Cinderella zwischen Pisse und Platte
Achtzehnter StockTitel und Cover von "Achtzehnter Stock" erinnern auf den zweiten Blick an Caroline Wahls "22 Bahnen". Wenn ein Buch ein riesiger Bestseller gewesen ist, dann dauert es meistens nicht lange, bis ähnliche ...
Titel und Cover von "Achtzehnter Stock" erinnern auf den zweiten Blick an Caroline Wahls "22 Bahnen". Wenn ein Buch ein riesiger Bestseller gewesen ist, dann dauert es meistens nicht lange, bis ähnliche Werke erscheinen. Gewisse Parallelen lassen sich nicht von der Hand weisen. "Achtzehnter Stock" hat jedoch seine ganz eigene Identität.
Bei beiden Büchern handelt es sich um Familiengeschichten vor der Kulisse des "hässlichen Deutschlands".
Dieses "hässliche Deutschland" stellt Sara Gmuer in ihrem Roman in den Mittelpunkt der Geschichte. Es wird beinahe zu einer eigenen Person, die mit allen Mitteln versucht der Heldin das Leben schwer zu machen.
Wie der Titel schon suggeriert, lebt Protagonistin Wanda mit ihrer kleinen Tochter Karlie im 18. Stock eines Plattenbaus. Das Leben dort wird mit drastisch derber Sprache beschrieben, wenn sich auch dazwischen immer wieder ein bisschen Rührseligkeit und Armutsromantik einschleicht. Diese Stilistik hat mir sehr gut gefallen.
Wanda träumt vom sozialen Aufstieg, von der Welt der Reichen und Schönen und einer erfolgreichen Karriere als Schauspielerin. Als sich ihr plötzlich die Chance bietet, diesem Traum ein Stück näher zu kommen, wird deutlich, wie wenig Wandas Realität als alleinerziehende Mutter mit ihrer Sehnsucht nach Glamour vereinbar zu sein scheint.
Zusammenfassend gesagt, ist "Achtzehnter Stock" ein sehr lesenswerter, etwas dreckiger Sommerroman, der viele Stärken, aber auch ein paar kleine Schwächen hat. Die größte Schwäche selbst, ist Protagonistin Wanda, die nicht leicht zu mögen ist. Und auch, wenn gerne unlikable characters lese, schreit diese Geschichte in ihrer Tristesse, doch irgendwie nach einer Heldin, der man die Daumen drückt, mit der man fiebern und leiden kann. Das passiert hier für mich nicht wirklich, dazu wird sie zu egozentrisch dargestellt.
Der Roman verhandelt wichtige Themen und stellt eindrücklich die gesellschaftliche Schere in unserem Land dar. Als alleinerziehende sozialschwache Frau wird es zu einem beinahe nicht zu bewältigender Kraftakt sich aus Armut und Abgehängtsein zu befreien. Ich habe das Buch gerne gelesen. Die Autorin schafft es trotz allem, eine Geschichte zu erzählen, die in letzter Konsequenz liebenswert ist.