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Veröffentlicht am 27.01.2022

Perfekt ist das Leben nie, aber es gibt Menschen, die es besonders machen

Als uns die Welt zu Füßen lag
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Tilda verzaubert ihre Kund:innen mit ihren süßen Kreationen. Sie könnte zufrieden sein, doch da ist etwas, dass sich nicht wirklich greifen lässt. Der Auftrag ihres Kunden Johannes, eine wirklich außergewöhnliche ...

Tilda verzaubert ihre Kund:innen mit ihren süßen Kreationen. Sie könnte zufrieden sein, doch da ist etwas, dass sich nicht wirklich greifen lässt. Der Auftrag ihres Kunden Johannes, eine wirklich außergewöhnliche Hochzeitstorte zu kreieren, ist der Startschuss für eine Reise in die Vergangenheit, die es in sich hat. Denn das Haus, in dem das Café beheimatet ist, gehörte einst ihrer Tante...


"Als uns die Welt zu Füßen lag" ist kein klassischer historischer Familienroman, sondern er entführt die Leser:innen in eine Zeit, die zum einen voll pulsierender Lebensfreude und aufregenden Neuerungen gewesen ist und auf der anderen Seite die ersten dunklen politischen Schatten offenbart, die langsam, aber beständig von den Menschen Besitz ergreift.

Der Erzählstrang aus der Vergangenheit führt nämlich zurück in das Jahr 1931 und berichtet von Vikcy, die nicht nur aus dem Elternhaus ausbricht, sondern auch den gesellschaftliche Zwängen entflieht, um endlich, endlich zu leben und frei atmen zu können. Auf der Suche nach ihrer Tante, die in Hamburg einen Modesalon führt, muss sie allerdings erst einige Wirren überstehen, bevor sie ankommt - und das im doppelten Sinne.

Deutlich spüren die Leser:innen, wie Vicky mit dem Ablegen ihrer altmodischen Kleidung auch ihr altes Ich abstreift und sich zu einer starken jungen Frau entwickelt, die nicht nur auf ihr Herz hört, sondern auch weiß, wie sie ihre Träume verwirklichen kann. Die Veränderungen sind für die Leser:innen nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert und es ist eine wahre Freude, gemeinsam mit Vicky in das aufregend Nachtleben von Hamburg in den 1930er Jahren einzutauchen. Die Klänge des Swing und Charleston reißen nicht nur Vicky mit, sondern ergreifen auch von den Leser;innen Besitz und lassen die Füße beim Lesen mitwippen.

Ilona Einwohlt zeichnet ein sehr detailreiches Gesellschaftsbild, lässt ihre Protagonistinnen all die vorgefertigten Meinungen und Vorurteile durchleben, die es zur damaligen Zeit gegeben hat und greift dabei Themen auf, die an Aktualität nichts eingebüßt haben: Transsexualität, gleichgeschlechtliche Liebe, Rassismus, die Diskussion um den Abtreibungsparagrafen 218 und die Gedanken über eine entstehende Pandemie, die die Menschenleben dahinrafft, wie einst die Spanische Grippe.

Die Figuren überzeugen durch die Bank weg mit sehr viel Charme und Authentizität und sehr vielschichtig angelegt. Dabei lernen die Leser;innen sowohl Menschen mit Herz (Eve und Carla, Vicky, Tilda und Johannes), die ihr Leben tanzen, als auch einen echten Kotzbrocken kennen, der skrupellos seinen Weg geht und sich einen Dreck um das Wohlergehen seiner Mitmenschen schert.

Das Zusammenführen der beiden Erzähleinheiten von einst und heute gelingt allerdings der Autorin nicht ganz so gut, denn auf den letzten Seiten galoppiert die Geschichte regelrecht davon und die Ereignisse überschlagen sich. Auch mag ich das relativ offen gehaltene Ende nicht, denn es fühlt sich für mich so an, als wäre der Roman unfertig und die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Hat hier die Autorin eine Fortsetzung im Sinn ?

Ansonsten ist dieser Roman eine schöne Zeitreise, die das Hamburg der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts wieder lebendig werden lässt und den Leser:innen eine emotionale Lebensgeschichte erzählt.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Es brennt an allen Ecken ...

Zürcher Glut
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Die gesellschaftlichen Empfänge im Haus von Botschafter Stephen Keller sind normalerweise Schauplätze gepflegter Konversation, gutem Essen und einer illustren Gästeschar. Als ein Feuerteufel ausgerechnet ...

