Mutter-Tochter Spannungsfeld
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehenTriggerwarnung: Essstörung
Wanda und Antonia sind Schwestern und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Wanda ist schön, schlank, sportlich, selbstbewusst und in der Schule eine Überfliegerin. ...
Triggerwarnung: Essstörung
Wanda und Antonia sind Schwestern und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Wanda ist schön, schlank, sportlich, selbstbewusst und in der Schule eine Überfliegerin. Antonia zu kurvig, schüchtern und in nichts wirklich begabt. Zumindest ist das die Perspektive von Regina auf ihre beiden Töchter. Kritisch misst sie die beiden an ihren persönlichen unerfüllten Wünschen, ihren eigenen und den gesellschaftlichen Maßstäben - und das durchgängig durch das Buch, das sich mit Zeitsprüngen über eine Zeitspanne von etwa 20 Jahren erstreckt.
Gekonnt verwebt Anne Brüggemann durch die drei Perspektiven von Regina, Wanda und Antonia Innen- und Außenschau und die Brüche dazwischen. Es ist ein gelungenes Psychogramm einer Mutter-Tochter Beziehung, das erschreckend deutlich aufzeigt, wie nachhaltig die Erwartungshaltung unserer Eltern uns in unserer Selbstwahrnehmung prägen.
Zuweilen waren mir Anne Brüggemanns Worte fast zu deutlich, zu wenig subtil die Auseinandersetzung der Charaktere mit ihren Gefühlen. Gerade in jungen Jahren, in denen die Erwartungshaltung der Mutter die eine in die Magersucht stürzt und die andere ihre Schultern immer mehr hochziehen, sich zunehmend verstecken lässt, wirkten Wanda und Antonia für mich auf unglaubwürdige Weise reflektiert.
Dennoch ein Buch, das in seiner, wenn auch wenig unterschwellig formulierten, Message nachhallt.