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Veröffentlicht am 04.08.2024

Mit Liebe gemacht - ein toller Reiseführer, der schon zuhause Fernweh aufkommen lässt

Reisehandbuch Tirol für alle Jahreszeiten - Tirol Reiseführer
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Geheimtipps von Freunden - der Untertitel ist zugleich Programm, denn man fühlt sich mit dem Reiseführer Tirol für alle Jahreszeiten von Mela Hipp tatsächlich durch die unmittelbare, einladende Schreibweise ...

Geheimtipps von Freunden - der Untertitel ist zugleich Programm, denn man fühlt sich mit dem Reiseführer Tirol für alle Jahreszeiten von Mela Hipp tatsächlich durch die unmittelbare, einladende Schreibweise der Autorin und das tolle Layout inkl. Fotos, direkt wie von Freunden eingeladen das schöne Tirol zu entdecken.

Den Hauptteil des Buchs bilden fünf Hauptregionen Tirols (Tiroler Unterland, Innsbruck und Umgebung, Tiroler Oberland, Außerfern und Osttirol), innerhalb derer wiederum verschiedene Orte mit Tipps zum Übernachten, Unternehmungen etc. vorgestellt werden. Als ein echtes Highlight habe ich empfunden, dass die Autorin fast jedem Ort und Gebiet, das sie innerhalb der Regionen vorstellt, ein einseitiges Feature eines ganz besonderen Ausflugszieles voranstellt. Hier lernt man u.a. den Almwirt, der auch Schriftsteller ist kennen, wird mit auf den Zirbenweg genommen oder kann entdecken wo in den Bergen Wein angebaut wird.

Daneben finden sich in einem separaten Kapitel tolle Vorschläge für mehrtägige Roadtrips mit dem Auto zwischen drei und fünf Tagen entlang toller Spots inkl. Wanderungen. In einem kurzen Kapitel werden ebenso Mehrtagestouren zu Fuß, mit dem Rad oder sogar auf Ski vorgestellt.

Besonders gut hat mir zudem der einleitende Teil zu Beginn des Buchs gefallen. Hier erläutert die Autorin sehr kurzweilig und informativ allerlei Hintergründe zu Menschen, Kultur, Geographie, Flora und Fauna, Sprache und gibt ganz grundsätzliche Tipps für die Anreise, Reisezeiten und das Bergwandern, die gerade für Anfänger:innen und Menschen, die das erste Mal in der Berge reisen, sicher sehr hilfreich sind. Doch auch ich als Wiederholungstäterin konnte hier noch den ein oder anderen wertvollen Hinweis mitnehmen.

Was mich etwas irritiert hat, war jedoch der Hinweis vor Ort ein Auto zu mieten, um bestimmte Ausgangsorte besser erreichen zu können. Hier wünsche ich mir im 21. Jahrhundert andere Möglichkeiten und Lösungen.

Gestalterisch ist das Buch wahnsinnig toll umgesetzt! Haptik, Layout, Schriftart und Zeilenabstand sind sehr angenehm, die fantastischen Fotos machen einfach nur Lust direkt nach Tirol zu fahren.

Für mich ist das Buch perfekt geeignet, um Tirol neu oder noch näher kennenzulernen und Inspiration für den Urlaub und Touren zu sammeln. Durch die sehr schöne Aufmachung, Haptik und den einladenden Stil der Autorin beginnt so der Urlaub ein bisschen schon zu Hause beim Schmökern und Planen! Eine wirklich tolle Lektüre, die viel mehr als „nur“ ein Reiseführer ist!

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Eine faszinierendes Leseabenteuer zwischen Komödie und Gesellschaftskritik

Vorstandssitzung im Paradies
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In Vorstandssitzung im Paradies nimmt uns Arto Paasilinna mit auf ein skurriles, zuweilen komisches und gleichzeitig nicht weniger lehrreiches Leseabenteuer.

Der Ich-Erzähler ist finnischer Journalist ...

