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Veröffentlicht am 23.08.2020

Berührende Familiengeschichte

Luzies Erbe
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Als Luzie Mazur mit fast 100 Jahren im Kreis ihre Tochter Thea und ihre Enkelin Johanne friedlich auf ihrem Bett stirbt, hinterlässt sie ihrer Familie kaum mehr als einen abgewetzten Koffer voller Erinnerungen. ...

Als Luzie Mazur mit fast 100 Jahren im Kreis ihre Tochter Thea und ihre Enkelin Johanne friedlich auf ihrem Bett stirbt, hinterlässt sie ihrer Familie kaum mehr als einen abgewetzten Koffer voller Erinnerungen. Einen Koffer, der fast ein Jahrhundert auf dem Kleiderschrank steht und keine berühren durfte. In der Familie Mazur wurde nicht viel geredet, besonders über die Vergangenheit nicht. Denn Luzie hat sich damals, mitten im Zweiten Weltkrieg in den „falschen“ Mann, in den Zwangsarbeiter Jurek verliebt. Seitdem gehören die Familie Mazur in dem kleinen Dorf bei Bremen nicht richtig dazu, wo bis heute andauernden Getuschel der Dorfmitbewohner die Frauen keine Ruhe lässt. Johanne, selbst längst in ihren fünfzigern, möchte endlich Frieden mit der Geschichte schließen und macht sie den Heiligen Koffer von Luzie auf. Dabei stößt sie auf eine große Liebe, eine Liebe nicht sein durfte weil da ein Krieg wütete. Eine Liebe die gesamte Familie einen Strich durch die Rechnung machen wollte...

Eine wunderschöne, tief ergreifende vor allem eine wahre Geschichte, die ich stellenweise mit Gänsehaut gelesen hab. Die Autorin erzählt die Lebensgeschichte von ihren Großeltern, lässt die Leser mit den echten Feldbriefen auf eigenen Familiengeschichte hineinzublicken. Ruhig, liebevoll vielleicht etwas distanziert aber sehr gefühlvoll berichtet sie über die grauenhaften Zweiten Weltkrieg, über die Not und Hunger, über Zwangsarbeiter und besonders über die Liebe zwischen verschiedenen Nationalitäten, die damals Verboten war. Ich habe mit Luzie gelitten, verhungert, geweint und geliebt... Wie sie mit einem Baby, ohne jegliche Hilfe und kaum Geld gelebt hat, hat mich als Mutter total mitgenommen.

Obwohl mir das Buch äußerst gefallen hat, habe ich trotzdem ein Stern abzug, und zwar wegen den vielen plattdeutschen Begriffen. Ich bin selbst eine Norddeutsche und mein Vorteil beim Lesen war: Ich kann Plattdeutsch Lesen und Verstehen, aber sogar ich hatte meine Probleme mit einigen Wörtern. Für die Leser von anderen Bundesländern, denke ich, wird der Schreibstil eine Herausforderung. Nichts des trotzt ist es eine Geschichte, die mich begeistern konnte, und ich die gesamte Familie nicht so einfach vergessen würde.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Klatsch und Tratsch aus den 80ern

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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1979, New York City

Der berühmte Talkshowmaster Buddy Winter erleidet ein Nervenzusammenbruch vor laufenden Kameras und verschwindet er für eine weile aus der Bildfläche. Als sein 23-jähriger Sohn Anton ...

1979, New York City

Der berühmte Talkshowmaster Buddy Winter erleidet ein Nervenzusammenbruch vor laufenden Kameras und verschwindet er für eine weile aus der Bildfläche. Als sein 23-jähriger Sohn Anton nach einer Malaria Infektion aus seinem Freiwilligenjahr in Afrika zurückkam, wollen der Vater-Sohn Duo in Showbusiness neu starten. Mithilfe durch der Auftritt von gutem Freund und Nachbar John Lennon soll es die neue Talkshow wieder ein Hit werden. Doch es ist einfach gesagt als getan...

