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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

Mehr als nur Liebe

Someone New
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Als erstes springt natürlich das wunderschöne Cover ins Auge. Schlicht und trotzdem ein Hingucker. Für mich als Cover-Käufer ist das schon mal ein Pluspunkt, aber der Inhalt muss natürlich auch überzeugen.

Was ...

Als erstes springt natürlich das wunderschöne Cover ins Auge. Schlicht und trotzdem ein Hingucker. Für mich als Cover-Käufer ist das schon mal ein Pluspunkt, aber der Inhalt muss natürlich auch überzeugen.

Was im ersten Moment nach einer ganz normalen Liebesgeschichte mit Hindernissen klingt, ist in Wahrheit viel mehr. Und das macht für mich dieses Buch aus. Auch wenn die große Aufklärung erst gegen Ende der Geschichte kommt, ist es einfach Wahnsinn, was die Autorin hier gemacht hat. Mir ist richtig der Mund offen stehen geblieben, denn ich hätte mit allem gerechnet, nur noch damit. Man erwartet es nicht, es wirkt im ersten Moment auch komisch - aber wenn man dann inne hält, erkennt man, dass es normal ist. Dahinter steckt auch ein bisschen Gesellschaftskritik, aber ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Das wird auch nochmals im Nachwort aufgegriffen (das ich sonst nie lese). Für mich ist es an dieser Stelle sehr schwer, meine Gefühle zum Inhalt zu schildern, ohne zu spoilern, aber der Twist hat mich einfach umgehauen und war doch so schön! Viel mehr als nur eine schnöde Liebesgeschichte.

Der Schreibstil der Autorin hat mir auch sehr gut gefallen. Sie schreibt aus der Perspektive der Protagonistin Micah, eine junge Studentin, die eigentlich etwas mit Kunst machen möchte, aber ihren Eltern zuliebe Jura studiert. Man ist immer sehr nah am Geschehen und an ihren Gedanken, bekommt ein gutes Gefühl für ihren Alltag und ihre Sorgen. Längen gab es nicht, alles wirkt sehr authentisch.

Allerdings muss ich Micah auch kritisieren. Hier werden mir ein bisschen zu viele Klischees der Generation "Kinder reicher Eltern" bedient. Auch wenn sie sauer auf ihre Eltern ist, eigentlich das Umfeld, in dem diese sich bewegen nicht mag und ganz "normal" sein möchte, lehnt sie sich doch sehr zurück und genießt den Wohlstand. Das fängt bei der gekauften Wohnung an und den unbegrenzten Kreditkarten. Auch wenn sie oft für wohltätige Zwecke spendet, hätte ich mir hier ein klareres Statement und mehr Eigeninitiative gewünscht - vor allem weil sie eben aus der Welt ihrer Eltern ausbrechen möchte.

Insgesamt hat mich das Buch aber sehr positiv überrascht und meine Erwartungen mehr übertroffen. Ich will unbedingt noch mehr von der Autorin lesen, denn ich glaube, ich habe ein neues Genre für mich entdeckt. Aufgrund meiner Kritik an Micah ziehe ich allerdings einen Stern ab: 4 Sterne!

Veröffentlicht am 28.04.2019

Klassiker

Das Geheimnis der Marie Rogêt
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Ein Klassiker von Poe, der mir zufällig über den Weg gelaufen ist.
Die Sprache ist schön alt und gehoben, das hat mir gefallen. Der Leser wird noch direkt angesprochen.
Es gibt einen Mord, aber es ist ...

Ein Klassiker von Poe, der mir zufällig über den Weg gelaufen ist.
Die Sprache ist schön alt und gehoben, das hat mir gefallen. Der Leser wird noch direkt angesprochen.
Es gibt einen Mord, aber es ist jetzt kein richtiger Krimi.
Die wenigen Seiten sind aber mal eine nette Abwechslung für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ab in die 50er...

Zeitreisen für Anfänger
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Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man ...

Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man Rosie kennen, die Protagonistin, die eigentlich nur für eine Story recherchieren möchte und auf einmal in der Vergangenheit ist. Aus ihrer Ich-Form wird die Geschichte auch erzählt, was äußerst passend ist, denn wird nochmal viel deutlicher herausgearbeitet, wie anders das Leben und das Denken noch vor 70 Jahren war. Sie ist eine Hauptfigur, die alle Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts genießt, dadurch kann man sich gut mit ihr identifizieren und ihre Erlebnisse auch etwas auf das eigene Leben übertragen.

