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Veröffentlicht am 20.11.2024

Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort ...

Das perfekte Grau
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In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines ...

In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines heruntergekommenen Hotels an der Ostsee aufeinander. Hieraus entwickelt sich unerwartet eine Freundschaft und es beginnt ein ungewöhnlicher Roadtrip.
Eigentlich fand ich den Plot sehr vielversprechend und auch die Charaktere interessant; allerdings ist für meinen Geschmack die Umsetzung nicht perfekt gelungen. Der Schreibstil war für mein Empfinden etwas unrund und hat mir nicht so zugesagt. Der Autor hat zudem häufig recht sprunghaft die (oft schwer verdaulichen!) Themen gewechselt, was den Lesefluss etwas gestört hat. Auch waren es vielleicht insgesamt etwas zu viele heftige Themen, die hier in nur einer Geschichte verpackt werden sollten (Flucht/Migration, sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, ...), es wirkte etwas überladen und "too much". Gefühlt wurde die Geschichte gegen Ende auch immer überladener, je weiter ich las, desto weniger gefiel mir das Buch - leider.
Ich bleibe etwas unentschlossen zurück...auch, weil mir das Ende nicht gefallen hat.
Stellenweise habe ich ein paar wirklich kluge Sätze markiert, aber insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.

"Das Leben ist das, was zwischen der Suche nach Glück und der Flucht vor Problemen übrig bleibt."

"Heute weiß ich es besser: Du kannst noch so starr nach vorne blicken, dich noch so verbissen der Erinnerung verweigern und noch so schnell laufen - irgendwann schaust du dich um, blickst zurück und stellst fest, dass der ganze Weg, den du gegangen oder gerannt bist, Dich nur einen Steinwurf weit von deiner Herkunft fortgeführt hat. Man kann seine Heimat verlassen, aber es gibt keine Gegenwart ohne Herkunft. Niemals und nirgends."

„Es ist egal, wovor du flüchtest. Vor den Dämonen einer Vergangenheit, vor Gewalt, Unfreiheit oder dem Tod. Vor dem Alter, der Justiz oder vor Durst und unstillbarem Hunger. Alle, die weglaufen, um das Land ihrer Sehnsucht zu finden, bezahlen den Preis ihrer Herkunft auf Raten."
„Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort, sondern in Menschen.“
"Denn zwischen dem reinsten Weiß und unserem vollkommensten Schwarz liegen Millionen Stufen von Grau. Manche Töne sind sichtbar, und einige von ihnen sind für andere das perfekte Grau. Vielleicht sind es gar nicht die Farben, die uns füreinander besonders machen, sondern die Schatten, die wir aneinander deuten."

"Es gibt ohnehin fast nie ein zurück zu den Orten, die man verlassen hat, und wenn, dann ist es dort nie wieder so, wie man es in seiner Erinnerung hält."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2024

Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort ...

Das perfekte Grau
0

In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines ...

In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines heruntergekommenen Hotels an der Ostsee aufeinander. Hieraus entwickelt sich unerwartet eine Freundschaft und es beginnt ein ungewöhnlicher Roadtrip.
Eigentlich fand ich den Plot sehr vielversprechend und auch die Charaktere interessant; allerdings ist für meinen Geschmack die Umsetzung nicht perfekt gelungen. Der Schreibstil war für mein Empfinden etwas unrund und hat mir nicht so zugesagt. Der Autor hat zudem häufig recht sprunghaft die (oft schwer verdaulichen!) Themen gewechselt, was den Lesefluss etwas gestört hat. Auch waren es vielleicht insgesamt etwas zu viele heftige Themen, die hier in nur einer Geschichte verpackt werden sollten (Flucht/Migration, sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, ...), es wirkte etwas überladen und "too much". Gefühlt wurde die Geschichte gegen Ende auch immer überladener, je weiter ich las, desto weniger gefiel mir das Buch - leider.
Ich bleibe etwas unentschlossen zurück...auch, weil mir das Ende nicht gefallen hat.
Stellenweise habe ich ein paar wirklich kluge Sätze markiert, aber insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.

"Das Leben ist das, was zwischen der Suche nach Glück und der Flucht vor Problemen übrig bleibt."

