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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2023

Leichte Krimikost

Minestrone um Mitternacht
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Gleich vorweg, mit diesem Krimi erwartet die Leser ein turbulentes, wenn auch wenig glaubhaftes Abenteuer à la Bonnie & Clyde. Worum geht’s?

Köchin Clara lebt mit Franklin, einem Lehrer zusammen und ist ...

Gleich vorweg, mit diesem Krimi erwartet die Leser ein turbulentes, wenn auch wenig glaubhaftes Abenteuer à la Bonnie & Clyde. Worum geht’s?

Köchin Clara lebt mit Franklin, einem Lehrer zusammen und ist mit der Beziehung unzufrieden. Das liegt nicht nur an ihren wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten, sondern auch an den unterschiedlichen Charakteren. Clara liebt ihren Job in dem italienischen Restaurant. Doch irgendwie fehlt ihr der sprichwörtliche Pfeffer im Leben. Ein Lichtblick ist jener Gast, der immer am Donnerstag im Restaurant speist und den sie heimlich Mr. Dreamy nennt.

Durch Zufall wird sie eines Nachts Zeugin eines Kunstdiebstahls und sieht sich Viktor, „ihrem“ Mr. Dreamy, gegenüber. Der entführt sie kurzerhand und nach einer mitternächtlichen Kocheinlage verfällt sie dem charismatischen Gentlemangauner.

Clara träumt von Abenteuern an seiner Seite, verliert ihren Job sowie ihre Freundinnen und wird zur Komplizin eines weltweit tätigen Kunsträubers. Das aufregende Leben in feinen Hotels gefällt der recht naiven Clara, doch je länger sie mit Viktor zusammenlebt, desto mehr regt sich ihr schlechtes Gewissen.

Das Erwachen aus den gefährlichen Unternehmungen ist letzten Endes schmerzhaft, denn ein Kunstexperte von Interpol ist den beiden auf den Fersen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist leicht und locker an zwischen Suppe und Hauptspeise zu lesen. Man darf sich keine tiefschürfenden Dialoge oder psychologischen Tiefgang erwarten. Geboten werden dafür im Anhang einige köstliche Rezepte zum Nachkochen und ein kurzer Einblick in den Alltag einer Restaurantküche.

Mit dem Charakter Clara bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Sie wirkt auf mich wie eine Sechzehnjährige, die in ihren Tagträumen vom Prinzen auf seinem Schimmel wartet, und nicht wie eine toughe junge Frau. Sie wird von ihrer Mutter gegängelt und die Treffen mit ihren Freundinnen scheinen sich ebenfalls auf niedrigem Niveau zu bewegen. Da sind ihre Wünsche nach einem aufregenden Leben grundsätzlich verständlich. Ist es ihrer Naivität oder ihrer Frustration zuzuschreiben, dass sie sich auf diesen Mann einlässt?
Wir erleben eine turbulente Reise durch Europas Hotels und lernen Gabriel, Viktors Bruder kennen, der als Ermittler von Interpol, seinem Bruder das Handwerk legen möchte - auch ziemlich unrealistisch.

Mr. Dreamy wirkt getrieben, überheblich und nützt Clara, wie vor ihr schon andere Frauen, nur aus. Also, nicht ganz der Traum aller Schwiegermütter, sondern ein echter Windhund.

Das schmerzhafte Erwachen aus dem Traum vom Abenteuer für Clara ist einerseits vorauszusehen, andererseits doch ein wenig abrupt und unglaubwürdig.

Fazit:

Wer eine leichte Krimiunterhaltung mit kulinarischen Köstlichkeiten sucht, ist hier richtig. Tiefgang oder historisch Bedeutsames darf man nicht erwarten. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 05.05.2023

Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Abschied auf Italienisch
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„Schuld ist derjenige, der ein Geheimnis nicht für sich behalten kann und stattdessen die Wahrheit spricht.“

Nun ist auch Ligurien als Schauplatz für Kriminalromane entdeckt worden. Die wunderschöne Steilküste ...