Die gesellschaftlichen Empfänge im Haus von Botschafter Stephen Keller sind normalerweise Schauplätze gepflegter Konversation, gutem Essen und einer illustren Gästeschar. Als ein Feuerteufel ausgerechnet bei Kellers sein Unwesen treibt, liegt der Verdacht der Brandstiftung nahe. Doch wie sollen die Ermittlungen erfolgreich sein, wenn sie durch die Immunität, die alle Gäste genießen, ausgebremst werden. Und dann gibt es da auch noch ein Foto auf Twitter, das nur für ein paar Sekunden viral gegangen ist und trotzdem für große Aufruhr sorgt...


Gabriele Kasperski nimmt ihre Leser:innen mit auf das diplomatische Parkett und zeigt ihnen, dass sich selbst die gewieftesten Botschafter:innen auf dünnem Eis bewegen und über so manchen Kieselstein stolpern können.

Der Fall ist sehr komplex angelegt und erfordert viel Aufmerksamkeit von den Leser:innen, denn hier liegt der Teufel im Detail. Eine gute Kombinationsgabe ist wichtig, um die Zusammenhänge zu erkennen und herstellen zu können.

Dabei sind die im Buch angesprochene Themen aktueller denn je - Wirtschaftskriminalität, Plagiatsvorwürfe und Gewalt gegen Frauen finden leider immer häufiger den Einzug in die täglichen Nachrichtenmeldungen und zeigen das wahre Gesicht der Täter, das sich hinter dem meist schönen Schein verbirgt.

Gabriele Kasperski lässt ihre Leser:innen die subtile Bedrohung immer wieder spüren, die von den Unterdrückern ausgeht und die niemals ihre Wirkung verfehlt. Die Angst sitzt im Nacken und verursacht Beklemmungen und ein ungutes Gefühl beim Lesen. Manche Szenen erinnern an die frühere Affäre des Schweizer Botschafters Thomas Borer, der sich letztendlich selbst mit einem "Ausrutscher" zu Fall gebracht hat.

Auch zeigt sie, wie einfach es ist, sich ein wehrloses, unschuldiges Kind mit einfachsten Mitteln gefügig zumachen und für die eigenen niederen Belange zu missbrauchen. Henri übernimmt unfreiwillig das Handeln des Hänsel aus dem Märchen "Hänsel & Gretel" und legt eine Spur, die nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter und alle anderen, die ihnen ein sicheres Zuhause bieten wollen, in höchste Gefahr bringt.

Die Autorin legt viele Brandherde offen und gießt immer wieder Öl ins Feuer, um die Ermittlungen anzuheizen, für Diskussionen zu sorgen nicht nur Schnyder und Meier, sondern auch die Leser:innen in Atem zu halten. Das Erzähltempo passt sich dabei den Flammen an - es beginnt mit einem kleinen Funken, der erst ein bisschen schwelt, dann zündelt, um anschließend gierig auf alles überzuspringen, was sich in den Weg stellt. Ein brandheißes Buch, das erneut zeigt, dass Gabriele Kasperski sich mit allen Spielarten der Krimikunst auskennt und ihre Leser:innen immer wieder aufs Neue überrascht.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Gespenster der Vergangenheit

So kalt der See
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Zuerst denkt Cora an eine Art Halluzination, als sie sieht, dass die Fahrerin im Auto neben ihr stumm das Worte "Hilfe" formt. Aber ihr Bauchgefühl sagt, dass an der ganze Sache etwas dran sein muss und ...

Zuerst denkt Cora an eine Art Halluzination, als sie sieht, dass die Fahrerin im Auto neben ihr stumm das Worte "Hilfe" formt. Aber ihr Bauchgefühl sagt, dass an der ganze Sache etwas dran sein muss und so heftet sich Cora kurzerhand an die Fersen des Wagens. Sie ahnt nicht, dass sie schon wenig später Augenzeugin einer regelrechten Hinrichtung wird und die Tat erst der Beginn einer Serie von grausamen Ereignissen ist....

Es gibt Krimis und es gibt echte Nervenzerrer, die die Leser:innen wie in einem Schraubstock gefangen halten. Und genauso ein Nervenzerrer ist "So kalt der See" von Tina Schlegel, denn hier greift die kalte Hand der Nagst nach den Leser:innen und zieht sie direkt in das Geschehen mit hinein.

