Profilbild von evaczyk

evaczyk

Lesejury Star
offline

evaczyk ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit evaczyk über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2023

Hochzeitsplanung zwischen Morden

Ein mörderisches Paar - Das Versprechen
0

Sie sind ein durchaus unorthodoxes Paar: Der Serienmörder mit dem moralischen Kompass, der sich als Leiter einer diskreten Klinik in Ostfriesland zur Ruhe gesetzt hat, und die ehemalige "Miet-Ehefrau", ...

Sie sind ein durchaus unorthodoxes Paar: Der Serienmörder mit dem moralischen Kompass, der sich als Leiter einer diskreten Klinik in Ostfriesland zur Ruhe gesetzt hat, und die ehemalige "Miet-Ehefrau", die Luxus-Callgirl und Leibwächterin in Personalunion war. Zusammen haben Doktor Sommerfeldt und seine Frauke, die Protagonisten von Klaus-Peter Wolfs "Ein mörderisches Paar", ein paar Leichen in der Vergangenheit. Aber jetzt soll Hochzeit geplant werden, mit großer Torte, romantischem Schauplatz und weißem Kleid, das ist Frauke wichtig.

Doch ach, es kann der Beste nicht in Ruhe heiraten, wenn es gilt, auch Sommerfelds ganz eigene Weise Unrecht wieder zurecht zu rücken. Was in diesem Fall heißt, einen vor Gericht freigsprochenen Dealer mit professionellem Herzstich ins Jenseits zu befördern, Der Mann hat es verdient, meint Sommerfeldt, hat er doch einen 13-jährigen Schüler auf dem Gewissen, der an einer Überdosis starb. Wo er schon mal dabei ist, will Sommerfeldt auch mit den Hintermännern und Fianziers aufräumen. Seine Frauke ist nicht begeistert, drohen doch die Hochzeitsplanungen in Verzug zu geraten. Mal ganz abgesehen von der falschen Art von Publicity. Droht dem beschaulichen Leben des Paares in Ostfriesland das Aus?

Ein Copycat-Killer, rachedurstige Bekannte aus der Vergangenheit, Medienspekulationen und das aus anderen Vorgängerromanen hinlänglich bekannte Personal rund um Kriminalkommissarin Ann Kathrin Klaasen ergänzen diesen Spin-Off aus der Ostfriesland-Reihe Wolfs, der seinem treuen Fanstamm damit eine weitere Freude gemacht haben dürfte. Immerhin: Diesmal schafft es der Autor, sich weitgehend auf seine neuen Protagonisten zu konzentrieren und die allfälligen Loblieder auf Ann Kathrin Klaasen auf ein erträgliches Minimum zu begrenzen.

Wer die vorangegangenen Bücher nicht kennt, dürfte mit den Anspielungen und Namen allerdings überfordert werden. Ziemlich offensichtlich ist dies ein Buch für Fans. "Ein mörderisches Paar" hat durchaus seine Momenete, driftet für mich allerdings ein bißchen ins Klamaukige ab. Glaubwürdig ist die Idee eines von Serienmördern nur so wimmelnden Ostfriesland ja schon länger nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2023

Spekulanten am Canale Grande

Falsche Freunde
0

Die Todesdrohungen der Mafia haben den sizilianischen Commissario Morello nach Venedig gebracht, wo er mit dem Roman "Falsche Freunde" von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo nunmehr seinen dritten Fall ...

Die Todesdrohungen der Mafia haben den sizilianischen Commissario Morello nach Venedig gebracht, wo er mit dem Roman "Falsche Freunde" von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo nunmehr seinen dritten Fall löst. Mögen andere von der Lagunenstadt mit ihren Kanälen und prachtvollen Palästen schwärmen, Morello will unbedingt zurück nach Sizilien, die offene Rechnung mit der Cosa Nostra begleichen, den Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes rächen. Und die winterliche Kälte im Norden ist nur ein weiterer Grund, Venedig so schnell wie möglich verlassen zu wollen.

