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Veröffentlicht am 20.02.2021

Tundra-Geheimnisse

Das Verschwinden der Erde
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Es ist nicht ganz einfach Julia Philipps´ Romandebüt "Das Verschwinden der Erde" gattungstechnisch einzusortieren: Literarischer Thriller, wie der Klappentext verspricht? Oder doch eher ein Episodenroman, ...

Es ist nicht ganz einfach Julia Philipps´ Romandebüt "Das Verschwinden der Erde" gattungstechnisch einzusortieren: Literarischer Thriller, wie der Klappentext verspricht? Oder doch eher ein Episodenroman, der den Blick auf das Leben von Frauen im Fernen Osten Russlands lenkt, eine Zustandsbeschreibung der postsowjetischen Gesellschaft, ausgerechnet von einer Amerikanerin, die zuvor ein bißchen für die Moscow Times bloggte? Der Titel erinnert jedenfalls an ein Lied von Wladimir Wyssotzki, dem Sänger und Schauspieler mit der markant-rauen Stimme und poetischen Texten, in denen es mal um Krieg, mal um Berge und Wildnis ging.

Wenn dieses Buch ein Thriller ist, dann keiner der vordergründigen Sorte. Ein Kriminalfall bildet gewissermaßen die Klammer der Handlung, die sich über ein Jahr hinweg erstreckt, mit jedem für jeweils einen Monat gewidmeten Kapitel, das eine Frauenfigur ins Zentrum rückt. Manche Nebenfigur oder in einem Satz erwähnte könnte in einem anderen Kapitel im Mittelpunkt stehen.

Es ist August und in den Sommerferien, als die beiden Schwestern Aljona und Sofija verschwinden, mitten in der Stadt Petropawlowsk auf der Halbinsel Kamtschatka, die jahrelang militärisches Sperrgebiet war. Der Leser weiß mehr als die Figuren des Romans, die grübeln, was wohl aus den Mädchen geworden ist: Sie stiegen zu einem Fremden ins Auto, einem Mann, der Aljonas Handy an sich nahm, als sie ihre Mutter anrufen sollte. Keine Ausgangslage, die Optimismus auslöst - schon gar nicht, da die Mädchen verschwunden bleiben.

Um Verluste und Verlustängste geht es auch in anderen Kapiteln - toxische Beziehungen, ein verschwundener Hund, eine Frau zwischen zwei Männern, gesundheitliche Sorgen. Manche sehnen sich nach der guten alten Zeit des sowjetischen Imperiums mit seinen klaren Regeln, andere nach dem traditionellen Leben und der Pflege ihrer Identität. Die indigene Bevölkerung der Taiga, die teilweise noch immer mit den Rentierherden im Sommer eine nomadische Lebensweise hat, wird von den Russen als fremd wahrgenommen. Der innerrussische Rassismus ist spürbar.

Zu den eindrücklichsten Passagen von "Das Verschwinden der Erde" gehören die Landschaftsbeschreibungen von Taiga und Tundra, von der Küste, von dem, was von der indigenen Kultur überdauert hat. Doch es gibt nicht nur die große Leere der Landschaft, sondern auch die große innere Leere vieler der Figuren, die nach Orientierung und Sicherheit suchen, die sich teils selbst verleugnen, die durch Schicksalsschläge ins Straucheln geraten.

Erst im vorletzten Kapitel geht es um Marina, die Mutter der verschwundenen Mädchen und erst hier, kurz vor dem Ende, konfrontiert die Autorin ihre Leser mit dem Schmerz und der Hilflosigkeit einer Frau, die jeden Tag damit rechnen muss, dass ein Polizist anruft, um vom Fund der Leichen ihrer Kinder zu berichten - und die dennoch hoffen will. Es ist zugleich das für mich eindrucksvollste Kapitel, in dem sich die russische und die indigene Bevölkerung am ewenischen Neujahrsfest Nurgenek begegnen, in der Nacht, in der traditionellen Legenden zufolge die Toten unter den den Lebenden wandelt.

