiben einige wenige Punkte offen, was mich aber gar nicht stört, denn im Leben ist es genauso: wenn ich mehr brauche, setze ich mein Kopfkino ein, das aber von der tollen Autorin schon kräftig angekurbelt wurde! Ein kluger und warmherziger Roman, der zeigt, was möglich ist, wenn man Gott an seine Seite lässt!

Veröffentlicht am 03.09.2019

Martha machts

Die Hafenschwester (1)
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Als Hamburg-Fan, der diese Stadt jedoch in den letzten anderthalb Jahrzehnten ein bisschen aus den Augen verloren hat, war es für mich Ehrensache, dass ich mir dieses besondere Buch von Melanie Mezenthin ...

Als Hamburg-Fan, der diese Stadt jedoch in den letzten anderthalb Jahrzehnten ein bisschen aus den Augen verloren hat, war es für mich Ehrensache, dass ich mir dieses besondere Buch von Melanie Mezenthin nicht entgehen lasse. Zumal die Geschichte der Frauen mir noch ein wenig mehr am Herzen liegt als die bedeutende deutsche Hafen- und Handelsstadt.

Und ich wurde nicht enttäuscht: Martha wächst Ende des 19. Jahrhunderts unter einfachsten Bedingungen auf, doch die liebende Familie um sie herum lässt sie die schweren Umstände zwar nicht mit Leichtigkeit, aber doch mit Zuversicht ertragen, sieht sie doch, dass es anderen um sie herum sehr viel schlechter geht. Beispielsweise Milli, ihrer Freundin seit Kindheitstagen, die vom eigenen Stiefvater - wie vorher auch ihre Mutter - als Hure "verkauft" wird.

Doch im Alter von vierzehn Jahren ändert sich auch für Martha alles: im Zuge der Cholera-Epidemie verliert sie ihre halbe Familie und ihr Vater ergibt sich dem Alkohol. Ausgerechnet er, der immer für die Kinder da war, doch gottseidank hat Martha noch ihren jüngeren Bruder, der fest zu ihr hält und sie unterstützt.

Tatsächlich schafft sie es, ihren Weg zu gehen: zunächst als einfache Krankenwärterin gelingt es ihr, einen Ausbildungsplatz im modernen Krankenhaus Eppendorf zu bekommen. Trotz der Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, geht sie ihren Weg und lernt ganz besondere Menschen kennen. Doch wird sie sich halten können? Wird ihre Herkunft aus einfachsten Kreisen nicht im Weg stehen?

Ich liebe Romane, in denen die Sozialgeschichte eine wichtige Rolle spielt, vor allem solche, in denen das Schicksal der Frauen - gesellschaftlich und politisch im Mittelpunkt steht, so wie es hier der Fall ist.

Gelegentlich driftete der Plot für mich ein bisschen zu sehr in ein Intrigenspiel ab, doch schaffte es die Autorin mit ihrem spannenden Stil und ihren klugen Recherchen mühelos, mich bis zum Ende am Ball zu halten! Der vielversprechende erste Band einer Serie, bei der ich definitiv am Ball bleibe und mich schon jetzt auf den nächsten Band freue!