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Veröffentlicht am 29.06.2024

Freiheit für ALLE Brüste

Oben ohne
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Ich gebe zu, das Thema hat mich in den vergangenen Jahren hin und wieder leicht gestreift. Intensiver auseinander gesetzt habe ich mich damit erst jetzt. In "Oben ohne" @edition_nautilus setzt sich Julia ...

Ich gebe zu, das Thema hat mich in den vergangenen Jahren hin und wieder leicht gestreift. Intensiver auseinander gesetzt habe ich mich damit erst jetzt. In "Oben ohne" @edition_nautilus setzt sich Julia Fritzsche damit auseinander, warum es für weibliche und queere Menschen derzeit nicht so leicht ist an öffentlichen Orten mit unbedekten Nippeln präsent zu sein. Zum einen gibt es bisher keine einheitliche gesetzliche Regelung in ganz Deutschland. Zum anderen ist dies für männlich gelesene Menschen einfacher und selbstverständlicher, da dieses Gewohnheitsrecht über Generationen gewachsen ist. Und es ist Ausdruck von patriarchaler Überlegenheit - bewusst oder unbewusst. Julia Fritzsche lässt mich an ihren eigenen Freibaderfahrungen in diesem Kontext teilhaben, aber auch an der Erfahrung einer anderen weiblichen Person, welche in Berlin vor Gericht gegangen ist. Insgesamt ein spannendes und wichtiges Thema bezüglich Gleichberechtigung ALLER Menschen. Insbesondere die geschilderten Erfahrungen fand ich sehr gut. Der Mittelteil des Buches, in dem viel historisches Hintergrundwissen zum Thema runtergerattert wird, fand ich zum einen sehr dröge, zum anderen nicht ausführlich genug. Trotzdem halte ich den Titel sinnvoll um sich zumindest einmal damit auseinander zu setzen, warum es für eine Hälfte der Menschheit ein Privileg ist sich Oben ohne zu zeigen und für andere Diskriminierung, Sexualisierung, Bodyshaming u.v.m. bedeutet.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

Wenn das Leben zur Hölle gemacht wird...

Rote Augen
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...dann ist nichts mehr wie es Mal war. Beinahe wie ein Erfahrungsbericht liest sich der Roman "Rote Augen" v. Myriam Leroy aus dem Französischen übersetzt v Daniela Högerle @edition_nautilus . Was mit ...

...dann ist nichts mehr wie es Mal war. Beinahe wie ein Erfahrungsbericht liest sich der Roman "Rote Augen" v. Myriam Leroy aus dem Französischen übersetzt v Daniela Högerle @edition_nautilus . Was mit schmeichelnde Nachrichten eines Fans auf Social Media beginnt entwickelt sich für die junge Journaltin zu einem einschneidenden Abschnitt in ihrem Leben. Als sie ihren Verehrer zurück weist, beginnt er sie im Netz zu diffamieren, zu mobben, seine Gefolgschaft springt auf den Zug auf. Anstatt die Zurückweisung zu respektieren terrorisiert der Mann die Journalistin mit Hassnachrichten, stellt sie mit verfremdeten Fotos öffentlich bloß. Ihr Umfeld reagiert mit Unverständnis, Freund*innen wenden sich an. Auch ihr Lebensgefährte wird zur Zielscheibe des Hasses im Netz, die Beziehung der beiden auf eine harte Probe gestellt. Irgendwann entscheidet sich die junge Frau sich Hilfe bei der Polizei und Staatsanwaltschaft zu holen. Doch die dort angebotene Hilfe ist ernüchternd. Es ist eine Odyssee durch 4 Jahre. Die Auswirkungen auf Körper und Psyche zerstörend.
Für mich war das Lesen des Romanes sehr anstrengend. Obwohl ich hatte Themen wie psychische Gewalt in der Literatur nicht scheue, bin ich hier nervlich an meine Grenzen gestoßen, das gelesene hat immer wieder Wut, Verzweiflung und Unbehagen in mir ausgelöst. Dennoch wird hier das Thema Hass im Netz, Misogynie, Toxische Männlichkeit und Sexismus sehr nachvollziehbar behandelt. Und es ist meiner Meinung nach ein immer noch sehr wichtiges Thema. Dennoch möchte ich ich hier eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, denn es triggert aufgrund der authentischen Erzählart doch sehr. Eine entsprechende Warnung von Seiten des Verlages konnte ich auf/in dem Buch nicht finden.

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Veröffentlicht am 29.06.2024

Eine unterhaltsame Reise ins Tessin

Gotthard
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Zora del Buono lässt mich in ihrem Roman "Gotthard" @diogenesverlag mit Zugliebhaber Fritz Bergundthal (was für ein passender Name) von Berlin ins Tessin reisen. Die Region ist geprägt vom Tunnelbau. Viele ...

