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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Melancholischer Familienroman

Die Rückkehr der Kraniche
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Als Gretes Mutter stürzt, kommen ihre Schwester Freya aus ihrem hektischen Leben in Berlin und ihre Tochter Anne aus ihrer Studienstadt, um Grete zu unterstützen. Durch die gemeinsame Zeit im Elternhaus ...

Als Gretes Mutter stürzt, kommen ihre Schwester Freya aus ihrem hektischen Leben in Berlin und ihre Tochter Anne aus ihrer Studienstadt, um Grete zu unterstützen. Durch die gemeinsame Zeit im Elternhaus brechen alte Wunden auf und die Frauen müssen sich ihrer Vergangenheit stellen.


Die Autorin schafft es, durch ihren einfühlsamen und bildhaften Schreibstil, ein heimeliges und malerisches Bild der Natur zu zeichnen und die Figuren zum Leben zu erwecken. In der Familie Hansen hat jede ihre Geheimnisse und ihre Geschichte, die alle miteinander verwoben sind. Erzählt wird vor allem aus der Sicht von Grete und Freya, aber auch Anne kommt immer wieder zu Wort. Man taucht in jeden Blickwinkel ein und kann dadurch die einzelnen Beweggründe nachvollziehen. Diese intensive Familiengeschichte ist eingebettet in die melancholisch stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen, die ergänzt werden durch Vogelbeobachtungen und einer großen Wertschätzung für das Leben in der Natur. Die Sorgen und Gefühle der Frauen sind nachvollziehbar und berührend erzählt, da ist Gretes Angst vorm Älterwerden und ihre Härte zu sich selbst, Freyas unerfüllter Kinderwunsch und Annes Liebeskummer und die Suche nach ihrem Platz auf der Welt.


Ein atmosphärischer, tiefgründiger Roman, der seine Charaktere und die Landschaft in der sie wandeln, wertschätzt und bewundert. Ein tolles Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eindringliche Erzählung

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer ...

Die Erzählung ist sehr eindringlich und nah am Protagonisten, der einen Brief an seine Mutter schreibt, und dabei auf prägende Situationen, Gefühle und Beziehungen eingeht.
Zwischendurch tauchen immer wieder explizite Schilderungen von Abhängigkeitsverhältnissen auf, die für mich teilweise schwer zu ertragen waren.
Der Autor erzählt von Rassismus- und Homophobieerfahrungen, Immigration und den Nachwehen des Vietnamkrieges, aber auch von der Beziehung zu seiner Familie und den ersten Erfahrungen in der Liebe.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Leider keine Weihnachtslektüre

Geheimnis am Weihnachtsabend
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Als Mrs. Bradley zur Weihnachtszeit ihre Neffen im beschaulichen Oxfordshire besucht, geschieht ein Mord und die Familie befindet sich schnell mitten im Geschehen. Die Hobby-Ermittlerin versucht hinter ...

Als Mrs. Bradley zur Weihnachtszeit ihre Neffen im beschaulichen Oxfordshire besucht, geschieht ein Mord und die Familie befindet sich schnell mitten im Geschehen. Die Hobby-Ermittlerin versucht hinter die Verbindungen und Geheimnisse der Ortsbewohner zu kommen, um den Täter zu entlarven.

Ein beschaulicher Weihnachtskrimi, der mich leider nicht überzeugt hat. Dies lag zum einen am langatmigen Schreibstil als auch an den zahlreichen, unnahbaren handelnden Personen. Während des gesamten Buches hatte ich Schwierigkeiten, die Personen wiederzuerkennen oder zu unterscheiden, mir ihre Beziehungen untereinander zu merken oder ihre Handlungen - es gab schlichtweg zu viele Personen, die nicht näher beschrieben wurden. Selbst Mrs. Bradley als Hauptperson blieb trotz ihrer unsympathischen Eigenheiten seltsam blass in meiner Vorstellung. Die Story zog sich sehr in die Länge, schweifte immer wieder ab zu Themen, die ich gänzlich uninteressant fand, wie beispielsweise die Schweinezucht.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mir einfach mehr bzw. etwas anderes erhofft hatte. Einen gemütlichen Krimi in weihnachtlicher Atmosphäre (davon habe ich beim lesen nichts verspürt), vielleicht schneebedeckte Landschaften, Traditionen, ein verzwickter Fall. Das war es irgendwie alles nicht und daher leider nicht meins.