In Vorstandssitzung im Paradies nimmt uns Arto Paasilinna mit auf ein skurriles, zuweilen komisches und gleichzeitig nicht weniger lehrreiches Leseabenteuer.

Der Ich-Erzähler ist finnischer Journalist auf einer Recherchereise von Japan nach Australien. In dem von der UN gecharterten Flugzeug sind die Mitpassagiere Krankenschwestern, Ärzte und Waldarbeiter aus verschiedenen skandinavischen Ländern, die in unterschiedlichen Regionen auf dem asiatischen Kontinent Entwicklungshilfe leisten sollen. Als das Flugzeug schließlich dramatisch über dem stillen Ozean abstürzt, landen die Überlebenden auf einer Insel im gefühlten Nirgendwo.

Aus dem Kampf ums Überleben, zunächst allein, dann in der Gruppe, wird Tag für Tag mehr ein Einrichten in ein neues Leben mit schließlich einigem Komfort dank dem Erfindungsreichtum und der Zusammenarbeit in der Gemeinschaft. Eine große Rolle spielt hier das allmähliche Finden als Gemeinschaft und die Anpassung an die Natur in dem nicht freiwillig gewählten Paradies.

Die Entwicklung und Weiterentwicklung der Gemeinschaft der Gestrandeten wird sehr gut herausgearbeitet, Ansätze und Entwicklungen der Ideengeschichte werden dabei geschickt integriert, so beispielsweise die Einführung des Geldes als Sündenfall (Rousseau) und daraus abgeleitet der Verbleib im Naturzustand ohne Eigentum, die Entwicklung des Tauschsystems, der Versorgung und letztlich auch eines Strafrechts (auch wenn letzteres zunächst doch sehr archaisch war) und eines kleinen Gesundheitssystems. So begleitet der Autor die Entwicklung eines eigenen Gesellschaftssystems, das sich partizipativ und dem Gemeinwohl verpflichtet, in der Gruppe auf der Insel herausbildet. Dabei wird deutlich, dass es eben dieses System ist, das letztlich das Überleben der Gruppe sichert, die zunehmend kritisch die vermeintlichen Errungenschaften des Westens mit allen Folgen für Mensch und Natur reflektiert.

Der Schreibstil des Autors hat mich direkt begeistert, schnörkellos, eingängig, ein absolut trockener Humor und viel Selbstironie - wer das mag, wird wie ich große Freude an dem Buch haben.

Insgesamt war das Buch für mich eine tolle Mischung aus Komödie und Gesellschaftskritik. In ähnlicher Form kenne ich das beispielsweise auch von Erich Kästner, insofern war es auch interessant für mich einen Autor mit ähnlichem Stil und gesellschaftskritischem Anliegen aus einem skandinavischen Land zu lesen. Eine absolute Empfehlung und für mich die Einladung weitere Bücher des Autors zu entdecken!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Über eine Liebe, die ihre Zeit sucht

Man sieht sich
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Man sieht sich erzählt die Geschichte von Friederika, genannt Frie, und Robert, die seit ihrer Jugend eine tiefe Freundschaft verbindet. Und zunächst insgeheim ist da auch immer schon mehr, doch es ist ...

Man sieht sich erzählt die Geschichte von Friederika, genannt Frie, und Robert, die seit ihrer Jugend eine tiefe Freundschaft verbindet. Und zunächst insgeheim ist da auch immer schon mehr, doch es ist das Leben, das immer wieder verhindert, dass aus der Freundschaft die Liebesbeziehung wird, die sie sein könnte. So ist der Roman nicht nur eine Geschichte vom Finden und Verlieren der Liebe, sondern viel mehr als das, eine Geschichte über die Irrungen und Wirrungen des Lebens, die manchmal unseren Weg bestimmen.



