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Veröffentlicht am 01.02.2020

Schockierend, berührend, emotional

Rückkehr nach Birkenau
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Wenn man dieses kleine Buch, das gerade einmal 128 Seiten umfasst, in den Händen hält, hat man nicht ansatzweise eine Ahnung davon, was einen erwartet, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und zu lesen ...

Wenn man dieses kleine Buch, das gerade einmal 128 Seiten umfasst, in den Händen hält, hat man nicht ansatzweise eine Ahnung davon, was einen erwartet, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und zu lesen beginnt. Denn das, was Ginette Kolinka zu erzählen hat, ist die grausame Wahrheit unserer eigenen dunkeln Vergangenheit, die ein einzelner, ideologisch verbrannter Phantast mit seinen Anhängern uns hinterlassen hat.
Ginette Kolinka erzählt den schockierenden Alltag im KZ, in dem Hunger, Elend, Misshandlungen, Entwürdigung und schließlich der Tod an der Tagesordnung gewesen sind. Sie bricht ihr Schweigen über die grausamen Elrebnisse, als Steven Spielberg den Film "Schindlers Liste " drehen will und Überlebende, Zeitzeugen des Holocausts sucht. Ginette Kolinka stellt sich ihren Dämonen, die sie nicht verlassen werden, sie immer begleiten - ein Leben lang.
Doch Ginette Kolinka vergräbt sich nicht - im Gegenteil. Sie kehrt nach Birkenau zurück und führt Schulklassen durch den Ort des Grauens, stellt sich den Fragen und gibt so die Möglichkeit, über all das informiert zu werden, wie es tatsächlich gewesen ist. Sie räumt mit Irrtümern auf, stockt, wenn ihr die Traumata einmal wieder den Boden unter den Füßen wegreißen und gibt dezente Hinweise - gerade an flapsige Schüler, wenn diese mal wieder völlig gedankenlos und unbekümmert aus dem Bus steigen und die Führung durch das KZ mehr oder weniger interessiert über sich "ergehen" lassen. Denn unter jedem Quadratmeter Boden liegt mindestens eine Leiche...
Ich bin dankbar, dass Ginette Kolinka ihr Schweigen für uns gebrochen und ihre Lebensgeschichte für die Nachwelt erzählt hat. Ein Augenzeugen- & Tatsachenbericht, der viele Gefühle in mir wachruft - Entsetzen, Fassungslosigkeit, Wut und Empörung...aber all das macht es nicht ungeschehen und ich hoffe, dass so etwas nie, nie wieder passiert, auch wenn sich der politische Wind gerade wieder zu drehen scheint. Hat denn die Menschheit nichts gelernt ?

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Schon jetzt ein Krimi-Highlight 2020 !

Solothurn tanzt mit dem Teufel
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Im bunten Faschingstreiben fällt es nicht weiter auf, wenn ein Teufel sein Unwesen treibt. Zwischen all den feiernden und maskierten Menschen kann schon mal jemand „verschwinden“. Niemand merkt etwas. ...

