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Veröffentlicht am 14.07.2024

Stark gekürzt und eintönige Illustrationen

Stolz und Vorurteil
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Über den Inhalt von Stolz und Vorurteil muss ich wohl nicht viel schreiben. Eines der bekanntesten Werke von Jane Austen wird hier in der Reihe Loewe Graphix zu einer Graphic Novel. Das Cover gefällt mir ...

Über den Inhalt von Stolz und Vorurteil muss ich wohl nicht viel schreiben. Eines der bekanntesten Werke von Jane Austen wird hier in der Reihe Loewe Graphix zu einer Graphic Novel. Das Cover gefällt mir recht gut, Elizabeth und Mr Darcy transportieren vor allem die Zeit in der der Roman spielt recht gut und die Idee so ein klassisches Werk mal anders zu gestalten, finde ich genial, denn so spricht es vielleicht auch jüngere Leser*innen an. Die erste Seite zeigt sogar noch die originalen einleitenden Sätze. Danach war der Einstieg für mich holprig und es brauchte doch recht lange, mich unter den Personen zurechtzufinden bei den ganzen Töchtern der Familie Bennet, deren Namen erst klar werden, wenn sie zum ersten Mal angesprochen werden. Dabei ist mir das Original ebenso bekannt wie zwei Verfilmungen. Doch hier sind die Bilder statisch und der Text knapp, so dass ich mich frage, ob jemand, der das Buch nicht kennt, hier folgen kann oder frustriert aufgibt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass durch die Umsetzung in eine Graphic Novel viel vom Charme, vom Gefühl und vom Witz des Originals verloren geht, da man nur ausgewählte Szenen zeigt. Aber gerade die Emotionen sind für mich bei Stolz und Vorurteil essenziell und das, was mich in den Bann zieht. Hier kommen noch die sehr steif gezeichneten Charaktere und die statischen Gesichtsausdrücke hinzu, die für mich die Gefühle nur selten gut rüberbringen. Oft musste ich überlegen, wer wer ist. So eine richtige Graphic Novel stelle ich mir auch anders vor. Die Loewe Graphix Ausgabe hätte eher unter Comic einsortiert. Sehr wenig Text in Sprechblasen und auch mal mehrere Bilder ohne Beschreibungen, da fehlte mir oft der Zusammenhang oder der Fluss. Einige Zusammenhänge sind wirklich schwierig zu verstehen, weil die Personen nur kurz eingeführt werden. Aber am meisten fehlte es mir einfach an Gefühl. Für Fans von Comics ist das Buch daher eine nette Erweiterung ihrer Sammlung, für Neulinge im Werk von Jane Austen ist es jedoch kein adäquate Ersatz für das Original, welches ich in dem Fall vorziehen würde. Trotzdem finde ich es - wie schon kurz erwähnt - gut, dass durch das Format vielleicht auch Jugendliche an Werke der Weltliteratur herangeführt werden können und nach dem Lesen eventuell zum richtigen Buch greifen, weil sie die Lücken des Comics schließen wollen. 2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 10.07.2024

Wunderschöne, romantische Geschichte mit Witz und Tiefgang

Wolke Sieben ganz nah
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So war das nicht geplant. Die 27-jährige Delphi Bookham wird durch einen Bissen Fertigburger aus dem Leben gerissen. Dabei hatte sie noch so viel vor... naja, eigentlich war ihr Leben eher unspektakulär, ...

So war das nicht geplant. Die 27-jährige Delphi Bookham wird durch einen Bissen Fertigburger aus dem Leben gerissen. Dabei hatte sie noch so viel vor... naja, eigentlich war ihr Leben eher unspektakulär, wie ein flimmerndes Video im Büro einer seltsamen After-Life-Therapeutin in einer Art Wartehalle nach Evermore bezeugt. Doch dort trifft Delphi auch endlich auf ihren Traummann, der dann jedoch nur versehentlich dort gelandet ist und weiterleben darf. Das darf nicht wahr sein! Irgendwie handelt Delphi eine letzte Frist für sich heraus, ein 10-Tage-Ultimatum. Doch wenn sie den tollen Typen bis dahin nicht geküsst hat, wird sie die Erde für immer verlassen müssen.