Eine Karte der Umgebung und eine Liste der handelnden Personen wäre sehr hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Einblicke in die NS Prozesse

Deutsches Haus
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Eva ist eine junge Frau Anfang der 60er Jahre in der BRD und soll als Dolmetscherin beim ersten NS-Prozess arbeiten. Dadurch wird sie mit der Vergangenheit ihres Landes und ihrer Familie konfrontiert.

Das ...

Eva ist eine junge Frau Anfang der 60er Jahre in der BRD und soll als Dolmetscherin beim ersten NS-Prozess arbeiten. Dadurch wird sie mit der Vergangenheit ihres Landes und ihrer Familie konfrontiert.

Das Buch stellt eine Zeit da, in der jeder nach vorne blicken und niemand sich mit der Vergangenheit und der entstandenen Schuld auseinandersetzen wollte. Eindringlich schildert die Autorin immer wieder die Aussagen der Zeugen, die auf den echten Prozessakten beruhen. Besonders treffend ist der Widerspruch beschrieben, dass einerseits niemand von etwas gewusst haben will, nur ‚die Anderen‘ mitgemacht haben und man selbst nichts machen konnte. Andererseits haben eben (fast) alle dazu beigetragen, dieses System zu stützen und dadurch über die Jahre auszubauen.
Auch das Privatleben von Eva wird thematisiert und damit einhergehend die Rechte und Rolle der Frau in den 60er Jahren dargestellt.
Der Schreibstil war einerseits angenehm zu lesen, anderseits war es nicht zu 100% meins - ich kann allerdings nicht genau festmachen, an was es lag.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Die zerstörerische Macht von Social Media

Girlcrush
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Als Eartha ihren Freund verlässt, ist dies für sie wie ein Erwachen aus dem Tiefschlaf und ihr Leben scheint nur aufregende Dinge für sie bereitzuhalten: sie kann endlich Frauen daten und wird über Nacht ...

Als Eartha ihren Freund verlässt, ist dies für sie wie ein Erwachen aus dem Tiefschlaf und ihr Leben scheint nur aufregende Dinge für sie bereitzuhalten: sie kann endlich Frauen daten und wird über Nacht auf Social Media bekannt. Doch ihre Onlinepräsenz hat auch Schattenseiten, die bald ihr ganzes Leben beeinflussen werden..

Der Klappentext ist etwas irreführend, denn das Buch handelt zwar auch von sexueller Selbstentdeckung, Queerness, Feminismus und Gender Roles aber hauptsächlich geht es um die zerstörerische Macht von Social Media. Intensiv beschreibt die Autorin die wechselnde Gefühlswelt der naiven Protagonistin, die oft verloren und unentschlossen wirkt. Auch die anderen Charaktere sind schlüssig dargestellt und geben der Story etwas zum mitfiebern. Daher fand ich es schade, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen mit fortlaufender Seitenzahl der Social-Media-Kritik zum Opfer gefallen sind und man keine Weiterentwicklung gesehen hat.

Die Autorin stellt einer fast schon dystopisch angehauchten Welt, in dem das Leben der Menschen nur online stattfindet, eine Realität gegenüber, die zum einen ein Ideal von Akzeptanz und Inklusivität lebt, aber gleichzeitig ambivalent und extrem auf Menschen und Handlungen reagiert, die nicht in Schubladen passen. Das findet seine Parallelen natürlich bereits in der heutigen Zeit. Der Stil ist so mitreißend, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann und die Autorin schafft es, richtig Spannung zu erzeugen.

Ich hatte mir im Vorhinein eher ein feministisches Lesewerk erhofft, was sich nicht bestätigt hat. Die tatsächliche Thematik ist dennoch so aktuell wie erschreckend und regt zum nachdenken an. Dennoch würde ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen, da mir einige Sachen (inhaltlich) unschlüssig waren oder gefehlt haben.