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Veröffentlicht am 10.11.2024

Was nicht hier ist, ist nirgends

Die Welt da drinnen
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„Was nicht hier ist, ist nirgends“, „Die Welt da drinnen“, ist die Welt in einer deutschen Nervenheilanstalt. Es ist aber auch die Welt in einer geschlossenen Gesellschaft um diese Nervenheilanstalt herum, ...

„Was nicht hier ist, ist nirgends“, „Die Welt da drinnen“, ist die Welt in einer deutschen Nervenheilanstalt. Es ist aber auch die Welt in einer geschlossenen Gesellschaft um diese Nervenheilanstalt herum, der Diktatur der Nationalsozialisten in Deutschland. Hätte ich selbst zur Täterin werden können habe ich mich während des Lesens gefragt. Was macht Menschen dazu Täter zu werden, zu töten, oder darüber zu entscheiden, wer ein lebenswertes Leben hat und wer nicht und wie gehen sie damit um, und geht ihr eigenes Leben danach weiter? Was heißt „lebenswert“, ab wann ist ein Mensch das nicht mehr oder gar schon „nicht lebenswert“ geboren, was macht einen Menschen aus? Manchmal dauert es, aber Verbrechen kommen heraus, sie werden bestraft, und es wird darüber berichtet. 179 Patienten der Schweriner Nervenklinik wurden 1941 als „lebensunwert“ erklärt und im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie ermordet, nur ein kleiner Teil der vermutlich 100.000 ermordeten Menschen im Deutschen Reich. Ihre Akten bleiben auch nach dem Ende der Nazizeit unter Verschluss – im Ministerium für Staatssicherheit der DDR –, bis sie nach der Wende 1990 ins Berliner Bundesarchiv gelangen.
Helga Schubert hat die Akten der Menschen gesichtet und folgt den Schicksalen, dem Leiden, und schließlich dem tot einzelner: vor und nach deren Einlieferung, aber auch den Biografien der Ärzte, und zwar denen der Täter und denen, die sich dem Tötungsauftrag wieder setzten. Der Bezug zur Gegenwart ergibt sich zum einen aus den Diskussionen über Sterbehilfe, Hirntod und pränatale Gendiagnostik. Zum anderen ist dieses Buch Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus. „Die Welt da drinnen“ ist ein bewegendes und einzigartiges Stück Literatur. Die 1940 geborene Schriftstellerin studierte Psychologie und arbeitete jahrelang in der Psychotherapie. Sie wurde bereits mit ihrem ersten Erzählband „Lauter Leben“ in der DDR bekannt, der 1975 erschien. Während der „Wendezeit“ war sie Pressesprecherin des Runden Tisches. Die letzten Veröffentlichungen sind die Bücher „Judasfrauen“, „Der heutige Tag“, „Lauter Leben“, „Vom Aufstehen“, erschienen im dtv.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Ferien vom Leben, Weg, Übergang und Chance?

Nach uns der Himmel
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Nach „Unsterblich sind nur die Anderen“ nimmt uns die Autorin bereits ein zweites Mal mit auf eine Reise in Form eines Romanes. Dieses Mal auf eine griechischen Insel, aber was ist geschehen, warum ist ...

Nach „Unsterblich sind nur die Anderen“ nimmt uns die Autorin bereits ein zweites Mal mit auf eine Reise in Form eines Romanes. Dieses Mal auf eine griechischen Insel, aber was ist geschehen, warum ist das Flugzeug indem die acht Protagonisten saßen nicht abgestürzt, oder ist es das doch? Haben nur die acht den Absturz überlebt, und wo befinden sie sich jetzt? Es hat den Anschein einer Inselidylle, doch die Einheimischen wirken seltsam abweisend. In einem abstürzenden Flugzeug gibt es keine Atheisten, hat die Autorin in einem Interview auf der Frankfurter Buchmesse zu diesem Buch gesagt, das Buch hat auch nichts mit Religion zu tun, aber es ist etwas Spirituell angehaucht. Die Protagonisten befinden sich alle irgendwie auf Wegen, sei es das jemand genug Geld hat und alles zahlt, aber auf der Suche nach dem dazugehören ist. Dann gibt es Identitätskrisen, Krankheiten, Streit und Hadern mit dem eigenen Leben, können und müssen sie loslassen?
Dann hat das Buch einen zweiter Handlungsstrang wo es zunächst den Eindruck hat, dass es nichts mit den Menschen auf der Insel zu tun hat. ein Dialog zwischen einer Frau und einem Mann. Ein Dialog, der etwas von einer Rettung hat, der Handlungsstrang spielt in Los Angeles und auch hier macht es den Anschein es gibt nur schwarz und weiß. Zum Ende des Buches treffen die zwei Handlungsstränge aufeinander, spiegelt dieses Buch das irdische und den Himmel, weil sicher ist, dass wir alle irgendwann sterben müssen und eigentlich könnte man sich darauf vorbereiten oder kommt es anders als man denkt? Ich kann leider nicht sagen, dass mich das Buch sofort abgeholt hat und ich leicht in die Geschichte gefunden habe, aber es hat eine ganz besondere Art wie es geschrieben ist, man denkt lange darüber nach und es ist gut, wenn ein Buch dazu anregt. Interessieren würde mich, was die Autorin dazu bewegt hat es genauso zu schreiben. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, und sicherlich auch nicht für jeden interessant, aber mal etwas ganz anderes von ihr zu lesen gibt neue Eindrücke in das Schreiben und die Entwicklung der Autorin, vielen Dank.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

"Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal klemmen, sie kann knarren, aber sie ist nie verschlossen.

