Recht auf Selbstbestimmung
Frag nach JaneMit ihrem Debüt »Frag nach Jane« feierte Marshall in ihrem Heimatland Kanada einen Überraschungserfolg. Es geht um drei Frauen dreier Generationen, die um ihre Selbstbestimmung kämpfen, um den Wunsch, ...
Mit ihrem Debüt »Frag nach Jane« feierte Marshall in ihrem Heimatland Kanada einen Überraschungserfolg. Es geht um drei Frauen dreier Generationen, die um ihre Selbstbestimmung kämpfen, um den Wunsch, Mutter zu sein oder keine Mutter zu sein. Marshall erzählt in ihrem fiktiven Roman von drei stellvertretenden Schicksalen, die sich so, oder so ähnlich, zugetragen haben können.
1960 – Evelyn wird in einem Heim für »gefallene Frauen« dazu gezwungen, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Dieses traumatische Erlebnis veranlasst sie, später als Ärztin Frauen zu helfen, die Wahl zu haben, Mutter zu werden oder nicht. Dafür schließt sie sich dem Untergrund-Netzwerk »Jane« an, das Frauen hilft, sichere Abtreibungen durchführen zu lassen.
1979 – Nancy begleitet ihre Cousine Clara, die ungewollt schwanger geworden ist, zu einer Abtreibung bei einem Hinterhof-Scharlatan, die beinahe schiefgeht. In den 80ern kommt sie selbst mit dem Netzwerk Jane in Berührung.
2017 – Angela hat sich gerade wiederholt einer künstlichen Befruchtung unterzogen und hofft, dieses Mal endlich das langersehnte Kind zur Welt zu bringen. Sie findet in ihrem Antiquitätenladen einen Brief, der vor Jahren versehentlich falsch zugestellt wurde. Darin gesteht eine Mutter kurz vor ihrem Tod ihrer Tochter, dass sie adoptiert wurde.
Auf diesen drei Zeitebenen erzählt Marshall uns aus der Sicht der drei Frauen über die unterschiedlichsten Erfahrungen mit ungewollter Schwangerschaft, Abtreibung, Adoption und dem gesellschaftlichen Umgang damit. Besonders erschüttert hat mich Evelyns Situation in dem Heim.
Zentrales Thema ist das Recht der Frauen an ihrem eigenen Körper, ihr Selbstbestimmungsrecht, nicht etwas ein Plädoyer für Schwangerschaftsabbrüche. Auch wenn das »Jane-Netzwerk« fiktiv ist, so die Autorin, gab es und gibt es solche Organisationen, die Frauen in ihrer Not behilflich sind. Sie schildert eindrücklich, unter welchen Umständen sie agieren müssen, da sie sich mit ihrer Hilfeleistung ja ebenfalls strafbar machen.
Marshall gelingt es, diese vielen Themen miteinander zu verknüpfen und mich stellenweise zu berühren. Dass die drei sehr unterschiedlich gewichteten Perspektiven sich später zusammenfinden, war schnell erkennbar, leider wirkte es aber etwas zu konstruiert auf mich. Mir waren es auch des Öfteren zu viele Nebensächlichkeiten, die sie sehr detailverliebt geschildert hat und damit vom Wesentlichen ablenkten. Aber das ist reine Geschmacksache.
Fazit:
Ich denke, dass es ein sehr vielschichtiges, gut recherchiertes Buch ist, das eine enorme Aktualität besitzt, da einige Länder, wie zum Beispiel die USA, wieder die Rechte der Frauen beschneiden. Es macht deutlich, wie wichtig es vor allem ist, zusammenzuhalten und für Selbstbestimmungsrechte und den uneingeschränkten Zugang zu sicherer Abtreibung weiterhin zu kämpfen. Dies schildert sie auch sehr eindrücklich in einem ausführlichen Nachwort.