Seitdem ich das Buch zum ersten mal gesehen hab, hat mich die Thematik sofort in seinen Bann gezogen. Hallo, wer kennt der weltberühmte Mitgründer, Songwriter, Sänger und Gitarrist der britischen Rockband The Beatles nicht? Nur, wenn ich ehrlich bin, was der Autor hier ermitteln wollte oder versuchte hat mir kein Sinn ergeben. Der Schreibstil ist toll, man kann das Buch ohne Verständnisprobleme und flüssig lesen aber das wärs denn auch. Schon nach einigen Seiten war ich ahnungslos und musste ich immer wieder beim Internet Hilfe suchen. Denn es gibt hier viele Prominenten Namen, die ich nicht kannte. Elvis Presley, Mohammed Ali oder die Kennedys kennt ja jeder aber wer beim Olympischen Winterspiele gespielt und gewonnen hat, weiß kaum jemand, denke ich. Ich bin der Meinung, wegen diese Namen ist die eigentliche Vater-Sohn-Geschichte daneben geblieben. Einige Dialoge waren schön zum Lesen allerdings dreiviertel des Buches ziemlich detailreich und spannungsarm geschrieben. Nachdem detaillierte Beschreibungen kam das Ende für meinen Geschmack sehr abrupt, so der Autor hatte keine Lust mehr gehabt.

Das Buch ist wie ein Klatschmagazin aus dem Jahr 1979/80 (vor meiner Zeit). Ich denke, wer in dem Jahre eine Junge-Erwachsene war, würde sie sich hier wohler fühlen als ich.

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Veröffentlicht am 18.08.2020

Nett, mehr aber auch nicht.

Nur noch ein bisschen Glück
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Auf einem schlag verliert die Stockholmerin Stella ihren Job, ihre Wohnung und findet sie heraus, dass ihr Verlobte sie betrogen hat. Mit ausgeheulten Augen flüchtet sie nach südschwedischen Städtchen ...

Auf einem schlag verliert die Stockholmerin Stella ihren Job, ihre Wohnung und findet sie heraus, dass ihr Verlobte sie betrogen hat. Mit ausgeheulten Augen flüchtet sie nach südschwedischen Städtchen Laholm und zieht im kleinen roten Holzhaus, das sie von ihren Großeltern geerbt hat. Dort möchte sie kurz innehalten, sich neu sortieren und sich auf ihren großen Traum, in New York ein Designstudium, vorbereiten. Doch als sie einem sexy Biobauern, schmollenden Teenies und einer verrückten Ziege kennenlernte, gewöhnt sie sich schneller an das Landleben, als ihr lieb ist.

Ich hatte hier Grund des Klappentextes eine wunderschöne Liebesgeschichte mit interessanten Charaktere erwartet aber leider wurde ich enttäuscht. Die Story ist voll mit Kitsch und Klischees, die Figuren sind total oberflächlich und obendrauf kommt ein Erzählstil, der sehr langatmig ist.
Schon von Anfang an war ich mit Stella und Thor unzufrieden. Obwohl die beiden Ende zwanzig bzw. Mitte dreißig sind, benehmen sie sich wie die Kindergartenkinder und deren Gefühle, die Einziehungskraft „angeblich“ von dem ersten Augenkontakt entstanden hat, fand ich wegen der Alter von beiden unlogisch.

Die Autorin hat hier einige schwierige Themen wie Trauerbearbeitung, Homosexualität, Rassismus, Verlust, Eltern/Teillosigkeit... und noch mehr ausgesucht und ich sage nur: Es ist „To Much“. Was sie hier erzählen oder besser gesagt mitteilen versuchte, ist wie eine Patchwork-Decke. Kunterbunt zusammen gefügt aber im Wirklichkeit passen die farblich nicht miteinander. Manchmal weniger ist doch mehr!

Das Buch war leider überhaupt nicht für mich. Viele die nicht zusammenpassende Themen, oberflächliche Charaktere, stellenweise sehr vulgäre Schreibstil, viele Sexszenen die gefühllos wirken und eine Liebesgeschichte ohne Tiefgang.

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Veröffentlicht am 12.08.2020

Ungewöhnlich, atmosphärisch, gut

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Achtzigerjahren in Finnland. In einem Bauernhof im finnischen Tornedal lebt die vierzehnköpfige Familie Toimi. Einige der Kinder sind bereits Erwachsen und sind außer Haus doch die Liebe zwischen der Mutter ...

Achtzigerjahren in Finnland. In einem Bauernhof im finnischen Tornedal lebt die vierzehnköpfige Familie Toimi. Einige der Kinder sind bereits Erwachsen und sind außer Haus doch die Liebe zwischen der Mutter und den Geschwistern ist so stark, dass sie immer wieder zurückkehren. Nachdem Siri, die Mutter, ihre beide erstgeborene Kinder verloren hat, denkt nur wohlergehen von ihren Kindern. Ganz im Gegensatz zu Pentti, dem herrischen Vater, um den alle Kinder lieber einen großen Bogen machen. Doch als sie zu Weihnachten, mit voller Erwartung und Vorfreude auf das Wiedersehen, nach und nach zu Hause ankommen ahnen die noch nicht, dass dieses Familientreffen vielleicht der letzte ist...