Die Story an sich ist nett gemacht, am Anfang die große Verwirrung, dann aber die Erkenntnis und schließlich schon der fast normale Alltag. Dieser ist sehr detailreich ausgeschmückt, wirkt aber sehr authentisch für die Zeit. Viel Unerwartbares gibt es nicht unbedingt, aber das stand für mich hier auch nicht im Mittelpunkt. Trotzdem gibt es immer wieder Highlights, die mein Herz berührt haben. Ein bisschen Spannung darf auch nicht fehlen.

Auch die Liebe ist vertreten, wobei es sich hier nicht um einen klassischen Liebesroman handelt. Eher wird dieses Thema auch aus der pragmatischen Sicht beschrieben, wie es in dieser Zeit war: Schwanger? Dann wird geheiratet! Liebe? Muss nicht sein, ein guter Mann soll her. Ein bisschen erschreckend, aber nachvollziehbar.

Gut gefallen hat mir die Sprache. Schön flüssig und anschaulich, dadurch ist es das perfekte Buch zum Abschalten.

Beim Lesen habe ich aber auch immer wieder meinen Alltag reflektiert, denn was man auf den ersten Blick gar nicht denkt: Das Buch ist aktueller denn je. In Zeiten der Nachhaltigkeit, in der jeder versucht, weniger Müll zu produzieren und Plastik zu meiden, zeigen hier die 50er ganz klar, dass es auch anders geht. Wenn man heute das Gemüsenetz als super hipp ansieht, war es damals total normal. Auch dass Kleidung selbst genäht oder geändert wird, anstatt nur Fast Fashion zu konsumieren zeigt, dass man aus der Vergangenheit auch lernen kann. Wobei das natürlich nicht das Hautanliegen des Romans ist.

Insgesamt war es ein schönes Buch, Rosie war mir sympathisch, ich habe den Ausflug in die 50er auf jeden Fall genossen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Blindheit

Mein Tod in deinen Augen
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Das Buch beginnt nicht etwas damit, dass man die Protagonistin kennenlernt, sondern im Jahr 1987. Die Ereignisse, die hier im ersten Kapitel aufgegriffen werden, scheinen anfangs gar nicht richtig zum ...

Das Buch beginnt nicht etwas damit, dass man die Protagonistin kennenlernt, sondern im Jahr 1987. Die Ereignisse, die hier im ersten Kapitel aufgegriffen werden, scheinen anfangs gar nicht richtig zum Klappentext zu passen, fügen sich dann aber richtig gut in die Haupthandlung ein. Außerdem wird so auch schon Spannung aufgebaut, denn es gibt einen kleinen Cliffhanger und man springt in die Gegenwart zur Psychaterin Jennifer.

Dabei wird auch gleich ihre Blindheit thematisiert und zwar so, wie es sein soll. Nicht als Behinderung, die Mitleid erregt, sondern als eine Andersartigkeit, mit der man leben kann. Und das tut Jennifer. Sie ist selbstständig, hat ihr Leben im Griff und ist jetzt auf dem Weg nach Rügen, um dort einem Kollegen zu helfen und wieder zu arbeiten.

Gut hat mir gefallen, dass sich die Autorin auf nur wenige Protagonisten beschränkt, ihnen aber viel Raum gibt, sodass man sich mit jeder Figur genau befassen kann. Es gibt natürlich Jennifer, die im Mittelpunkt steht, aber auch ihr Kollege Gideon, den sie besucht und den geheimnisvollen Marc, den sie im Zug kennenlernt. Schnell wird klar, dass irgendwas nicht wirklich stimmt und Jennifer in Gefahr ist - und natürlich denkt man als Leser sofort an einen der beiden Männer. Doch die Autorin schafft es hier wirklich geschickt, falsche Fährten zu lesen und so dafür zu Sorgen, dass man mal Sympathien für den einen, dann wieder mehr für den anderen entwickelt. Man steht, genau wie die Protagonistin, richtig zwischen den Stühlen, was dafür sorgt, dass es schon spannend ist und man immer weiter lesen will.

Das wird dadurch unterstützt, dass man nur nach und nach etwas über die Vergangenheit erfährt. Dabei spielen zwei Ebenen eine Rolle, einmal Jennifers direkte Vergangenheit, die zu ihrer Blindheit geführt hat, aber auch die von 1987, die im ersten Kapitel angesprochen wurde.

Auch wenn mir der grundsätzliche Aufbau des Buches zugesagt hat, gibt es für mich doch einige Kritikpunkte. Der größte ist das Verhalten von Jennifer. Ich fand sie sehr sympathisch und es war toll, wie sie mit der gegenwärtigen Situation umgeht, allerdings handelt sie hier für meinen Geschmack viel zu oft zu irrational. Nach allem, was sie erlebt hat, hätte ich erwartet, dass sie besonnener mit den Geschehnissen umgeht. Natürlich gerät sie dadurch erst in spannende Situationen, was für das Buch wichtig ist, aber nachvollziehbar war es nicht immer.

