Profilbild von books-and-sorcery

books-and-sorcery

aktives Lesejury-Mitglied
offline

books-and-sorcery ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit books-and-sorcery über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2025

Zugängliches biographisches Sachbuch für alle

Deutsch genug?
0

Als Russlanddeutsche und großer Fan von Ira Peters Arbeit, insbesondere dem Podcast „Steppenkinder“ – empfehle ich übrigens dringend für weitergehende Lektüre – musste ich ihr biographisches Sachbuch „Deutsch ...

Als Russlanddeutsche und großer Fan von Ira Peters Arbeit, insbesondere dem Podcast „Steppenkinder“ – empfehle ich übrigens dringend für weitergehende Lektüre – musste ich ihr biographisches Sachbuch „Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“ natürlich sofort lesen.

Ira wählt einen sanften Einstieg, der direkt einen emotionalen Bezug zu Leserinnen schafft: Kindheitserinnerungen aus Kasachstan, die Migrationserfahrung, das Auffanglager in Deutschland. Fast schon prüfend unterlegt sie die biographischen Parts mit faktenbasierten Passagen. Sie erzählt von der unsäglichen Medienberichterstattung, die rassistische Diskriminierung und die rechte Gewalt der „Baseballschlägerjahre“, die auch Migrantinnen aus postsowjetischen Staaten betraf.
Es wird deutlich, wie obskur das deutsche Integrationsparadigma ist; Spätaussiedler mussten sich zum „deutschen Volkstum“ bekennen (…), ihnen wurde deutlich nahegelegt, ihre russischen Namen einzudeutschen, deutsche Sprache, deutsche Erziehung, deutsche Kultur – „wie auch immer sich deutsche Beamtinnen und Beamte das unter sozialistischer Repressionspolitik gegenüber Deutschen vorstellten“ – dass die neuen Migrant*innen eben möglichst keinen Mucks machen. Und viele machten keinen Mucks, das kannten sie ja schon aus dem sowjetischen Regime. Es ist bemerkenswert, dass Pluralität so sehr in unserem Grundgesetz verankert ist – und wie sehr Deutschland immer noch ignoriert, ein Einwanderungsland zu sein.

Daraufhin macht Ira einen kompakten, aber dennoch sorgfältig aufgearbeiteten geschichtlichen Rundumschlag auf. Anhand beispielhaft herangezogener Ahnenforschung wird schnell klar, dass es „die“ RDs gar nicht gibt, so unterschiedliche Geschichten und Weltanschauungen sie haben. Und dass da doch eine kollektive Erfahrung ist, die durch Verbannung, Gulag, Trudarmee (Zwangsarbeit), Hunger geprägt ist.

Ira endet mit einem Blick aufs Heute: Wie machen sich die traumatischen Erfahrungen bemerkbar, wieso werden wir uns so selten bewusst, was für einen dramatischen Einschnitt eine Migration in das eigene Leben mit sich bringt und wie wird Erinnerungskultur heute gelebt? Wie wird gewählt – natürlich, das große Thema der Medien – und welche Probleme betreffen RDs heute zunehmend (Stichwort Altersarmut)?

Insbesondere die Themen rund um Scham über die eigene Identität, die man vielleicht erst einmal verlernen muss, hat mich sehr berührt; dass es z.B. nicht an der eigenen Assimilationsleistung liegt, nicht „richtig“ dazuzugehören, sondern durch fehlende Anerkennung von Gleichheit und Teilhabe, frei nach Naika Foroutan „Die postmigrantische Gesellschaft“ (2021).
Ich bin beeindruckt, wie Ira Peter es geschafft hat, so viele Themen kompakt in einem Buch anzusprechen. Die Balance zwischen journalistischer Genauigkeit, Sorgfalt und Sachlichkeit, die Distanz, um sensible Themen verständlich zu machen und biographischen Erzählungen, Erinnerungen, Emotionen, hat sie meiner Meinung nach perfekt hinbekommen.