Puhhh... wie schreibt man eine Rezension, wo man selbst hin- und hergerissen ist? Einerseits finde ich die Geschichte richtig gut, anderseits abscheulich. Ich weiß es nicht mal, ob an den Schreibstil, an den vielen Charakteren, deren Namen, die ich immer wieder verwechselt habe, oder an den Geschehen, die mich manchmal sprachlos gemacht hat, liegt, Tatsache ist: ich habe das Buch geliebt und gleichzeitig gehasst! All die Charaktere haben eigenen Kapitel und dabei erzählt die Autorin deren Leben von klein auf, sodass mir das Buch teilweise wie eine Coming-of-Age Roman gewirkt hat. Die sind zwar sehr unterschiedliche Charaktere aber auf eigener Art und Weise sind die auch ziemlich deprimiert . Man liest nur über deren Kummer, Probleme und Selbstmitleid, wo ich bei einigen keinen Mitverständnis hatte, nach gewisser Zeit fühlt man sich bedrückt aber es ist so bildhaft geschrieben, dass ich teilweise mit den Figuren mitgelitten habe. Ich habe mich richtig schwer in die Geschichte hineingefunden, war stellenweise anstrengt zu lesen doch ab bestimmten Seiten konnte ich wiederum nicht aufhören zu lesen. Am Ende, trotzt der 540 gelesenen Seiten, bin ich ratlos zurückgeblieben. Es ist sehr schwierig das Buch in Worte zu fassen, man muss es halt selbst lesen um es verstehen zu können.

Eine Geschichte über eine verkorkste Familie mit innerlich verdorbenen Familienmitgliedern. Es ist düster, es ist Melancholie getränkt doch gleichzeitig Hoffnung und liebevoll. Keine einfache Lektüre aber sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Nette Geschichte

Zehn Wünsche für Alfréd
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Der neunjährige Alfréd lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter, die ihm nie zuhört, dafür aber viel zu viel trinkt, in ein kleines bretonisches Dorf zusammen. Zum Glück hat er seinen Opa, mit dem er nicht ...

Der neunjährige Alfréd lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter, die ihm nie zuhört, dafür aber viel zu viel trinkt, in ein kleines bretonisches Dorf zusammen. Zum Glück hat er seinen Opa, mit dem er nicht nur seinen Vornamen und seine Vorliebe für Desserts teilt, sondern auch all seine Geheimnisse und Sorgen. Der alte Alfred kümmert sich auf seine Art und Weise um den Jungen und bemüht sich mit eher fragwürdigen Weisheiten ihn den Sinn des Lebens beizubringen. Der kleiner Alfréd versteht zwar nicht immer, was sein Opa mit diesem „Sprüche“ meint, aber er schreibt die Lebensweisheiten in seinem Notizbuch nieder. Und genau in diesem abgenutztem Notizbuch führt er auch eine Liste mit zehn Wünschen, die er sich vor seinem zehnten Geburtstag erfüllen möchte. Leider sind seine Wünsche nicht leicht zu erfüllen, doch zusammen mit seinem Opa und dessen „Kumpanen“, einer Gruppe von alten Freunden, mit denen er sich regelmäßig im Stammbistro auf einem Schnaps trifft, kann Alfréd die Punkte auf seiner Liste abarbeiten. Nur bei Wunsch Nr. 10 braucht er die Hilfe seines Opas nicht, sogar darf der alte Alfred nicht mal von den Wusch erfahren. Doch was er nicht ahnt: Auch sein Opa hat ein Geheimnis...

Ich bin selbst in der nähe von meinen Großeltern groß geworden, das heißt nicht, dass ich alles auf dem goldendenen Tablett bekommen habe, dafür waren die zu streng, aber mal ein Schokoriegel da und mal ein Keks hier, habe ich tatsächlich bekommen daher ich kenne die Glücksgefühle von den Kindern, die bei Großeltern aufwachsen. Leider haben mich genau diese Gefühle von beiden Alfreds nicht erreicht. Ich habe mir eine gefühlsvolle, lustige Opa-Enkel Geschichte erwünscht aber die sind bei mir eher wie „Opa von nebenan und Nachbarkind“ gewirkt. Ob es an dem Schreibstil, an den vielen französischen Begriffen oder an die, für meinen Geschmack, etwas urigen Charakteren lag, kann ich nicht so richtig beurteilen.

Obwohl die Geschichte mich nicht begeistern konnte, war es trotzdem ganz Nett zu lesen. Ich glaube, wer ein bisschen Französisch kann und eine Vorliebe für Frankreich hat, wird sich hier wohler fühlen als ich.

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