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Veröffentlicht am 19.02.2023

Feiner Achtziger-Krimi mit Retro-Charme

Und was ist mit Rosemarie?
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In der Nähe des Kieler Funkturms wir ein Auto mit offenem Kofferraumdeckel gefunden; darin befindet sich der Besitzer des Wagens – tot. Da es nicht um Raubmord handeln kann, warum wurde er erschlagen? ...

In der Nähe des Kieler Funkturms wir ein Auto mit offenem Kofferraumdeckel gefunden; darin befindet sich der Besitzer des Wagens – tot. Da es nicht um Raubmord handeln kann, warum wurde er erschlagen? Und was ist mit Rosemarie? Fragen stellen sich den Ermittlern also genug in diesem Fall, aber werden sie auch Antworten darauf erhalten? Der Roman über Erinnerungen an Gefühle ist bereits 1984 entstanden und wurde vom Autor erst 2020 wiederentdeckt.
Am Cover ist eine Häuserreihe zu sehen, den Großteil des Bildes nimmt das Grün der Kastanienbäume ein, die sich auf die Allee der Straße beziehen, in welcher der Tote wohnte. Am Beginn des Buches befindet sich ein praktisches Personenregister. Die Anzahl der Charaktere ist zwar recht übersichtlich, und eine Aufzählung am Anfang nicht unbedingt notwendig, allerdings sind die Attribute, die der Autor den Personen zuschreibt, sehr aussagekräftig und auch humorvoll gestaltet und schüren daher die Neugierde auf den Inhalt. Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge sind aus dem Leben gegriffen und die Charaktere ebenso realitätsnah.
Auf Seiten der Polizei stechen die gegensätzlichen Ermittler Kühl und Jörgensen hervor. Der an Alter und Erfahrung fortgeschrittene Kommissar Kühl tritt recht selbstbewusst auf und fühlt sich seinem jungen Kollegen Jörgensen sehr überlegen. Die Sympathie liegt jedoch ganz beim jungen Polizisten, der noch ganz am Anfang seiner Karriere bei der Mordkommission steht; seine Ansichten unterscheiden sich ganz wesentlich von denen seines Vorgesetzten. Im Gegensatz zu Kühls Arbeitsweise ist seine Art, die Dinge zu sehen, geradezu erfrischend. Die Lebensweise der Achtziger und die Möglichkeiten der Kriminalpolizei in der damaligen Zeit machen diesen „Retro-Krimi“ sehr interessant. Da weder auf DNA-Analysen noch Handy-Ortung zurückgegriffen werden konnte, liegt die Stärke dieses Buches vor allem in der psychologischen Betrachtung und der Reaktion der handelnden Charaktere. Überraschend und beeindruckend ist auch die Lösung des Falls – oder besser, das Ende der Geschichte – aber davon sollte sich jeder Leser selber überzeugen.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Elf Geschichten, quer durchs Leben ...

Ein Reigen - Erzählungen und Kurzgeschichten
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In elf Geschichten kreuz und quer durch Europa und kreuz und quer durch die Zeit und auch mit Abstechern in jene Welt, in der die Tiere sich wie Menschen verhalten. Ein Reigen aus Erzählungen und Kurzgeschichten, ...

In elf Geschichten kreuz und quer durch Europa und kreuz und quer durch die Zeit und auch mit Abstechern in jene Welt, in der die Tiere sich wie Menschen verhalten. Ein Reigen aus Erzählungen und Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen über das Leben, die Liebe, das Gute und das Böse.
Ein strahlendes Cover mit einem vergoldeten Engelsrelief an einem Deckenpfeiler; ein Engel, der uns hinaufführt, unsere Gedanken schweifen lässt. Und unsere Gedanken sind auch in den Kurzgeschichten gefordert. Sie führen an verschiedene Orte und unterschiedliche Zeiten und doch haben sie eine Gemeinsamkeit: sie regen zum Nachdenken an. Seien es nun Tiere in den Fabeln, Liebende oder nicht mehr Verliebte, Anekdoten während des Kriegs oder danach – der Leser darf die Fäden der Erzählungen für sich selber weiterspinnen, die Protagonisten retten oder hängenlassen. Kurzgeschichten sind ohnehin recht praktisch. Man kann sie je nach Länge für eine passende Gelegenheit aussuchen, sei es im Warteraum oder vor dem Einschlafen. Die Erlebnisse dieses Buches treffen dabei immer ins Schwarze – keines davon enttäuscht, jedes einzelne daraus fasziniert auf seine eigene Weise.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Die poetische Welt des Circus Roncalli