Vorerst aber muss Morello einen Mordfall lösen - seinen letzten in der Stadt der Gondeln? Ein Buchhalter wird gleich zu Beginn des Romans ermordet aufgefunden, die Trauer um den Toten hält sich in Grenzen: In der Nachbarschaft galt er als unsympathisch, seine Mitarbeiter wissen nichts Gutes über ihn zu erzählen, während seine Privatklienten sich eher verschlossen geben.

In der Hörbuchversion bereichert die markante Stimme von Dietmar Wunder das Lese- beziehungsweise Hörerlebnis. Wunder kann man sehr gut zuhören, und seine Interpretation insbesondere des Commissarios ist ausgesprochen glaubwürdig.

Erst nach und nach erfahren die Ermittler, dass der tote Buchhalter für die Nachkommen alteingesessener Familien, die auch Dogen gestellt hatte, gearbeitet hat. Und diese Gruppe hat ganz eigene Pläne für die Lagunenstadt als einen Spielplatz der Superreichen, mit U-Bahn-Anbindung zum Flughafen, mit auf die Spitze getriebener Gentrifizierung - dabei müssen auch Morellos Mitarbeiter nach Mieterhöhungen bangen, wie lange sie sich eine Wohnung in Venedig überhaupt noch leisten können. Schließlich will nicht jeder die Stadt so umgehend verlassen wie Morello!

Als wären die Ermittlungen nicht schon kompliziert genug, soll die Mordkommission nun auch noch Zeit aufbringen, die Vorhersagen einer KI zu Taschendiebstählen in Venedig aufzugreifen und Straftaten verhindern. Hier gilt es, mit unorthodoxen Methoden die unerwünschte Extraarbeit zu vermeiden. Zudem gerät Morello ins Grübeln, was seine Kollegin, die toughe Polizistin Anna angeht, mit der er im letzten Fall einen one night stand hatte. Nicht nur der Status der künftigen Beziehung wirft Fragen auf, sondern auch Annas ungeahnte Kampftechniken. Offenbar hütet sie ein Geheimnis - aber welches? Die Antwort darauf muss wohl bis zum nächsten Fall warten.

Der "freie Hund" Morello muss in "falsche Freunde" einmal mehr Gefahren trotzen und in den Abgründen der vermeintlich besseren Gesellschaft ermitteln. Mit Immobilienspekulationen, Korruption, Gentrifizierung und Verflechtungen zwischen Wirtschaft und organisierter Kriminalität hat dieser Kriminalroman ein Szenario, das nicht völlig aus der Luft gegriffen erscheint. Eine überraschende Erkenntnis Morellos am Ende des Romans baut eigentlich bereits die Brücke zu einem neuen Buch. Da kann man gespannt sein.

Die Kontraste zwischen Italiens Norden und Süden, die "cazzo"-Flüche Morellos und sein Festhalten an einigen sizilianischen Besonderheiten wirken manchmal zwar etwas klischeehaft, stören beim Lesen von "Falsche Freunde" aber nicht wirklich. Und gerade mit Winternebeln hat die Lagunenstadt in diesem Buch eine ganz besondere Atmosphäre - auch wenn Morello sie nicht zu schätzen weiß.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2023

Liebende, in Trauer vereint

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
0

Akwaeke Emezi, aus Nigeria stammend und in den USA lebend, hatte mich mit ihren ersten Romanen fasziniert. Da traf queerfeministische Haltung auf Spritualität der Volksgruppe der Igbo, rieben sich afrikanische ...

Akwaeke Emezi, aus Nigeria stammend und in den USA lebend, hatte mich mit ihren ersten Romanen fasziniert. Da traf queerfeministische Haltung auf Spritualität der Volksgruppe der Igbo, rieben sich afrikanische und amerikanische Wertvorstellungen aneinander, schien sich die nichtbinäre Autor*in auszuloten zwischen den Welten. Das Lesen war mit einem ziemlichen Wow-Effekt verbunden. Emezis neuer Roman "Du bist so schön, sogar der Tod erblasst" lässt mich allerdings zwiespältig zurück.