„Deutsch genug?“ eignet sich daher sowohl hervorragend als Lektüre für Personen, die sich vielleicht noch nicht so sehr mit „den“ Russlanddeutschen beschäftigt haben, als auch Russlanddeutsche – es ist durchaus heilsam und bietet viele Anknüpfungspunkte an eigene Erfahrungen 💜 Insbesondere wünsche ich mir aber auch, dass andere Migras das Buch lesen, weil es eben einen zugänglichen und informativen Beitrag im aktuellen postmigrantischen Diskurs leistet.

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2025

Spieglein, Spieglein...

Rouge
0

Mona Awad schafft es mit ROUGE, die tiefsitzende Angst vor einem angeblichen Schönheitsverlust, dem Alter und einem weißen Schönheitsideal nicht zu entsprechen, unglaublich intensiv zu transportieren.

Anhand ...

Mona Awad schafft es mit ROUGE, die tiefsitzende Angst vor einem angeblichen Schönheitsverlust, dem Alter und einem weißen Schönheitsideal nicht zu entsprechen, unglaublich intensiv zu transportieren.

Anhand einer mixed Protagonistin und ihrer weißen Mutter skizziert sie, wie sich die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Zwänge in unterschiedlichen Personen manifestieren und von Mutter zu Tochter weitergegeben werden. Mit ihrem dichten, traumartigen Schreibstil dringt sie quasi ins Unterbewusste der Leserinnen ein. Es ist ein Roman, der die Linien zwischen Traum und Wachzustand, zwischen Fiktion und Realität, verschwimmen lässt; der einen fast schon dazu zwingt, den vorliegenden Text in Frage zu stellen. Ich meine, was, wie, warum ist da jetzt auf einmal Tom Cruise, bin ich das gerade wirklich lesend oder bilde ich mir das ein? Was möchte mein Unterbewusstsein mir damit sagen?!

Einige Abstriche gab es für mich jedoch vor allem in der Länge. Romane im Gothic-Genre lese ich am allerliebsten “schnell”, gerne eingekuschelt an einem regnerischen Wochenendnachmittag, sodass man die Realität für ein paar Stunden ausknipsen kann. ROUGE hätte wesentlich straffer und pointierter sein können; manche Motive fingen an, sich zu wiederholen. Ich wollte eigentlich gerne in Awads uncanny, unwirklichen Traumsequenzen verweilen, aber musste immer wieder aus ihnen auftauchen und fand dann nicht mehr so gut rein.

Ich bewerte das Buch mit 3,75 Sternen, gebe trotz Kritikpunkte trotzdem eine Empfehlung raus an Leser
innen, die Lust darauf haben, sich in einem wunderbaren Delirium von Gothic-Roman zu verlieren.

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.01.2025

Spannende Military-SF/Dystopie

Die letzte Heldin
0

Die letzte Heldin von Emily Tesh würde ich als dystopische Space Opera x Military Science-Fiction bezeichnen, die konventionelle Tropes aufgreift, sie aber durch eine queerfeministische Linse betrachtet ...

Die letzte Heldin von Emily Tesh würde ich als dystopische Space Opera x Military Science-Fiction bezeichnen, die konventionelle Tropes aufgreift, sie aber durch eine queerfeministische Linse betrachtet - was ich (mit ein paar Abstrichen) gelungen fand.

Die Ausgangslage: Eine von Aliens zerstörte Erde, ein ewig währender Krieg, eine militaristische Splittergruppe, die Gentechnik in extremen Ausmaßen, und damit Eugenik, betreibt; so weit so handelsüblich in der SF. In einer solchen extremistischen Gruppierung wächst Kyr, unsere indoktrinierte, unfassbar unsympathische, rassistische, misogyne Protagonistin, auf. Sie ist die beste Kämpferin ihres Jahrgangs und hat nichts anderes im Kopf als eine militärische Karriere - und Rache an den Aliens, die die Erde zerstört haben. Doch zu ihrem Entsetzen wird sie nach ihrem Abschluss nicht dem Militär zugeteilt, sondern zur Kinderstation, in der Frauen alle zwei Jahre Nachwuchs „produzieren“ müssen. Gedemütigt flieht sie von ihrer Raumstation, um ihren verschollenen Bruder zu suchen… und stellt fest, dass alles, was über die Galaxis gelernt hat, eine Lüge war.