Zora del Buono lässt mich in ihrem Roman "Gotthard" @diogenesverlag mit Zugliebhaber Fritz Bergundthal (was für ein passender Name) von Berlin ins Tessin reisen. Die Region ist geprägt vom Tunnelbau. Viele der Einheimischen wie Tonino arbeiten auf der Gotthardbasistunnel-Baustelle. Zugezogene Bauarbeiter frequentierten mit Hingabe den örtlichen Puff Alabama, insbesondere der junge Filz. Und während Aldo mit seinem frisierten Mofa die Haaradelkurven kratzt, flirtet seine Frau Dora mit dem Fritz. Der Roman ist ein Ausschnitt in den Alltag dieser Menschen. Mal sehr technisch, mal skurril, mal schlüpfrig. Aber immer wieder unterhaltsam. Und zum Ende geschieht noch ein tragisches Unglück. Der Text ist auch immer wieder mit schweizer oder italienischen Sprüchen gespickt, was der Story mit Lokalkolorit noch einen extra Pepp gibt. Dass sich das Zentrum der Handlung zunehmend im Puff und um eine gewisse Mônica handelt fand ich etwas bedauerlich. Ansonsten hat mir die Lektüre immer wieder ein herzhaftes Schmunzeln ins Gesicht gebracht.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Einsichten in die Mutterschaft

Meine Arbeit
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Anna um die 30 Jahre alt und freie Schriftstellerin, ist hat ihr erstes Kind geboren. Ihr Partner Aksel und sie haben sich die Elternschaft gleichberechtigt vorgestellt. Doch in der tatsächlichen Praxis ...

Anna um die 30 Jahre alt und freie Schriftstellerin, ist hat ihr erstes Kind geboren. Ihr Partner Aksel und sie haben sich die Elternschaft gleichberechtigt vorgestellt. Doch in der tatsächlichen Praxis sieht es anders aus. Annas Körper verlangt immer wieder danach, das Baby zu stillen. Doch Aksel möchte sich auch um das Kind kümmern. Schickt Anna zu einem Ausflug vor die Tür. Die junge Mutter findet sich schon während der Schwangerschaft mit Ängsten und depressiven Schüben konfrontiert. Diese bestimmen ihren Alltag nach der Geburt weiter mit.
"Meine Arbeit" von Olga Ravn aus dem Dänischen übersetzt v. Alexander Sitzmann & Clara Sondermann ist eine kreative Mischung aus Erzählung, Lyrik und Tagebucheinträgen nebst Briefen. Es ist kein Roman um die rosarote, romantische Mutterschaft. Vielmehr hat das Buch auf mich einen dunklen Sog ausgeübt, was mir jedoch sehr gefallen hat. Anfangs hat mich Ravn mitgenommen in eine schwarzrote Höhle des Gebärens, später in die psychischen Herausforderungen ihrer Erzählerin Anna. Das hintere Drittel des Buches fand ich etwas langatmig. Ansonsten finde ich den Roman sehr gelungen, zumal die Mutterschaft hier eine Entromantisierung gefunden hat.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Ein verwirrendes Mosaik

Mimikry
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Damian, Hendrika, Johanna - sie kennen sich nicht. Und doch sind sie durch einen Menschen verbunden: Arda aka Joshua.
Lange war ebendieser verschwunden. Und dann steht er unverhofft da, auf einem exponierten ...

Damian, Hendrika, Johanna - sie kennen sich nicht. Und doch sind sie durch einen Menschen verbunden: Arda aka Joshua.
Lange war ebendieser verschwunden. Und dann steht er unverhofft da, auf einem exponierten Platz in der Stadt. Eine Terrorwarnung wird herausgegeben, ein großes Polizeiaufgebot nimmt sich der Situation an. Während Journalist Damian für seine große Story recherchiert, lässt Autorin Ann Esswein sowohl Hendrika als auch Johanna ihre Erinnerungen an die jeweilige gemeinsame Zeit mit Arda aka Joshua Revue passieren.
Die Zusammenhänge des Romanes "Mimikry" von Ann Esswein @nagelundkimche habe ich erst etwa in der Mitte des Buches einigermaßen verstanden. Es ist nicht nur die Geschichte um ein Kind/Jugendlichen, der die Bedürfnisse nach einer sensationellen Story, des geliebten Sohnes, des Freundes und Reisebegleiters erfüllen soll. Auch die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft und Einsamkeit wird hier thematisiert. Ein verwirrendes Mosaik, welches sich schlussendlich doch zusammenfügt.

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