Beginnend mit der gemeinsamen Schulzeit als Robert zur 11. Klasse an Fries Schule wechselt, begleitet Julia Karnick Frie und Robert über rund drei Jahrzehnte bis in die Gegenwart. Die Perspektive wechselt hier von Kapitel zu Kapitel zwischen Robert und Frie. Dies finde ich sehr gelungen, da wir so in beide Charaktere einen tiefen Einblick bekommen und die Welt, aber auch die jeweils andere Person mit ihren/seinen Augen sehen.

Für mich ist Man sieht sich kein klassischer Liebesroman, sondern im aller positivsten Sinne insgesamt eher ein Gesellschaftsroman, der durch die Liebesgeschichte eine zusätzliche Ebene und Rahmen gewinnt. Anhand der Lebensgeschichten von Frie und Robert thematisiert die Autorin nicht nur das Entstehen und Scheitern von Beziehungen sondern auch gesellschaftliche und persönliche Problemlagen, wie den Umgang mit schweren Erkrankungen, die Bürden von Alleinerziehenden für Elternteil und Kind, traditionelle und ungesunde, dominante Beziehungsmuster, die Rolle von Frauen in der Gesellschaft und vieles mehr. Das klingt viel, ist es aber nicht, da es ganz natürlich über die sehr authentischen Lebensgeschichten Fries und Roberts und natürlich ihre Liebesgeschichte thematisiert wird. Ein toller Roman, den ich sehr gern uneingeschränkt empfehle!

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Zwischen Leichtigkeit und Katastrophe

Komm tanzen!
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Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, ...

Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, um sich zu feiern, abzuschalten, die Einschränkungen des Lockdowns endlich hinter sich zu lassen und natürlich: zu tanzen!

Im Mittelpunkt steht Lotte, aus deren Perspektive wir den Abend durchgängig begleiten. Lotte selbst schreibt gerade an ihrer Promotion zum Thema Langeweile in der Gegenwartskunst, ist mit Peer liiert und hat gemeinsam mit ihm den Sohn Paul. Gastgeberin ist ihre große Schwester Cora. Lotte hat ihre Nachbarin Claire, deren Sohn eng mit Paul befreundet ist, mitgebracht. Die Freunde kennen sich ewig und so stellt sich auch schnell eine vorfreudige, ausgelassene Stimmung ein, die die Autorin wunderbar atmosphärisch einfängt.

Mit Lottes Promotionsthema wird bereits angedeutet, dass es an diesem Abend nicht nur ums Tanzen gehen wird, sondern auch philosophisch angehauchte Gespräche und Gedanken eine Rolle spielen. Und, zunächst nur wie Blitze, taucht mit diesen auch immer wieder eine unbestimmte Schwermut auf. Bei Lotte, mit Blick auf ihre Schwester und die Beziehung zu ihr, die Gedanken an Jona, und auch bei der besten Freundin Marta. Gerade in den Gedanken und Gesprächen an und über Jona, führt die Autorin die Klimakatastrophe als Gegenpol zur Leichtigkeit ein. Jona fühlt die Katastrophe physisch und nimmt damit die eigentliche Bedrohung vielleicht sogar realistischer wahr, als sein Umfeld. Was er nicht kann, ist verdrängen, die Leichtigkeit der Party, das Ausblenden, ist für ihn nicht möglich, und damit wird er gleichzeitig zum Mahner für sein Umfeld.

Und so nimmt dieser Abend seinen unheilvollen Lauf, bis zu einem Morgen, an dem für alle Beteiligten die Welt eine andere sein wird.

Ich habe diese kurze Erzählung sehr gern gelesen, die Leichtigkeit und das Tanzen sind wunderbar von der Autorin eingefangen. Die Verbindung dieser mit den ernsten Themen ist für mich jedoch nicht vollständig gelungen, da es mir insgesamt zu gewollt und bewusst mahnend erschien den Kontrast und die Klimakatastrophe in der Erzählung abzubilden. Eventuell wäre dies bei einem längeren Roman noch besser gelungen, da so mehr Raum zur Entwicklung besteht. Gerne gebe ich 3,5 Punkte, die ich aufgrund des insgesamt schönen Leseerlebnisses auf 4 aufrunde!

