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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2022

geht unter die Haut

Am roten Strand
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Am roten Strand steht ein Wohnwagen, der eine lange Zeit als Tatort für den Missbrauch von kleinen Kindern gedient hat. Der Täter ist gefasst, doch er schweigt eisern. Durch ihn ist die Polizei im Internet ...

Am roten Strand steht ein Wohnwagen, der eine lange Zeit als Tatort für den Missbrauch von kleinen Kindern gedient hat. Der Täter ist gefasst, doch er schweigt eisern. Durch ihn ist die Polizei im Internet einem breit gefächerten Netz von Pädophilen auf die Spur gekommen. Doch kaum haben sie einen der anonymen Männer identifiziert, stirbt er auch schon durch ein Attentat. Ein früheres Opfer rächt sich. Auch hier muss die Polizei tätig werden, selbst wenn man für diese kriminellen Opfer wenig Sympathie verspürt.
In kurzen Abschnitten wird der Fortgang der Ermittlung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Mal sind es die Beamten, mal die Psychologen, mal die Täter oder sogar die Opfer selbst. Durch diesen Blick ins Innere der Personen wird klar, was solche ungeheuerlichen Taten mit den Menschen machen. Am meisten hat mich der Kampf von Ben Neven mit seinen inneren Dämonen beeindruckt, denn kleine Jungs wecken in ihm unerlaubte Begierden.
Durch den häufigen Perspektiv- und Ortswechsel hat der Leser eine große Distanz zu dem Geschehen, aber auch zu den Protagonisten. Fast wirkt der Roman wie eine Reportage, obwohl die Handlung rasant voranschreitet. Durch diese Art des Schreibens wird der Leser automatisch gezwungen, dieses Buch nicht einfach nur zu konsumieren, sondern ein Prozess des Nachdenkens wird automatisch in Gang gesetzt.
Stilistisch ein sehr interessantes und effizientes Mittel. Diesen Krimi auf hohem Niveau kann ich weiter empfehlen, aber man darf wirklich keine leichte Kost erwarten.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Eine Frau in einer Männerdomäne

Eine Frage der Chemie
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Das Amerika der 50er-Jahre ist keine leichte Zeit für Frauen, die in erster Linie als Augenweide für ihre Ehemänner und in der Rolle der Familienhaushälterin glänzen sollen.
Elisabeth Zott fällt völlig ...

Das Amerika der 50er-Jahre ist keine leichte Zeit für Frauen, die in erster Linie als Augenweide für ihre Ehemänner und in der Rolle der Familienhaushälterin glänzen sollen.
Elisabeth Zott fällt völlig aus dem Rahmen. Mit ihrer außergewöhnlichen Intelligenz widmet sie ihr Leben der Wissenschaft. Sie will als Chemikerin den Ursprung allen Lebens erforschen. Doch immer sind es Männer, die sich ihr entgegenstellen, ihr die gebührende Anerkennung stehlen. Nur der ebenfalls hochbegabte nobelpreisverdächtige Calvin Evans begegnet ihr auf Augenhöhe: 
Der Beginn einer unkonventionellen Lebenspartnerschaft, die leider nur von kurzer Dauer sein kann. Nach Evans Tod und mit einem Baby "belastet" wird es für Elisabeth fast unmöglich, ernsthafte Forschung zu betreiben. Sie wird Fernsehköchin der besonderen Art. Es führt zu weit, auf Einzelheiten einzugehen. Zotts Lebensweg ist und bleibt schwierig und turbulent. Sie verbaut sich selbst viele Chancen, weil sie geradezu starrsinnig ihre Prinzipien verteidigt.
Elisabeths Werdegang zu verfolgen, ist absolut spannend. Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen. Allerdings verliert es in meinen Augen an Ernsthaftigkeit, als ihr Hund als denkende Persönlichkeit einen größeren Stellenwert in der Handlung erhält. Nach all den Jahren voller Ungerechtigkeiten und Missverständnissen fällt mir persönlich der Schluss zu kitschig aus. Deswegen gibt es einen leichten Punktabzug für das Buch, das mich dennoch mit jeder Seite in seinen Bann gezogen hat.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Mord ahoi!

Kalter Fjord
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Das Ehemaligentreffen eines Hamburger Eliteinternats findet als Kreuzfahrt entlang der norwegischen Fjorde statt. Hier nimmt das Grauen seinen Lauf. Noch zu Schulzeiten hat sich ein kleines Grüppchen der ...

