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Veröffentlicht am 07.07.2021

Flucht aus dem Iran

33 Bogen und ein Teehaus
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INHALT:

In diesem autobiografischen Roman erzählt die Autorin von ihrer unbeschwerten Kindheit in gehobenen Verhältnissen im Iran Ende der 70er Jahre. Doch die Probleme und politischen Verhältnisse der ...

INHALT:

In diesem autobiografischen Roman erzählt die Autorin von ihrer unbeschwerten Kindheit in gehobenen Verhältnissen im Iran Ende der 70er Jahre. Doch die Probleme und politischen Verhältnisse der Erwachsenenwelt dringen zunehmend in Mehrnouschs heile Welt hinein, verändern sie und ihre Familie. Erhoffen sich alle zunächst vom Sturz des Schahs und der Rückkehr Chomeinis eine bessere Zukunft für das Land, wird schnell klar, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Bespitzelung, Drangsalierung, Verbote und Beschränkung beinahe aller Menschenrechte sind an der Tagesordnung. Als schliesslich auch Mehrnouschs Bruder als Kanonenfutter in einem unsinnigen Krieg dienen soll, sieht die Familie in der heimlichen Flucht aus der Heimat die einzige Überlebensmöglichkeit für alle. Sie landen zuerst in der Türkei, müssen von dort zunächst nach Ost-, dann nach Westberlin flüchten.

MEINE MEINUNG:

In diesem Kinderbuch schildert die Autorin ihren Weg bewusst aus der Perspektive des Mädchens. Auch Nebensächlichkeiten jenseits oder gerade trotz der harten Realität sind ihr wichtig zu erwähnen. Als erwachsene Leserin weiss man um das Schreckliche, das aus Kindersicht umschrieben oder angedeutet wird. Und man schämt sich für die teilweise menschenunwürdigen Verhältnisse, in denen traumatisierte Flüchtlinge unterkommen müssen. Und doch gelingt es dem Kind immer wieder, bei allem Schweren auch Schönes zu entdecken, auch dank zugewandter und einfühlsamer Lehrpersonen oder Kinder. Und nicht zuletzt ist es der enge Zusammenhalt zwischen den Geschwistern und mit den Eltern, der Mehrnousch ihr Schicksal ertragen hilft.

Jedem Kapitel stellt die Autorin die Beschreibung desjenigen Flusses voran, der durch die Gegend fliesst, in welcher sie sich gerade befindet. Eingerahmt wird die gesamte Geschichte von der Katastrophe in Tschernobyl. Auch dort waren Menschen zur Flucht gezwungen, gleichzeitig war das ein Geschehen, das die kindliche Mehrnousch noch nicht verstehen und einordnen konnte, als sie davon im Fernsehen Bilder sah.

FAZIT:

Die Autorin hat einen spannenden und bewegenden autobiographischen Roman geschrieben, welcher sehr gut für LeserInnen ab 11 geeignet ist. Es gelingt ihr, eine schwierige Thematik, die leider immer noch und immer wieder traurige Realität für viele Menschen ist, auf kindgerechte Weise zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Roman über das Erwachsenwerden

Elchtage
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INHALT:

Johanna ist 13 und kein Kind mehr. Nach den Sommerferien hat sich plötzlich einiges in ihrem Leben verändert. Sie kommt in eine neue Klassenstufe, und ihre allerbeste Freundin Sandra hat auf einmal ...

INHALT:

Johanna ist 13 und kein Kind mehr. Nach den Sommerferien hat sich plötzlich einiges in ihrem Leben verändert. Sie kommt in eine neue Klassenstufe, und ihre allerbeste Freundin Sandra hat auf einmal ganz andere Interessen als sie selber. Die schliesst sich nämlich seit Neuestem den coolen und ziemlich arroganten Mädchen aus ihrer Klasse an, gibt ihr weniges Geld für Schminke und schicke Klamotten aus, schwärmt für Jungs und will nichts mehr mit der "rückständigen" Johanna zu tun haben. Dabei waren die beiden doch seit Jahren unzertrennlich und haben sich in monatelanger gemeinsamer Arbeit sogar einen geheimen Rückzugsort geschaffen, in dem sie jede freie Minute zusammen verbracht haben: eine selbstgebaute und sehr gemütlich eingerichtete Hütte im Wald. Und das soll jetzt auf einmal alles nichts mehr wert und überholt sein? Johanna zieht sich zunächst immer mehr in sich selbst und ihre geliebte Hütte am See zurück. Sie ist verletzt und traurig, lässt sich davon aber nichts anmerken.