Die Autorin hat einen raffinierten Plot gestrickt, der die Gespenster der Vergangenheit heraufbeschwört und immer wieder das Abzählmuster des Versteckspiels "drei, zwei, eins...ich komme!" hören lässt. Dieser Satz bringt Tod und Verderben und Cora muss zunächst ziemlich rat- & hilflos dabei zusehen, wie ein Unbekannter sein Unwesen treibt und unschuldige Menschen ins Unglück stürzt.

Die Ermittlungen führen zu einem pensionierten Pfarrer und einer Psychologin, die beide auf den ersten Blick nur das Wohl ihrer Mitmenschen im Sinn haben. Doch Cora lässt sich nicht blenden und deckt ein Geheimnis auf, das Abgründe freilegt.

Die winterliche Stimmung rund um den Bodensee täuscht beschauliche Ruhe und Harmonie vor, doch unter der weißen Pracht liegt raffinierter Thrill und subtile Boshaftigkeit verborgen. Die Szenen sind verstörend, provokativ und zu jeder Zeit mit absoluter Spannung versehen, sodass es hier schwer fällt, das Buch überhaupt zur Seite zu legen.

Tina Schlegel lässt die Leser:innen präzise beobachten, damit die Aufarbeitung von immerwährender Schuld, Kindheitstrauma und dem Bezug zu den betroffenen Personen hergestellt werden kann. Das sorgt dafür, dass nicht nur die Spannungsschraube immer weiter gedreht wird, sondern auch die Nerven zum Zerreißen gespannt werden, denn hier hält es die Leser:innen nicht mehr auf dem Stuhl vor Anspannung.

Bis zur Lösung des Falles gibt die Handlung tiefe Einblicke in die menschliche Psyche frei, bereitet Ängsten und Hoffnungsschimmern eine Plattform und verwandelt den Wettlauf gegen die Zeit in ein reales Erlebnis.

Der zweite Fall von Cora Merlin überzeugt vom ersten Buchstaben an mit vielschichtigen Charakteren, einer extrem spannenden Handlung und ist für mich schon jetzt ein Highlight im noch jungen Krimi-Jahr 2022 !!

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Emmenegger in der Klemme

Merano mortale
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Emmeneggers erster Fall haut gleich richtig in die Kerbe, denn seine Nachbarin Lisa Granelli wird tot aufgefunden. Zu Beginn sieht es so aus, als habe die Leiterin der Kreditabteilung jede Menge Feinde, ...

Emmeneggers erster Fall haut gleich richtig in die Kerbe, denn seine Nachbarin Lisa Granelli wird tot aufgefunden. Zu Beginn sieht es so aus, als habe die Leiterin der Kreditabteilung jede Menge Feinde, denn sie saß eindeutig am längeren Hebel und hat so manchen in den finanziellen Ruin gestürzt. Aber das Blatt wendet sich und plötzlich sieht sich Emmenegger mit Indizien konfrontiert, die eindeutig gegen ihn sprechen...


"Merano mortale" ist der wirklich sehr gelungener Einstand von Ispettore Emmenegger und Elisabeth Florin schnürt ein wirklich spannendes Päckchen, das es im Verlauf des Roman auszupacken gilt.

Dabei stellt sie Emmenegger viele skurrile Figuren an die Seite, die nicht nur Leben in die romantische Südtiroler Stadt bringen, sondern auch den Tod.

Der Fall ist wendungsreich angelegt, lässt Emmeneggers Vergangenheit ebenso mit in die Ermittlungen einfließen wie einen ungelösten Fall und dadurch ergibt sich ein breites Spektrum an möglichen Verdächtigen, die es zu enttarnen gilt. Die Tote war nach außen eine angesehene Persönlichkeit, aber hinter der Fassade der Bank sprudelte ihr die Abneigung nur so entgegen. Ein geschickter Schachzug von der Autorin, um hier von den offensichtlichen Dinge abzulenken und verschleiern.

Schlagfertige Dialoge zwischen Emmenegger und Paul sind dabei das Tüpfelchen auf dem i und ich kommen nicht umhin, Paul für sein schauspielerisches Talent zu bestaunen. Er kann sehr überzeugend seine Rollen spielen, wenn er denn nur möchte.
Auch dürfen die Leser:innen mit dabei sein, wenn sich zwischen Emmenwgger und seiner (beruflichen) Partnerin Eva zarte Bande spinnen.