Julia Philipps schreibt klar und präzise, lässt ihren Frauenfiguren einen Rest von Geheimnis und auch das Ende, das hier natürlich nicht verraten werden soll, lässt verschiedene Interpretationen zu. Ihr Debüt macht auf jeden Fall neugierig auf mehr.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Entschleunigte Coming of Age-Story

Big Sky Country
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Von den Getreidefeldern und Milchfarmen des Mittleren Westens in die grandiose Bergwelt Montanas führt der Weg des Farmersohns August in Callan Winks Roman "Big Sky Country". Es handelt sich um eine entschleunigte, ...

Von den Getreidefeldern und Milchfarmen des Mittleren Westens in die grandiose Bergwelt Montanas führt der Weg des Farmersohns August in Callan Winks Roman "Big Sky Country". Es handelt sich um eine entschleunigte, ruhig geschilderte Coming of Age-Geschichte aus dem Herzland der USA, einer Welt, die sehr weit entfernt ist vom Tempo der Metropolen an Ost- und Westküste. Das Leben, in das August hineingeboren wurde, ist einfach und geprägt von der Stille zwischen seinen Eltern.

Der Vater, ein einfacher, ruhiger Mann, dem es schwer fällt, über Gefühle zu sprechen, der eine unsentimentale bis harte Einstellung zum Leben hat - Augusts erster Job besteht darin, die in der Scheune lebenden Katzen zu töten, mit den auf ein Brett genagelten Schwänzen als Beweismaterial für die "Gehaltsrechnung". Die Mutter, die aus einer wohlhabenderen Farmersfamilie stammt und von Bildung träumt, ihr Studium wieder aufnehmen will und im alten Wohnhaus ihrer Familie ein getrenntes Leben führt - bis sie eine Stelle als Bibliothekarin im Montana annimmt und mit August Richtung Westen zieht.

High School, Football, Schüchternheit und eine verbotene Beziehung - August wächst im Westen zu einem ruhigen jungen Mann zusammen, der wenig redet, ein wenig ein Einzelgänger ist, keinen Ärger will und den Wert harter Arbeit schätzt - da ist er seinem Vater sehr ähnlich. Der Kontakt zwischen Vater und Sohn beschränkt sich zunehmend auf Telefongespräche, so sehr der Vater auch hofft, dass sein Sohn eines Tages die Farm übernimmt.

Doch August, insofern ist "Big Sky Country" auch ein wenig ein moderner Western, ist schon der Schönheit und der Weite des Westens erlegen. Die Rinder der umöiegenden Ranches, die frei auf der Weide leben, scheinen ihm mehr Persönlichkeit zu haben als das Milchvieh seines Vaters. August wächst auf um die Jahrtausendwende, die Anschläge vom 11. September sind eine Zäsur seiner Highschoolzeit. Werber von Militär und Nationalgarde versuchen, die Jugendlichen der Schlussjahrgänge zu rekrutieren, an ihr patriotisches Gewissen zu appellieren - und einer von Augusts Mitschülern, der diesem Ruf folgt, kommt bei einer Sprengstoffexplosion ums Leben. Die Totenfeier, die außer Kontrolle gerät, ist für August auch der Anlass, seinen eigenen Weg zu finden, als Cowboy auf einer Ranch. Zu den Zugeständnissen an die Moderne gehört, dass er dort nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Quad unterwegs ist.

"Big Sky Country" ist unspektakulär und lebt von den Schilderungen von Weite und Einsamkeit, die sowohl innerlich wie auch äußerlich ist. Der Weg Augusts ins Erwachsenenleben ist gerade in seiner Alltäglichkeit nachvollziehbar. Was hängenbleibt, sind vor allem die Schilderungen eines Landes unter weitem Hommel, mit den Bergen als dramatischer Kulisse und teils exzentrischen Bewohnern, deren Eigenschaften in der Einsamkeit des Berglandes wohl noch zusätzlich ausgeprägt wurden,

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Von Rasse, Klasse und Frausein

Mädchen, Frau etc.
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Mit "Mädchen, Frau, etc" lässt Bernardine Evaristo Leser bzw in diesem Fall Hörer in das schwarze Leben in Großbritannien blicken. In zwölf Frauenportraits bringt die britische Schriftstellerin Lebenswirklichkeiten ...