Dann sind auf einmal die Elche am Wasser und ganz nah bei der Hütte. Vor allem "Wildstern", eine besonders zutrauliche Elchkuh, scheint gar keine Angst vor Johanna zu haben. Sie lässt sich mit selbstgemachtem Popcorn füttern und schliesslich sogar streicheln.

Die Bekanntschaft mit den Elchen ist allerdings nicht die einzige Neuerung in Johannas verändertem Leben. Denn jetzt, wo sich nicht mehr alles nur um Sandra dreht, entdeckt Johanna andere Mitschüler und Mitschülerinnen, die eigentlich auch sehr nett sind. Ausserdem ist da ja auch noch Sixten, ein neuer Junge, der ebenso faszinierend wie geheimnisvoll ist.

Und der Wald gehört plötzlich nicht mehr nur Johanna und ihren Elchen allein. Jemand Unbekanntes schleicht sich immer wieder heimlich in ihre Hütte, wenn sie nicht da ist. Irgendjemand hinterlässt Spuren und treibt sich auffällig oft nachts zwischen den Bäumen herum. Er ist nicht allein. Und er führt nichts Gutes im Schilde...


MEINE MEINUNG:

Malin Klingenberg thematisiert in ihrem Buch glaubhaft viele verschiedene Themen, die im Leben von jungen Menschen wichtig sind: Selbstfindung, Umgang mit persönlichen Verletzungen, das Kennenlernen verschiedener Lebensentwürfe.

Gleichzeitig behandelt das Buch auch das Thema "Respekt" , wenn es um den Einsatz für andere Menschen, Tiere und die Umwelt geht. Mir hat es gefallen, dass Johanna mit der Hilfe ihrer neuen Freunde schliesslich gleich mehreren Geheimnissen auf die Spur kommt und erkennt, dass es sich lohnt, sich selber treu zu bleiben und nicht nur nach dem äusseren Schein zu urteilen.


Die einzelnen Kapitel sind nicht zu lang, die Sprache ist locker, aber nicht anspruchslos. Johanna ist eine sympathische Protagonistin, mit der man gerne Freud' und Leid' teilt.


Besonders schön finde ich persönlich auch die Umschlaggestaltung durch Max Meinzold.

FAZIT:

Malin Klingenberg hat einen schönen, dem Lesealter angemessenen Roman für Kinder und Jugendliche ab etwa 10 Jahren geschrieben. Ich habe "Elchtage" mit Freude gelesen und kann es daher auch sehr gerne empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

100 Vorbilder

Young Heroes
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„Young Heroes“ von Gilda Ciaruffoli stellt „100 inspirierende Menschen, die du kennen solltest“ für interessierte Jugendliche vor. Das Buch eignet sich aber genauso gut für Erwachsene, die sich einen ersten ...

„Young Heroes“ von Gilda Ciaruffoli stellt „100 inspirierende Menschen, die du kennen solltest“ für interessierte Jugendliche vor. Das Buch eignet sich aber genauso gut für Erwachsene, die sich einen ersten kurzen Einblick in das Leben starker junger Persönlichkeiten verschaffen möchten.


INHALT:

Im Buch findet man bekannte Namen (Greta Thunberg, Malala, The Beatles, Bill Gates, Sophie Scholl...), aber auch Menschen, die bisher einer breiten Öffentlichkeit und international vielleicht noch nicht so bekannt sind (Nadia Nadim, Hector Pieterson, Hannah Herbst...). Dabei ist jeder Person eine Doppelseite gewidmet: Auf der linken Seite wird über sie informiert und am Schluss ein kurzer Impuls zum Nachdenken gegeben, auf der rechten findet sich ein ganzseitiges Porträtgemälde verschiedener Illustratoren. Das Buch ist ansprechend bunt und lädt zum Blättern und Stöbern ein.


Die Stärke der Autorin liegt darin, dass sie den Lesenden junge Frauen und Männer und auch Kinder aus den verschiedensten Ländern, Kulturkreisen und Epochen auf gut verständliche Art nahebringt. Ebenso vielfältig sind auch die Interessen, welche die vorgestellten Personen vertreten. Ihr Engagement gilt Umweltschutz, Musik, Mode, Frauenrechten, wissenschaftlicher Forschung, Sport, Kunst und manch anderem mehr. Gilda Ciaruffoli geht es dabei auch immer darum, junge Menschen zu motivieren, darüber nachzudenken, was sie selber einzigartig macht und welche Talente sie haben. Dabei sollen sie lernen, auch die Gesellschaft kritisch zu hinterfragen, sollen ihre Gaben zum Wohle anderer weiterentwickeln und sich engagieren, damit sie vielleicht der nächste „Young Heroe“ sein können.