Im bunten Faschingstreiben fällt es nicht weiter auf, wenn ein Teufel sein Unwesen treibt. Zwischen all den feiernden und maskierten Menschen kann schon mal jemand „verschwinden“. Niemand merkt etwas. Als am Morgen nach dem Schmutzigen Donnerstag die Leiche einer Frau gefunden wird, ahnt Hauptmann Dornach noch nicht, dass er es tatsächlich mit dem Teufel persönlich zu tun hat. Eine Tätowierung mit der Zahl 666 an der Oberschenkelinnseite der Frauenleiche führt als Spur ins Rotlichtmilieu. Doch wie hängt diese Spur mit dem feigen Anschlag auf Dornachs Tochter im Irak zusammen?
Dornach ist zum Tanz mit dem Teufel eingeladen und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Bisher habe ich noch keinen Krimi der Solothurn-Reihe von Christof Gasser gelesen, aber es fällt mir nicht schwer, mich im Gefüge zurechtzufinden. Die kleinen Rückblenden machen es dem Nichtkenner der Krimireihe sehr einfach, in die Vorgeschichte einzutauchen und up-to-date zu sein.
In “Solothurn tanzt mit dem Bösen“ packt der Autor all sein Können aus den Schubladen dieses Genres und lässt den Leser in eine sehr komplexe Geschichte eintauchen.
Die Handlung lebt von vielen Schauplätzen, die auf den ersten Blick so rein gar nichts miteinander gemein haben, aber erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die Zusammenhänge.
Die einzelnen Handlungsstränge überzeugen durch eine ungeheure Spannung, die einen nicht mehr aus den Klauen lässt. Nach und nach zerfällt nämlich das Konstrukt aus Lügen, Intrigen, falschen Idealen und Identitäten und es bleibt ein Häufchen Asche zurück. Doch bis es zum Showdown kommt, schnellt der Puls unaufhörlich in die Höhe, das Herz rast und es gibt unendlich viele Szenen, in denen man – würde man es tatsächlich tun- an den Fingernägeln knabbert, weil man es vor Nervenkitzel, innerer Unruhe und Hochspannung nicht mehr aushält.
Die Figuren sind sehr facettenreich angelegt und spielen mit dem Leser – manchmal ein abgrundtief böses und falsches Spiel und man kommt wirklich nicht dahinter, wer einen hier zum Narren hält.
Man wird von Autor, ebenso wie Hauptmann Dornach, mehrfach aufs Glatteis geführt und so bleibt der Fall immer brandheiß und man stellt seine eigenen Überlegungen an, wer hier der Täter, und somit der Teufel in Personalunion, ist.
Das Buch wirkt wie eine Droge, man kann es nicht aus der Hand legen und liest immer wieder noch eine Seite und noch eine Seite, bis man zum Gipfel der Spannung und der Auflösung des Falles angelangt.
Gasser zieht geschickt die Fäden im Hintergrund, lässt seine vielschichtigen Charaktere immer wieder mit überraschenden Auftritten auf der Bildfläche erscheinen und verwebt die einzelnen Sequenzen zu einer geschickt dramaturgisch erzählten Geschichte.
Für mich schon jetzt ein Highlight 2020 – so geht Krimi !

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Nüchterne Darstellung ohne Reiz

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Nach dem Tod ihrer Mutter wagt Alice den Neuanfang und zieht nach Berlin, um dort den Rest ihrer Familien kennenzulernen, der bisher als unbekannte Größe in ihrem Leben existiert hat. Doch anstatt mit ...

Nach dem Tod ihrer Mutter wagt Alice den Neuanfang und zieht nach Berlin, um dort den Rest ihrer Familien kennenzulernen, der bisher als unbekannte Größe in ihrem Leben existiert hat. Doch anstatt mit offenen Armen empfangen zu werden, stößt sie auf Kälte und Ablehnung. Erst nach und nach weicht die Eisdecke und es entwickelt sich eine Beziehung zu den Familienmitgliedern.
Alice entdeckt zudem ihr Talent als Fotografin und schon bald steht der Plan, gemeinsam mit ihren Onkeln die Galerie der Familie am Potsdamer Platz wieder zu eröffnen. Und das alles in einer Zeit, in der der politische Umbruch stärker zu spüren ist denn je, denn die Nationalsozialisten drängen mit aller Gewalt an die Macht. Die gerade erst geknüpften Familienbande drohen erneut zu zerreißen…