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Spritzige, feministisch angehauchte Romcom mit Stil und Witz

Romantic Comedy
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Sally ist 36 und Autorin bei der bekanntesten Live Comedy Show des Landes. Sehr zu ihrem Ärger und mit ausreichend feministischer Empörung beobachtet sie in ihrem Umfeld den Umstand, dass es durchaus möglich ...

Sally ist 36 und Autorin bei der bekanntesten Live Comedy Show des Landes. Sehr zu ihrem Ärger und mit ausreichend feministischer Empörung beobachtet sie in ihrem Umfeld den Umstand, dass es durchaus möglich ist, dass sich erfolgreiche, attraktive weibliche Superstars mit eher durchschnittlichen Männern einlassen, der umgekehrte Fall jedoch nicht eintritt. Diese Überzeugung begleitet sie auch als der Popstar Noah Brewster einen Gastauftritt in der Show hat und sich zwischen den beiden eine seltsame Chemie entwickelt. Sally fühlt etwas und kann doch nicht glauben, dass es Noah genauso gehen soll, denn das wäre völlig gegen die ungeschriebene von ihr beobachtete Regel. Fühlt Noah genauso? Steht Sally sich primär selbst im Weg? Das gilt es auf knapp 400 Seiten in dieser wirklich unterhaltsamen und klugen Romcom herauszufinden.

Die Struktur gliedert sich in drei Kapitel, die sich nicht nur durch die Handlung sondern insbesondere auch den Stil unterscheiden. Während im ersten Kapitel Sallys Perspektive und mit ihr auch die Hintergründe im TV Business und die erste Annäherung im Mittelpunkt stehen, wird im zweiten Kapitel das Kennenlernen zwischen Noah und Sally anhand eines Email Dialogs begleitet. Mich erinnerte Letzteres ein bisschen an Gut gegen Nordwind, auch wenn sich Noah und Sally im Gegensatz dazu schon kennen. Interessant fand ich auch, dass Teil zwei und drei inmitten von Corona-Pandemie und Lockdown spielen, und diese so ganz natürlich in die Handlung eingebunden sind und gleichzeitig diese auch prägen, wie wenn Noah von seiner Infektion berichtet, oder der Isolation als Künstler ohne Auftritte. Dies habe ich als sehr gelungen empfunden!

Sally und Noah sind beides komplexere Figuren, deren Besonderheiten sich erst im Laufe der Zeit entwickeln, wenn sie sich einander öffnen und so auch der Leserin mehr Einblicke in ihre Leben, Haltungen und ihr Denken bieten. Gerade im zweiten Teil gewinnt auch Noahs Perspektive durch den Maildialog einen höheren Stellenwert, der sich durch die sehr offene Kommunikation im dritten Teil fortsetzt.

Interessant fand ich auch die Geschichte in der Geschichte, wenn Sally selbst davon berichtet ein Drehbuch für eine feministische Romcom schreiben zu wollen, und deren Anspruch erläutert.

Etwas negativ ist mir der sehr starke Fokus auf Noahs Aussehen aufgefallen, wie es von Sally bis zum Ende hervorgehoben wird. Hier hätte ich mir noch etwas mehr Entwicklung und Distanz in der Charaktergenese gewünscht.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir ausgesprochen gut, direkt, ehrlich mit spritzigen, klugen Dialogen, fliegt die Leserin durch die Handlung.

Der feministische Anspruch des Romans zeigt sich nicht nur in der Storyline mit einer talentierten, intelligenten Autorin sondern auch immer wieder durch Sallys Haltung und Aussagen, besonders gelungen fand ich hier auch die Anspielungen auf den Sexismus des Präsidenten Trump und die vielen politischen Gags. Insgesamt ist Romantic Comedy eine wirklich gelungene Romcom mit viel Witz, Charm und Anspruch, die sich gut und entspannt an ein paar Urlaubstagen lesen lässt und dabei sehr gut unterhält.

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