Außerdem kam für mich der eigentliche Grund für Jennifers Besuch auf der Insel zu kurz. Denn eigentlich ist sie ja zum Arbeiten dort, um Bilder zu analysieren, die ein traumatisiertes Kind gemalt hat. Das wird zwar immer mal wieder angesprochen und die Protagonistin versucht auch zu helfen, allerdings stellt sie dann zu oft andere Sachen in den Vordergrund.

Der Schluss hat mich dann leider auch nicht überzeugen können. Zwar gab es schon einen Überraschungseffekt, allerdings geht dann alles sehr schnell und einfach zu glatt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, was vorher alles war. Das Ende wird dann richtig kitschig, zu viel Hollywood und zu wenig Realität. Es rundet das Buch zwar an sich ab und lässt keine Fragen offen, aber es hat mich nicht wirklich abholen können.

Insgesamt war das Buch ein solider Thriller, der mir einige spannende Lesestunden beschwert hat. Trotzdem konnte er mich an der ein oder anderen Stelle nicht überzeugen und das gewisse Etwas hat gefehlt.

Von mir gibt es 3 Sterne!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Er soll mir gehören

Mein
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Das Buch beginnt mit einem Prolog, den man nicht so recht einordnen kann, denn es scheint schon der Höhepunkt der Geschichte zu sein. Dann bricht er aber so ab, dass nichts verraten wird, man aber schon ...

Das Buch beginnt mit einem Prolog, den man nicht so recht einordnen kann, denn es scheint schon der Höhepunkt der Geschichte zu sein. Dann bricht er aber so ab, dass nichts verraten wird, man aber schon neugierig gemacht wurde, wie es weiter geht. Seine Funktion hat er bei mir auf jeden Fall erfüllt.

Anschließend lernt man gleich die Protagonistin Francine kennen. Sie arbeitet als Scheidungsanwältin und hat eine steile Karriere vor sich. Dafür arbeitet sie auch mehr oder weniger Tag und Nacht. Ihr Leben wird sehr ausführlich vorgestellt, was leider dafür gesorgt hat, dass die vom Prolog aufgebaute Spannung schnell wieder verpufft. Ich empfand es stellenweise sogar richtig langatmig, wenn über potentielle Karrierechancen oder aktuelle Fälle berichtet wurde. Außerdem kamen hier ziemlich viele andere Personen ins Spiel, die aber für die eigentliche Story gar nicht nötig waren und eher verwirrt haben. Das fand ich sehr schade.

Mein größter Kritikpunkt ist aber die Protagonistin selbst. Ich wurde einfach nicht mit ihr warm. Dass sie anfangs nicht viele Gefühle zeigt, sondern sich auf ihr Ziel fokussiert, fand ich gut. Aber dann konnte ich ihr Handeln und Denken von Seite zu Seite weniger nachvollziehen. Sie verhält sich komplett daneben, denkt nur an sich und ihren Vorteil, tritt Menschen auf die Füße, die es wirklich nicht verdient haben und entwickelt sich zu einer Person, die ich einfach schrecklich fand. Ich musste mehrmals den Kopf schütteln, weil ich wirklich nicht glauben konnte, dass sie dieses oder jenes gerade wirklich macht oder sagt.

Aber natürlich muss es so sein, denn sonst würde die Story nicht funktionieren. Trotzdem hat es mich nicht überzeugt und wenn ich einen Protagonisten nicht mag, dann wirkt sich das bei mir leider auch auf die Story aus.

Was mir aber wirklich gut gefallen hat, war der Schreibstil der Autorin. Sie schreibt in der Ich-Perspektive von Francine, was den Leser sehr nah an die Figur heranführt. Außerdem schreibt sie sehr flüssig und gut beschreiben, sodass man sich alles genau vorstellen kann. Was ich nicht unbedingt gebraucht hätte sind die Sex-Szenen, aber es passt zum Inhalt, deswegen bewerte ich das als gelungene Abrundung.

Das Ende hat mich dann aber doch auch überrascht. Ich war zwar kein Fan von Francine, aber zum Schluss habe ich doch richtig mitgefiebert und war auch ein klein wenig auf ihrer Seite. Es ist auf jeden Fall schlüssig und hat eine Wendung, mit der man gar nicht rechnet. Gelungen!

Insgesamt hatte ich aber doch so meine Probleme mit dem Buch, vor allem aufgrund der Protagonistin. Es wird mir wahrscheinlich auch nicht so lange im Gedächtnis bleiben. Trotzdem ist es mal etwas anderes als ein klassischer Thriller oder Schicksalsroman. Von mir gibt es deswegen 3 Sterne!