„Schuld ist derjenige, der ein Geheimnis nicht für sich behalten kann und stattdessen die Wahrheit spricht.“

Nun ist auch Ligurien als Schauplatz für Kriminalromane entdeckt worden. Die wunderschöne Steilküste mit seinen bunten Häusern dient hier als Kulisse für diesen Krimi.

Commissario Vito Grassi hat sich nach dem Ende von herausfordernden Ermittlungen und einem Prozess gegen das organisierte Verbrechen von Rom in das seiner Meinung nach beschauliche La Spezia versetzen lassen, Sein verstorbener Vater hat ihm ein Haus hinterlassen.

Er ist noch nicht einmal richtig angekommen und schon stolpert er in einen eigenartigen Mordfall, der zunächst von den Carabineri als unglücklicher Unfall deklariert wird. Wenig später gibt es eine zweite Leiche, die ausgerechnet in Grassis eigenem Olivenhain abgelegt worden ist. Grassis Bauchgefühl meint, dass die beiden Verbrechen zusammenhängen. Die Frage ist nur wie, denn was haben die Pensionswirtin und der Deutsche, der wegen dubioser Geschäfte von der deutschen Polizei gesucht wird, gemeinsam?

Nach dem fast schon üblichen Kompetenzgerangel mit den Carabineri wird Grassi mit den Ermittlungen betraut.

Meine Meinung:

Dieser Reihenauftakt führt uns Leser in eine malerische Landschaft, die soweit ich weiß, noch keine Rolle in der Krimiwelt gespielt hat. Das kann sich nun ändern, wobei dieser Krimi noch ein wenig Luft nach oben hat. Das Cover passt hervorragend und macht Lust, den Krimi zu lesen.


Es werden der Reihe nach die Protagonisten vorgestellt. Neben Grassi spielt auch Toni, die Mitbewohnerin des Vaters eine manchmal etwas undurchsichtige Rolle. Über Grassis Familie erfahren wir, dass sie sich, weil die Kinder zum Studium in anderen Städten weilen, ein wenig auseinanderfällt.

Commissario Vito Grassi ist zwar beruflich erfolgreich, aber hat selbst einige Schwächen. Da ist zum einem sein fast amouröses Verhältnis zu seinem Auto, einem Elektroauto der ersten Generation sowie sein Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater oder zu seiner eigenen Familie. Auch sein Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen ist jetzt nicht richtig wertschätzend. Er sollte den Spruch „zuerst denken, dann reden“ beherzigen. Denn mehrmals beleidigt er seine Kollegin durch unbedachte Äußerungen. Die pariert das zwar, aber auf mich wirkt Grassi, als hätte er ein Problem mit starken Frauen.

Um Vito Grassi besser zu verstehen, gibt es einige Rückblenden in das ein wenig problematische Verhältnis zu seinem Vater. Hier zeigt sich, dass die Vater-Sohn-Beziehung durch eine gewisse Sprachlosigkeit dominiert ist. Jetzt, nach dem Tod des Vaters ist es natürlich zu spät. Vielleicht kann Toni, die er anfangs für den Gärtner des Vaters gehalten hat, Licht ins Dunkel bringen. Doch das ist Stoff für die Fortsetzung.

Gut gefallen hat mir das Lokalkolorit. So dürfen wir unseren morgendlichen Caffè an der Bar schlürfen und die Fußballergebnisse hitzig diskutieren.

Fazit:

Dieser Reihenauftakt hat noch ein wenig Luft nach oben, aber Potenzial zu einer Reihe. Ich runde meine Bewertung von 3,5 auf 4 Sterne auf.

Veröffentlicht am 04.05.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Belgische Schatten
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Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer ...

Piet Donker hat eine berufliche und familiäre Auszeit genommen. Gut bekommt ihm das Alleinsein allerdings nicht, denn er trinkt zu viel und droht spielsüchtig zu werden.

Da kommt ihm der Mord an einer Politikerin in Eupen gerade recht. Zunächst sieht alles nach einem politischen Motiv aus. Doch als dann ein weiteres Mordopfer gibt, wackelt diese Theorie. Recht bald stellt sich heraus, dass die beiden Toten Mitglieder einer Jugendclique waren. Interessant ist, dass vor Jahren die junge Joleen verschwunden ist. Niemand weiß, ob sie noch lebt. Kann sie zurückgekehrt und die Täterin sein?