Das Positive: Unglaublich, wie schnell ich dieses Buch verschlungen habe. Wenn ihr etwas braucht, dass euch aus einer Leseflaute holt, greift zu. Man wird direkt ins Geschehen reingeschmissen, hat dann keine Zeit, irgendwo mal anzuhalten und dann hat man es auch schon fertiggelesen. Die Action war reines Popcorn-Kino, der Plot fast-paced, voller Twists und spannend. Trotzdem war man stets nah dran an der Protagonistin, ihren Gedanken und Gefühlen, die teilweise schwer auszuhalten waren; wer eine Sympathieträgerin als PoV und perfekt dargestellte Queerness in einem Buch braucht, der wird hier definitiv nicht glücklich.

Das Kritische: Analogien für Aliens als „Andere“, die eben von uns, den Menschen, ausgehend Rassismus erfahren, finde ich meist recht langweilig und zu simpel, als dass sie einen großen Effekt hätten. Vor allem, weil man sich als Leserin mit der einen Ausnahme der Bösen identifiziert. Es braucht Feingefühl, so ein „unlearning“-Prozess der Figuren darzustellen – meist ist das übertrieben einfach und losgelöst von tatsächlichen Konsequenzen für Täterinnen dargestellt, während den Opfern keine große Aufmerksamkeit bekommen.

Hier war das teilweise der Fall, so empfanden einige Reviewerinnen die „Otherness“ der Aliens als unangenehm; ich hätte mir mehr Bewusstsein für dieses Thema gewünscht. Die Innenwelt der Protagonistin fand ich jedoch interessant: Natürlich wird Kyr empathischer und lernt durch ihr Gegenüber (das Alien) dazu und trotzdem bleibt sie bis zum Schluss teilweise in ihren erlernten Vorurteilen gefangen. Insbesondere ihre internalisierte Misogynie und Heteronormativität zogen sich ganz deutlich durchs Buch. Das finde ich wertvoll – dass wir hier eben keine perfekte Heldin, keine klassische, perfekte Heldenreise und keine unkritische Military-Sci-Fi haben, sondern dass Prozesse des Verlernens immer schwierig, unperfekt und unabgeschlossen sind.

Die Themen wurden deutlich und direkt ausgeschrieben, was für den Einstieg ins Genre hilfreich ist. Insgesamt würde ich Die letzte Heldin eher als Jugendbuch mit härteren Themen einordnen (CNs beachten) und es Leser
innen empfehlen, die vorher YA SF/Dystopien gelesen haben und jetzt etwas ein bisschen „Härteres“ suchen.

Wenn euch folgende Bücher gefallen haben, dann könnte Die letzte Heldin was für euch sein (und andersherum):

Erde 0 von Micaiah Johnson - dystopischer, queerer Sci-Fi-Thriller, ebenfalls ultraspannend und fast-paced, ziemlich hart in seiner Gewalt

Die Scythe-Trilogie von Neal Shusterman - Ausloten von moralischen Fragen, Spannungsverhältnis Utopie-Dystopie

Abschließend möchte ich die Goodreads-Review von Shelley Parker-Chan zitieren, weil es für mich verdeutlicht, was für einen progressiven Weg moderne Science Fiction gehen kann: “[…] this book is for everyone who loved Ender’s Game, but Ender’s Game didn’t love them back.”

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2024

Jahresflop

Umlaufbahnen
0

Wie bisher alle Booker-Prize-Gewinner, die ich gelesen habe (2), war auch Umlaufbahnen von Samantha Harvey zwar sprachlich interessant - aber gleichzeitig ein totaler Reinfall, der Jahresflop 2024 für ...