Die Beschreibung des Buches hat mich irgendwie an "Stadt der Engel" in lustig erinnert. Witzige Liebesgeschichten mag ich einfach und auch das Cover hat mich angesprochen. Das Buch beginnt auch gleich richtig gut und ohne lange Vorreden stürzen wir uns mehr in den Tod der Protagonistin als in ihr bisher doch recht tristes Leben, in dem sie als Apothekenhelferin arbeitet und eigentlich keine Freunde hat. Im Gegenteil, sie hält jede mögliche Beziehung ab. Warum das so ist, erfährt man auch im Laufe der Geschichte. Schon das Gespräch mit der Therapeutin in einer Art Zwischenwelt ist weird und auch etwas traurig, wenn man Delphis Lebensrückblick sieht. Und dann taucht da dieser wunderschöne Mann auf und interessiert sich ausgerechnet für sie. Ab da hatte mich die Handlung spätestens komplett gefangen genommen.

Für Delphi beginnt ein Wettlauf mit der Zeit um ihr eigenes Leben. Doch wie findet man in London einen Mann, von dem man eigentlich nichts weiß, und das in nur 10 Tagen. Das Ultimatum macht die Geschichte spannend und kurzweilig. Man kann super mitfiebern und auch mitlachen, denn Delphi ist nicht gerade ein detektivisches Naturtalent. Ausgerechnet ihr Nachbar, der schlecht auf sie zu sprechen ist, scheint Hilfe leisten zu können. Während der Suche trifft sie auf viele Menschen, mit denen sie interagieren muss und so nutzt sie ihre vermeintlich letzten Tage ganz anders als vorher. Für mich war es ganz toll mitzuerleben, wie Delphi lebendiger wird, als je zuvor. Die Liebesgeschichte hat mich auch an einem Punkt überraschen können. Zudem finden viele Gespräche statt: Über das Leben, die Familie, über Lebenspläne und verpasste Chancen. Dabei fielen viele wunderschöne Sätze, die zum Nachdenken anregen. Dabei geht aber der Witz und die Romantik nicht verloren und das gefiel mir ausgezeichnet. Das Buch war genau das Richtige fürs Herz und das Ende war viel zu schnell erreicht. Wer das Genre mag, sollte das Buch unbedingt auf seine Leseliste setzen. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Schönes Wohlfühl-Hörbuch

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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Spring, die älteste unter den Season Sisters, floh schon sehr früh aus ihrem Heimatort nach London, wo sie leider in die Drogenszene abrutscht. Sie bekommt später wegen eines Delikts Sozialstunden auferlegt, ...

Spring, die älteste unter den Season Sisters, floh schon sehr früh aus ihrem Heimatort nach London, wo sie leider in die Drogenszene abrutscht. Sie bekommt später wegen eines Delikts Sozialstunden auferlegt, die sie bei der betagten Sophie Fowler ableisten muss. Sie ist dort Mädchen für alles, tut sich anfangs schwer mit Regeln und passt sich dann notgedrungen immer besser den strengen Gepflogenheiten der alten Dame an und lernt sie zu schätzen. Als am Ende ihrer Zeit dort herauskommt, dass Sophia aus demselben Ort stammt, wie Spring und eigentlich Herrin auf Daffodil Castle war, bevor ihr Sohn sie nach London abgeschoben hat, werden bei Spring Erinnerungen wach. Sie kennt das Herrenhaus, besonders Sophias Enkel Ethan. Ihr wird klar, dass sie beide sich ihrer Vergangenheit stellen müssen und machen sich auf den Weg zurück in die Heimat.

Mir hat die Idee einer Reihe, die nach den Seasons, also den Jahreszeiten, benannt wird ganz gut gefallen. Solche Reihen gibt es nun häufiger, doch inhaltlich variieren sie durchaus. Verbindung zu Lucinda Rileys Schwesternreihe - wie in manchen Rezensionen erwähnt - konnte ich nicht feststellen, da ich die Reihe nicht gelesen habe. Ganz neu ist die Geschichte natürlich nicht, trotzdem hat es mir Spaß gemacht dem Vortrag von Marion Dreiseitel zu lauschen, die sowohl den Erzählstrang in der Gegenwart, als auch den in der Vergangenheit zum Leben erweckt.

