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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2018

Bomben auf Wien

Bomben auf Wien
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Autor Marcello LaSperanza lässt in seinem Buch rund 100 Augenzeugen jener Tage und Wochen zu Wort kommen, in denen Wien von britischen und amerikanischen Flugzeugen bombardiert wurde. Knapp 100 Berichte ...

Autor Marcello LaSperanza lässt in seinem Buch rund 100 Augenzeugen jener Tage und Wochen zu Wort kommen, in denen Wien von britischen und amerikanischen Flugzeugen bombardiert wurde. Knapp 100 Berichte von Männern und Frauen, die damals Kinder bzw. Jugendliche waren.

Jeder dieser Berichte spiegelt die eigenen traumatischen Erlebnisse wieder, denen die Menschen ausgesetzt waren.

Einige berichten von beinahe unbeschwerter Kindheit, andere haben bereits Kriegsbedingte EInschränkungen und Entbehrungen kennen gelernt. Viele erzählen, dass man in der Not eng zusammengerückt ist. Doch auch die Angst vor Repressalien, wenn ein falsches Wort zur falschen Person gesprochen wurde, ist all gegenwärtig.

Es ist von Kriegsdienst an der FLAK, von der Arbeit in Munitionsfabriken als Straßenbahnfahrerin oder Krankenschwester oder ganz einfach vom Kampf ums Überleben die Rede.

Wir erfahren von Bombentreffern, verschüttet sein und dem Einmarsch der fremden Soldaten. Viele der Zeitzeugen haben jahrelang nichts von ihren Erlebnissen erzählt. Jetzt mit dem Abstand von rund 70 Jahren können manche darüber sprechen, manche können es noch immer nicht.

In einigen Erzählungen ist von der verlorenen Kindheit und Jugend zu lessen und vom Wunsch, die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Marcello LaSperanza reiht Bericht an Bericht, manchmal verbindet er die Geschichten durch erklärende Worte. Erstaunlich, wie viele private Fotos den Krieg überstanden haben. Sie ergänzen das Buch zu einem eindrucksvollen Ganzen.

Fazit:

Dies ist nicht das erste Buch des Autors zum Zweiten Weltkrieg. Mit viel Fingerspitzengefühl ist ein einfühlsames und doch aufwühlendes Buch gelungen. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein guter Ansatz

Zero Waste Kitchen
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Abfallvermeidung, auf Neu-Deutsch “Zero Waste” ist ein, manchmal radikal und sektiererisch anmutender Ansatz Lebensmittel nicht zu vergeuden. Doch, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Tonnen Lebensmittel ...

Abfallvermeidung, auf Neu-Deutsch “Zero Waste” ist ein, manchmal radikal und sektiererisch anmutender Ansatz Lebensmittel nicht zu vergeuden. Doch, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen werden, sollte sich jeder Einzelne an der Nase nehmen und vielleicht über eine Restverwertung nachdenken.

Dieses Rezeptbuch soll ein kleiner Anstoß und eine Anleitung sein, aus Apfel- oder Gurkenschalen noch etwas Brauchbares zu machen.

Das eine oder andere wirkt jedoch sehr zeitaufwendig und ist für Berufstätige nur bedingt geeignet.

Apfel-Tee und Ananas-Ingwer-Wasser stellen allerdings keine große Herausforderung an Kochkünst dar. Smoothies sind ohnehin in jedermanns Mund.

Für manches Gericht braucht man allerdings neben dem zu verkochenden Rest, eine Menge anderer Zutaten.

Für die Glücklichen, die eine Garten besitzen, ist es bestimmt leichter, die Rezepte auszuprobieren. Sich vorzustellen, ein mehrere Tage altes welkes Karottenkraut als Salat zu essen – ich weiß nicht, ob da viele mitmachen.

Die Fotos sind toll und ich befürchte, die Speisen niemals so hinzubekommen.

Fazit:

Eine kleine Anregung, Reste guter Lebensmittel anders zu verwenden, als im Mistkübel zu entsorgen. 4 Sterne

Veröffentlicht am 01.03.2018

Beklemmendes Szenario

Insel 77
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Der Autor entführt uns in eine sehr befremdliche und menschenfeindliche Welt: Auf eine Ölbohrinsel in der Nordsee.

Die junge Ärztin Kristin ist neben der Arzthelferin die einzige Frau in dieser rauen ...

Der Autor entführt uns in eine sehr befremdliche und menschenfeindliche Welt: Auf eine Ölbohrinsel in der Nordsee.

