Verschenktes Potential
American SpyDieses Buch hätte richtig gut sein können! Mit den Voraussetzungen, als Politthriller von einer schwarzen Autorin geschrieben zu sein, eine schwarze Frau als Protagonistin zu haben, mit John le Carré verglichen ...
Dieses Buch hätte richtig gut sein können! Mit den Voraussetzungen, als Politthriller von einer schwarzen Autorin geschrieben zu sein, eine schwarze Frau als Protagonistin zu haben, mit John le Carré verglichen und von Barack Obama angepriesen zu werden, hat meine Erwartungen unheimlich geschürt.
Die Geschichte um Marie, die in den 70ern als schwarze, alleinstehende Frau versucht, beim FBI Karriere zu machen beginnt auch gleich mit einem Paukenschlag und lässt Großes erhoffen. Leider flacht die Erzählung aber genauso schnell ab, wie sie stark begonnen hat.
Dabei liegt das nicht einmal daran, dass die Autorin nichts zu erzählen hätte. Lauren Wilkinson schneidet viele wichtige Themen an; Rassismus, Ungleichbehandlung der Frau, die 70er in den USA, die halbseidene Auslandsarbeit der CIA und deren eigenmächtige Einmischung in die Politik der Entwicklungsländer Afrikas... Nicht zuletzt erneuert sie die Erinnerung an eine umstrittene politische Figur und deren (nicht nur für die damalige Zeit) fortschrittliche Aufklärungsarbeit auf einem minderprivilegierten Kontinent.
In diesem Buch steckt so viel Potential, das, wäre es richtig ausgespielt worden, einen großartigen und wichtigen Roman hätte ergeben können. Stattdessen ist es ein überbewerteter Thriller ohne Thrill geworden, der sich in langatmigen wie unnötigen Nebenschauplätzen verläuft und dabei den Blick fürs Wesentliche verliert.
Die Figuren sind unsympathisch, was ja okay wäre, hätten sie dabei eine Geschichte zu erzählen. Gleiches gilt für den Erzählstil: die Hauptfigur erzählt ihre Lebensgeschichte aus ihrer Sicht und wendet sich dabei des öfteren an ihre Kinder. Lauren Wilkinson hat damit ein interessantes Stilmittel gewählt, das die Erzählung auflockert. Das wirkt am Anfang auch noch ganz gut, wird aber irgendwann zu bemüht.
Insgesamt hätte mich das Buch überzeugen können, hätte man sich auf ein Thema konzentriert und dieses dann stärker herausgearbeitet. Dem Buch hätten ein paar mehr Seiten und darin enthaltene Details wirklich nicht geschadet.