Der Wechsel zwischen den Zeitebenen stellt beim Folgen der Handlung kein Problem dar. Beide hatten irgendwie ihren Reiz. Einige Entwicklungen sind durchaus vorherzusehen, jedoch konnte mich das Buch doch an einigen Stellen überraschen. Wer gern Familiengeheimnisse liest, der weiß, dass sie sich in gewissen Punkten häufig ähneln, das heißt aber nicht, dass sie deswegen nicht unterhaltsam sind. Unglaubwürdig fand ich die Handlung nicht und ich fand es gut, wie nach und nach die Wahrheit ans Licht kommt. Auch die romantischen Gefühle zwischen Spring und Sophias Enkel Ethan sorgten für entspannte Hörstunden. Zudem lernt man auch schon die Familie von Spring kennen und versteht, warum sie sie verlassen hat. Alles in allem sicher kein Buch mit hohem literarischem Anspruch, aber für ein paar schöne Hörstunden durchaus gut geeignet. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Im Weltschmerz gefangen

Solitaire (deutsche Ausgabe)
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Tori Spring möchte von der Welt da draußen mit ihren Problemen in Ruhe gelassen werden. Selbst von Freunden fühlt sie sich oft unverstanden. Zudem zieht ihr Bruder sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern, ...

Tori Spring möchte von der Welt da draußen mit ihren Problemen in Ruhe gelassen werden. Selbst von Freunden fühlt sie sich oft unverstanden. Zudem zieht ihr Bruder sehr viel Aufmerksamkeit der Eltern, was sie auch umtreibt. Die Schule ist ein notwendiges Übel und irgendwie fehlt die Zukunftsperspektive. Da tritt ein neuer Schüler in ihr Leben, Michael Holden, der unbedingt mit ihr befreundet sein will. Doch ist er das genaue Gegenteil von Tori, gut gelaunt und mit Plänen. Auch ein Freund aus Kindertagen versucht wieder auf Tori zuzugehen. Als eine seltsame Gruppe namens Solitaire auftaucht und durch verschiedene Aktionen Unfrieden stiftet, muss Tori sich entscheiden. Bleibt sie in ihrer Blase oder wagt sie den Schritt hinaus?

Von der Autorin dürfte so ziemlich jeder schon mal etwas gehört haben. Alice Oseman ist die Verfasserin der Heartstopper-Reihe und auch Solitaire spielt am Rande dieser Welt, die die aktuelle Generation in ihren Bann zieht. Ich gehöre nicht zu dieser, wollte aber trotzdem einmal ein Buch von der Autorin lesen. Solitaire konnte mich von der Inhaltsbeschreibung her einnehmen. Ich fand es dann allerdings sehr schwierig, Victoria Spring kennenzulernen. Meine Generation hatte auch so ihre Probleme und Weltschmerz war mir auch nicht fremd. Allerdings finde ich die Beschreibung von Toris Sicht der Dinge schon nahe an der Depression. Mir kam es so vor, als hätte sie bereits jetzt mit dem Leben abgeschlossen. Sie freut sich nie, sie ist so negativ, dass es mich selbst irgendwie beim Lesen runtergezogen hat. Die negativen Gefühle bleiben auch noch, als sie Michael Holden kennenlernt, der alles versucht, um sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Da tun sich wirklich zwei grundverschiedene Menschen zusammen. Zum Glück kann wenigstens Michael Tori ab und an ein Lächeln abringen.

Sehr mysteriös ist dann das Auftauchen dieser radikalen Gruppe "Solitaire", die mit ihren Aktionen mehr als einmal Grenzen überschreitet. So richtig realistisch fand ich diesen Handlungsstrang nicht. Dafür hat Solitaire in allem, was sie tut viel zu leichtes Spiel. Trotzdem fragt man sich natürlich, was ihr Ziel ist und das bringt etwas Spannung in die Handlung. Auf mich wirkte diese Gruppe durchweg bedrohlich und schlecht einschätzbar. Auch Toris Freund aus Kindertagen, der sich wieder um sie bemüht gab mir Rätsel auf. Es war aber schön zu sehen, dass Tori nicht alles egal ist, auch wenn das für sie am Anfang feststand. Natürlich ist es auch gut, dass in einem Buch mal nicht alles eitel Sonnenschein ist, aber hier suhlt sich die Protagonistin für meine Begriffe schon leidenschaftlich in ihrem Schmerz, der erst durch das Auftauchen verschiedener Personen und Ereignisse in den Hintergrund gedrängt wird. Für Jugendliche, die solches nicht als Anreiz in ihrem Leben erhalten, kann diese Botschaft auch nach hinten losgehen. Mir hätte es besser gefallen, wenn Tori nicht nur als Reaktion auf etwas ihre Sichtweise verändert hätte, sondern von sich aus die Erkenntnis gewonnen hätte, das das Leben lebenswerter sein kann, wenn man sich darauf einlässt. So hatte ich einfach viel zu viele negative Gefühle beim Lesen, zum Beispiel auch, als Toris queerer Bruder angefeindet wurde etc. Daher von mir "nur" 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