Die junge Ärztin Kristin ist neben der Arzthelferin die einzige Frau in dieser rauen von Männern dominierten Welt. Eigentlich hätte Kristins Bruder Marius den selben Arbeitsrythums wie sie. Doch beim letzten Zyklus war er nicht mit an Bord des Hubschraubers, der sie auf das Festland zurückbringen sollte und auch sonst findet sich keine Spur von Marius.

An ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt, beginnt sie die Suche nach ihrem Bruder. Dabei wird sie in die auf der Bohrinsel herrschenden Hierarchien und Seilschaften verstrickt, aus denen es kaum ein Entrinnen gibt. Es ist Kristin unmöglich etwas über den Verbleib von Marius herauszufinden. Rätselhafte Todesfälle, bei denen Leichen und Krankenakten veschwinden, Drohbriefe und Überfälle auf Kristin, lassen bei den Lesern Gänsehaut aufziehen.
Sie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann. Sie kommt dem Geheimnis der Bohrinsel immer näher und gerät deshalb in akute Lebensgefahr. Ist hier eine Verschwörung im Gange? Und wenn ja, gegen wen?

Meine Meinung:

Der Autor, der für diese Geschichte das Pseudonym Halvar Beck verwendet, hat ein sehr beklemmendes Szenario entworfen: Eine toughe Frau in einer höchst unwirtlichen Arbeitswelt, die bis auf eine andere Frau, nur aus hart gesottenen Männern besteht sowie die Enge und Abgeschiedenheit einer Ölplattform, die den Naturgewalten ausgeliefert ist.

Immer enger zieht sich die Bedrohung um die junge Ärztin zusammen. Als Leser gerät man in einen Sog, der kaum auszuhalten ist. Ich konnte das (fertige) Buch gar nicht mehr weglegen, obwohl ich die Rohfassung und den Inhalt schon kannte.

Obwohl ich beruflich auch mehr mit Männern zu tun habe, könnte ich auf einer Bohrinsel nicht anheuern. Mir persönlich wäre das Gefühl, Menschen und der Naturgewalt auf Biegen und Brechen ausgeliefert zu sein, zu bedrohlich.
Dieses Bedrohungsszenario ist dem Autor sehr gut gelungen. Sehr lange ist nicht klar, wer oder was dahinter steckt, wem Kristin noch vertrauen kann.

Fazit:

Wer gerne Thriller liest und an Verschwörungstheorien Gefallen findet, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Opulent erzählt

Herrscher des Nordens - Die letzte Schlacht
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Wie schon der Titel „Die letzte Schlacht“ andeutet, handelt es sich bei diesem Buch um den dritten und letzten Teil der Trilogie um Harald Hadraga (Harald, der Harte).

Der Einstieg ins Jahr 1042 gelingt ...

Wie schon der Titel „Die letzte Schlacht“ andeutet, handelt es sich bei diesem Buch um den dritten und letzten Teil der Trilogie um Harald Hadraga (Harald, der Harte).

Der Einstieg ins Jahr 1042 gelingt mühelos und wir begleiten Harald und seine Männer mitten im Machtkampf von Midgard (Konstantinopel). Das Volk erhebt sich gegen den verhassten neuen Herrscher und erhält Unterstützung von der Kirche und Harald. Dabei dringen die Norweger über die unterirdische Wasserversorgung in den Palast ein. Die Dankbarkeit der wieder inthronisierten Kaiserin Zoe hält nur kurz und Harald flieht mit seinen Männern Richtung Heimat.

In Kiew trifft er wieder auf Eilisif, die er letztlich heiratet. Je näher die beiden Haralds Heimat kommen, desto mehr macht sich Harald Gedanken über den Thron. Doch den hat sein Neffe Magnus inne. Blöderweise scharen sich einige intrigante Jarls rund um den jungen König, darunter Erzfeind Sigurd.
Es kommt zwar zur Aussprache zwischen Harald und Magnus, doch wenig später ist Magnus tot. Ertrunken im Rausch. Ob da jemand nachgeholfen hat?

Meine Meinung:

Ulf Schiewe gelingt es wieder historischen Fakten mit fiktiven Personen und Geschichten anzureichern, wobei er immer recht nah an den Fakten bleibt. Der Autor beschreibt die Kämpfe ohne reißerisches Pathos. Körperstrafen wie Auspeitschen, Blenden und Entmannen sind zu dieser Zeit vor allem im Oströmischen Reich üblich. Hier bemerkt Harald, dass er eine schnelle Hinrichtung statt des dekadenten Quälens von Verurteilten, bevorzugt.