Hot Mess
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Hot Mess, heißes Durcheinander? Ein Durcheinander scheint es tatsächlich zu sein, was nicht böse gemeint ist, Lebenswege können sich ändern und nicht jeder ändert sich gleich schnell. Bei einem läuft es ...

Hot Mess, heißes Durcheinander? Ein Durcheinander scheint es tatsächlich zu sein, was nicht böse gemeint ist, Lebenswege können sich ändern und nicht jeder ändert sich gleich schnell. Bei einem läuft es gut, bei anderen weniger, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich habe mich hier auch gefragt wie abhängig wir von WhatsApp-Chats sind und die Ungeduld auf eine Reaktion, warum antwortet sie nicht, was ist geschehen, bin ich nicht mehr dabei und und und?
Das Buch begleitet drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten, Joanne, Claire und Lexi. Joanne ist gerade Mutter geworden, ein ganz neuer Lebensabschnitt, in dem sich natürlich alles um das Muttersein dreht und das ja immer, 24 Stunden am Tag. Da können Lebenswege auseinander gehen und das tun sie hier. Dann Lexi, die mit ihrer besten Freundin einen sehr erfolgreichen Podcast betreibt, bis die Freundin sich einen heftigen Foppas leistet und die Freundschaft zerbricht, aber auch der Podcast zerbricht, kann man einfach ausgetauscht werden und wenn ja wie war das dann mit „der Besten Freundin“? Zuletzt Claire, Claire arbeitet als Tagesmutter, sie hat vor einem Jahr etwa Psychische Probleme gehabt und sich denen auch gestellt, sie wünscht sich, sollte man hier schreiben die Freundschaft ihrer Freundinnen, dabei haben sie Claire in der Klinik nie besucht oder sich gemeldet, was ist dann eine Freundschaft wert, wenn nicht in schwere Zeiten? Soweit ein ganz normales Buch, aber am Anfang des Buches ist eine Triggerwarnung, hinten wird erklärt um was es geht. Um keinen Spoiler einzubauen lasse ich das mal so stehen. Das Buch ist sehr warmherzig geschrieben, die Protagonisten sind zwischen 20 und 30. Das Cover gefallt mir mit den weichen Farben sehr gut. Fazit das Buch ist sehr angenehm zu lesen, es lehrt das wir versuchen sollten Dinge zu hinterfragen, aufeinander aufzupassen, da zu sein, ein interessantes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe, vielen Dank.

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Veröffentlicht am 05.11.2024

Mit der Kraft der Literatur die Welt verändern

Gefährliche Betrachtungen
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Nun kommt es im Leben darauf an, wer eine Wahrheit ausspricht. In gewissem Munde wird auch die Wahrheit zur Lüge (Zitat Thomas Mann). Ein historischer Kriminalroman, der Thomas Mann auf noch nie gelesene ...

Nun kommt es im Leben darauf an, wer eine Wahrheit ausspricht. In gewissem Munde wird auch die Wahrheit zur Lüge (Zitat Thomas Mann). Ein historischer Kriminalroman, der Thomas Mann auf noch nie gelesene Weise lebendig werden lässt, dem kann ich nur zustimmen. Mich hat sofort gereizt eine Geschichte über Thomas Mann zu lesen die gleichzeitig ein Krimi ist, das gab es vorher so nicht. Žydrūnas Miuleris möchte als Übersetzter „Die Buddenbrooks“ ins Litauische übersetzten, aber überhaupt in die Nähe von Thomas Mann zu kommen und ihn gar zu sprechen scheint nahezu unmöglich, dennoch kommt quasi ein Zufall genau richtig. Ich war bereits nach nur ein paar Seiten ganz in das Buch vertieft. Was muss Thomas Mann für ein beeindruckender Mann gewesen sein, die Buddenbrooks war ein Werk der Weltliteratur, für das ihm 1929 der Nobelpreis verliehen wurde. Die erste Begegnung Žydrūnas Miuleris mit Thomas Mann findet an einem besonders schönen Ort statt, am Strand einer ostpreußischen Fischer- und Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung. Thomas Mann hat Gedanken zu Papier gebracht die nicht für jedermann zu lesen sein sollten. Eigentlich kann man sagen die Gedanken flogen ihm davon, eine Windböe wehte die Seiten weg und das bot für Žydrūnas Miuleris die Möglichkeit diese einzufangen und sie Thomas Mann wiederzugeben. Doch die Gedanken hatten sich schon übertragen was Thomas Mann nicht wissen konnte. Žydrūnas Miuleris verfügt über ein Fotographisches Gedächtnis und ihm wird beim nachdenken klar welch gefährliche Literarische Gedanken er da gerade liest, er schreibt sie nieder, aber bei einer unbedachten Kneipenzehne entwendet man ihm dieses Blatt. Žydrūnas Miuleris und Thomas Mann machen sich auf die Suche. Dieses Buch kann man nicht in eine kurze Rezension packen, es möchte genossen werden und das sollte man tun. Es ist sogar mit etwas mit Humor in einer sehr warmen etwas älteren Schreibart geschrieben, Thomas Mann hätte es sicherlich gefallen. Auch finde ich ist es eine Hommage an alle Übersetzter, die nicht nur großartige Bücher in eine andere Sprache übersetzten, sondern sie müssen sich in das Buch genau so wie der Autor selber einfinden und Handlung und Rahmen gestalten damit das Buch nicht seine Geschichte verliert. Ob Žydrūnas Miuleris die brisanten gedacht und gedruckten Gedanke letztendlich wiederfinden lasse ich selbstverständlich offen. Ich habe mich gerne auf dieses Buch eingelassen, Thomas Mann dachte einmal dazu „Ein gutes Buch werde gleich zusammen mit seinem Titel geboren“. Vielen Dank.