Mit "Mädchen, Frau, etc" lässt Bernardine Evaristo Leser bzw in diesem Fall Hörer in das schwarze Leben in Großbritannien blicken. In zwölf Frauenportraits bringt die britische Schriftstellerin Lebenswirklichkeiten überwiegend schwarzer Frauen (ebenfalls nur überwiegend, es gibt auch eine nicht-binäre Figur) und schafft es dabei, trotzdem einen roten Faden im Erzählfluss und einer übergreifenden Handlung zu halten. Denn teils sind die Frauen durch Freundschaft oder Verwandtschaft miteinander verbunden, teils finden sie sich am selben Ort wieder, bei der Premiere der "Amazonen von Dahomey" im National Theatre.

In der fast 14-stündigen Hörbuchfassung gibt Constanze Becker all diesen Frauen ihre Stimme, mit angenehmer Zurückhaltung aber auch - das ist sicherlich auch ein Problem der "Übersetzbarkeit" - ohne ihre soziale und regionale Herkunft in der Darstellung zu erfassen. Denn im britischen Englisch zeigt ja oft schon der Akzent, wie ein Gesprächspartner sozial einzuordnen ist - und angesichts der unterschiedlichen Migrationsgeschichte der Frauen bleiben Patois, Pidgin usw, die noch in der Sprache mitschwingen, ungehört.

Regisseurin und Autorin des erwähnten Stücks ist Amma, die auch die Protagonistin des ersten Kapitels ist: Schwarz und lesbisch, sah sie über lange Jahre ihre Rolle vor allem im Protest gegen das Establishment, mit der Inszenierung im Nation Theatre ist sie dort selbst angekommen, so gerne sie sich auch nonkonformistisch-bohemehaft gibt. Ein weiter Weg vom Sozialwohnungsviertel Peckham und der Gesamtschule, wo auch andere der porträtierten Frauen aufwuchsen, so wie Ammas Freundin Shirley, eine desillusionierte Lehrerin, die trotzdem immer wieder vielversprechende Schüler fördert, um ihnen den Weg zu einer guten Universität oder Ausbildung zu ebnen.

Eine von ihnen ist die Finanzexpertin Carole, die es mit Ehrgeiz, harter Arbeit und Talent zur Vizedirektorin geschafft hat - ein Erfolg auch für ihre aus Nigeria eingewanderte und früh verwitwete Mutter Bummi, deren Mathematikstudium in Großbritannien nicht anerkannt wurde. Für die intelligente und tatkräftige Frau blieb nur die Arbeit als Putzfrau, bis sie sich schließlich mit einem eigenen Reingungsbetrieb selbständig macht.

Wie als Kontrapunkt zu urbanem schwarzen Leben gibt es noch mehrere Frauen aus einer Familie in Nordengland, fast schon an der Grenze zu Schottland. Als ein Farmersohn sich in ein früh verwaistes Dienstmädchen mit afrikanischem Vater verliebt, begründen die beiden eine neue Dynastie schwarzer Landbewohner.

Die Atemlosigkeit der Erzählung spiegelt sich in einem Staccato-Satzbau wieder, der über weite Abschnitte buchstäblich ohne Punkt und Komma zurechtkommt. Gleichzeitig schafft es Evaristo, auf jeweils wenigen Buchseiten lebensnahe Frauenfiguren mit Tiefe, Persönlichkeit und Individualität zu entwickeln. Sie mögen Gruppen verkörpern - alleinerziehende Mutter, Künstlerin, Arbeiterin, Karrierefrau, mögen in schwierigen sozialen Verhältnissen leben oder einen steilen Aufstieg erlebt haben, in einer glücklichen oder in einer toxischen Beziehung leben, hetero, lesbisch oder queer-divers.