Die Erstürmung des Kaiserpalastes in Konstantinopel durch die Wasserversorgung ist ein genialer Schachzug. Es könnte so gewesen sein. Normalerweise müssen die Soldaten durch die Abwasserkanäle in eine bedrohte Stadt. Dass sie hier durch die Frischwasser haltige Zisterne „dürfen“, gefällt mir.

Wir erfahren einiges über den erwachsenen Harald, der nach Jahrzehnten des Kampfes manchmal ein wenig müde auf mich wirkt. Eilisif ist eine ehrgeizige Person, die mir persönlich ein wenig unsympathisch ist.

Gut sind die wechselnden Bündnisse mit oder gegen Harald dargestellt, die es den Lesern nicht immer leicht machen, den Überblick zu behalten. Die Darstellung von Haralds Zwiespalts bezüglich der Religionen, hier die alten nordischen Götter und dort das neue Christentum, ist fein herausgestrichen. Letztlich verlässt er sich lieber auf sich selbst und seine Getreuen.

Elegant und gekonnt ist die Bogen vom Ich-Erzähler Harald zum Epilog, der über Haralds Tod im Jahr 1066 berichtet, gespannt.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss der Trilogie – spannend und hintergründig erzählt. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Cui bono? Die ewige Frage der Emittler ...

Château Mort
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Die hochsommerliche Hitzewelle hält das Aquitaine fest im Griff. Die Freude am alljährliche Marathon de Medoc, an dem viele Läufer bunt kostümiert teilnehmen, findet eine jähes Ende, als zwei Personen ...

Die hochsommerliche Hitzewelle hält das Aquitaine fest im Griff. Die Freude am alljährliche Marathon de Medoc, an dem viele Läufer bunt kostümiert teilnehmen, findet eine jähes Ende, als zwei Personen zusammenbrechen. Der eine, ein Sous-Prefect kann mit Luc Verlains Hilfe gerade noch einmal ins Leben zurückgeholt werden, für den anderen, den sympathischen Winzer Hubert de Langeville kommt jede Hilfe zu spät. Als sich herausstellt, dass noch andere Läufer über gesundheitliche Probleme klagen, die vor kurzem an der Labestation von Lucs Freund Richard einen mit Wasser verdünnten Rotwein erhalten haben, muss sich Luc trotz Sommerhitze mit diesem Mordfall beschäftigen.


Alle Ermittlungen deuten auf eine Verstrickung von Richard hin, zumal dessen Weingut kurz vor der Pleite steht und nur durch den Zukauf von Rebflächen, die ausgerechnet Hubert verkaufen wollte, gerettet werden kann.


Bei seinen Recherchen steht ihm Kollegin Anouk wieder zur Seite, die nach ihrem plötzlichen Verschwinden einfach neuerlich auftaucht. Das blöde ist nur, dass Anouk auf Grund der Indizien Richard für den Täter halt. Nun muss sich Luc zwischen Loyalität zu seinem Freund und seinen Gefühlen zu Anouk entscheiden.


Meine Meinung:


Wie wir es von Alexander Oetker schon aus “Retour” gewöhnt sind, sind einfache Lösungen das Seine nicht. So gibt es auch hier eine Menge Spuren, die früher oder später auf den Holzweg und anschließend in eine Sackgasse führen. Mir gefällt es, wie hier Fährten gelegt und wieder verworfen werden. Denn neben Richard ist noch die Tochter des Opfers und ein weiterer Winzer, der an Huberts Weingut interessiert ist, stark verdächtig.


Doch damit nicht genug, hat Luc Verlain die Qual der Wahl zwischen den Frauen: neben Anouk hat auch Cecilia wieder einen starken Auftritt. Auch die schöne Apothekerin spukt in seinem Kopf herum.


Mir hat vor allem das Lokalkolorit und die vielen Details zum Weinbau dieser Gegend gefallen. Die komplizierte Klassifizierung der Weingüteklassen sind elegant und locker in das Geschehen eingebunden, so dass dies niemals belehrend wirkt.


Die mysteriösen Ansichtskarten, die Anouk und Luc aus Spanien erhalten haben und der Einbruch in Lucs Caban mit dem Diebstahl der Zigaretten und der Haarbürste, lassen auf eine spannende Fortsetzung hoffen.


Fazit:


Ein Top-Krimi aus Frankreich, dem ich gerne eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.