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Veröffentlicht am 28.09.2024

Ein Großvater und mehr als Weihnachtsüberraschung

Ein Mörder auf der Gästeliste - Ein Weihnachtskrimi: Cosy Crime in einem eingeschneiten Herrenhaus
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Lilly darf Weihnachten bei ihrer besten Freundin Zelda und deren Familie im Hotel der Rileys verbringen. Um ungestörte Feiertage mit Plätzchen, Weihnachtsbraten und Geschenken verbringen zu können, ist ...

Lilly darf Weihnachten bei ihrer besten Freundin Zelda und deren Familie im Hotel der Rileys verbringen. Um ungestörte Feiertage mit Plätzchen, Weihnachtsbraten und Geschenken verbringen zu können, ist das Hotel eigentlich für Touristen geschlossen. Mit einem ungewöhnlich starken Schneesturm schneien allerdings auch einige ungebetene Gäste herein: eine verirrte Lehrerin, ein Journalist mit defektem Auto, Familienmitglieder und schließlich Zeldas Großvater. Doch nicht nur ein daraus folgender Streit in der Familie stört den Weihnachtsfrieden, ein Stromausfall kappt außerdem den Kontakt zur Außenwelt. Als ein Gast gefesselt und ein anderer tot im Bett gefunden wird, ist es vollkommen vorbei mit der Idylle. Um den Mörder zu entlarven, setzt Lilly ihre Erfahrung als leidenschaftliche Leserin von Kriminalromanen ein. Doch die Lösung dieses Falls ist nicht einfach ...
Das Cover stimmt mit dem Herrenhaus im Schnee und etlichen Schnörkeln sofort auf einen weihnachtlichen Wohlfühlkrimi ein. Im vorderen Umschlag hilft der Grundriss sich im Hotel zu orientieren und die literarisch angehauchten Zimmernamen zuzuordnen. Ein Personenregister mit kurzer Charakterisierung der Protagonisten erleichtert zudem den Einstieg in die spannende Geschichte. Die Kapitel sind kurz, die Sätze manchmal lang und verschachtelt, aber immer in sehr angenehmem Schreibstil verfasst. Teenager Lilly spricht als Ich-Erzählerin die Leser an wenigen Stellen direkt an.
Die Beschreibungen des Hotels und der Umgebung ist großartig gelungen. Man spürt die klirrende Kälte direkt und freut sich, wenn sie durch heimelige Kaminfeuer vertrieben wird; ebenso empfindet man auch die vorweihnachtliche Stimmung - bevor die unerwarteten Gäste eintreffen, oder auch das unheimliche Gefühl, das im dunklen Keller oder Dachboden herrscht.
Das Buch ist für Krimi-Fans ab 12 Jahren empfohlen, eine Altersbeschränkung nach oben gibt es nicht und ist auch absolut nicht nötig, denn dieser Cosy Crime ist wirklich ein amüsantes Ratespiel auch für Erwachsene. Sicherlich spürt man, dass der Krimi aus Sicht einer Jugendlichen geschrieben ist, dass Unüberlegtes gerade aus dieser Jugendlichkeit entspringt, im Lauf der Geschichte sogar ein kleiner Streit zwischen Lilly und Zelda, aber: der Kriminalfall hat Hand und Fuß. Alles ist gut durchdacht, jeder Beteiligte hat ein gutes Motiv für den Mord und jeder verdächtigt jeden. Unter den unerwarteten Hotelgästen befindet sich sogar ein Polizist, der durch eine schwere Erkältung allerdings mehr Zeit im Bett als mit Ermittlungen verbringt. Daher ist es an Lilly den Fall zu lösen. Und sie schafft dies mit akribischem Herangehen, mit Listen von Tatverdächtigen und zeitlicher Abfolge, sowie einer genauen Zusammenfassung aller Alibis. Und so schrumpft auch für die Leser die Liste der mutmaßlichen Mörder, nachdem man immer wieder auf falsche Fährten gelockt wurde und etliche Wendungen erleben konnte.
Insgesamt ist hier ein klassischer Krimi nach Agatha-Christie-Manier entstanden, der nicht nur für Jugendliche ein spannendes Weihnachtsgeschenk darstellt!

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Die Wahrheit liegt hinter den Wörtern

Das mörderische Christmas Puzzle
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Zeitlich passend fällt kurz vor Heiligabend Schnee in der englischen Kleinstadt, in der Rätselexpertin Edie O’Sullivan lebt. Auf ihrer Türschwelle liegt statt eines Weihnachtsgeschenks ein mysteriöses ...