Was die meisten von ihnen dabei eint, ist die Erfahrung von Rassismus und sich als Frau in einer Gesellschaft durchsetzen zu müssen, in der viele Männer keineswegs von alten Rollenmodellen und-verständnissen Abstand nehmen wollen -sei es im Lehrerzimmer oder in der Business-Etage. Nur die junge Generation, verkörpert in Ammas Tochter Yazz und ihren Freundinnen und Morgan, nach dem harten Weg von Megan zur nicht-binären Selbstidentifikation gelangt und nun einflussreich für Trans-Themen auf social Media, stehen für die jüngere Generation, für die schon viel erkämpft worden ist und die als BiPoc eher einen Hype erleben, sofern sie den privilegierten Hintergrund von Yazz haben. Es gibt eben auch immer die soziale Perspektive - auch wenn das in manchen Diskussionen gerne vergessen wird. Schwarze Erfahrung aus Großbritannien und in den USA, Migrationsgeschichten aus Westafrika und aus der Karibik, unterschiedliche feministische Entwürfe oder traditionelles Rollenverständnis - "Mädchen, Frau, etc" zeigt weibliche und schwarze Vielfalt in der modernen Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Kälte und Poesie

Das Gewicht von Schnee
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Mein Land ist kein Land, es ist der Winter, hat ein kanadischer Dichter einmal geschrieben, und diese Zeilen gingen beim Lesen von Christian Guay-Poliquins Buch "Das Gewicht von Schnee" wie ein Echo ...

Mein Land ist kein Land, es ist der Winter, hat ein kanadischer Dichter einmal geschrieben, und diese Zeilen gingen beim Lesen von Christian Guay-Poliquins Buch "Das Gewicht von Schnee" wie ein Echo durch meinen Kopf. Denn in diesem ungewöhnlichen Roman voll spröder Poesie spielt der Winter und das Überleben zwischen Schnee- und Eismassen eine Hauptrolle. Schon bei den zunächst verwirrenden Kapitelüberschriften - das Buch beginnt mit "38" - kein Fehler bei der Gliederung, sondern die aktuelle Schneehöhe, wie sich nach und nach herausstellt.

Und auch wenn der Autor viele eindrucksvolle Wort und Formulierungen findet, um diesen gewaltigen Winter immer wieder neu zu beschreiben, ist "Das Gewicht von Schnee" kein Naturroman, sondern ein distopisches Kammerspiel voll zunehmender Paranoia. Der namenlos bleibende Ich-Erzähler ist in sein Heimatdorf zurückgekehrt, um noch einmal seinen Vater zu sehen. Doch auf dem Weg dahin hatte er einen schweren Unfall, beide Beine sind mehrfach gebrochen, er ist vollkommen hilflos. Fast hätten die Dorfbewohner, die ihn fanden, ihn wie ein verletztes Tier von seinen Leiden erlöst, zumal sie fürchteten, die knappen Medikamente könnten für ihn verbraucht worden. Doch in dem Moment, in dem er als einer der Ihren erkannt wurde, erhält er die Chance zum überleben.

Es ist ein Fremder, ein alter Mann namens Matthias, der sich um den Verletzten kümmert - in einem Haus, etwa eine Stunde Fußweg vom Rest des Dorfes entfernt und selbst gestrandet. Er möchte nichts lieber, als wieder zurückzukehren in die Stadt, aus der er gekommen ist, um sich um seine in einem Pflegeheim wartende Frau zu kümmern. Doch das ist nicht möglich: Der Himmel voller Schneewolken hat seit Wochen nicht aufgehört, "das Land zu begraben. Die Welt steht still. Wartet auf den Frühling. Von hier gibt es keinen Ausweg. Die Berge zerschneiden den Horizont, der Wald umzingelt uns von allen Seiten, das Weiß sticht ins Auge."

Doch es ist nicht alleine der strenge Winter, der die Dorfbewohner gefangen hält. Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, aber wohl auch die öffentliche Ordnung im ganzen Land. Gerüchteweise ist von Plünderungen die Rede in den Städten, von Milizen, von bürgerkriegsähnlichen Zuständen - vielleicht aber gibt es jenseits des eingefrorenen Dorfes, in dem die Lebensmittel immer knapper werden, auch ein besseres Leben. Heimlich arbeitet jeder an seiner Exit-Strategie, auch Matthias, während der Erzähler zunächst zu schwach ist, um überhaupt zu reden oder irgendwelches Interesse an seiner Umgebung zu entwickeln. Als er die Lage erkennt, will aber auch er nicht alleine zurück bleiben. Bis dahin, so schreibt er sei jeder "der Gefangene des anderen".