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Veröffentlicht am 02.11.2024

Wer bin ich und was ist meine Geschichte

Wo auch immer ihr seid
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In ihrem Debütroman „Wo auch immer ihr seid“ erzählt Khué Pham, warum die Ergründung der eigenen Herkunft entlastend sein kann – aber nicht muss. Kiêus Geschichte beginnt mit einem Geständnis: „Ich kann ...

In ihrem Debütroman „Wo auch immer ihr seid“ erzählt Khué Pham, warum die Ergründung der eigenen Herkunft entlastend sein kann – aber nicht muss. Kiêus Geschichte beginnt mit einem Geständnis: „Ich kann meinen eigenen Namen nicht aussprechen.“ Ihre Eltern kommen aus Vietnam, sie selbst aber ist in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Die Protagonistin und Ich-Erzählerin Kiêu ist 30 und arbeitet in Berlin als Journalistin. Ihr deutscher, blonder Freund imponiert ihr auch, weil er in den ersten sechs Stunden ihres Kennenlernens kein einziges Mal nach ihrer Herkunft fragt (dafür offenbar viel über sich selbst redet). Es ist Kiêu lästig, an ihre vietnamesischen Wurzeln erinnert zu werden. So wie ihr auch die Frage „Wo kommst du her?“ immer lästig ist. Kiêus Umgang mit der vietnamesischen Kultur ist von beinahe abgeklärter Kälte. Da ist kein Schmerz, kaum Wehmut oder Sentimentalität. Weil ein Teil ihrer Familie nun in der kalifornischen Diaspora wohnt, gesteht sie einmal: „Was dort“, also in Kalifornien, „geschieht, berührt weder meinen Alltag, noch – ich sage es ganz ehrlich – mein Herz.“ Wie soll sie beim Tod der Großmutter auch Trauer empfinden, wenn sie doch tausende Kilometer entfernt lebte, sie sie kaum kannte? Für Kiêus Abgeklärtheit ist auch das verantwortlich, was in Familien mit Flucht- und Kriegsgeschichte oft geschieht: die Verdrängung der Vergangenheit zugunsten eines Neuanfangs. Auch Kiêus Eltern schwiegen über ihre Erlebnisse im Vietnamkrieg. Allerdings gelingt das mit dem Verdrängen ja selten so, wie man sich das vorstellt. Denn was einmal in der Versenkung verschwunden ist, taucht mit Sicherheit wieder auf. So funktionieren auch kollektive Traumata, die sich über Generationen hinweg übertragen. Was haben meine Vorfahren erlebt? Was davon haben sie mir verheimlicht? Und wie beeinflusst mich das? Auch Kiêu kommt nicht umhin, sich diesen Fragen zu stellen. Nämlich als sie nach dem Tod der beinahe unbekannten Großmutter dazu genötigt wird, die „fremde Verwandtschaft“ in Kalifornien zu besuchen. Mit dem Tod ihrer Großmutter und einer Nachricht ihres Onkels Son aus Kalifornien beginnt die Reise in ihre eigene Familiengeschichte, und sie fängt an, sich intensiv mit den historischen Geschehnissen in Vietnam auseinanderzusetzen. Neben Kiều berichten auch ihr Vater Minh und ihr Onkel Son von den Erlebnissen. Dabei unterteilt sich das Erzählte in drei Zeitabschnitte: Kiều berichtet über das aktuelle Geschehen der Gegenwart – nämlich der Familienzusammenkunft nach vielen Jahren zur Testamentseröffnung ihrer Großmutter in Kalifornien -, ihr Vater über die Zeit während des Krieges und sein Studium Ende der 1960er-Jahre in Berlin. Die Erzählungen des Onkels Son beginnen mit dem Ende des Vietnamkrieges und dem Beginn der kommunistischen Regierung sowie seinem Fluchtversuch. Ein Einblick in eine fremde Welt, die vor unseren Augen und doch hinter verschlossenen Türen stattfindet. Das Buch ist im btb Verlage erschienen, vielen Dank.

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