Das Ehemaligentreffen eines Hamburger Eliteinternats findet als Kreuzfahrt entlang der norwegischen Fjorde statt. Hier nimmt das Grauen seinen Lauf. Noch zu Schulzeiten hat sich ein kleines Grüppchen der Schüler durch besonders perfides Mobbing hervorgetan. Doch nun agiert ein unbekannter Rächer im Geheimen und treibt einen nach dem anderen der damaligen Täter in den Selbstmord. Tom Skagen wird als Ermittler auf das Schiff abkommandiert. Hier muss er seine alten Traumata niederringen. Es fällt im sehr schwer, sich auf den Fall einzulassen. Zufällig ergibt sich auf dem Schiff auch noch eine Querverbindung zu seinen aktuellen Ermittlungen gegen die Neonazi-Szene.
Die Handlung treibt wirklich von einem Höhepunkt zum nächsten, die Spannung sinkt niemals ab. Mir gefällt gut, wie lebendig alle Personen dargestellt werden. Besonders die obsessiven Beziehungen innerhalb der ehemaligen Mobbing-Clique sind nachvollziehbar. Solch manipulative Menschen gibt es in allen sozialen Schichten.
In der Beurteilung des Titelhelden Tom Skagen bin ich mir noch nicht so sicher. Die Aufarbeitung seiner traumatischen Erlebnisse auf einem anderen Schiff in der Vergangenheit sind glaubhaft nachvollziehbar, aber körperlich erscheint er mir wie ein wahrer Superheld, den nichts und niemand aufhalten kann. Da ist vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen worden.
Ansonsten ist dies ein Thriller, der ziemlich authentisch die Situation auf einer Kreuzfahrt wiedergibt und dabei ein Höchstmaß an Nervenkitzel produziert. Aber nichts anderes habe ich von Anne Nordby erwartet.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Ehrenmord?

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer
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Beim traditionellen jütländischen Sankt-Hans-Feuer wird die verkohlte Leiche der deutsch-türkischen Austauschschülerin Elin gefunden. Es ermittelt grenzübergreifend eine deutsch-dänische Sondereinheit. ...

Beim traditionellen jütländischen Sankt-Hans-Feuer wird die verkohlte Leiche der deutsch-türkischen Austauschschülerin Elin gefunden. Es ermittelt grenzübergreifend eine deutsch-dänische Sondereinheit. Eltern und Freunde aus Elins engstem Umfeld sind geschockt. Doch die Ermittlungen graben in jeder dieser heilen Familien Probleme aus. Vor allem durch Elins Herkunft drängt sich die Frage nach einem Ehrenmord auf, denn gerade ihr jüngster Bruder hat sich radikalisiert.
Dieser Krimi hält sich nicht lange mit ermüdenden Befragungen und Besprechungen auf, sondern erzählt die Handlung straff. Die Spannung kommt in erster Linie durch die Einblicke in das Privatleben der Personen zustande- Wie sehr man sich doch durch den ersten Eindruck täuschen kann ... Weil immer wieder neue Ermittlungsansätze auftauchen, bleibt das Spannungslevel auch hoch bis zur überraschenden Auflösung. Dieses Buch macht neugierig auf die drei anderen Bände der Reihe "Nordlicht".

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Pirells erster Fall

Inselfeuer
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Dies ist der Auftakt einer neuen Rügenkrimi-Reihe, in der die Rechtsmedizinerin Leona Pirell die Hauptrolle spielt.
Beim Brand einer Gartenlaube wird ausgerechnet Leonas Nachbar getötet. Die Obduktion ...

Dies ist der Auftakt einer neuen Rügenkrimi-Reihe, in der die Rechtsmedizinerin Leona Pirell die Hauptrolle spielt.
Beim Brand einer Gartenlaube wird ausgerechnet Leonas Nachbar getötet. Die Obduktion ergibt, dass er vor dem Brand noch erstochen wurde. Also ein klarer Fall von Mord, in dem der Polizist Peer Boström ermittelt.
Für ihn steht die Schuldige schnell fest, denn er glaubt fest an die Ehefrau als Täterin. 
Leona sieht das ganz anders. Deshalb ermittelt sie auf eigene Faust und erfährt erstaunliche Dinge, die der Handlung immer wieder eine neue Richtung geben, und die zum Beispiel interessante Einblicke in die DDR-Praxis der Zwangsadoptionen oder aber in Erkenntnisse von Erbkrankheiten gewähren.
Zum Schluss wird es noch mal brandgefährlich für Leona, und die Identität des Mörders wird wohl die meisten Leser überraschen.
Obwohl der Plot doch so lebendig angelegt ist, stirbt die Spannung an zähen Befragungen und nicht zuletzt an der unglaublichen Naivität der Pathologin. Sie plaudert immer zu viel, sie vertraut anderen zu viel und unternimmt zu viel auf eigene Faust. Als Charakter hat sie mir überhaupt nicht gefallen und als studierte Medizinerin kommt sie nicht authentisch rüber. 
Ein Highlight ist natürlich das Setting. Man möchte eigentlich sehr gerne den Ort der Handlung mit eigenen Augen sehen und die Insel besuchen, aber als Krimi konnte mich "Inselfeuer" nicht restlos überzeugen.

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