Für mich ist das Cover von „Die Galerie am Potsdamer Platz“ federführend und wegweisend für das ganze Buch. Die geradlinigen grafischen Muster stehen für einen schnörkellosen, fast schon kargen Schreibstil, mit dem die Autorin ihren ersten Teil ihrer Galeristinnen-Reihe einläutet.
Die Geschichte treibt sehr ruhig, ohne große nennenswerte Aufreger durch die Jahre 1930 bis 1933 und man hat das Gefühl, dass man, ebenso wie die Frau auf dem Cover, die Ereignisse durch den Sucher einer Kamera mitverfolgt. Irgendwie scheint die Autorin(= Frau auf dem Cover) den Blick umherschweifen zu lassen, immer auch der Suche nach d e m einen Motiv, nach d e r passenden Szene und das lässt mich als Leser ziemlich außen vor, denn ich kann keine direkte Verbindung mit den Figuren und ihren Handlungen aufnehmen. Die Geschichte wirkt, ebenso wie ihre Darsteller, recht unnahbar, fast schon distanziert und recht sachlich vorgetragen. Zwar gibt es einige wenige gute Szenen (der Tumult auf den Straßen bei der Beisetzung des Nazi-Sympathisanten, Enthüllung des Gemäldes von Lux), die mich mitreißen, aber sie kratzen für mich nur an der Oberfläche und können mich nicht wirklich mit der Erzählung verbinden.
Alexandra Cedrino hat selbst so viel Fachwissen und Kunstsachverständnis, da sie aus einer Kunsthändlerfamilie stammt, das sie zwar hier an manchen Stellen durchblitzen lässt, aber sie bekommt nicht die Kurve, um den Leser mit schillernden Szenen, farbenfrohen Eindrücken und brillanten Einfällen einzufangen und ihn aus ihrem Blickwinkel das Ganze betrachten zu lassen.
So wirken die Figuren eher statisch, die Geschichte eher rational als emotional und die eingestreuten Effekte und Wendungen eher platt, als dass sie für den glanzvollen Auftritt und Bühnenzauber sorgen.
Ich bin eher enttäuscht von dieser nüchternen Darstellung einer aufregenden Zeit im Berlin der 1930er Jahre und weiß daher nicht, ob es ausreicht, dem Reiz der Fortsetzung zu erliegen und die Folgebände zu lesen…

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Liebe geht durch den Magen...oder zum Zahnarzt

Hello Love
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"Hello love" macht alleine schon durch das ansprechende Cover Lust auf das Ausprobieren der Rezepte, schlemmen und genießen zu zweit . Die abgebildete Fotos sind qualitativ hochwertig und vermitteln somit ...

"Hello love" macht alleine schon durch das ansprechende Cover Lust auf das Ausprobieren der Rezepte, schlemmen und genießen zu zweit . Die abgebildete Fotos sind qualitativ hochwertig und vermitteln somit einen tollen optischen Eindruck, wie denn das nachzumachende Gericht am Ende aussehen soll. Die Fotos sind quasi der Aperitif und regen den Appetit an.
Dazu kommen noch die kurzen Portraits von berühmten Liebespaaren aus der Vergangenheit und Gegenwart wie beispielweise Michelle und Barack Obama, Audrey Hepburn und Mell Ferrer, royaler Flair mit Prinz Harry und seiner Megan. Schade, dass hier keine Fotos von all diesen Paaren zu finden sind, denn sie wären noch einmal ein Highlight gewesen. Allerdings habe ich vor Schreck fast das Buch fallen lassen, denn die Liebesgeschichte von John Lennon und Yoko Ono wird von ein paar ausgetretenen Birkis begleitet...und ich frage mich, was ein paar müffelige, ausgelatschte Treter mit der Liebesgeschichte dieses Paares zu tun haben ? Und vor allen Dingen, wieso verwendet man ausgerechnet dieses Foto in einem Kochbuch ? Nicht wirklich ästhetisch und optisch kein Blickfang
Die Rezepte sind leicht und einfach nachzumachen, die Zutaten ebenfalls leicht beim Kaufmann des Vertrauens zu besorgen, sodass man ohne großen Aufwand sich durch die Menufolge kochen kann. Es ist wirklich für jedes kleine Schlemmermäulchen etwas dabei.
Egal ob French Toast zum Frühstück für den Süßschnabel, oder Avocado-Smash-Stolle für den Genießer..so fängt der Tag der Verliebten richtig gut an und man kann sich nach diesem Frühstück schon vorstellen, wie genussvoll es weitergehen wird.
Wenn der Schatz eher für den mediterranen Gaumenschmaus zu haben ist, wird er den Koch/die Köchin für die Tagliatelle mit Krebsfleisch in Wermut-Sauce noch mehr lieben als vorher. In Milch geschmorte Hähnchenschenkel aus dem Ofen lassen den Verliebten sogar noch Zeit, sich während des Garvorgangs noch ein wenig tiefer in die Augen zu schauen und ein gutes Glas Wein zu genießen.
Allerdings sind die Desserts eher dazu geeignet, den nächsten Zahnarztbesuch schon einmal mit einzuplanen, denn hier wird es zuckersüß und mächtig. Ich weiß nicht, ob ein rosafarbener Zuckerkringel aus reinem Haushaltszucker, oder eine Himbeerpizza mit Schokoboden die richtigen Desserts sind, die ein gelungenes Menu zum Valentinstag abrunden. Zum einen sind sie wirklich süß (ok, man könnte diese Nachspeisen als Assoziation für den/ die Liebsten nehmen), aber sie gehören in meinen Augen eher als fröhlich bunte Überraschung auf einen Kindergeburtstag und sorgen dort für leuchtende Kinderaugen.
Alles in allem eine recht durchwachsene Angelegenheit mit netten Anregungen und einfachen Rezepten ,die sich aber beim näheren Bertachten und Nachkochen als nur bedingt geeignet herausstellen.
„Wo die Liebe den Tisch deckt, schmeckt das Essen am besten.“ (Französisches Sprichwort)

