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Veröffentlicht am 05.10.2024

Es beginnt mit der Vision von einer Vape

Angespannt vapen
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Oder war es doch nur ein Traum? Der namenlose Ich-Erzählende arbeitet als Sekretär für eine Firma welche Innenräume einrichtet. Der Alltag besteht aus der Arbeit dort und dem gelegentlichen Treffen mit ...

Oder war es doch nur ein Traum? Der namenlose Ich-Erzählende arbeitet als Sekretär für eine Firma welche Innenräume einrichtet. Der Alltag besteht aus der Arbeit dort und dem gelegentlichen Treffen mit Best Friend Kurt oder auch aus einer Liebelei mit Peggy (oder war das doch nix ernstes?). Im Verlauf des Romanes "Angespannt vapen" von Anton Artibilov @mikrotext dreht es sich immer wieder um die geheimnisvolle Vape. Doch als er einen neuen Job in einer geheimen Geheimorganisation bekommt (gibt es die überhaupt oder bildet er sich das nur ein?) löst sich die Besessenheit langsam in Wohlgefallen auf. Der Erzählstil hat bei mir anfangs für Stirnrunzeln gesorgt. Denn die sich durch sämtliche Seiten ziehende Diskussion mit sich selbst des Ich-Erzählendenfand ich teils etwas nervig, vielleicht weil das auch ein kleiner Zug meines eigenen Charakters ist. Obwohl ganz unterhaltsam zu lesen, hat der Roman bei mir jedoch leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Was es bedeutet, ein Kind mit mehrfacher Behinderung zu haben...

Brief an mein Kind
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...dies erzählt Ada D'Adamo in ihrem "Brief an mein Kind" aus dem Italienischen übersetzt v. Karin Krieger @eiseleverlag
Kurz nach der Geburt ihrer Tochter wird ebendieser HPE (Holoprosencephalie) diagnostiziert. ...

...dies erzählt Ada D'Adamo in ihrem "Brief an mein Kind" aus dem Italienischen übersetzt v. Karin Krieger @eiseleverlag
Kurz nach der Geburt ihrer Tochter wird ebendieser HPE (Holoprosencephalie) diagnostiziert. Ein Untersuchungsmarathon beginnt. Und es dauert einige Zeit, bis die Eltern ihr Baby Daria mit nach Hause nehmen dürfen. Doch in ihrem Brief erinnert sich D'Adamo an die Zeit vor der Schwangerschaft mit Daria. Setzt sich mit den Themen Schwangerschaftsabbruch und Pränataldiagnostik auseinander. Und kehrt immer wieder zurück in den komplexen Alltag mit Daria. Es ist ein Alltag, in dem sie oft mit offenen Fragen an Ärzte stehen gelassen wird ohne eine hilfreiche Antwort zu bekommen, Menschen begegnet, welche Daria mit Abscheu betrachten. Und obwohl das alles sehr schwer ist und mitunter eine große Belastung liebt sie ihre Tochter so sehr. Bis Ada selbst ernsthaft an Brustkrebs erkrankt und sich fragt, was oder wer den Krebs ausgelöst haben könnte. Der Brief Adas an ihre Tochter Daria hat mich durchweg sehr berührt. Da war viel Verzweiflung, Wut, aber auch viel Liebe und ja, Daria findet Freunde, welche ihr sehr liebevoll begegnen. Auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Die Illusion eines klimaneutralen Dorfes

Schaltiere am Waldboden
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Das Dorf liegt idyllisch zwischen einem tiefen Wald und fruchtbaren Ackern und Wiesen. Viele Familien leben kleinbäuerlich, wie die von Antonie und ihren Eltern. In ihrem Roman "Schaltiere am Waldboden" ...

Das Dorf liegt idyllisch zwischen einem tiefen Wald und fruchtbaren Ackern und Wiesen. Viele Familien leben kleinbäuerlich, wie die von Antonie und ihren Eltern. In ihrem Roman "Schaltiere am Waldboden" @picusverlag nimmt mich Selina Holešinsky mit in das alltägliche Leben von Antonie. Feinfühlig erzählt sie aus der Perspektive des Mädchens die Entwicklung des Dorfes. Eines Tages wird ebendieses von einer Ministerin ausgewählt und es entsteht ein Modelldorf mit dem Ziel klimaneutralen Lebens. Antonies Vater ist begeistert von der Idee, wird zum Ortsvorsteher und kümmert sich im Namen der zuständigen Ministerin um die Öffentlichkeitsarbeit. Das Dorf erlebt einen Aufschwung, regionale Lebensmittel und Kunsthandwerk wird für viel Geld an Touristen verkauft. Menschen aus großen Städten ziehen in das Dorf, mit der Sehnsucht nach Idylle, Ruhe und einem umweltfreundlichen Leben. Antonies Mutter steht alldem von Anfang an sehr skeptisch gegenüber. Zumal es das einzige Modelldorf weit und breit ist in der ganzen Region. Und schon bald kippt die Stimmung im Dorf. Zugezogene beschweren sich zunehmend über Unannehmlichkeiten, es gibt zunehmd Auflagen für das Leben im Dorf: Verbot von PKWs, Wasserverbrauch wird je nach Verwendung rationiert, Plastik verboten, Obst und Gemüse soll nur noch aus dem Ort stammen. Was mit einer vorbildlichen Idee beginnt, entwickelt sich zu einer Diktatur im Namen der Klimaneutralität. Demokratie ist nicht mehr möglich. Nachbarn werden bespitzelt und bei Regelverstoß öffentlich bloßgestellt und gedemütigt. Und dann zerbricht Antonies Familie. Mich hat das Buch sehr berührt und gefesselt. Zumal es zeigt, wie Diktaturen zur Spaltung der Gesellschaft führen, im Großen wie im Kleinen. Lesen herzlich empfohlen 🤗

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Aus der Bahn geworfen

Die Nacht der alten Feuer
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Elea steht mitten und fest im Leben. Das Glück immer auf ihrer Seite. An ihrer Seite hat sie Otto, ihren Ehemann und die gemeinsamen Kinder Elliot & Iiris im Teenageralter. Beruflich ist sie erfolgreiche ...

Elea steht mitten und fest im Leben. Das Glück immer auf ihrer Seite. An ihrer Seite hat sie Otto, ihren Ehemann und die gemeinsamen Kinder Elliot & Iiris im Teenageralter. Beruflich ist sie erfolgreiche Literaturwissenschaftlerin. Als sie einen Anruf von ihrer Gynäkologin bekommt, welche ihr mitteit, dass sie in ihrer Brust Krebs einer sehr aggressiven Sorte hat, gerät Eleas Leben aus den Fugen. Sie wird praktisch aus der Bahn geworfen. In ihrem Roman "Die Nacht der alten Feuer" aus dem finnischen übersetzt v. Stefan Moster @mareverlag
nimmt mich Hanna Meretoja mit in die finnischen Schären. Denn Elea möchte den Menschen, welche ihr am nächsten stehen erzählen, welche Diagnose sie erhalten hat. Sie lädt ihre Freundinnen und Freunde anlässlich des titelgebenden Festes in ihr Sommerhaus ein. Elea, Otto, Aura, Matias und Salma kennen sich bereits seit dem Studium. Die Autorin spürt hier der Frage nach, wie mittel- und unmittelbar Betroffene mit der Diagnose Brustkrebs umgehen könnten. Da ist Elea, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgt und ob diese ohne sie in dem Vater eine gute Stütze finden werden, ob der Ehemann der Situation gewachsen sein wird. In ihrem Freundeskreis treffen sowohl Verständnis als auch Unverständnis für Eleaund ihre Erkrankung und das daraus resultierende Verhalten aufeinander. Und ein langjähriger Freund offenbart seine Gefühle für Elea. Obwohl thematisch sehr wichtig, fand ich den Roman oft sehr verschachtelt und stellenweise langatmig. Immer wieder schwelgen die Charaktere in Erinnerungen, das Geschehen gleicht einem Vakuum, ein Spannungsbogen war für mich leider nicht erkennbar. Daher war dies für mich ein eher mittelprächtiges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Arbeitsalltag eines Callcenter-Mitarbeitenden

Hallo, mein Name ist Jimmie, was kann ich für Sie tun?
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Jimmie, ja das ist wirklich sein richtiger Name, seine Mutter hat ihn ausgesucht. Er ist Anfang 30, lebt in Großbritannien und arbeitet im Callcenter eines internationalen Reiseunternehmen. Katharina Volckmer ...

Jimmie, ja das ist wirklich sein richtiger Name, seine Mutter hat ihn ausgesucht. Er ist Anfang 30, lebt in Großbritannien und arbeitet im Callcenter eines internationalen Reiseunternehmen. Katharina Volckmer erzählt in ihrem Roman "Hallo, mein Name ist Jimmie, was kann ich für Sie tun?" aus dem Englischen übersetzt v. Milena Adam @maerzverlag aus dem beruflichen Alltag Jimmies.
Zum einen betreut ebendieser die Beschwerdehotline für Urlauber*innen, die sich bei ihm mit Kummer und Mängeln aller Art bezüglich ihres Reiseziels bei ihm melden. Die Art und Weise wie Jimmie auf deren Bedürfnisse ein- bzw. umgeht hat mich jedes Mal laut lachen lassen. Einfach auf absurde Art lustig und auch hin und wieder bissig. Zumal er sich die geschilderten Situationen seiner Kundschaft gerne bildlich vorstellt, ob es ein Tourist auf den Malediven ist, der Angst davor hat von einem Hai gebissen zu werden oder Nudisten, die sich in ihrem Hotelzimmer eingesperrt fühlen. Doch der Roman erzählt auch die traurige Seite in Jimmies Leben: das schwierige Zusammenleben mit seiner depressiven Mutter, die Affäre mit seinem Kollegen Daniel und die Ausbeutung in seinem Job, welche eine endlose Todesspirale scheint, denn der Job im Callcenter ermöglicht Jimmie die Flucht aus seinem nicht vorhandenen Privatleben.
Wie so viele Bücher aus dem März Verlag ist auch dieses wieder eine Abwechslung der speziellen Art, mit genialem Humor ohne den Blick auf das Elend der Menschheit in einer Industrienation zu verlieren. Sehr lesenswert.

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