RomCom Highlight

Yours Truly
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Briana ist mit Leib und Seele Ärztin in einer Notaufnahmen und hat sich ganz ihrem Beruf verschrieben, der sie wenigstens etwas von ihrer bevorstehenden Scheidung und den Sorgen um ihren Bruder, der dringend ...

Briana ist mit Leib und Seele Ärztin in einer Notaufnahmen und hat sich ganz ihrem Beruf verschrieben, der sie wenigstens etwas von ihrer bevorstehenden Scheidung und den Sorgen um ihren Bruder, der dringend eine neue Niere braucht ablenkt. Eine Beförderung scheint sicher, doch dann erhält auch Jacob, der Neue im Team eine Chance. Natürlich ist Briana nicht gut auf den Konkurrenten zu sprechen, der sich mit seinem seltsamen Verhalten auch nicht gerade beliebt macht. Bis er ihr einen Brief schreibt, in dem er sich erklärt. Briana antwortet und so entsteht ein stetiger Austausch von kleinen Nachrichten, die beide erfreuen und nicht mehr missen möchten. Bald schon ist da mehr als Freundschaft und der uneigennützige Jacob möchte sogar Brianas Bruder mit einer Organspende helfen. Spürt Briana dabei wirklich nur Dankbarkeit oder ist da längst mehr zwischen ihnen?

Beim Cover dachte ich zuerst an den Dschungel, aber weit gefehlt. Trotzdem erschließt sich die Gestaltung im Laufe der Geschichte sehr gut. Optisch ist das Buch jedenfalls ein Hingucker. Im Buch lernen wir zuerst Briana kennen, eine engagierte Ärztin, die allerdings privat alles andere als zufrieden und glücklich sein kann. Die Probleme werden dann noch von ihrem Chefarzt vergrößert, der ihr zunächst eine Beförderung wider Erwarten vorenthält. Auftritt Jacob! Briana hält ihn für jemanden, der ihr mit Vitamin B ihren Posten streitig machen möchte, die Belegschaft tuschelt über seine mangelnden Fähigkeiten, doch eigentlich ist er ein freundlicher, selbstloser Typ, der allerdings durch eine Sozialphobie eingeschränkt ist, was die Kommunikation anbelangt. Leichter fällt es ihm, seine Gefühle schriftlich auszudrücken. So entstehen viele kleine Briefe und Zettel und es ist einfach zum Dahinschmelzen schön, wie Briana und Jacob immer mehr Verständnis füreinander aufbauen können. Und vielleicht sogar ein bisschen mehr als das.

Beide haben ihre eigenen Dämonen, was dazu führt, dass wir hier eher eine Slow Burn Romance miterleben dürfen. Das Krankenhaussetting nimmt gar nicht mal so viel Raum ein. Total liebenswert und lustig ist Jacobs Familie, wo man keine Hemmungen hat, die Dinge beim Namen zu nennen, außer es geht um Jacobs Exfreundin, denn mit der gibt es ein nicht unerhebliches Problem. Weitere Themen sind die Nierenkrankheit von Brianas Bruder und die dringend benötigte Organspende, aber auch Brianas Scheidung und ihre Enttäuschung, was Beziehungen angeht, die doch ein Leben lang halten sollten. Nach und nach kommen die inneren Konflikte der beiden Hauptfiguren ans Licht und das geht beim Lesen direkt ins Herz. Die Gefühlswelt ist stimmig und mich hat die emotionale Achterbahn sehr berührt. Yours truly war endlich mal wieder eine RomCom, bei der alles gepasst hat und somit ein Highlight. 5 Sterne

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