Denn irgendwie kommt es mir vor, als habe sich Emezi diesmal an den kommerziellen Erfolg verkauft, womöglich gar auf die Vefilmbarkeit des Romans geschielt mit Schauplätzen in einem New Yorker Brownhouse und einer Karibik-Insel, mit Künstler- und Stargastronomen-Milieu und Queerness gedämpft auf das, was einem Mainstream-Publikum auch alter Werte zumutbar ist.

Dabei ist der Plot gar nicht ohne: Die Künstlerin Feyi ist nach dem Unfalltod ihres Mannes vor fünf Jahren wie eingefroren, kann eine neue Beziehung nicht eingehen. Eventuell Sex, aber alles, was mit Nähe zu tun hat , schreckt sie ab, Als sie Nasir kennenlernt, der in New York Geschäfte macht, findet sie ihn zwar sexuell anziehend, tastet sich jedoch mit großer Zurückhaltung an so etwas wie eine Bezehung heran. Nasir lädt sie auf die Karibikinsel ein, von der er stammt. Im Flugzeug erfährt sie dann eher en passant, dass sein verwitweter Vater, in dessen Luxushaus sie zu Gast sein werden, ein berühmter Starkoch ist.

Alim Blake, ebenjener Michelin-Koch, fasziniert Feyi vom ersten Moment an. Wie sie hat auch er seine Ehefrau früh verloren, seine beiden Kinder alleine groß gezogen. Es ist die Trauer um verlorene Lieben - im Fall vo Blake kommt noch eine weitere, ganz andere Verlustgeschichte hinzu - die Feyi und Alim in langen Gesprächen einander näher bringen. Mit Verlust und Trauer hat auch immer Feyis Kunst zu tun, und auch die Mäzenin, die bei Feyi eine Arbeit in Auftrag gibt, will auf diese Weise Trauer verarbeiten.

Gleichzeitig kreist die Handkung in einer Welt schöner reicher Menschen ohne Geldsorgen mit dem entsprechenden Lebensstil - da fehlen mir die Ecken und Kanten. Nur gelegentlich spielt in den Gesprächen Feyis und ihrer besten Freundin noch der Wertekonflikt zwischen der afrikanischen Elterngeneration und den amerikanisierten Töchtern eine Rolle.

Der Schmerz um den Verlust geliebter Menschen ist in diesem Buch ein Leitmotiv, die intensive Trauer die Voraussetzung des einander-verstehens - das ist ein durchaus interessanter Einsatz. Dass sich dann eine recht absehbare Liebesgeschichte mit ebenso absehbaren Komplikationen und Gewissenskonflikten ergibt, ist irgendwie schade. Denn Emezi, sonst so ungewöhnlich, scheint sich mit "Schema F" zufrieden zu geben. Sicher, der Schreibstil ist oft sinnlich-opulent, man kann förmlich die schwüle Dschungelluft riechen und auf der Haut fühlen, die Blüten in Alims Garten sehen und Feyi bei ihrer intensiven künstlerischen Arbeit über die Schulter blicken. Wenn ich Emezis frühere Bücher nicht kennen würde, wäre ich sicher nicht so enttäuscht, sondern könnte das Buch als Liebesroman in exotischer Kulisse genießen. Es hat ja auch was. Aber dennoch bleibt das Gefühl, dass Emezi hier hinter ihrem Potential zurückgeblieben ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein Fremder bis in den Tod?

Auf dem Nullmeridian
0

In seinem Buch "auf dem Null-Meridian" lotet Shady Lewis die Erfahrung von Fremd-Sein in einer Mehrheitsgesellschaft vielschichtig, ja geradezu philosophisch aus. Mit seinem Ich-Erzähler eint ihn die Herkunft ...