In einer Welt, in der alle Gewissheiten dahin sind und die Natur allemal stärker, können die Einzelnen nur auf ihr Überleben hoffen. Viele der Umstände der Außenwelt bleiben dabei vage, der Erzähler und Matthias gefangen in ihrer Einsamkeit, der wechselseitigen Abhängigkeit in dem entlegenen Dorf und der Hoffnung, am Ende zu überleben. Der Winter steht dabei für die Schönheit und Brutalität des Lebens an sich. Nicht nur das isolierte (Über-)leben in einem verlassenen Haus - eigentlich nur seiner Veranda, die ist leichter zu heizen) schafft eine klaustrophobische Atmosphäre, in der menschliche Nähe und gegenseitiges Belauern gleichermaßen im Spiel sind. Für diese verstörende Schönheit voller Ängste hat Guay-Poliquin mit "das Gewicht von Schnee" die passende Sprache gefunden.

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Rezepte zwischen Vorzelt und Wohnmobil

Campingküche mit 5 Zutaten
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Camping???? Bei den derzeitigen Frostgraden kein besonders einladender Gedanke. Aber wir sind ja nur noch gut zwei Wochen vom meteorologischen Frühlingsanfang entfernt. Und da niemand sagen kann, wie lange ...

Camping???? Bei den derzeitigen Frostgraden kein besonders einladender Gedanke. Aber wir sind ja nur noch gut zwei Wochen vom meteorologischen Frühlingsanfang entfernt. Und da niemand sagen kann, wie lange Reisebeschränkungen, geschlossene Hotels oder gar Grenzschließungen noch zu unserer Realität gehören, ist Camping eine gute Sache - autark unterwegs, mit Abstand. Für alle, die bei der Verpflegung andere Ansprüche haben als eine Dose Ravioli zu öffnen oder ein paar Würstchen auf den Grill zu schmeißen, hat Somja Stötzel "Campingküche mit fünf Zutaten" geschrieben.

Ob mit Zelt unterwegs oder im Glamping-Wohnmobil - Platz ist beim Camping bekanntlich immer ein wichtiges Argument, bzw der Mangel an Platz. Dem kommt nicht nur das kompakte Buch mit übersichtlichen 64 Seiten entgegen, sondern auch die Beschränkung auf fünf Zutaten und Rezepte, die auch auf der Gasflamme des Campingkochers gelingen.

Aufgeteilt ist das wie üblich appetitanregend fotografierte Buch in die Kapitel kalte Gerichte, Kochen mit Flamme sowie Snacks und Süßes, ergänzt mit einigen Tipps und Hacks zur Campingküche und dem platzsparenden Verpacken von Gewürzen und anderen Essentials - sicher gerade für Neucamper nützlich.

Dass es auch auf dem Campingplatz nicht einfachst zugehen muss (wie eben mit den kalt gelöffelten Ravioli),dafür stehen beispielsweise ein lauwarmer Möhrensalat oder der orientalisch anmutende Kichererbsen-Tomatensalat. Ziemlich exotische Variante mit womöglich selbst gesammeltem Speiseanteil: Bulgursalat mit Heidelbeeren. Zwischen Rucola und Mais, angemacht mit Olivenöl, hätte ich die blauen Beeren jetzt erst mal nicht vermutet. Das Bauernbrot mit Ziegenfrischkäse und Feige klingt auch für indoors-Aufenthalte super lecker.

Durchaus mediterran lässt sich auch auf der Flamme kochen - Spinat Risotto etwa. Pfannen-Flammkuchen stehen für die Kunst der Improvisation. Und bei der Kartoffelpfanne kann nur Cowboy- und Präriestimmung aufkommen, vor allem wenn man ums Lagerfeuer kauert und direkt aus der Pfanne isst (und nebenher den Abwasch klein hält!)