Wie bisher alle Booker-Prize-Gewinner, die ich gelesen habe (2), war auch Umlaufbahnen von Samantha Harvey zwar sprachlich interessant - aber gleichzeitig ein totaler Reinfall, der Jahresflop 2024 für mich.

Die Prämisse klingt vielversprechend: Sechs Astronautinnen umkreisen in einer Raumstation die Erde, und zwar sechzehnmal am Tag. Wie ist es, seine Heimat - den blauen Planeten - aus einem winzigen Fenster, aus so weiter Ferne zu beobachten? Quasi-Science-Fiction mit einem Nature-Writing-Ansatz, nur dass man hier nicht ganz nah ran geht, sondern ganz weit weg.

Die Idee ist originell, und auch die poetische Sprache, das straffe Editing, und das Cover haben mich angesprochen. Aber, und zwar ein großes: Es ist voll von altbackenen, klischeehaften Hollywoodmotiven und Kalter-Kriegs-artiger Obsession mit R
ssland.

Das reiche, weiße amerikanische Ehepaar, das die bitterarme, aber in ihrer Einfachheit glückliche Familie auf einer winzigen Insel im Pazifik anfreundet, nur um sie später aus dem All vor dem Taifun zu warnen, der auf die Inselgruppe zurollt; white saviourism at its best, Verweise darauf, dass die guten Amerikaner zu einem großen Teil Schuld am Klima sind, gab es nicht.

Die zwei rssischen Kosmonauten, die mit an Bord sind, sinnieren vor allem über eins: Rssland.

Wie die Rssen fast den Mond kolonisiert haben, was für tolles Essen sie an Bord haben (Borschtsch, was eigentlich das ukrainische Nationalgericht ist, welch Ironie), wie gastfreundlich sie sind, der großartige, nach Fortschritt strebende Geist der Swjetunion, die “rssische Seele”, hach… und ist da noch das Idol der einen Figur, ein real existierender rssischer Kosmonaut, der heute, in der Realität, ein Vertrauter Ptins ist und Gesicht des rssischen Weltallprogramms.

Die eine Figur referenziert ihn ständig. Ein Beispiel, was für Worte er dieser Person in den Mund legt: “Die Menschheit ist eine Schar Seefahrer, denkt er, eine Bruderschaft von Matrosen auf offener See. Die Menschheit ist nicht diese Nation oder jene, sie besteht aus allen Menschen zusammen, auf immer verbunden, komme, was wolle” - ich hoffe, ich muss euch nicht erklären, warum das Narrativ der “Bruderschaft” im Angesicht des r*ssischen Angriffskrieges auf die Ukraine problematisch ist und es vielleicht etwas ironisch ist, in dem Kontext von Grenzenlosigkeit zu reden (you know, der, Astronaut, der referenziert wird, würde das heute vielleicht wirklich sagen. Und so meinen). Die Ukraine, sowie der Rest Osteuropas, findet übrigens an keiner Stelle im Buch Erwähnung, obwohl ständig irgendwelche Länder genannt werden.

Hätte sie das getan, hätte sie ihr triviales Leitmotiv “wir sind alle Menschen, Frieden ist fragil, aber internationale Zusammenarbeit schützenswert” vielleicht auch mal politisch einordnen müssen - wie unangenehm für die Leserschaft des Bookers, puh!

Vielleicht kann man das mit der Booker Prize Jury vergleichen: Eine Jury, die von ihrer erhabenen Position auf uns “andere” drauf blickt, von ganz weit weg, und sich selbst gut nach dem Lesen fühlt, weil sie ja nie selbst von irgendwas betroffen sein kann, außer vielleicht von ihren eigenen, individualistischen Problemen. Gewollte Zeitlosigkeit durch eine naive, von tatsächlichem Leben auf dieser Erde entkoppelte Sicht der Dinge.

Das Buch, auf dessen Übersetzung ich mich dieses Jahr am Meisten gefreut habe - und das mich am meisten enttäuscht hat. 1,5 Sterne, ein halber Stern für den Schreibstil.