In seinem Buch "auf dem Null-Meridian" lotet Shady Lewis die Erfahrung von Fremd-Sein in einer Mehrheitsgesellschaft vielschichtig, ja geradezu philosophisch aus. Mit seinem Ich-Erzähler eint ihn die Herkunft aus der Minderheit der christilichen Kopten in Ägypten. Dieser Erzähler hat es aus der Sicht seiner Familie geschafft: Schließlich arbeitet er in London als Sozialarbeiter für die Vergabe von Sozialwohnungen in einem Büro, so richtig mit Schreibtisch und Bürostuhl! Ein Onkel dagegen, der sich schon Jahre zuvor über das Mittelmeer nach Großbritannien durchgeschlagen hat, viele Rückschläge und Hindernisse überwinden musste, putzt ungeachtet seines Bildungsabschlusses immer noch Toiletten. Wie stolz ist er auf den Neffen, der in einem Verwaltungsjob angekommen ist!

Dabei, so der Erzähler, sind die weißen Briten in der Arbeit überhaupt nicht präsent, allenfalls ferne Vorgesetzte: Nahezu sämtliche Sozialarbeiter, Sachbearbeiter, Psychologen, mit denen er zu tun hat, sind ebenfalls Migranten, in der Regel in verschiedenen Braun- und Schwarztönen, ganz wie ihre Klienten. Und er kommunistische englische Kollege, so ein nigerianischer Kollege, der die Menschen in verschiedene Arten des Schwarz-seins kategorisiert, sei doch schon aufgrund seiner politischen Auffassung selbst als schwarz anzusehen.

Der Anruf eines Freundes aus Ägypten reißt den Erzähler aus seiner Routine: Er soll die Beerdigung eines jungen geflüchteten Syrers organisieren, der nach Gefängnis, Folter, dramatischer Flucht unerwartet in seinem Bett starb. Zwar versuchte die verzweifelte Familie, aus Ägypten nach London zu erreichen, doch der Tod des Sohnes und Bruders ist offenbar kein Grund für eine Visumserteilung. Der Todesfall ist letztlich ein weiterer Aspekt der Bürokratie und Fall-Verwaltung der lebenden und toten Fremden.

Mal nachdenklich, mal sarkastisch, mal dramatisch überspitzt wie ein Märchen aus tausendundeiner Nacht schildert Lewis die Bemühungen seines Protagonisten, einen würdigen letzten Abschied zu organisieren. Dabei reflektiert er immer wieder auch seine eigene Rolle, die Erfahrungen, aber auch die Konkurrenz und Abgrenzung von Minderheiten untereinander. Das findet keineswegs nur in Europa statt - schon in der Kindheit in Ägypten war der Erzähler höchst erleichtert, als er herausfand, dass die syrischen Flüchtlinge in der Hackordnung noch unter den Kopten zu stehen schienen. Endlich konnte auch er jemanden als "minderwertig" beschimpfen!

Zugleich wird die Last sichtbar, die durch Druck und Erwartung im Herkunftsland auf den Migranten lasten: Ein Scheitern im neuen Land wäre eine Schande für alle. Die mit den Jahren zunehmende Entfremdung und demütigende Erfahrungen in Europa sind nur dann zu ertragen, wenn man im Alter den erworbenen Wohlstand demonstrativ mit einem Altersruhesitz in der einstigen Heimat unter Beweis stellen kann.

Lewis schreibt genau beobachend, geradezu nüchtern und ohne Larmoyanz. Erregte Opferdebatten gibt es nur in den Äußerungen einiger KollegInnen des Erzählers. "Auf dem Nullmeridian" ist ein ruhig erzählendes und nachdenklich machendes Buch mit einem kleinen Moment rührender Menschlichkeit am Schluss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2023

Höhere Tochter im Taumel der Gefühle

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
0

Ich kannte Anne Stern bereits als Autorin der historischen Romane (mit ein bißchen Krimi) um die Berliner Hebamme Hulda Gold im Berlin der 1920-er Jahre - eine toughe, selbstbewusste Frau, die sich nicht ...

