Geschichte eines Lokführers oder mehr?
Irgendwo ist ProstkenDer Autor erzählt die Geschichte des 1888 geborenen und nach dem letzten deutschen Kaiser benannten masurischen Lokführers Wilhelm Bubat. Wilhelm sieht im Beruf des Lokführers seine Möglichkeit, aus dem ...
Der Autor erzählt die Geschichte des 1888 geborenen und nach dem letzten deutschen Kaiser benannten masurischen Lokführers Wilhelm Bubat. Wilhelm sieht im Beruf des Lokführers seine Möglichkeit, aus dem beschaulichen (rückständigen?) masurischen Grenzdorf herauszukommen und die Welt zu sehen. Als Lokführer fährt er Menschen, Baumaterialien und Soldaten zu den Fronten von zwei Weltkriegen. Dem Gaskrieg an der Westfront entkommt er genauso, wie dem Partisanen- und Tieffliegerbeschuss an der Ostfront des 2. Weltkrieges. Und er fährt? Sondertransporte: die ersten Juden aus Berlin nach Sachsenhausen, belgische Juden nach Auschwitz, junge Frauen nach Stutthof und immer wieder und mehr ganze jüdische Familien nach Riga, Minsk, Birkenau, Auschwitz. Vor Riga erlebt er, wie die jüdischen Familien aus den Waggons getrieben und von der SS erschossen werden. Trotz aller Bedenken bleibt Lokführer und erfüllt ohne Widerstand die ihm gestellten Fahraufträge.
Er heiratet seine Jugendfreundin Lena und das Ehepaar bekommt einen Sohn. Walter erliegt bald den Verlockungen der braunen Machthaber, wird Pimpf, Hitlerjunge und Soldat. Mit dem Glauben an den Sieg geht er an die Front vor Leningrad, macht den Rückzug ins Kurland mit und verschwindet als Kriegsgefangener in Russland. Wilhelm bleibt bei Kriegsende in Ostberlin hängen, will sich von den ostdeutschen Mächtigen nicht vereinnahmen lassen und flieht über die damals noch grüne Grenze zu seiner Frau Lena nach Hamburg. Wieder als Lokführer tätig, wartet er mit Lena auf die Rückkehr des Sohnes aus der Kriegsgefangenschaft. Und Wilhelm wird mit der Schuldfrage konfrontiert: welche Anteil hat er an der Fortführung des Krieges und an der Tötung der Menschen in den Konzentrationslagern? Fragen, die der Autor dem Leser zur Beantwortung überlässt. Surminski schreibt in einer den handelnden Personen entsprechenden Sprache, er vermittelt als Beobachter viele geschichtliche Fakten und nimmt uns mit in die Welt des Wilhelm Bubat. Ein tolle, sehr zu empfehlende Geschichte. Vielen Dank (Rezension geschrieben von einem Bekannten, ich durfte sie einstellen, vielen Dank)