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Veröffentlicht am 01.07.2024

Entfernung kann nur Körper trennen, aber niemals Herzen. (unbekannt)

Die Stauffenbergs
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Als sich Nina und Claus gegenüberstehen, ist es um beide geschehen. Ihre Herzen schlagen im Gleichklang und für beide steht fest, dass sie fortan ihren Lebensweg gemeinsam gehen wollen.Aus der jungen, ...

Als sich Nina und Claus gegenüberstehen, ist es um beide geschehen. Ihre Herzen schlagen im Gleichklang und für beide steht fest, dass sie fortan ihren Lebensweg gemeinsam gehen wollen.Aus der jungen, fast noch kindlichen wirkenden Frau wird die Frau an der Seite eines Mannes, der das Schicksal von Nazi-Deutschland verändern will. Nina weiß, dass sie Claus gehen lassen muss, auch wenn das ein Abschied für immer bedeutet...


Charlotte Roth gelingt es mit ihrem Roman "Die Stauffenbergs" eine große Liebesgeschichte zu erzählen und dabei ihre Leser;innen vergessen zu lassen, dass sie ein Buch in den Händen halten. Schon nach wenigen Seiten gehen die Lesenden eine Metamorphose mit den beiden Hauptfiguren ein und erleben das unsägliche Herzklopfen und die Schmetterlinge im Bauch, wenn sich zwei Menschen bedingungslos ineinander verlieben.

Nina, zunächst noch als kindlich naive junge Frau unterwegs, wächst mit jedem Tag, den sie mehr ans Claus' Seite verbringt, zu einer starken und in sich ruhenden Persönlichkeit heran. Claus trägt seine Nina auf Händen, gibt ihr alles, was er zugeben bereit ist - sein Herz.

Die Entwicklung der Geschichte fußt auf den wahren Ereignissen unter der Knechtschaft des braunen Gesocks. Roth zeigt, wie sich zunächst auch von Stauffenberg mit der Euphorie anstecken lässt, dann aber beginnt, klarer zu sehen und zum Regimegegner und Verschwörer zu werden. Die einzelnen Kapitel lesen sich flüssig und sind randvoll mit Emotionen einer tief empfundenen und ehrlichen Liebe, die in der dunkelsten Zeit Deutschlands für warmherzige Momente verantwortlich ist. Eine Liebe, die Halt gibt, die immer zu spüren ist und bei denen zwei Herzen im Gleichklang schlagen.

Nina, wächst mitunter über sich hinaus, weiß sie doch, dass sie den Liebsten gehen lassen muss, damit dieser immer wider zu ihr zurückkehren kann. Die Autorin erlaubt ihren Leser:innen, die Gefühls- & Gedankenwelt mit allen Höhen und Tief zu durchleben, an Ninas Seite Hoffen und Bangen und das große Glück zu erleben.

Die wechselnden Perspektiven schaffen die Möglichkeit, sämtliche Charaktere sehr genau zu studieren und sie kennenzulernen. Es ist, als würde man mit ihnen verwachsen. Ihre Beweggründe sind schlüssig dargelegt und es fällt schwer, auch nur einen von ihnen gehen zu lassen. Eine Romanze vor realpolitischer Kulisse, die tragisch und von einem Hauch Melancholie umgeben ist, und trotzdem - oder gerade deswegen - die Herzen berührt.

Die Handlung hat in ihrer Dringlichkeit nichts eingebüßt und ist aktueller denn je. Spannend und mitreißend erzählt, für die Nachwelt aufgeschrieben, damit Menschen, wie Claus und Nina von Stauffenberg niemals in Vergessenheit geraten.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Spannende Familiengeschichte

An den grünen Hängen des Vesuv
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Sergio Catalone stirbt, wie er gelebt hat - inmitten seiner Freunde in seiner geliebten Eisdiele in Wuppertal. Für Selina bedeutet der Verlust des Großvaters aber auch, dass sie ein Stück ihrer Wurzeln ...

Sergio Catalone stirbt, wie er gelebt hat - inmitten seiner Freunde in seiner geliebten Eisdiele in Wuppertal. Für Selina bedeutet der Verlust des Großvaters aber auch, dass sie ein Stück ihrer Wurzeln verloren hat. Aber sie weiß so wenig von der Lebensgeschichte des Mannes, der in den 1950er Jahren sein Land verlassen hat, um in Deutschland sein Glück zu finden. Für Selina steht fest, dass sie ihre italienische Herkunft kennenlernen muss, um zu zu verstehen und ihre eigene Identität zu finden...


Marie Matisek schreibt Roman, die sich schon nach wenigen Seiten direkt einen festen Platz im Herzen ihrer Leser:innen gesichert haben. Ihr Schreibstil ist auf positive Art einnehmend und und so gelingt es ihr spielend leicht, die jeweiligen Schauplätze zum Leben zu erwecken und ihre Leserschaft darin las Mitwirkende zu platzieren.

