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Veröffentlicht am 28.07.2023

Sehnsucht

Away
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Schon länger möchte sie unbedingt nach Byron Bay in Australien, ein spiritueller Ort, der Heilung verspricht. Und sie hat einige Wunden und Narben aus ihrem bisherigen Leben im Gepäck. Doch als sich @nicjrdan ...

Schon länger möchte sie unbedingt nach Byron Bay in Australien, ein spiritueller Ort, der Heilung verspricht. Und sie hat einige Wunden und Narben aus ihrem bisherigen Leben im Gepäck. Doch als sich @nicjrdan das Flugticket buchen will um dem tristen und grauen Alltagstrott in London den Rücken zu kehren, kommt ihr ein Geistesblitz: sie will nicht fliegen, sondern trampen!
In ihrem Buch "aWay" @conbook_verlag nimmt mich Nic Jordan mit auf ihre mutige Reise durch u.a. Frankreich, Deutschland, Polen, Russland, China, Malaysia zu ihrem Sehnsuchtsort. Die Reise ist mit jeder Mitfahrgelegenheit, jedem Couchsurfinggastgebenden eine Überraschung. Nic lernt die unterschiedlichsten Menschen und deren Lebensgeschichten kennen. Es sind oft herzliche Erlebnisse, aber auch unangenehme, ja auch demütigende dabei. Am meisten gefallen haben mir ihre Erfahrungen in Russland, welche so gar nichts mit dem Mythos des "bösen und gefährlichen Russen" gemeinsam hat. Sie erlebt dort großherzige Gastfreundschaft, als sie krank wird, päppeln ihr Gastgeber und dessen Mitbewohnerin Nic liebevoll auf. Nic lernt sich auf ihrem fast unglaublichen Roadtrip auch selbst neu kennen, ihre körperlichen und seelischen Grenzen, ihre Wünsche, Ängste und die Frage: wo bin ich zu Hause? Wo gehöre ich hin? In Bayron Bay bekommt sie ihre Antwort, eine, mit der sie nicht unbedingt gerechnet hat.
Nic's Reise- und Erfahrungsbericht hat mich in den vergangenen Tagen gepackt wie die Krallen eines Vogels und mich mit seinen Schwingen davon trägt. Obwohl das Buch knapp 300 Seiten hat, quilt es dank der Erzählart der Autorin praktisch über vor bildreich geschilderten Erlebnissen. Mich hat das Buch tief berührt und ich habe viel daraus mit genommen, zum Beispiel wie wichtig es ist Herzenswünsche in die Tat umzusetzen und wenn es sich ergibt mit dem Flow zu gehen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine Exkursion in die Stadt

Saling aus dem Wald
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Saling lebt im Wald. Im wahrsten Sinne des Wortes im Einklang mit der Natur. Er liebt sowohl die Tiere als auch die Pflanzen dort. Saling ist in der Lage, sich in alle Lebewesen hineinzuversetzen. Er kann ...

Saling lebt im Wald. Im wahrsten Sinne des Wortes im Einklang mit der Natur. Er liebt sowohl die Tiere als auch die Pflanzen dort. Saling ist in der Lage, sich in alle Lebewesen hineinzuversetzen. Er kann sich sogar in sie verwandeln. Eines Tages sieht er Menschen durch den Wald gehen. Und in ihm wächst der Wunsch, ebendiese zu erforschen. In der Stadt angekommen, stößt er auf Skepsis, Angst und Unverständnis, welches ihm die Menschen entgegen bringen. Er fühlt sich zunehmend unwohl in der Stadt und will zurück in den Wald. Wird ihm jemand helfen können?
Sylvia Schmieder erzählt in ihrem Roman "Saling aus dem Wald" @edition_federleicht bildgewaltig und einfühlsam von der Begegnung Mensch und Natur, dem Fremden, wie es ist wenn einem Vorurteile entgegenschlagen und einem niemand glaubt. Der Roman ist einerseits eine Liebeserklärung an die Natur und gleichzeitig auch ein Spiegel unser modernen Gesellschaft, welche den Zugang, das Verständnis und den Respekt vor der Natur und dem Unergründlichen zu verlieren droht. Doch es gibt Hoffnung für Saling. Mir hat vor allem die 9-jährige Mascha in ihrer herzlichen, offenen und unbedarften Art gefallen. Im Gegensatz zu den Personen, die Saling eben nicht uneigennützlich helfen wollen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine Einladung zum Gedenken

Lebewohl, Martha
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Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird ...

Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird die Historikerin darauf aufmerksam, unter anderem durch eine Plakataktion in ihrem Stadtteil. Auch ein Stolperstein vor ihrem Zuhause. Sie beginnt nachzuforschen über die 24 Verschwundenen Bewohnerinnen ihres Hauses. Und sie schreibt die Geschichten ebendieser Menschen auf, welche 1942 deportiert wurden. Viele wurden im Holocaust ermordet. Einigen gelang die Flucht und sie konnten überleben. Aber das Grauen begann schon vorher. Mit der willkürlichen Stigmatisierung und immer neuen Einschränkungen im Leben. Frau Brodersen schreibt einfühlsam aber auch eindringlich gegen das Vergessen jüdischer/deutscher Geschichte. Ein für mich schwer zu greifendes furchtbares Verbrechen an Menschen, welche ich nie kennenlernen durfte. Einen erhobenen Zeigefinger habe ich während der Lektüre keinen gesehen. Für mich ist das Buch viel mehr eine Einladung. Eine Einladung zum Erinnern an die Ermordung Millionen jüdischer Mitbürger*innen. Eine Erinnerung daran, wie nachhaltig das Zusammenleben jüdischer und nicht jüdischer Menschen zerstört wurde. Ich kann euch allen wärmstens empfehlen die 24 Schicksale, welchen in "Lebewohl, Martha" von Ingke Brodersen nachgespürt wird, zu lesen. Denn Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, Geschichte ist auch jetzt von Bedeutung.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Herzschmerz in der Haute-Provence

Mistral
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Es ist die Zeit kurz nach dem 1. Weltkrieg. Die junge Marie ist eine pure Schönheit mit ihren lavendelblauen Augen und ihrem krausen Lockenkopf. Gewissenhaft erledigt sie die Aufgaben auf dem elterlichen ...

Es ist die Zeit kurz nach dem 1. Weltkrieg. Die junge Marie ist eine pure Schönheit mit ihren lavendelblauen Augen und ihrem krausen Lockenkopf. Gewissenhaft erledigt sie die Aufgaben auf dem elterlichen Hof an einem nahegelegenen Hochplateau. Menschen und Natur sind geprägt vom titelgebenden Mistral.
Eines Tages begegnet Marie dem jungen und attraktiven Knecht Olivier. Anfangs tauschen sie nur Blicke. Bald Worte, es knistert gewaltig zwischen den Beiden. Auf einem Ausflug mit Freundinnen und Freunden küssen sich die beiden. Doch dann sieht Marie den Mann, welchen sie so sehr begehrt nicht wieder. Sie schreibt ihm, bekommt jedoch keine Antwort. Als sie erfährt, dass Olivier bereits an eine andere vergeben ist, bricht ihre Welt zusammen. Sie zieht sich immer mehr in ihren Kummer zurück. Die Eltern beginnen sich um ihre Tochter zu sorgen. Sie wird sich doch sicher nichts antun?
Amelie Thoma hat mit "Mistral" von Maria Borrély ein literarisches Gemälde aus dem Französischen ins Deutsche übertragen. Borrély erzählt malerisch von den Menschen in der Haute-Provence, deren einfaches Leben in der malerischen Landschaft geprägt vom Mistral, einem bekannten Wind in der Region. Die Leute reden dort nicht über Gefühle. Sie reden vom Wind und vom Wetter. Im Zentrum ein junges Mädchen mit unbändiger jedoch nicht erwiederter Liebe.
Mir hat der neuentdeckte Klassiker überaus gut gefallen, meine Erwartungen wurden übertroffen. Hoffentlich werden auch die anderen Romane von Maria Borrély bald ins Deutsche übersetzt - ich für meinen Teil möchte diese nun unbedingt auch lesen 🥰

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Beste Freundinnen

Die Unzertrennlichen
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Sie sind 9 Jahre alt als sie sich in der Schule kennen lernen: Sylvie und Andrée. Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich rasch eine innige Freundschaft. Eine Freundschaft, die ein ganzes Leben lang ...

Sie sind 9 Jahre alt als sie sich in der Schule kennen lernen: Sylvie und Andrée. Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich rasch eine innige Freundschaft. Eine Freundschaft, die ein ganzes Leben lang halten könnte. Doch Sylvie spürt bald mehr für ihre Gefährtin, es ist Liebe. Doch schon bald erkennt sie, dass diese nicht erwiedert wird. Sie akzeptiert es der Freundschaft zuliebe. Während Sylvie nicht (mehr) an Gott glaubt, hält Andrée an ihren Glauben fest. Obwohl sie an Gottes Güte stark zweifelt. Erst Recht als ihr Liebster Pascal die frühe Verlobung ablehnt. Während Sylvie um und für ihre Freundin kämpft, werden die familiären katholisch geprägten Verpflichtungen und ihr Freiheitsdrang für Andrée zu einer immer größeren Zerreißprobe. Ein tragisches Unglück nimmt seinen Lauf.

In ihrem sehr stark autofiktional gefärbten Roman "Die Unzertrennlichen" (aus dem Französischen übersetzt von Amelie Thoma) erzählt Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir eine berührende, jedoch nicht kitschige Freundschaftsgeschichte zwischen zwei heranwachsenden Mädchen. Bildgewaltig zeichnet sie die eigenen Erlebnisse mit ihrer Freundin Zaza anhand von Sylvie und Andrée nach. Es ist eine Geschichte um zwei beste Freundinnen, welche durch nichts zu trennen sind. Doch beide erfahren was es heißt, wenn die empfundene Liebe nicht erwiedert wird. Während die eine damit zu leben lernt, kann sich die andere von ihrem Herzensleid nicht lösen.
Ein wunderschönes Buch über Freundinnen Schaft und Liebe. Ich kann sie wärmstens empfehlen 🤗

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