Meine Reise zum Regenbogen
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Bernhard Paul hat mit seinem Circus Roncalli den Zirkus geradezu neu erfunden und Menschen aller Gesellschaftsschichten zum Lachen gebracht. In dieser Autobiografie erzählt er nun sehr offen über die Höhen ...

Bernhard Paul hat mit seinem Circus Roncalli den Zirkus geradezu neu erfunden und Menschen aller Gesellschaftsschichten zum Lachen gebracht. In dieser Autobiografie erzählt er nun sehr offen über die Höhen und Tiefen seines Lebens. Über seine Kindheit in Niederösterreich führt er die Leser ins Wien der 70er Jahre; berichtet über seine persönlichen Begegnungen mit Deix, Helnwein, Heller und anderen Persönlichkeiten. Seine Fantasie und Kreativität nehmen dabei bis heute immer einen großen Platz ein.
Am Cover begrüßt uns Pauls Gesicht, den roten Vorhang hat er beiseite geschoben. Sobald man das Buch aufschlägt, erwartet uns der Reiseleiter zum Regenbogen bereits auf einem Bahnsteig, und zwar in der Gestalt des Clowns Zippo. Die Autobiografie startet mit einem QR-Code zum Soundtrack seines Lebens. Jedes Kapitel wird von einem ganzseitigen Foto und einer aussagekräftigen Überschrift eingeleitet, die Seitenzahlen sind in roter Farbe gedruckt. Zahlreiche weitere Fotos sind über das gesamte Buch verteilt und am Ende bekommt man einen Blick auf die Manege des Circus Roncalli.
Paul blickt mit großer Offenheit auf sein abwechslungsreiches Leben zurück. Man spürt, dass er selbst an die weniger erfreulichen Abschnitte daraus nicht mit Groll, sondern einer gehörigen Portion Humor und viel Selbstsicherheit zurückdenkt. Paul nimmt uns dabei wirklich mit auf eine Reise; er lässt Bilder an uns vorüberziehen, die er sehr lebhaft beschreibt, die dem Leser erklären, wie sehr die Zauberwelt des Zirkus ihn seit seiner Kindheit eingenommen hat. Nebenbei erfährt man Details über die Entstehung und Geschichte der Zirkusse im Allgemeinen. Paul versteht es nicht nur in der Manege zu überzeugen, sondern ist auch als Erzähler brillant. Die Anekdoten aus seiner Kindheit und Studienzeit, seine Begegnungen mit verschiedenen Persönlichkeiten fesseln einen genauso wie die spannende und abenteuerliche Entstehung seines eigenen Circus Roncalli. Der Leser darf einen Menschen kennenlernen, der seinen Traum leben darf, der Altes ehrt und erhalten möchte und der niemals im Leben aufgegeben hat.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Ein Unternehmer aus Leidenschaft

Der geliehene Freund
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Der Münchner Gastronom Michael Käfer leitet ein Feinkost- und Fine-Dining-Imperium mit internationalem Party-Dienst, betreibt erfolgreich die Münchner Nobeldisco P1 und das Käfer-Zelt auf dem jährlichen ...