Der Geschmack der leckeren Eissorten tanzt auf der Zunge, wenn sich die Seiten fast schon von alleine umblättern und eine spannende Familiengeschichte aufdecken. Dabei erzählt die Autorin von den fiesen Machenschaften und langen Greifarmen der Camorra, die in der Gegend um Neapel in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ein kleines Dorf fest in ihren Fängen hat.

Die Angst vor dem Don ist so groß, dass das Lebensglück der Bewohner:innen davon abhängt und Sergio zu einem Schritt treibt, der ihm meinen ganzen Respekt entgegen bringt. Um zu Überleben, bricht er alle Brücken ab und flüchtet, lässt alles zurück, woran sein Herz hängt und beginnt in Deutschland noch einmal ganz von vorn. Er hat einen großen Traum und er setzt alles daran, diesen zu verwirklichen. Die Rückblenden sind in eindringlich Worten verfasst und machen so das ganze Drama erlebbar.

Es gibt Szenen, die richtig unter die Haut gehen, Herzschmerz inklusive. Die Suche nach der Wahrheit bedeutet auch die Suche nach der eigene Identität und es schön zu lesen, wie sich Selina entwickelt. Aus der jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat, wird, je mehr sie sich der Wahrheit nähert, eine selbstbewusste Frau, die weiß, was wie will.

Wundervolle Landschaftsbilder von der Amalfiküste steigen aus den Seiten, vermitteln eine Hauch von Italien in den heimischen vier Wänden und der Vesuv als landschaftsprägender Mittelpunkt ist immer präsent. Große Gefühle, facettenreiche Charaktere und zwei Handlungsstränge, die sich miteinander verbinden wie die wie Stränge eines geflochtene Zopfes...wunderbar zu lesen und ganz großes Sommerkino

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der Titel ist Programm

Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson
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Wenn die eigene Familiengeschichte eng mit der Optikstadt Wetzlar und dem grandiosen Siegeszug der Leica Kamera verbunden ist, kommt man auch an berühmten Namen nicht vorbei. Auch Henri Cartier-Bresson ...

Wenn die eigene Familiengeschichte eng mit der Optikstadt Wetzlar und dem grandiosen Siegeszug der Leica Kamera verbunden ist, kommt man auch an berühmten Namen nicht vorbei. Auch Henri Cartier-Bresson fotografierte mit seiner Leica und hielt Zeitgeschichte in eindrucksvollen Bildern fest.

Der Bildband "Watch" Watch! Watch!" ist dabei im wortwörtlichen Sinne anzunehmen und fordert Interessierte dazu auf, mit dem Aufschlagen des Buches eine Art Zeitkapsel zu betreten und mit den Aufnahmen von Cartier- Bresson zu Zeitreisenden und Augenzeug:innen zu werden. Die Aufnahmen sind ausschließlich in Schwarz-Weiß gehalten und erlangen dadurch noch eine Nuance mehr an Aussagekraft. Manchmal sind erst auf den zweiten oder dritten Blick die Absurditäten und bleibenden Eindrücke erkennbar, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Bewegende Augenblicke auf der Zeitleiste des 20. Jahrhunderts finden den Weg ins heimische Wohnzimmer und machen dieses Coffe-Table-Book zu etwas ganz Besonderem. Ghandis Enkel bei der Einäscherung bleibt genauso im Gedächtnis haften wie der kleine Junge aus Blackpool, der an der Hand seines Vaters Elefanten beim Baden betrachtet. Jedoch geht ein stiller Aufschrei des Entsetzens durch den Raum, denn dieses Bild rüttelt wach und macht betroffen, da der kleine Kerl sich den Lauf einer Spielzeugpistole in den Mund steckt.

Großereignisse, Darstellungen ad absurdum oder fast schon banale, da alltägliche Szenen - der Künstler weiß, wann er den entscheidenden Augenblick regelrecht "einfrieren" muss, um ihn trotzdem für immer lebendig zu erhalten.

Daumenkino oder Laterna magica - mit diesem Buch wird alles möglich. Grandiose Aufnahmen, die die komplette Klaviatur der Gefühle beherrschen und trotzdem - oder gerade deswegen - anders als Mainstream-Fotografien sind.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung (Edison)

Forgotten Garden
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Luisa weiß, wie sich geplatzte Träume anfühlen und verkriecht sich daher lieber in einem Job, der ihr wenig bis gar keinen Spaß macht. Ihre Pläne, ihre Zukunftsvisionen - all das hat sie auf Eis gelegt. ...

Luisa weiß, wie sich geplatzte Träume anfühlen und verkriecht sich daher lieber in einem Job, der ihr wenig bis gar keinen Spaß macht. Ihre Pläne, ihre Zukunftsvisionen - all das hat sie auf Eis gelegt. Doch dann flattert ihr ein Angebot auf den Tisch, das sie einfach nicht ablehnen kann. In Collaton warte ein verwildertes Grundstück darauf, aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Je mehr sich Luisa mit dem Projekt beschäftigt, desto mehr kehrt sie zurück ins Leben....