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Kick und Nervenkitzel sucht man hier vergebens

Neuschnee
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Eine romantische Berghütte inmitten der verschneiten Landschaft der schottischen Highlands bildet die Grundlage für den unbeschwerten Silvesterausflug. Endlich einmal den Jahreswechsel mit guten Freunden ...

Eine romantische Berghütte inmitten der verschneiten Landschaft der schottischen Highlands bildet die Grundlage für den unbeschwerten Silvesterausflug. Endlich einmal den Jahreswechsel mit guten Freunden erleben, schlemmen, klönen und die freie Zeit genießen…doch dann wir die heimelige Atmosphäre je zerrissen, als eine Leiche gefunden wird. Abgeschnitten von der Außenwelt wird schnell klar, der Mörder ist mitten unter ihnen. Was als harmloser Ausflug beginnt, wird schnell zur Zerreißprobe für alle Beteiligten…

Von der englischen Presse als „perfekter Thriller“ mit „Spannung pur“ und „unvergesslichem Setting“ über alle Maßen gelobt, weckt der Klappentet meine Neugier und ich will nichts mehr, als mich in packenden Szenen, brillanten Schachzügen des Täters und nervenaufreibender Spannung zu verlieren.
Aber schon nach wenigen Seiten frage ich mich, ob die englische Presse einen anderen Roman gelesen hat, wie den, den ich in den Händen halte. Denn von Spannung und Nervenkitzel ist dieses Buch meilenweit entfernt. Es handelt sich hier um eine langweilige, fade Geschichte von egozentrischen, selbstverliebten Schaumschlägern, die alle nach dem Lebensmotto „Mein Haus, mein Boot, mein Auto“ durch die Weltgeschichte tingeln und mit ihrem übersteigerten Geltungsbedürfnis über ihre eigentlichen Mängel hinwegzutäuschen versuchen.
Je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr geht es nur um Drogen, Alkohol und Sex und die Autorin ist sich nicht zu schade, die ohnehin herrschende Szenerie a la Kindergeburtstag mit Flaschendrehen zu küren. Dem Puzzle der Abneigung und der Langeweile wird mit jeder Seite noch ein Stück mehr hinzugefügt, denn wer zu Beginn des Buches die Vorstellung der Clique genau gelesen hat, weiß, wer hier Opfer und wer Täter ist, auch wenn die Auflösung der Tat erst auf den letzten 50 Seiten zu finden ist. Da hilft auch das künstliche aufgebauschte Drumherum( bipolare Erkrankung, posttraumatische Belastungsstörung, Affären, Neid und und und) mit ein paar haarsträubenden und ziemlich konstruierten Szenen nicht viel- es ist und bleibt ein Roman, der noch nicht einmal ansatzweise kriminalistische, geschweige denn nervenaufreibende Elemente eines Thrillers besitzt. Den Kick und den Nervenkitzel sucht man hier vergebens…ich bin maßlos enttäuscht.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so hoffe ich, dass dieses Buch, ähnlich wie im Vereinten Königreich, auch in Deutschland seine Fans finden wird.

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