Es gibt Bücher, die bleiben im Herzen
Marigolds TöchterMarigold ist das, was man eine Seele von Mensch nennt- immer gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen und dabei hält sie sich selbst dezent im Hintergrund. Als ihre Tochter ...
Marigold ist das, was man eine Seele von Mensch nennt- immer gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen und dabei hält sie sich selbst dezent im Hintergrund. Als ihre Tochter Daisy mit einem gebrochenen Herzen wieder Zuflucht im Schoß der Familie sucht, wird es turbulent und Marigold scheint in dem ganzen Chaos ein wenig den Faden verloren zu haben. Doch es ist nicht der Trubel, der Marigolds Gedächtnis einen bösen Streich spielt.....
Wenn man das Buch mit dem wunderschönen pastellfarbenen Cover in den Händen hält, assoziiert man eher eine leichte Lektüre a la Rosamunde Pilcher mit dem Roman. Aber weit gefehlt, denn Julia Woolf hält hier einen echten Schleudergang in Sachen Gefühls- und Seelenleben für ihre Leser bereit und sorgt so dafür, dass ihre Erzählung tiefe, eindrucksvolle Spuren hinterlässt.
Der Roman lebt von ganz leisen Tönen, die sich den Weg zum Herzen des Lesers bahnen und Woolf arbeitet mit vielen Alltagsszenen, die jeder von uns kennen dürfte. Das Familienleben ist unglaublich authentisch geschildert und man kann sich richtig vorstellen, wie wild und wuselig es bei Marigold Zuhause und im Laden zugeht, wenn diskutiert und gemutmaßt, geliebt und gestritten, gelacht und geweint wird.
Auch der Dorfladen wird schön in Szene gesetzt und es entsteht so das Gefühl, dass man selbst durch die Ladentür getreten ist und sich mitten im Geschehen aufhält. Nämlich genau da, wo sich das halbe Dorf einfindet, um die neuesten Neuigkeiten auszutauschen, sich die Sorgen und Nöte von der Seele zu reden und gemeinsam mit Marigold eine Lösung zu finden.
Der schleichende Prozess der Veränderung ist für den Leser nachvollziehbar geschildert. Was gestern noch für Marigold einfach und leicht erschien, entpuppt sich nach und nach als große Hürde und man kann spüren, wie ihr die Situation Angst macht und ihr zu entgleiten droht.
Bis die Familie endlich merkt, was los ist, muss der Leser ein paar mal gegen den berühmten Kloß im Hals ankämpfen - man würde so gerne Marigold helfen, für sie da sein und kann doch nichts gegen den fortschreitenden Verfall des Gedächtnisses tun. Umso schön er ist es zu lesen, dass nicht nur die Familie für Marigold da ist, sondern auch die Dorfbewohner alles dafür tun, um ihr das zurückzugeben, was sie einmal von Marigold selbstlos erhalten haben. Ich muss zugeben, dass ab und an ein paar Tränchen geflossen sind, denn es gibt Momente, die gehen dermaßen unter die Haut und belieben lange, lange im Herzen.
Ein wunderschönes Buch voller Wärme und Liebe, mit Figuren, die ihr Herz sprechen lassen und dadurch ihre Spuren im Herzen des Leser hinterlassen.
Alzheimer
…und dann muß ich akzeptieren,
mein Gedächtnis zu verlieren.
Der Versuch mich selbst zu lenken,
scheitert meistens schon im Denken.
Es macht mir Angst und große Sorgen.
In meinem Kopf stirbt heut das Morgen.
Wesen und Persönlichkeit,
verändern sich in kurzer Zeit.
Ich rede wirr und mach Getöse,
verlege Sachen…sei nicht böse…
Ich tu es nicht um dich zu kränken,
es ist mein eingeschränktes Denken.
Die Orientierung längst verloren,
weiß ich nicht wann ich geboren.
Kann was ich sehe nicht benennen
und werd dich bald nicht mehr erkennen.
Ich lebe nun in and’ren Welten
und bitte drum mich nicht zu schelten.
Das was ich war, ist nicht geblieben…
Versuch doch einfach MICH zu lieben!
(Doreen Kirsche)