Zeitlich passend fällt kurz vor Heiligabend Schnee in der englischen Kleinstadt, in der Rätselexpertin Edie O’Sullivan lebt. Auf ihrer Türschwelle liegt statt eines Weihnachtsgeschenks ein mysteriöses Paket mit sechs Puzzleteilen, auf denen der Teil eines blutigen Tatorts abgebildet ist. Außerdem liegt eine erschreckende Notiz dabei, die bis Weihnachten mindestens vier Morde ankündigt, sollte Edie das Puzzle nicht lösen und den Absender aufhalten. Was zunächst als schlechter Scherz erscheint, wird mit dem ersten Opfer, das ein Puzzleteil in der Hand hält, zu einem Spiel um Leben und Tod.
Das Cover ist in weihnachtlichem Rot, Grün und goldenem Gelb gehalten, umrahmt von einer Reihe von Puzzleteilen und - vom großen „I“ eines der Titelbuchstaben rinnt sehr unscheinbar ein Blutstropfen. Die Kapitel sind kurz und in ansprechendem Schreibstil verfasst; teils aus der Sicht der Protagonistin, teils aus der Perspektive des Mörders mit den aussagekräftigen Initialen R.I.P. Die Autorin stellt dem Roman zwei Rätselspiele voran, die am Ende des Buchs aufgelöst werden. Dort befinden sich außerdem zwei Rezepte und eine Danksagung, wobei sich alle Namen der Bedankten in Kreuzworträtseln befinden.
An die beiden an die Leser gestellten Rätsel konnte ich mich tatsächlich erst nach der Lektüre des spannenden Krimis wagen, denn ihre Lösung erfordert doch einige Aufmerksamkeit und ich war während des Lesens einfach zu sehr vom Geschehen eingenommen. Auch die Aufgaben, die Edie während der kurzen Zeitspanne von fünf Tagen lösen muss, sind recht knifflig. Die Übersetzung der verwendeten Wortspiele (sowie auch die Übertragung der beiden Rätsel zu Beginn des Buchs) hat Elisabeth Schmalen großartig gemeistert, ihr gebührt hier wirklich großes Lob.
Die Charaktere sind realistisch gezeichnet und verfügen alle über Ecken und Kanten, interessante Vergangenheiten und Herausforderungen in der Gegenwart. Man kann sich alle sehr gut vorstellen, angefangen bei der Rätselrentnerin Edie, die nicht nur durch ihre äußere Erscheinung auffällt, über ihren Adoptivsohn, dem sie als Polizisten einige Beweise vorenthält, der neunzigjährigen Nachbarin, den zahlreichen Verdächtigen und den Haustieren, die ebenso eine Rolle spielen.
Das Miträtseln macht hier – soweit man das bei einem Krimi sagen darf – wirklich großen Spaß. Immer wieder wird man, oft auch zusammen mit Edie, in die Irre geführt. Mutmaßliche Täter werden nach und nach durch ihre Alibis zu einfachen und unschuldigen Figuren in diesem Mörderspiel.
Benedicts Bestseller „Mord im Christmas Express“ kenne ich noch nicht, ihr Christmas Puzzle macht auf jeden Fall neugierig darauf. Denn hier passt einfach alles zusammen und es macht trotz des schrecklichen Pakets vor Edies Tür große Lust auf die Weihnachtszeit.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Leben für die Musik

Adagio
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Die Königin des Klavierspiels ihrer Zeit und der vierzehn Jahre jüngere Komponist sind musikalische Weggefährten. Die Freundschaft zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms vertieft sich, als Clara 1863 ...

