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Veröffentlicht am 19.03.2023

Die Drachenjägerin

Und dann verschwinden
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Bei der Familie, bei der sie untergekommen ist, langweilt sie sich. Es ist eintönig, es passiert wenig bis gar nichts. Dann begegnet sie einem fremden Mann, er bietet ihr am mit ihm in seiner Wohnung zu ...

Bei der Familie, bei der sie untergekommen ist, langweilt sie sich. Es ist eintönig, es passiert wenig bis gar nichts. Dann begegnet sie einem fremden Mann, er bietet ihr am mit ihm in seiner Wohnung zu leben. Nach einigem Zögern nimmt sie das Angebot an. Er hat ein Faible für kaputte Sachen, scheint diese zu sammeln. Sie fahren gemeinsam nachts mit dem Motorrad zum Baden an einen See oder feiern spontane Partys mit seinen Freunden. Dann will er ihr ein Haus zeigen, das er sich kaufen will. Es ist halb zerfallen, auf einer nahe gelegenen Lichtung finden die beiden ein Skelett. Und dann erkennt sie, dass in ihrem gefährten etwas dunkles schlummert. Sie trennen sich, nach langer Zeit, die Drachenjägerin war inzwischen viel unterwegs sehen sie sich an seinem Krankenbett wieder.
"Und dann verschwinden" von Monika Neun erzählt in Erinnerungen der Drachenjägerin, wie sie den Mann mit dem Motorrad kennenlernt. Ihre Gedanken sind bildreich, philosophisch und poetisch. Sie schildert ihre Begegnungen und Erlebnisse. Während sie sich erinnern kann verschwinden die Erinnerungen ihres einstigen Gefährten immer mehr.
Obwohl nur ein schmales Büchlein habe ich eher langsam gelesen und jede Szene genossen, habe die Schilderungen vor meinem geistigen Auge lebendig werden lassen. Ein märchenhafter Genuss.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Ein komisches Potpourri

Niemand hat die Absicht ein Matriarchat zu errichten
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Lässt sich Humor in typisch weiblich/männlich einordnen? Meines Erachtens nicht. Ich denke Humor ist etwas menschliches und individuell.
"Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten" herausgegebenen ...

Lässt sich Humor in typisch weiblich/männlich einordnen? Meines Erachtens nicht. Ich denke Humor ist etwas menschliches und individuell.
"Niemand hat die Absicht, ein Matriarchat zu errichten" herausgegebenen von Ella Carina Werner & Katinka Buddenkotte @satyrverlag unterstreicht meine Meinung zu dem Thema.
Hier versammeln sich 33 Autor*innen mit ihren äußerst unterschiedlichen Kurzgeschichten und Cartoons. Absurde Kneipengespräche über den Verbleib des Internets haben mir die Lachtränen in die Augen getrieben. Der böse Unterton in der Geschichte über die Bonbonverschenkende Oma in der ehemaligen DDR wirkte auf mich Recht makaber. Das Familientreffen in Bayern bei Tellerfleisch und Grießnockerlsuppe war für mich einigermaßen grenzwertig. Aber es zeigt mir deutlich, wie unterschiedlich das Humorempfinden sein kann. Dieses Buch ist wahrhaft ein komisches Potpourri an unterschiedlichen satirischen Geschichten, gespickt mit pointierten Cartoons.
Wer zwischen Belletristik und Sachliteratur Mal was ganz anderes zum Lesen sucht, ist hier goldrichtig 🤗

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Maria, die Schweiz und Italien

No grazie, non fumo
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Ein schmales Büchlein und doch so prall gefüllt. Da sind die liebevollen Erinnerungen von Autorin Francesca Petrarca in "No grazie, non fumo" an ihre Großmutter Maria Perpetua. Und die harten Fakten zur ...

Ein schmales Büchlein und doch so prall gefüllt. Da sind die liebevollen Erinnerungen von Autorin Francesca Petrarca in "No grazie, non fumo" an ihre Großmutter Maria Perpetua. Und die harten Fakten zur Migrationspolitik in der Schweiz zusammengefasst von Flavia Grossmann. Denn Maria war eine von vielen weiblichen Gastarbeitenden in der Schweiz. Sie kam alleine Mitte der 1950er Jahre nach Arosa, gerade 22 Jahre jung. Obwohl sie klein anmutet, ist sie doch eine Frau, die weiß was sie will.
Die Erinnerungen ihrer Enkelin Francesca nehmen mich mit in eine andere Zeit, in ein anderes Land, mitten hinein in ihre Familiengeschichte. Ihre Großmutter hatte es nicht leicht in der Schweiz. Wie viele Landsleute hat auch sie Diskriminierung erlebt. Aber zugleich hat sie ihren liebsten viel Liebe geschenkt. Und von der ganzen Familie wurde ihre Lasagne immer sehr gefeiert und die Zubereitung mit Hingabe zelebriert.
Die Lizenzausgabe der @buechergilde ist vollgepackt mit Fotos von und mit Maria, Grafiken im Retro-Look und knalligen Farben. Eine Liebeserklärung an die Großmutter der Autorin und gleichzeitig ein Denkmal für die vielen weiblichen Gastarbeitenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders lesenswert 🤗

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Auf dem Weg nach Hause

Nord
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Er hat sehr viel erlebt in seinen erst 17 Lebensjahren. Schön als Sohn wurde er von anderen als besonders betrachtet aufgrund seiner markanten Schulterblätter, seine Andersartigkeit. Während des Krieges ...

Er hat sehr viel erlebt in seinen erst 17 Lebensjahren. Schön als Sohn wurde er von anderen als besonders betrachtet aufgrund seiner markanten Schulterblätter, seine Andersartigkeit. Während des Krieges war er in einem Lager, würde aufgepäppelt von einer jungen Frau, die beiden kamen sich näher. Aber es war nicht unbedingt Liebe, die die beiden verband. Dann macht er sich auf den Weg nach Nord, lange ist es her, dass er dort gelebt hat. Aber es ist sein Ziel. Sein Kompass zeigt ihm den Weg. Begleitet wird er von einem Jungen und einem Kind.
"Nord" von Merethe Lindstrøm @matthesundseitzberlin, aus dem Norwegischen übersetzt von Elke Ranzinger liest sich wie ein Bericht, teilweise wie eine Monolog, ja einem Tagebuch. Ein Krieg ist zu Ende, doch der Weg des jungen Mannes, welchen ich in dem Roman auf Schritt und Tritt begleiten durfte, ist von den Folgen eben dieses Krieges gesäumt. Bomben- und Granatenkrater, Leichen, verfallene Häuser, Überlebende, welche ein bitterarmes und elendes Dasein fristen. Aber hier und da gibt es ein Stück Brot von Anwohnern, ein paar Konserven aus einem verlassenen Keller, ein Weggefährte und ein Kind, dessen sich die beiden schließlich annehmen.
Für mich war die Lektüre rastlos, bedrückend, verstörend, zum Teil verwirrend. Aber da war auch Hoffnung zwischen den Zeilen. Ein Highlight war das Buch für mich zwar nicht, aber trotzdem äußerst lesenswert 🤗

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Der Regendorfer Mädchenmörder

Der Erdspiegel
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Es ist etwa 1811 und im Regensburger Umland ist der Viehhändler Bichel bekannt für seine Geschichten. Egal ob Stammtisch oder Hochzeit, er weiß die Menschen zu unterhalten und in seinen Bann zu ziehen. ...

Es ist etwa 1811 und im Regensburger Umland ist der Viehhändler Bichel bekannt für seine Geschichten. Egal ob Stammtisch oder Hochzeit, er weiß die Menschen zu unterhalten und in seinen Bann zu ziehen. Doch wenn niemand hinschaut umgarnt er hübsche junge Mädchen. Wie die verträumte Katharina. In ihrem neuen Kriminalroman "Der Erdspiegel" erzählt Andrea Maria Schenkel von einem Mann, der Mädchen von einem magischen Spiegel erzählt, mit dem sie ihre zukünftige Liebe sehen können. Nur er kann ihnen einen Blick gewähren. So lockt er die nichtsahnenden Frauen in sein Haus. Was dann geschieht, hat nichts mit dem zu tun, was die Opfer des Bichel geahnt haben. Die Atmosphäre in den Roman ist düster und rustikal. Die Geschichte zählt keine 200 Seiten. Aber sie ist kompakt und hat mich an sich gesogen. Wie auch schon vor vielen Jahren der Roman "Tannöd" hat mich die Autorin gekonnt an ihre Inszenierung gefesselt. Doch die Handlung ist dieses Mal eine andere, jedoch auch inspiriert von einem wahren Kriminalfall, welcher sich in Regendorf zugetragen haben soll. Es war spannend, faszinierend und schockierend zugleich für mich zu erleben wie leicht der Bichel seine Opfer manipulieren könnte und wie leichtgläubig sie in seine Falle getappt sind. Eine gruselige Geschichte in einer anderen Zeit. Ein Leckerbissen für True-Crime-Fans und Liebhabende von historischen Gruselromanen.

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