Die Mischung ist exrem gut abgewogen - hochexplosive und spannende Momente wechseln sich mit gefühlvollen Augenblicken ab und sorgen so für notwendige Verschnaufpausen während der Ermittlungsarbeit. Es gibt viele kleine Hinweise zu entdecken, die auch mal in die Irre führen und so bleibt es bis zum Showdown in den Bergen immer aufregend.

Ich mag Emmenegger, denn seine Kombinationsgabe und sein Einfühlungsvermögen sind genau die richtige Mischung, um die Leser:innen von sich zu überzeugen. Natürlich hat er sein Päckchen zu tragen, wird aber nicht zum Trauerkloß, sondern blickt frohen Mutes in die Zukunft.

Meran bietet eine wunderschöne Sehnsuchtskulisse, um hier die Bösewichte ihr Unwesen treiben zu lassen. Überraschend bis zum Schluss und daher spreche ich gerne meine Leseempfehlung aus !

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Einfache und praktikable Rezepte, die glücklich machen

Natürlich und vegan
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Der Trend, sich möglichst bewusst, gesund und vegan zu ernähren, hat mittlerweile immer mehr Fans und Anhänger gefunden, die auf der Suche nach Rezepten für schmackhafte Gerichte sind.

Mit "Natürlich ...

Der Trend, sich möglichst bewusst, gesund und vegan zu ernähren, hat mittlerweile immer mehr Fans und Anhänger gefunden, die auf der Suche nach Rezepten für schmackhafte Gerichte sind.

Mit "Natürlich und vegan" von Harriert Birrell öffnet sich allerdings eine prall gefüllte Schatztruhe die zeigt, wie einfach und praktikabel sich gesunde Gerichte zubereiten lassen, die nicht nur gut schmecken und satt machen, sondern auch noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Nach einer kurzen Einleitung und hilfreichen Tipps (gerade für Neueinsteiger in die vegane Küche hilfreich - Unverpackt einkaufen, Vorratshaltung, Abfall vermeiden, Zubereitung) startet die Reise ins vegane Schlaraffenland und bietet tanzenden Geschmacksknospen auf der Zunge eine unglaubliche Vielfalt.

Unterteilt in die Kategorien Frühstück, Bowls, Salate, Hauptgerichte, Zum Teilen, Süßes, Drinks und Basics gibt es alles, was das Herz begehrt.

Der verführerische Duft von Zitronenpfannkuchen mit Heidelbeeren & Äpfeln, Schoko-Karamell-Brownies und Pizza mit Feigen, Rucola & Pesto steigt förmlich aus den Seiten und macht Appetit. Süsskartoffel-Nachos, Gefüllte Süsskartoffeln auf mexikansiche Art und Mexikanische Chili-Bowl lassen die imaginäre Mariachi-Band aufspielen. Und spätestens bei Eis am Stiel mit Kokos, Beeren und Limetten wird klar, dass dieses Kochbuch Rezepte für die Seele beinhaltet.

Dabei ist die Zubereitung denkbar einfach, absolut alltagstauglich und es braucht keine großen Kochenvorkenntisse, um die Leckereien im Handumdrehen nachzukochen. Die Rezepte sind nicht nur übersichtlich gegliedert, sondern beinhalten auch neben Zutatenliste und Zubereitung die Angaben zur Vorbereitungs- & Kochzeit sowie den Schwierigkeitsgrad. Dazu gibt es noch Kurzgeschichten oder Anekdoten, was dem Ganzen eine persönliche Note verleiht.

Optisch ist das Kochbuch auch ein echter Hingucker - die Gerichte sind mit wunderschönen Fotos in Szene gesetzt, deren Farben alleine schon absolute Frische ausstrahlen und zum Genießen verführen. Dazu noch die die Aufnahmen aus dem Alltag von Harriet, die nicht nur die Natur ins Haus holen, sondern auch ein bisschen Urlaubsfeeling verbreiten.

Endlich mal ein veganes Kochbuch, das auf die Nutzer:innen perfekt zugeschnitten ist und nicht sein Dasein im staubigen Küchenregal fristet, sondern immer wieder zum Einsatz kommt.

Perfekt !!

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