"Heute weiß ich es besser: Du kannst noch so starr nach vorne blicken, dich noch so verbissen der Erinnerung verweigern und noch so schnell laufen - irgendwann schaust du dich um, blickst zurück und stellst fest, dass der ganze Weg, den du gegangen oder gerannt bist, Dich nur einen Steinwurf weit von deiner Herkunft fortgeführt hat. Man kann seine Heimat verlassen, aber es gibt keine Gegenwart ohne Herkunft. Niemals und nirgends."

„Es ist egal, wovor du flüchtest. Vor den Dämonen einer Vergangenheit, vor Gewalt, Unfreiheit oder dem Tod. Vor dem Alter, der Justiz oder vor Durst und unstillbarem Hunger. Alle, die weglaufen, um das Land ihrer Sehnsucht zu finden, bezahlen den Preis ihrer Herkunft auf Raten."
„Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort, sondern in Menschen.“
"Denn zwischen dem reinsten Weiß und unserem vollkommensten Schwarz liegen Millionen Stufen von Grau. Manche Töne sind sichtbar, und einige von ihnen sind für andere das perfekte Grau. Vielleicht sind es gar nicht die Farben, die uns füreinander besonders machen, sondern die Schatten, die wir aneinander deuten."

"Es gibt ohnehin fast nie ein zurück zu den Orten, die man verlassen hat, und wenn, dann ist es dort nie wieder so, wie man es in seiner Erinnerung hält."

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Sehr gutes Sachbuch für Fans der Tour de France - aber leider viele Schreifehler

Tour de France
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Das neu erschienene Sachbuch „Tour de France“ von Stephan Klemm liefert auf 608 Seiten und in 21 Kapiteln jede Menge Lesestoff für Fans des Radsports und speziell der Tour de France.
Das Buch ist sehr ...

Das neu erschienene Sachbuch „Tour de France“ von Stephan Klemm liefert auf 608 Seiten und in 21 Kapiteln jede Menge Lesestoff für Fans des Radsports und speziell der Tour de France.
Das Buch ist sehr gut recherchiert und aufgebaut.
Man braucht zugegebenermaßen ziemlich viel Ausdauer beim Lesen, für Wenig-Leser mag das eine Herausforderung sein, zumal die Schrift ziemlich klein ist.
Aber es lohnt ich definitiv. Man erfährt sehr viel über die Organisation und die Helfer der Tour de France, die Etappen, Sieger und Verlierer, Doping und vieles andere drumherum – von Beginn der Tour de France an bis zum Jahr 2024.

Einen Stern Abzug gibt es leider, da das Buch sehr viele Fehler (Rechtschreib- und Grammatikfehler; stellenweise fehlen sogar ganze Worte am Ende eines Satzes!) enthält, was das Lesevergnügen doch erheblich stört!

Ansonsten: Ganz klare Leseempfehlung mit jeder Menge Wissen und Hingergrundinfos!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2024

Sehr persönliches uns bewegendes Tagebuch

Arbeit und Struktur
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"Arbeit und Struktur" ist das als Buch veröffentlichte Blog des 2013 verstorbenen Autos Wolfgang Herrndorf, welchen er ab Beginn seiner Krebsdiagnose bis kurz vor seinem Tod führte.
Solch ein Dokument ...

"Arbeit und Struktur" ist das als Buch veröffentlichte Blog des 2013 verstorbenen Autos Wolfgang Herrndorf, welchen er ab Beginn seiner Krebsdiagnose bis kurz vor seinem Tod führte.
Solch ein Dokument zu bewerten, ist natürlich sehr schwierig, da dies ein wirklich sehr persönliches Tagebuch eines Menschen ist. Es ist andererseits aber auch großartige Literatur. Man sieht hier das Talent des Autors - und man nimmt nachträglich noch an seinem verbleibenden Leben und seinen Gedanken teil. Das war sehr bewegend zu lesen, teils sehr schmerzlich und kaum auszuhalten, aber auf jeden Fall von der ersten bis zur letzten Seite lesenswert. Ein wichtiges Zeitdokument, das ich sicher noch öfter in die Hand nehmen werde.

"Ich fange an, mich vorsichtshalber auf drei Monate runterzurechnen. Könnte man leben, wenn man nur noch drei Monate hat? Nur noch einen Monat?
Ich werde noch ein Buch schreiben, sage ich mir, egal wie lange ich noch habe. Wenn ich noch einen Monat habe, schreibe ich eben jeden Tag ein Kapitel. Wenn ich drei Monate habe, wird es ordentlich durchgearbeitet. Ein ein Jahr ist purer Luxus."