Die Königin des Klavierspiels ihrer Zeit und der vierzehn Jahre jüngere Komponist sind musikalische Weggefährten. Die Freundschaft zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms vertieft sich, als Clara 1863 nach Baden-Baden zieht. Hier findet sie ein Klima des Ineinanderfließens verschiedener kultureller Strömungen, geprägt von dem musikalischen Multitalent Pauline Viardot und deren Kreis. Brahms wird zum regelmäßigen Sommergast in Claras Haus, seine wichtigsten Werke entstehen in der Kurstadt. Der Genius Loci inspiriert auch Kollegen wie Joseph Joachim und Theodor Kirchner, mit denen Clara eng verbunden ist. Über allem schweben die unvergänglichen Kompositionen dieser Künstlerinnen und Künstler.
Das Cover ist farblich zurückhaltend, aber überaus ansprechend gestaltet; es zeigt die Porträts der beiden Musiker. Auch innerhalb des informativen Buchs gibt es zahlreiche schwarz-weiß gehaltene Abbildungen von zeitgenössischen Bildern aus der Lebenszeit der Künstler und Fotografien aus Baden Baden. Auf ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis folgen einige Zitate und daraufhin die chronologische Darstellung der Zeit in dieser Stadt. Jedes Kapitel ist mit genauem Datum versehen, durch den Einschub von Briefen aufgelockert und mit seltenen Fußnoten bereichert.
Dadurch entsteht ein sehr interessanter - aber auch unterhaltsamer - Einblick ins Leben von Clara Schumann mit ihren Kindern, ihren internationalen Tourneen, aber auch ihren gesundheitlichen und finanziellen Herausforderungen. Ebenso erhält man Hinweise auf das Leben des Komponisten Johannes Brahms und seinen oft ungewöhnlichen Ansichten. Die Darstellung der Verbindung zwischen den beiden Ausnahmekünstlern ist recht lose gehalten und lässt dem Leser viel Platz für eigene Gedanken und Spekulationen.
Die erwähnten Kompositionen laden zum Anhören verschiedener Musikstücke ein, die einen in die Zeit des 19. Jahrhunderts versetzen. Auch die Stellung der Frau in jener Zeit wird beleuchtet; wobei einem einige Ansichten recht modern vorkommen mögen, andere allerdings klar darstellen, dass eine Gleichberechtigung noch einen weiten Weg vor sich hat.
Der sehr informative Anhang vervollständigt dieses kleine aber feine Buch. Neben Anmerkungen und einem Glossar sind die Quellen zu diesem Werk aufgelistet, die zum Weiterlesen (und -hören) anregen. Eine Zeittafel sowie ein Personen- und Ortsverzeichnis machen das sehr gut recherchierte Buch außerdem zu einem interessanten Nachschlagewerk.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Ein Mathematiker hat nie frei

Pi mal Daumen
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In einer Vorlesung trifft der hochbegabte, sechzehnjährige Oscar auf Moni Kosinsky, die nicht nur durch knalligen Lippenstift, hohe Absätze und ihr Alter aus einer anderen Welt als der junge Adlige zu ...

In einer Vorlesung trifft der hochbegabte, sechzehnjährige Oscar auf Moni Kosinsky, die nicht nur durch knalligen Lippenstift, hohe Absätze und ihr Alter aus einer anderen Welt als der junge Adlige zu kommen scheint. Moni wird für eine Putzfrau gehalten, erfüllt sich aber mit Verstand und Beharrlichkeit den Traum von einem Mathe-Studium. Bald findet der weltfremde Oscar eine warmherzige Freundin. Die Geschichte dieser beiden Außenseiter wird zu einem leichtfüßigen, tragikomischen Roman über eine schillernde Heldin und eine ungewöhnliche Freundschaft.
Das pastellfarbene Cover zeigt das Profil einer alterslosen Frau, die gerade einen Kirschkern ausspuckt. Es ist die Abbildung von Moni, dargestellt aus der Sicht Oscars, welcher als Ich-Erzähler die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft wiedergibt. Am Anfang und Ende des Buches befindet sich ein ungewöhnlicher Stammbaum, der Monis Familienverhältnisse aufzeichnet. Oscar trägt autistische Züge und der Schreibstil wirkt durch seine Direktheit kühl, an vielen Stellen dadurch aber auch humorvoll, auf jeden Fall einfach und verständlich. Das Buch legt den Alltag, die Probleme und Unzulänglichkeiten, aber auch die gegenseitige Hilfe dar, die die beiden Außenseiter einander leisten.
Im ersten Drittel wirkt die Geschichte etwas langatmig; die Handlung kommt fast nicht voran. Im Gegensatz dazu gibt es im letzten Drittel Zeitsprünge und das Ende tritt beinahe abrupt ein. Das Buch gehandelt auf leichte Art soziale Unterschiede, Vorurteile, führt über schmerzhafte Spuren auch in die Vergangenheit der Protagonisten. Die Charaktere sind sehr klar gezeichnet, sowohl Oscars als auch Monis Familie kann man sich lebhaft vorstellen. Dennoch muss gesagt werden, dass die Figuren sehr überzogen dargestellt sind. Die Klischees, die bedient werden, sind sogar bis zur Schmerzgrenze ausgereizt. Auch Oscar und Moni stehen als lebendige Personen vor uns auf, dass es solche extremen Typen allerdings tatsächlich geben soll, wirkt aber tatsächlich weniger glaubhaft. Zumindest nicht, wenn man sich die enge Verbindung der beiden und die Veränderung der beiden unterschiedlichen Charaktere vor Augen hält, die einfach zu rasch vor sich geht und daher einfach unrealistisch wird.
Insgesamt ist aber doch eine unterhaltsame Geschichte entstanden, die den einen oder anderen Leser zum Nachdenken anregen kann – nicht nur über das Thema Mathematik.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Die Stille, so laut wie der Tod