Jetzt gilt es weitere Angehörige dieser Jugendgruppe zu finden, denn die könnten auch in Gefahr sein. Und welche Rolle spielt Donkers Kollegen Uma? Immerhin war sie seinerzeit auch in dieser Clique. Weiß sie mehr, als sie zugibt?

Meine Meinung:

Wie wir es von Stephan Haas gewöhnt sind, gibt es auch hier wieder einen komplexen Fall, der seine Ursache in der Vergangenheit hat.

In einem Verwirrspiel um Schuld und Sühne sowie um Manipulation und Ausgrenzung weiß Piet Donker nicht mehr, wem er vertrauen kann. Üblicherweise bereiten ihm solche komplexen Fälle keine Probleme, doch in seinem angeschlagenen Zustand, ist die Lösung des Falles eine Herausforderung.

Die Charaktere sind wieder gut gezeichnet. Alle haben ihre Ecken und Kanten, Piet Donker die eine oder andere mehr.

Mir hat der fesselnde Krimi gut gefallen. Bis zum schlüssigen Finale, das menschliche Abgründe aufdeckt, dauert es ein wenig.

Ob Piet seine Ankündigung, den Polizeidienst zu quittieren, ernst meint, erfahren wir hoffentlich in einem nächsten Fall.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Hat mich nicht ganz gepackt

Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde
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Gleich vorweg, dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen, weil ich etwas anderes erwartet habe.

Ich habe mich auf eine (Lebens)Geschichte gefreut, die das Leben des Wilhelm von Habsburg, ...

Gleich vorweg, dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen, weil ich etwas anderes erwartet habe.

Ich habe mich auf eine (Lebens)Geschichte gefreut, die das Leben des Wilhelm von Habsburg, der auch heute noch in der Ukraine verehrt wird, zum Thema hat. Eine Geschichte, die seiner Enkelin Halyna anhand von Tagebüchern und/oder Briefen erzählt werden, hätte können, da Wilhelm 1948 im Kiewer Lukjaniwska-Gefängnis gestorben ist. Dem ist leider nicht so, denn da für den historischen Wilhelm aufgrund seiner homosexuellen Neigung keine Hochzeit und keine Nachkommen im Stammbaum der Habsburger verzeichnet sind, ist jener Teil des Romans, der sich mit (s)einer fiktiven Enkelin Halyna beschäftigt, der Fantasie der Autorin entsprungen.

Die Erzählungen von Wilhelm, der in der Ukraine auch wegen seines mit ukrainischen Mustern bestickten Hemdes, Vasyl Vyshyvanyi, genannt, werden durch Abstecher in diverse Zeiten und Orte unterbrochen. Die Kindheit als Sohn eines Erzherzoges mit zahlreichen Bediensteten und einem strengen Zeremoniell wechselt plötzlich in die sowjetische Gegenwart der 1990-er Jahre und später in in das neue Jahrtausend zu Halyna, um dann plötzlich mit Kaiser Maximilian nach Mexiko zu reisen und dort dessen Scheitern und der Exekution beizuwohnen. Zahlreiche historische Fakten werden mit eigenartigen fiktionalen Ereignissen gemischt. So wird Kaiserin Elisabeth (neben ihren Kindern Sophie, Gisela, Rudolf und Marie Valerie) ein weiteres Kind angedichtet. Diese Szene erschließt sich mit nicht und bringt die Handlung keinen Millimeter weiter.

Der Erzählstrang der Gegenwart rund um Halyna beginnt zuerst vielversprechend, um dann in einer für mich endlos scheinenden Debatte mit Ehemann Hryz über die Erziehung des gemeinsamen Sohnes Oles sowie der Schilderung des korrupten Schulsystems zu enden.

Da ich gerne mehr über diese schillernde Figur erfahren möchte, werde ich wohl „Der rote Prinz. Die geheimen Leben des Wilhelm von Habsburg“ von Timothy Snyder lesen müssen.