Der Münchner Gastronom Michael Käfer leitet ein Feinkost- und Fine-Dining-Imperium mit internationalem Party-Dienst, betreibt erfolgreich die Münchner Nobeldisco P1 und das Käfer-Zelt auf dem jährlichen Oktoberfest. Diese Autobiografie zeigt seine ganz persönliche Seite als Gastgeber, Unternehmer, Fußballfan und Familienmensch.
Am Cover zeigt sich Käfer leger auf einem Stuhl sitzend, wohl in einem der Lokale seines Familienunternehmens. In der Mitte des Buches sind nochmals einige seiner Fotos – auch aus seinem Privatleben - abgebildet. Am Ende weist das Buch ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis auf. Gleich im Prolog erwähnt und lobt er die Arbeit seines Ghostwriters Kai Psotta und schmückt sich so von Beginn an nicht mit fremden Federn. Und diese Ehrlichkeit, diese Offenheit, zieht sich durch das gesamte Buch. Als säße er mit einem Freund zusammen, erzählt Käfer von den Höhen und Tiefen in seinem Leben, schweift ab, nimmt neue Aspekte mit hinein, die sich schließlich doch wieder vollkommen ins ursprünglich Erzählte einfügen. Die aussagekräftigen Kapitelüberschriften und deren Inhalt schließen sein berufliches Leben ein, aber auch sein besonderes Interesse an Fußball. So erfährt man Anekdoten über außergewöhnliche Cateringaufträge, die maßgeschneidert auf die Auftraggeber sind, über Mottoparties im P1, über Nachhaltigkeit in der Gastronomie. Besondere Betonung legt Käfer aber auch auf seine Familie und das Weitergeben von Werten. Wer eine chronologische Aneinanderreihung der Erlebnisse sucht, ist hier fehl am Platz. Wer aber einem Freund – und sei es nur einem geliehenen – dabei zuhören will, wie er Anekdoten aus seinem Leben erzählt, der liegt mit diesem Buch vollkommen richtig.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Heimkehr ins Bündnerische

Zeit zurück
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Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege ...

Die Schweizer Saga erzählt aus dem Leben unterschiedlicher Charaktere – aus verschiedenen Zeitspannen und in mehreren Handlungssträngen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen dabei genau wie auch die Lebenswege der Protagonisten. Der Autor lässt schließlich alle in einem Gebirgstal aufeinandertreffen, das seine Natur erhalten möchte; er lässt Hochfinanz und deren Profitgier auf eine Liebesgeschichte treffen, und löst mit diesem Buch doch nicht alle Fragen, die er aufgeworfen hat.
Das Cover ist in schwarz-weiß gehalten und zeigt zwei Männer in einer alten Küche, wobei der eine dem anderen Kuchen und ein Getränk serviert. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert und verläuft auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen; die Schiene der Vergangen ist in anderer Schriftart und heller gedruckt.
Neben der eigentlichen Geschichte vertieft der Autor einige Themen, die ins Geschehen einfließen, in Exkursen, wie zum Beispiel die Auswanderung der Bündner nach Amerika oder das Sujet Homosexualität. Der Sprachstil ist fließend und angenehm.
Die unterschiedlichen Charaktere sind lebensecht gezeichnet und stehen in privatem oder beruflichem Verhältnis zueinander. Schädler spricht in diesem Roman viel Aktuelles an, so verarbeitet er Bauspekulation, Hochfinanz und Wirtschaft und es gelingt ihm, all diese Themen in einer spannenden Handlung anzusprechen; und auch die Zusammenhänge mit der Erzählung aus der Vergangenheit. Obwohl der Klappentext auf die Verflechtung von Fiktion und Realität hinweist, kommt der Umschwung im letzten Teil für mich zu überraschend; zu überirdisch, zu schnell aus dem Ärmel geschüttelt scheint mir diese Wendung, und unnötig. Auch der Hinweis, wer diesen Roman eigentlich verfasst, will für mich nicht so richtig zur bisherigen Handlung passen. Alle aufgegriffenen Themen scheinen mir realitätsnah genug und brauchen kein Ausweichen in die Fiktion.

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