Das Lied des Propheten
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Beamte der neu gegründeten irischen Geheimpolizei wollen den Gewerkschafter Larry Stack verhören, treffen aber an einem regennassen Abend nur auf seine Frau Eilish. Sie ist Wissenschaftlerin, vierfache ...

Beamte der neu gegründeten irischen Geheimpolizei wollen den Gewerkschafter Larry Stack verhören, treffen aber an einem regennassen Abend nur auf seine Frau Eilish. Sie ist Wissenschaftlerin, vierfache Mutter und befindet sich nach dem darauffolgenden plötzlichen Verschwinden ihres Mannes in einer Situation, die ihr Familienleben von Tag zu Tag verschlechtert und über das sie die Kontrolle verliert. Denn Irland wird mittlerweile von Tyrannei beherrscht. In diesem Alptraum versucht Eilish ihre Kinder zu schützen und sich um ihren dementen Vater zu kümmern.
Das Cover ist schlicht, die schwarzen geometrischen Figuren auf weißem Grund sind nur durch einige Tupfen Rot und drei verschwindend kleine Scherenschnittfiguren aufgelockert. Der Text ist in einige größere Abschnitte unterteilt. Der aufwendige Schreibstil reißt die Leser wie in einem Strudel mit durch die verstörende Handlung. Dem Übersetzer Eike Schönfeld darf hier für seine großartige Arbeit gedankt werden; Lynchs Bildsprache ins Deutsche zu überspielen, war sicher keine einfache Aufgabe. Der Autor setzt Szene an Szene, verdichtet die Atmosphäre, ohne sich oder den Lesern Atem zu gönnen. Die Sprache enthält Metaphern, vermeidet Absätze und Anführungszeichen in direkter Rede; sie ist poetisch, einem Lied des Propheten würdig; sie bringt das Dilemma der Familie den Lesern auf sehr eindrückliche Weise recht nahe, man meint diese Nähe beinahe körperlich zu spüren.
Das Hauptthema liegt in der Gefühls- und Gedankenwelt von Eilish Stack, einer Frau, die alles versucht, ihren Kindern ein Leben in Normalität zu ermöglichen. Doch ein normales Leben ist längst nicht mehr möglich. Wie schnell die Monate in diesem Roman vorbeigehen, erfährt man oft nur durch die Beschreibung von Pflanzen und Natur. Längst ist das Land von Notverordnungen beherrscht, die Grundrechte aushebeln; von Ausgangssperre und Scharfschützen, die gegen mutige Demonstranten vorgehen; von leeren Gebäuden, weil internationale Konzerne das Land verlassen haben; von der Macht einer Partei, die man sich nicht im eigenen Land wünscht.
Und hierin liegt das Dilemma: der Prophet singt vom Ende der Welt als ein lokales Ereignis. Für den Betroffenen ist das furchtbar, für andere nur ein kurzer Bericht in den Nachrichten. Irland steht hier als drohendes Beispiel, das uns als Warnung dienen soll. Durch seine recht westliche geographische Lage und dadurch auch durch seine „westliche“ Einstellung uns und unserem Denken sehr viel näher als andere Länder. Jene anderen Länder, in denen ein totalitäres Regime leider längst zur traurigen Wirklichkeit geworden ist.
Lynch sendet also einen Appell, die autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen, solange wir noch in der Lage dazu sind. Das Akademikerpaar Stack hat damit zu lange gewartet, ist ihm zu ohnmächtig und blind gegenüber gestanden; hat die Zeichen nicht richtig gedeutet.

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