Ich kannte Anne Stern bereits als Autorin der historischen Romane (mit ein bißchen Krimi) um die Berliner Hebamme Hulda Gold im Berlin der 1920-er Jahre - eine toughe, selbstbewusste Frau, die sich nicht mit herkömmlichen Rollenklischees abfinden will. Also war ich sofort interessiert, als ich sah, dass Stern ein Buch mit einem anderen historischen Kontext, nämlich dem Dresden des 19. Jahrhunderts, noch vor der Revolution von 1848 geschrieben hat. Der Titel "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" klang für meinen ein ja bißchen sehr melodramatisch. Würde sie auch hier eine starke Frauenfigur finden, um die sich die Handlung entwickelt?

Nach der Lektüre würde ich sagen, jein. Denn einerseits träumt die behütete Bürgerstochter Elise Spielmann durchaus davon, ihr musikalisches Talent als Violinistin auszuleben, ist beeindruckt von der Geschichte Clara Schuhmanns. Doch andererseits ist sie in Konventionen gefangen, weiß das Leben einer höheren Tochter und Verlobten eines durchaus einflussreichen Mannes zu schätzen, auch wenn sie den Altersgenossen ihres Vaters nicht liebt. Wenn, dann ist es ihre 15-jährige Schwester, die aufbegehrt und von einem anderen Leben für Frauen ihrer Gesellschaftsschicht träumt.

Eine toughe Frau ist auch die Requisitenbeschafferin des Kurfürstlichen Theaters, die früh verwaist ihren kleinen Bruder auf der Straße durchgebracht hat und vermutlich das eine oder andere Geheimnis hat, dem die Leser (in diesem Buch jedenfalls) nicht auf die Spur kommen. Auch ihr Bruder Christian arbeitet am Theater als Malergehilfe. Zufällig trifft er während einer Aufführung auf Elise - und die beiden sind sofort voneinander fasziniert, sehen sich als verwandte Seelen.

Doch hat die sich entwickelnde Liebe angesichts von Konventionen und sozialen Unterschieden eine Chance? Wie sehr das Leben einer Frau von ihrem Ruf und ihrer intakten "Ehre" bestimmt wird, macht das tragische Schicksal einer jungen Ballerina klar, die von einem verheirateten Mann schwanger wird. Und auch eine Kindheitsfreundin Elise ist tief gefallen, nachdem eine Affäre der verheirateten jungen Frau ans Licht gekommen ist. Schnell ist klar: Den Preis für eine unvorsichtige und aus Sicht der Gesellschaft unmögliche Liebe zahlen stets die Frauen.

Wie auch in ihren anderen Romanen hat Stern akribisch recherchiert, setzt ihre Geschichte in den Kontext der damaligen Gesellschaft und zeichnet ein atmosphärisch dichtes Bild des Dresdens vor fast 200 Jahren. Eine Zeit, in der das Leben einer Frau kein Vergnügen gewesen sein kann, ob nun im "goldenen Käfig" wie Elise, oder in der Unterschicht, wo Frauen gleich doppelt benachteiligt waren.

Wie sich Elise in ihrer Liebesgeschichte entscheidet, soll hier nicht verraten werden. Besonders gut gefallen hat mir in diesem Buch die Schilderung des Mikrokosmos Theater. Mit Blick auf das Jahr 1848, dessen Vorboten sich in so mancher Keipendiskussion ankündigen, gehe ich eigentlich fest von einer Fortsetzung aus, in der vielleicht die jüngere Spielmann-Tochter stärker in den Mittelpunkt gerät. Hier ging es mir mitunter ein wenig zu viel um Liebeslied und -frust. Und über manche Figur hätte ich gerne mehr erfahren. Aber vielleicht liegt ja genau dies in den Plänen der Autorin für eine Fortsetzung?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere