Der Retter der verlorenen Jungen
Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.„… einige Leute haben nicht begriffen, dass wir Männer formen wollten, und nicht kleine Jungs verhätscheln.“ (S. 28)
Die Urban Promise Prep Scholl ist eine reine Jungenschule, die benachteiligte bzw. „schwierige“ ...
„… einige Leute haben nicht begriffen, dass wir Männer formen wollten, und nicht kleine Jungs verhätscheln.“ (S. 28)
Die Urban Promise Prep Scholl ist eine reine Jungenschule, die benachteiligte bzw. „schwierige“ Jugendliche auf Kurs bringen und den Besuch des Colleges vorbereiten soll. Und sie scheint wirklich erfolgreich zu sein. Die Zahl derer, die es nicht auf eine weiterführende Schule schaffen, ist verschwindend gering. Um so größer ist der Schock, als Direktor Kenneth Moore eines Tages nach dem Unterricht erschossen wird. Die Verdächtigen sind drei Schüler, die an diesem Tag nachsitzen mussten: J.B., der extrem schlau ist, Trey, einer der besten Basketballspieler der Schule, und Ramón, der sehr gut kochen kann und von einem eigenen Restaurant träumt. Sie alle sind keine typischen Nachsitzer und an dem Tag wirklich wütend auf Moore – aber auch wütend genug, um abzudrücken?
„Promise Boys“ ist ein sehr spannender Jugendkrimi, auch wenn der Erzählstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ich vermute, dass sich der Autor am Konsumverhalten der TikTok-Generation orientiert hat und darum immer wieder Sprüngen und Wechsel zwischen den Erzählenden in die zum Teil sehr kurzen Kapitel einbaut, um die jungen Leser bei der Stange zu halten.
Das Setting aber ist großartig. Die Promise ist ein Vorzeigeprojekt, dass sich u.a. durch Spenden finanziert und mit den Erfolgen seiner Schüler wirbt. Allerdings erreichen Moore und die Lehrer das nicht durch besonders ausgeklügelte Lehrmethoden, sondern durch militärischen Drill und absolutem Gehorsam. Nach außen spielt man sich als Retter der Jungen auf, in Wirklichkeit werden sie mit unnachgiebiger Härte und Strenge erzogen und dabei oft gebrochen. „Nicht auffallen, gute Noten schreiben und dafür aufs College kommen, weit weg von hier.“ (S. 45) Sie dürfen nicht miteinander reden oder lachen und müssen immer im Gänsemarsch auf einer blauen Linie hintereinandergehen, alle im genau gleichen Takt. Ihre Uniform hat perfekt zu sein, nirgendwo ein Schmutzfleck, eine verrutschte Naht oder fehlende Krawatten, Schuhe, in denen man sich spiegeln kann. Außerdem werden schlechte Schüler vor dem Abschluss einfach weggelobt, um die Zahlen zu beschönigen.
Nick Brooks erzählt die Handlung abwechselnd aus der Sicht der Verdächtigen, ihrer Familien und Freunde. Die drei wurden nach der Befragung durch die Polizei von der Schule suspendiert, haben Hausarrest und drehen fast durch, denn sie wissen, dass sie es nicht waren. Aber vielleicht einer der anderen beiden? Unabhängig voneinander stellen sie erste Ermittlungen an, kommen aber erst weiter, als sie sich endlich zusammenschließen. Doch das gegenseitige Vertrauen fällt den Außenseitern schwer – was, wenn der Täter doch unter ihnen ist und für seine Zwecke benutzt!?
Mich konnte der Täter am Ende überraschen – Euch auch?!