Manche Bücher sind wie kleine Sonnenstrahlen, die das Herz wärmen und ein wohliges Gefühl beim Lesen verströmen. Und genau so ein Roman ist "Forgotten Garden" der von Freundschaft, Zusammenhalt, Neubeginn und zweiten Chancen erzählt.

Sharon Gosling bringt nicht nur ein vollkommen verwildertes Grundstück zum Blühen, sondern sie gibt auch ihren Figuren die Möglichkeit, sich zu entfalten. So manch kleine Raupe entpuppt sich im wahrsten Sinne des Wortes und wird zum schönen Schmetterling. Die Charaktere haben alle Narben auf Herz und Seele, tragen mitunter schwer an ihrem Gepäck im Lebensrucksack und trotzdem sind sie lebensbejahend und voller Energie.

Nicht immer ist der Lebensweg geradlinig und ohne Stolpersteine, doch genau darin liegt die Kunst, um aus diesen Unebenheiten doch etwas Schönes zu erschaffen. Das gelingt am Besten, wenn aus Fremden plötzlich Freunde werden und zum erfolgreichen Umsetzen des Vorhabens beitragen. Die Handlung sät kleine Samenkörner der Hoffnung und Liebe und daraus wächst nach und nach eine warmherzige Geschichte.

Gerade Harper darf zeigen, was in ihr steckt und sie nutzt ihre zweite Chance, um Wurzeln zu schlagen, die ihr Halt geben. Ihre charakterliche Entwicklung ist nachvollziehbar und vor allen Dingen nachfühlbar von der Autorin aufgeschrieben. Es ist eine große Freude, genau diese Entwicklung miterleben zu dürfen. In Punkto Nachhaltigkeit macht ihr so schnell niemand etwas vor und wir können alle noch etwas von ihr lernen.

Auch Luisa lernt im Verlauf der Geschichte, loszulassen, neuen Träumen zu folgen und auf ihr Herz zu hören. Sie hat ein echtes Händchen für Gartenplanung und ihre Ideen spornen direkt an, den eigenen Garten um- bzw neu zu gestalten. Wenn Mr P auf der Bildfläche erscheint, hüpft ihr Herz gleich ein wenig höher und es fällt auch den Leser:innen schwer, sich seinem Charisma zu entziehen.

Ein Happy End ist zwar von Beginn an zu erahnen, aber manchmal braucht es eben Geschichten, die das Herz wärmen.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Für ein positives Miteinander

Einander vertrauen statt Mauern bauen
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Wie gelingt es, ein positives Miteinander aus gegenseitigen Respekt, Wertschätzung und Vertrauen in den KiTa-Alltag zu integrieren, um auch Eltern, Familien und Bezugspersonen das Gefühl zu geben, in der ...

Wie gelingt es, ein positives Miteinander aus gegenseitigen Respekt, Wertschätzung und Vertrauen in den KiTa-Alltag zu integrieren, um auch Eltern, Familien und Bezugspersonen das Gefühl zu geben, in der Kita angekommen zu sein. Es gibt kleinere und größere Stolperfallen in einem achtsamen Miteinander und genau die gilt es möglichst frühzeitig zu erkennen und auszuräumen.

Nicht umsonst heißt es, dass das gesagte Wort, wenn es einmal ausgesprochen is, nicht zurückgenommen werden kann und darin liegt in vielen Fällen die Krux. Oft wird die Botschaft zwischen Gesagtem und Gehörtem nicht richtig transportiert und die ersten Missverständnisse und Missempfindungen zwischen pädagogischem Fachpersonal und Bezugspersonen sind vorprogrammiert.

Der Leitfaden von Anja Cantzler gibt viele hilfreiche und praxisnahe Tipps, die anhand von Beispielen erkannt, auf den eigenen Kita-Alltag projiziert und umgesetzt werden können. Wir leben in einer vielfältigen und bunten Welt, in der die unterschiedlichen Lebensformen und Familienkonstellationen auch die eine Vielfalt an individuellen Wünschen und Vorstellungen bereit halten.

Es gilt, sich aus den herkömmlichen Familienbildern zu lösen und sich vorurteilsbewusst und in respektvoller Anerkennung den vielfältigen Lebensweisen zu öffnen und diese anzunehmen. Denn nur die vorgelebte Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit Einfühlungsvermögen und Begegnungen auf Augenhöhe zu gestalten, gibt auch den Kindern das Gefühl, in einer vertrauensvollen Umgebung emotionale Sicherheit und Anerkennung zu erfahren.

Ein hilfreicher Ideengeber, der wertvolle Ansätze liefert, um die eigene Arbeit in der KiTa zu überdenken und anzupassen. Denn ist erst einmal eine Mauer aus Ablehnung und Unverständnis entstanden ,lässt sich diese so schnell nicht mehr einreißen, um das Kind bei seinem Aufwachsen optimal zu fördern und zu unterstützen.

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