FAZIT:

Das Buch "Young Heroes" hat mir vorbildliche junge Menschen nahegebracht, von denen ich bisher noch nie gelesen habe und deren Engagement und Lebensumstände teilweise wirklich anrührend und erschütternd waren und sind. Die Illustrationen gefallen mir persönlich vom Stil her nicht so sehr, aber dieses ist natürlich Geschmackssache. Gleiches gilt für die Auswahl von einigen sehr berühmten Personen.

Ich werde dieses Buch aber auf jeden Fall immer wieder zur Hand nehmen und empfehle es daher gerne weiter.

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Veröffentlicht am 07.07.2021

Ein Roman über einen Roman

Roman d’amour
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INHALT:

"Die Leidenschaft hat Ihrem Leben keinen Sinn gestiftet, sondern wie ein Tsunami alles weggefegt."

Sylvie Schenk hat einen neuen Roman geschrieben, welcher im März 2021 im Hanser Verlag erschienen ...

INHALT:

"Die Leidenschaft hat Ihrem Leben keinen Sinn gestiftet, sondern wie ein Tsunami alles weggefegt."

Sylvie Schenk hat einen neuen Roman geschrieben, welcher im März 2021 im Hanser Verlag erschienen ist. Er trägt den Titel «Roman d’ amour» und kommt als eher schmaler Band mit 128 Seiten daher. Auf dem Titelbild erkennt man das Meer, Steinküste, einen alten, windschiefen Baum und zwei Fahrräder. Was es mit diesem Foto auf sich hat, erschliesst sich den Lesenden, wenn sie in die Geschichte eintauchen: Erinnerungen an eine Fahrradtour durch Irland, welche die Hauptfigur Charlotte vor vielen Jahren mit ihrem Geliebten unternommen hat, bilden das Herzstück der Erzählung.



Um diese herum webt nun Sylvie Schenk in sprachlich poetischer und fesselnder Weise ihren «Liebesroman». Der eigentlich ein Roman im Roman ist. Denn Charlotte ist Schriftstellerin und hat über ihre 25 Jahre zurückliegenden Erinnerungen an die Zeit mit ihrem verheirateten Geliebten Ludo ein Buch veröffentlicht. Dafür soll ihr nun ein eher unbedeutender Literaturpreis verliehen werden. Charlotte ist eigens dafür auf eine Nordseeinsel gereist und soll sich im Vorfeld der Preisverleihung mit einer ihr bis dato unbekannten Journalistin zu einem Interview treffen.


MEINE MEINUNG:

Was zunächst eher als «Bringen wir es hinter uns» - Gespräch zwischen den beiden weiblichen Hauptfiguren beginnt, entwickelt sich im Lauf der Geschichte immer mehr zu einem Verhör, in welchem sich Charlotte zusehends durch die bohrenden Fragen der Anderen in die Enge getrieben fühlt. Denn einerseits wird sie das Gefühl nicht los, dass ihr Gegenüber weiss, dass Charlotte in ihrem Liebesroman im Grunde genommen ihre eigene Autobiographie geschrieben hat. Andererseits fühlt sie sich durch die immer persönlicher werdenden Äusserungen der Journalistin herausgefordert, über das Wesen der Liebe und ihre eigene Rolle darin nachzudenken.

"Ich taumelte vor Einsamkeit und landete immer wieder in seinen Armen, beschämt von so vielen Zwiespälten."

Indem Charlotte ihre Geschichte mit Ludo noch einmal Revue passieren lässt, wird ihr klar, dass es im Grunde beide Frauen waren, welche aus dieser Dreiecksbeziehung sowohl als Leidtragende wie auch als aktiv Handelnde hervorgingen und -gehen mussten. Charlotte erkennt: Die Sprache der Liebe ist nie allein die zwischen den zwei Hauptpersonen, sie wirkt auch in das nahe und weitere Umfeld hinein. Und so wie es in der Übersetzung von einer Fremdsprache in die andere zu Unsicherheiten und Missverständnissen kommen kann, so ist dies auch in der Liebessprache möglich. Charlotte und eine Hauptfigur in ihrem eigenen Roman kennen dies aus eigener Erfahrung, ist doch ihre Muttersprache das Französische (wie es bei Sylvie Schenk selbst übrigens auch der Fall ist). Beide Frauen stellen sich schliesslich die Frage, ob und wie man überhaupt angemessen über die Liebe sprechen kann.