Vielen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2024

Drachen und Feminismus!

When Women were Dragons – Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen
0

Die Prämisse von “When Women were Dragons” von Kelly Barnhill steckt ja eigentlich schon im Titel: In einer Art alternativen Geschichte in den 50er Jahren in den USA verwandelten Frauen sich plötzlich ...

Die Prämisse von “When Women were Dragons” von Kelly Barnhill steckt ja eigentlich schon im Titel: In einer Art alternativen Geschichte in den 50er Jahren in den USA verwandelten Frauen sich plötzlich in Drachen und hinterließen Verwüstung und Fassungslosigkeit. Was darauf folgte war ein großes gesellschaftliches Tabu, überhaupt über Drachen zu sprechen - das wird gar als obszön feminin angesehen! Dieses Ereignis und seine Folgen werden uns in einem fiktiven Coming-of-Age-Memoir von Alex Greene erzählt, deren Tante sich verwandelt hat, ihre Mutter aber nicht. Was hat es mit der Massenverwandlung auf sich und warum redet niemand darüber? 🐉

Ich fand es “nur” ok, aber empfehlenswert. Besonders interessant fand ich, dass Drachen hier eher Allegorie im magischen-Realismus-Stil und nicht Fantasy im klassischen Sinne sind: weibliche Wut, unsichtbare, unbezahlte Care-Arbeit, das Ausradieren erfolgreicher Frauen in der Geschichtsschreibung, intergenerationale Tr aumata, qu33re Lebensrealitäten.

Das Buch hätte auch ohne dieses spekulative Element funktioniert, aber für mich was gerade das, was mich zum Nachdenken und Interpretieren gebracht hat - es klingt vielleicht verwirrend, aber durch die Drachen als eher “offene Kategorie” werden alle Leser*innen eingeladen, zu interpretieren und darüber nachzudenken “wie es anders sein kann”. Ich liebs, dass spekulatives Schreiben so etwas kann ❤

Es wurden zahlreiche (queer-)feministische Themen on page besprochen, wobei mir hier insbesondere die Themen rund um Wissenschaft - und wie ihre Machtstrukturen den Status Quo aufrecht erhalten - gefallen hat.

Der schöne, introspektive Schreibstil, den ich bei Memoiren so gerne mag, hat meinen positiven Eindruck kompletiert. Außerdem ist diese Hardcoverausgabe qualitativ total hochwertig und schön gestaltet, sodass es ein echter Hingucker im Regal ist!

Meine hauptsächliche Kritik ist, und das mag meinen positiven Punkten teilweise widersprechen, dass ich nicht das Gefühl hatte, wirklich was Neues zu lesen. Alternative History, die Mädchen und Frauen in den 50er/60err-Jahren fokussiert, gibt es im Science-Fiction-Bereich Einige. So habe ich unbewusst Vergleiche zur Lady-Astronaut-Reihe von Mary Robinette Kowal gezogen, die, meiner Meinung nach, feministische Themen komplexer und inklusiver bearbeitet hat. Zwar wurden trans Personen und Schwarze Frauen kurz genannt, aber trotzdem war die Perspektive des Memoires eine aus einer weißen Mittelschicht; zwar queer, aber anderweitig wenig intersektional - gerade zum Thema Unterd rückung hätte man durchaus z.B. das Civil Rights Movement mitbearbeiten sollen. Für Adult Fantasy in voller Länge hätte ich mir so “mehr” gewünscht. Eine Kurzgeschichte oder Novelle mit einem knackigen Fokus hätte ich interessanter gefunden, gerade mit dem Schreibstil kann ich mir das richtig gut vorstellen.

Ich vergebe 3,5 ⭐ und empfehle “When Women were Dragons” trotz der Kritikpunkte, denn ich glaube, dass viele sich so richtig gut in die Geschichte einfühlen können und die Messages, die hier transportiert werden, wertschätzen können 🔥

Vielen Dank an CrossCult für dieses Rezensionsexemplar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere