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Veröffentlicht am 11.12.2023

Auf der Suche

Wer ist das
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Gerade 30 Jahre alt geworden und schwanger stellt Pauline fest, dass du ihr die Menschen Jeanne, Jerôme und Ysé, deren Vornamen sie trägt, fremd sind. Schön vor der Geburt ihrer Tochter macht sich Pauline ...

Gerade 30 Jahre alt geworden und schwanger stellt Pauline fest, dass du ihr die Menschen Jeanne, Jerôme und Ysé, deren Vornamen sie trägt, fremd sind. Schön vor der Geburt ihrer Tochter macht sich Pauline mit ihrer Partnerin auf eine Reise und Suche. Doch in ihrer Familie bekommt sie auf ihre Fragen keine Antworten. Als sie ihre Tochter tot gebärt, verschlägt es Pauline die Sprache und sie vergisst den Namen des kleinen Mädchens.
Pauline Delabroy-Allards Roman "Wer ist das" aus dem französischen übersetzt von Sina der Malafosse @frankfurter_verlagsanstalt ist einerseits eine mitreißende Suche nach den oben genannten Personen, eine Suche Paulines nach dich selbst aber auch eine Trauerbewältigung. Der Schock über die Totgeburt sitzt tief, Pauline und ihre Partnerin gehen mit der Trauer sehr unterschiedlich um. Pauline zieht sich zurück in ihre Suche, in die Einsamkeit. Sie sucht in Tunesien nach Jerôme und kommt mit einem blinden Kätzchen zurück. Zieht in ein einsames Haus und versinkt in Paul Claudels "Mittagswende". Mich hat das Buch über drei Tage hinweg gefesselt. Es war wie ein Vakuum aus Trauer, Schmerz und Suche nach Heilung und Identität. Die Autorin hat aus meiner Sicht das Thema Todgeburt sehr empathisch und einfühlsam in die Geschichte um Pauline eingearbeitet. Ein Thema, über welches in unserer Gesellschaft immer noch zu viel geschwiegen wird.
Ein sehr lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Rückblickend betrachtet...

Er oder ich
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..sind die Erinnerungen an vergangene Liebesbeziehungen oftmals sehr verschieden. Manchmal gibt es Überschneidungen, manchmal komplett entgegengesetzte Sichtweisen.
In "ER oder ICH" blickt Journalistin ...

..sind die Erinnerungen an vergangene Liebesbeziehungen oftmals sehr verschieden. Manchmal gibt es Überschneidungen, manchmal komplett entgegengesetzte Sichtweisen.
In "ER oder ICH" blickt Journalistin und Schriftstellerin Fee Zschocke zurück auf ihre ganz persönlichen Männergeschichten: Manuel - Der Erste, Rüdiger - Der Schwiegermutterscgwarm, Peter - Der Vielgeliebte, Sebastian - Der Runaway Man, Henning - Der Urknall, Stefan - Der Womanizer, Jan - Der Kopf-Mann, Wolf - Der Traum-Mann, Nico - Der Männer-Mann.
Jeweils zuerst schildert Fee das jeweilige Kennenlernen, die Beziehung und wie diese auseinanderging. Darauf folgt der Bericht des jeweiligen Ex-Partners. In die Berichte der ehemaligen Beziehungen regelrecht versunken. Es war einerseits eine Zeitreise in die späten 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Andererseits war ich fasziniert von Fees Offenheit gegenüber neuen Partnern, aber auch von ihrem Willen eine selbständige Frau zu sein. Die Rückblicke sind intensiv, bildstark. Manchmal herzerwärmend, schockieren, lustig und brutal. Bei einigen Männern dachte ich beim Lesen: was wollte sie denn mit dem!?! Der hat doch überhaupt gar nicht zu ihr gepasst. Manchmal tat mir Fee leid in Bezug auf ihren entsprechenden Partner, Mal tat mir der Ex-Mann leid. Mir hat das Buch gezeigt, dass Liebe und die Definition einer solchen individuell sehr unterschiedlich gelebt wird und betrachtet wird. Sie kann körperlich sein, seelisch oder auch in verschiedenen Schattierungen beider Anteile.
Mich hat die Lektüre immer auch nachdenklich gemacht und habe an an meine Verflossenen gedacht. Definitiv ein großartiges Buch über die Liebe und wie unterschiedlich sie betrachtet wird. Überaus lesenswert 🤗

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Das Schweigen brechen

Haus aus Stein
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Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. ...

Dies ist das Ziel von Zamani seit er bei Abednego und Mama Agnes als Untermieter wohnt. Damit sie sich ihm öffnen, flöst er seinem Ersatzvater Alkohol ein und manipuliert auch Ersatzmutter Agnes gekonnt. Doch es liegt auch großer Kummer in der Luft, denn der leibliche Sohn der Ersatzeltern, Bukhosi ist seit einiger Zeit spurlos verschwunden.
In "Haus aus Stein" von Novuyo Rosa Tshuma aus dem Englischen übersetzt von Simone Jakob @ikontinental verwebt die Autorin gekonnt eine fiktive Familiengeschichte mit der wahren Historie Simbabwes. Denn die Ersatzfamilie Zamani's hat schlimmes erlebt in den 1980er Jahren, als die Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie Rhodesien erschüttert wird von einem brutalen Völkermord Gukurahundi. Der Roman hat mir viel über das Land im Süden des afrikanischen Kontinents gelehrt. Aber auch über die Menschen dort und ihr tiefes Trauma, welches mit eisernem Schweigen weggeschlossen ist. Die Handlung ist intelligent, philosophisch, empathisch geschrieben. Die Taten während des Völkermords werden Rasierklingen scharf beschrieben und haben mich bis in meine Träume verfolgt.
Der Roman ist definitiv nichts für schwache Nerven, aber doch so wichtig und überaus lesenswert. Ich hoffe sehr, dass er noch weit mehr Menschen erreichen und bereichern wird.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Wenn das alles nie geschehen wäre

Herzkönig
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Wäre ihr Mann, ihr Herzkönig, dann bei ihr geblieben?
Izolda ist frisch verheiratet, als Polen von den deutschen Nazis besetzt wird. Doch dann wird der frisch gebackene Ehemann nach Auschwitz deportiert. ...

Wäre ihr Mann, ihr Herzkönig, dann bei ihr geblieben?
Izolda ist frisch verheiratet, als Polen von den deutschen Nazis besetzt wird. Doch dann wird der frisch gebackene Ehemann nach Auschwitz deportiert. Izolda könnte das nötigste packen und fliehen, doch sie will nur eines: ihren Mann befreien. Es beginnt ein Verstecken der eigenen, der jüdischen Identität. Sie verändert ihr Äußeres, färbt sich die Haare, lernt den Rosenkranz zu beten und nimmt einen polnischen Namen an. Sie bemüht sich bei den unterschiedlichsten Menschen um Hilfe, verkauft Schinken im Schwarzhandel, pflegt als Krankenschwester Typhuserkrankte. Eine Odyssee durch Osteuropa beginnt, welche sie bis nach Wien führt. Nahe verwandte sterben entweder elendig an Krankheiten im Ghetto oder im KZ oder werden auf andere Weise von den Nazis ermordet. Jeden Tag könnte auch ihr Leben enden. Doch dann, im Mai 1945 findet sie ihren Mann wieder. Beide sind gezeichnet von dem Erlebten. Sie haben überlebt und sich wiedergefunden, doch das Leben hat sie getrennt.
"Herzkönig" von Hanna Krall aus dem Polnischen übersetzt von Renate Schmidgall @buechergilde ist ein schmaler aber geballter Bericht über das alltägliche Leben verfolgte jüdischer Menschen in Polen zur Zeit der deutschen Besatzung unter Adolf Hitler. Die Geschichte hat mich immer wieder massiv betrübt, erschüttert, mir die Kehle zugeschnürt. Und obwohl Izolda dieses finstere Kapitel Europas überlebt, ist dies nur ein kleines Happyend für mich. Denn zu viele jüdische Mitmenschen wurden ermordet, oder sind an den damaligen Umständen gestorben. Überlebende bis in meiner Generation traumatisiert. Das Buch ist definitiv ein Mahnmal - wir sollten niemals vergessen, was in unserer Mitte geschen ist.
Große Leseempfehlung meinerseits 🤗

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Geheimnisumwoben

Zweistromland
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Das war sie irgendwie schon immer, die Herkunft und Vergangenheit von Dilan's Eltern. Schon als Kind hat die nun junge Wirtschaftsjuristin auf ihre Fragen keine richtigen Antworten bekommen.
Als sie dann ...

Das war sie irgendwie schon immer, die Herkunft und Vergangenheit von Dilan's Eltern. Schon als Kind hat die nun junge Wirtschaftsjuristin auf ihre Fragen keine richtigen Antworten bekommen.
Als sie dann ihre Mutter zu Grabe getragen hat taucht auf der Trauerfeier eine Frau auf, welche fremd scheint, jedoch die Familie sehr gut kennt.
All die lässt Dilan keine Ruhe. Zurück in Istanbul bricht sie zu einer Reise auf, gemeinsam mit ihrem noch ungeborenen Kind nimmt mich sie mich mit auf eine rastlose Spurensuche bis nach Diyarbakir.
Der Roman "Zweistromland" von @belibanstolberg hat etwas behäbig und nachdenklich angefangen. Aber ich bin froh, an der Sache drangeblieben zu sein. Es öffnete sich alsbald die Tür in die Vergangenheit zu Dilan's Kinder- und Jugendjahren in Ostfriesland. Gerade im hinteren Drittel des schmalen Büchleins würde ich mitgerissen in eine überaus bewegende Vergangenheit, in ein Land, welches seit Jahrzehnten seine kurdischen Mitbürger*innen verfolgt. Der Aufbau und Erzählstrang der Autorin ist für mich ungewöhnlich und hat mich immer wieder überrascht. Bezüglich Kurdistan hätte ich mir jedoch mehr Tiefgang gewünscht. Ansonsten eine einfühlsame und eindringliche Lüftung eines umworbenen Familiengeheimnisses. Sehr lesenswert 🤗

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