So ist dieser kleine Roman eine Liebesgeschichte, in welcher auch immer wieder über den Begriff "Liebe" nachgedacht und gesprochen wird.

FAZIT:

«Roman d’amour» ist ein vielschichtiger, berührender und nachdenklich machender Liebesroman. Auch die Schilderung der Naturgewalten, vor allem des Meeres, bilden eine sehr schöne Ergänzung zu den Mächten und Gedanken, die sich im Inneren der Protagonistinnen Bahn brechen. Das Buch lebt von der Vermischung der verschiedenen Zeit- und Beziehungsebenen und durch den Wechsel von Fiktion und Realität. Vor allem aber bezieht es seine Substanz aus der Lebensklugheit der Autorin. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Starke Frauen, die sich für andere einsetzen

Mit Wind unter den Flügeln
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INHALT:

Tanja Wenz ist als Autorin von Kinderbüchern bekannt. Ihr neuestes Buch «Mit Wind unter den Flügeln» ist für die Zielgruppe Erwachsene und ältere Jugendliche geschrieben. Es will einen Einblick ...

INHALT:

Tanja Wenz ist als Autorin von Kinderbüchern bekannt. Ihr neuestes Buch «Mit Wind unter den Flügeln» ist für die Zielgruppe Erwachsene und ältere Jugendliche geschrieben. Es will einen Einblick in das Leben von 16 verschiedenen Frauen geben, welche das kirchliche und gesellschaftliche Leben durch ihr Wirken und ihre Persönlichkeit nachhaltig geprägt haben. Beginnend im sechsten Jahrhundert mit der Frankenkönigin Radegundis und endend bei der 2006 verstorbenen Ruth Pfau lernen die Lesenden sowohl heiliggesprochene Frauen der katholischen Kirche als auch Widerstandskämpferinnen der NS-Zeit kennen. Verbunden werden die einzelnen Kapitel dabei dadurch, dass ein Falke sich vom Wind unter den Flügeln von Person zu Person tragen lässt, diese in ihrer jeweiligen Situation beobachtet und danach weiter zur nächsten fliegt.

MEINE MEINUNG:

In ihrerm Buch benutzt die Verfasserin verschiedene Erzählformen: Unter anderem wechseln Zwiegespräch, Tagebucheintrag, Telefonat oder geschriebener Brief einander ab. Dadurch lässt es sich leicht lesen ohne jedoch oberflächlich zu erscheinen.


Am Ende eines jeden Kapitels finden sich ein tabellarischer Lebenslauf, ein Kurzüberblick zur Vita und ein Hinweis auf einiges, was sich in der jeweiligen Epoche auch ereignet hat. Diese zusätzlichen Informationen sind hilfreich und auch unbedingt notwendig, weil in den Erzählungen zur jeweiligen Person nur ein bestimmter Lebensabschnitt spotartig beleuchtet wird. In diesem geht es vor allem um sehr persönliche Erlebnisse, welche die Frauen geprägt haben.


Von daher darf man von diesem Buch nicht erwarten, dass es zu jeder Frau eine ausführliche Biographie liefert. Das will dieses aber auch bewusst nicht tun. Man lernt daher immer nur eine kleine, wenn auch eindrückliche Facette des jeweiligen Lebens kennen. Gemeinsam ist allen vorgestellten Frauen ihr Glaube daran, von Gott zum jeweiligen Dienst und Handeln berufen worden zu sein. Dieses verbindende Element kommt auch schön auf dem ansprechend gestalteten Buchcover zum Ausdruck: Frauen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters legen einander die Hand auf die Schulter.


FAZIT:

«Mit Wind unter den Flügeln» ist gut geeignet und empfehelenswert als Einstiegsliteratur und macht neugierig darauf, sich mit der einen oder anderen weiblichen Person aus der (Kirchen-) Geschichte genauer auseinanderzusetzen. Das Buch liefert interessante Einblicke in das Leben verschiedenster Frauen. Quellenangaben am Ende des Buches oder Hinweise auf vertiefende Literatur wären sehr schön und hilfreich gewesen, diese fehlen aber leider.

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