"Und wenn mein Entschluss, was ich machen wollte, nicht schon vorher festgestanden hätte, dann hätte er nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit. Arbeit und Struktur. Sonderbares Gefühl, mit einem gänzlich Fremden zu telefonieren und sich darüber zu unterhalten, wie man heimlich unter der Bettdecke weint. Rufen Sie mich nächstes Jahr wieder an. Ja, mach ich."

"Und immer wieder vergesse ich die Sache mit dem Tod. Man sollte meinen, man vergesse das nicht, aber ich vergesse es, wenn es mir wieder einfällt, muss ich jedes mal lachen, ein Witz, den ich mir alle zehn Minuten neu erzählen kann und dessen Pointe immer wieder überraschend ist. Denn es geht mir ja gut."

"Die Krebskur nach Rudolf Breuss richtig gemacht! Wenn das Lächeln meine Seele streichelt
Was ich mir wünsche ist ein Clown
Ich mal mir ein Tor zum Himmel
Fliege nicht eher als bis dir Federn gewachsen sind
Wie ein Schiff im Sturm
Morgen bin ich wieder da
Und trotzdem mal ich mir ein Lächeln ins Gesicht
Arbeit und Struktur"

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2024

Sehr persönliches und bewegendes Tagebuch

Arbeit und Struktur
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"Arbeit und Struktur" ist das als Buch veröffentlichte Blog des 2013 verstorbenen Autos Wolfgang Herrndorf, welchen er ab Beginn seiner Krebsdiagnose bis kurz vor seinem Tod führte.
Solch ein Dokument ...

"Arbeit und Struktur" ist das als Buch veröffentlichte Blog des 2013 verstorbenen Autos Wolfgang Herrndorf, welchen er ab Beginn seiner Krebsdiagnose bis kurz vor seinem Tod führte.
Solch ein Dokument zu bewerten, ist natürlich sehr schwierig, da dies ein wirklich sehr persönliches Tagebuch eines Menschen ist. Es ist andererseits aber auch großartige Literatur. Man sieht hier das Talent des Autors - und man nimmt nachträglich noch an seinem verbleibenden Leben und seinen Gedanken teil. Das war sehr bewegend zu lesen, teils sehr schmerzlich und kaum auszuhalten, aber auf jeden Fall von der ersten bis zur letzten Seite lesenswert. Ein wichtiges Zeitdokument, das ich sicher noch öfter in die Hand nehmen werde.

"Ich fange an, mich vorsichtshalber auf drei Monate runterzurechnen. Könnte man leben, wenn man nur noch drei Monate hat? Nur noch einen Monat?
Ich werde noch ein Buch schreiben, sage ich mir, egal wie lange ich noch habe. Wenn ich noch einen Monat habe, schreibe ich eben jeden Tag ein Kapitel. Wenn ich drei Monate habe, wird es ordentlich durchgearbeitet. Ein ein Jahr ist purer Luxus."

"Und wenn mein Entschluss, was ich machen wollte, nicht schon vorher festgestanden hätte, dann hätte er nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit. Arbeit und Struktur. Sonderbares Gefühl, mit einem gänzlich Fremden zu telefonieren und sich darüber zu unterhalten, wie man heimlich unter der Bettdecke weint. Rufen Sie mich nächstes Jahr wieder an. Ja, mach ich."

"Und immer wieder vergesse ich die Sache mit dem Tod. Man sollte meinen, man vergesse das nicht, aber ich vergesse es, wenn es mir wieder einfällt, muss ich jedes mal lachen, ein Witz, den ich mir alle zehn Minuten neu erzählen kann und dessen Pointe immer wieder überraschend ist. Denn es geht mir ja gut."

"Die Krebskur nach Rudolf Breuss richtig gemacht! Wenn das Lächeln meine Seele streichelt
Was ich mir wünsche ist ein Clown
Ich mal mir ein Tor zum Himmel
Fliege nicht eher als bis dir Federn gewachsen sind
Wie ein Schiff im Sturm
Morgen bin ich wieder da
Und trotzdem mal ich mir ein Lächeln ins Gesicht
Arbeit und Struktur"

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