Fazit:

Diese wilde Mischung aus Heldenepos und erfundener Familiengeschichte konnte mich leider nur stellenweise fesseln. Daher gebe ich diesem ziemlich kontrovers erzählten Roman rund um Vasyl Vyshyvanyi 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.04.2023

Nichts ist, wie es scheint

Kärntner Finale
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„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)


Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, ...

„Schließe alles aus, was unmöglich ist, und was dann noch übrig bleibt, das ist, so unwahrscheinlich es auch aussehen mag, die Wahrheit.“ (S. 129)


Andreas Pittler, Historiker und Autor zahlreicher Brücher, unter anderem der grandiosen Reihe um David Bronstein, hat sich mit diesem Krimi in den Süden von Österreich, in die Büchsenmacherstadt Ferlach begeben.

Hier gehen die Uhren noch ein wenig langsamer als sonst irgendwo. Die Verbrechen spielen sich zwischen Falschparken und Fahrraddiebstahl ab. Als dann ein Wiener Wanderer aufgeregt einen Toten meldet, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Denn nicht nur, dass der Mann erschossen worden ist, ist er ein bekannter Ortspolitiker.

Mord ist für die beiden Dorfpolizisten Obiltschnig und Popatnig schon von Amts wegen eine Nummer zu groß und deshalb reitet die Kavallerie aus dem nahen LKA Klagenfurt ein. Man ist einander nicht grün und die Kriminalbeamten behandeln die örtlichen Polizisten herablassend. Noch bevor die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen, stirbt ein weiterer Stadtrat, diesmal von einer anderen Partei.

Ist das etwas überdimensionierte Stadion, das sich die beiden Stadtrivalen auf dem Fußballplatz in Zukunft teilen müssen, der Stein des Anstoßes? Haben die beiden Toten vielleicht geheime Absprachen zu den Grundankäufen durch die Stadtgemeinde getroffen?

Als dann noch ein dritter Mann getötet, der nichts mit dem Rathaus zu tun hat, ermordet wird, ist guter Rat teuer.

Obiltschnig und Popatnig denken laut nach und erhalten von einer ungewohnten Stelle einen interessanten Hinweis. Was, wenn die drei Morde etwas Persönliches sind?

Meine Meinung:

Als halbe Kärntnerin und Fan von Andreas Pittlers Krimis hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen. Ein bisschen schade finde ich, dass der Kärntner Dialekt dem (bundes)deutschen Publikums wegen kaum verwendet wird und auf hochdeutsch parliert wird. Die humorvollen Dialoge, in denen sich Obiltschnig und Popatnig die Bälle (oder wie man in Wien sagt: die Wuchteln) zuspielen, haben mich schmunzeln lassen.

Der schwarze Humor, den ich aus der Bronstein-Reihe kenne, blitzt immer wieder durch. So musste ich herzlich lachen, als zum Ende hin, die Klagenfurter wieder anrücken, die Polizeistation Ferlach einfach okkupieren und dabei ist das Verbrechen schon aufgeklärt.

Die Charaktere sind herrlich herausgearbeitet. Die gemütlichen Dorfpolizisten, die ihre Schäfchen kennen und gezielt Fragen stellen, stehen den Cowboys aus der Großstadt gegenüber, die letztlich beschämt die Heimreise antreten müssen.

Es dauert ein wenig, bis die Ermittlungen Erfolg haben und wir Leser sind der Polizei immer einen kleinen Schritt voraus. Für mich war bald klar, wer die drei Männer umgebracht hat. Das Motiv ist eine Summe von Kränkungen. Gut gefallen hat mir, dass das Privatleben der beiden eine eher untergeordnete Rolle spielt und nicht überhandnimmt.

Die Beschreibung von Ferlach und Umgebung macht Lust auf Urlaub in Kärnten, um auf der Koschuta oder dem Loibl zu wandern und einen Abstecher in die Landeshauptstadt zu machen.

Fazit:

Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und gebe diesem Landkrimi vom Feinsten 5 Sterne.