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Veröffentlicht am 17.11.2019

Berührende Familiengeschichte

Die Sterne über Venedig
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Zwischen Nicola und Caterina hat normalerweise kein Blatt Papier mehr gepasst und doch haben sich die Schwestern entzweit, es herrscht seit Monaten Funkstille zwischen den beiden. Selbst als beide ihre ...

Zwischen Nicola und Caterina hat normalerweise kein Blatt Papier mehr gepasst und doch haben sich die Schwestern entzweit, es herrscht seit Monaten Funkstille zwischen den beiden. Selbst als beide ihre erkrankte Großmutter in Venedig besuchen, bleibt die Stimmung kühl, fast eisig.
Doch dann beginnt ihre Nonna zu erzählen - von damals, als Venedig fest in der Hand der deutschen Besatzer war, als mutige Frauen dem Wahnsinn die Stirn geboten haben und unbewaffnet Widerstand leisteten und von einer großen Liebe....

"Die Sterne über Venedig " von Anja Saskia Beyer ist ein sehr emotionales Buch, das die Autorin hier ihrem Leser präsentiert. Es eröffnet einen eindrucksvollen und bildgewaltigen Einblick in die Besatzungszeit Venedigs, als die Lagunenstand fest in der Hand der brauen Schergen gewesen ist.
Beyer gelingt es, die Szenen von damals sehr lebendig zu schildern und man bewegt sich mit Miranda durch die Gassen und Gässchen Venedigs, merkt wie der Zauber der Lagunenstadt immer mehr verblasst und durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und dem Hass überschattet wird. Man ist hautnah dabei, wenn sich die Ablehnung und die Empörung über die Vorfälle und die Ungerechtigkeiten ihren Weg bahnen und so wird man eine von ihnen, die den unbewaffneten Weg des Widerstandes gehen.
Der Autorin gelingt es, den Aufruhr und die Missbilligung so zu schildern, sodass die kämpferische Stimmung aus den Seiten direkt auf den Leser überschwappt. Dabei schildert sie das Schicksal von Miranda mit so bewegenden Worten, dass ich ganz ergriffen gelesen habe, welch steinigen, harten Weg diese Frau gegangen ist und wieviel sie riskiert hat, um für ihre Ideale einzustehen. Ein gefährliches Doppelleben, das die Autorin hier wirklich für den Leser sehr nachhaltig schildert.
Es fällt mir schwer, den Sprung in die Gegenwart hinzunehmen, wenn Beyer die Erzählungen der Nonna quasi unterbricht, um den Leser am Geschehen im Hier und Jetzt teilhaben zu lassen. Der Grund für das Zerwürfnis der beiden Schwestern ist schnell erkennbar, aber die Autorin lässt sich relativ viel Zeit, diesen für den Leser komplett aufzuklären und genauer zu beleuchten. Das lässt diesen Erzählstrang ein wenig hinter die bewegenden Szenen und Erzählungen von Miranda zurückstehen und wirkt nicht ganz so interessant für mich als Leser, da der Streit von Nicola und Caterina hier sehr ausgeprägt und tonangebend ist.
Die Schreibende lässt noch große Gefühle in die Geschichte mit einfließen und es schient so, als würde sich das Schicksal über Generationen hinweg nicht austricksen lassen. Denn die Liebe scheint jedes mal aussichtslos und ohne Hoffnung auf einen gemeinsamen Lebensweg.
Eine berührende Familiengeschichte mit einer nachhaltigen Botschaft: Erst wenn du gelernt hast, anderen und dir selbst zu verzeihen, kannst du deinen Weg im Einklang mit dir selbst gehen.
Ein kleines Zuckerl gibt es noch für den Leser- das im Buch erwähnte venezianische Gebäck kann man Dank der beigefügten Rezepte nachbacken und Zuhause genießen

Veröffentlicht am 13.11.2019

Einfallslos und wenig weihnachtlich

Das Winterwunder von Dublin
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Stella will der Hektik des Studiums entfliehen und reist zu Weihnachten zurück zu ihrer Familie nach Irland, denn was gibt es schöneres, als das Fest der Feste im Kreis der Lieben zu verbringen. Doch ...

Stella will der Hektik des Studiums entfliehen und reist zu Weihnachten zurück zu ihrer Familie nach Irland, denn was gibt es schöneres, als das Fest der Feste im Kreis der Lieben zu verbringen. Doch ihre Wiedersehensfreude bekommt einen harten Dämpfer als sie feststellen muss, dass ihr geliebter tierischer Freund aus Kindertagen einfach ausrangiert und ausgesetzt wurde. Das kann sich Stelle nicht gefallen lassen und so schnappt sie sich Reporter Daniel, um ihren treuen Freund Puzzle zu suchen. Wird es für Stella ein Happy- End geben ?

Ich sage nur "Schuster bleib bei deinen Leisten", denn der Weihnachtsroman von Nicola Förg kommt noch nicht einmal ansatzweise an die Qualitäten ihrer bisher veröffentlichten Krimis heran.
Es reicht eben nicht immer aus, wenn man die schöne irische Landschaft mit ein paar Pferden bestückt, ein paar Statisten mehr oder weniger kopflos durch die Szenen laufen lässt und dann auch noch tief in die Kiste mit Weihnachtsaccessoirs greift und verschwenderisch die Kugeln, die Lichter und den Glitzer platziert.
Es wirkt, als habe Nicola Förg unbedingt einen Weihnachtsroman schreiben müssen, ohne sich in dem Genre wirklich auszukennen. Die Geschichte verbreitet nicht wirklich weihnachtliche Stimmung, wirkt, als habe die Autorin einfach wild drauf los geschrieben, um schnell noch auf den Zug der zu veröffentlichenden Weihnachtsromane aufspringen zu können. Da nutzt es auch nicht viel, dass man Stella und Daniel eine Winterromanze andichtet, denn von Schmetterlingen im Bauch und sprühenden Funken zwischen den beiden fehlt jede Spur.
Bedeutungslose Szenen, einfallslose Dialoge, fade Figuren und eine extrem langweilige Geschichte sind jetzt nicht das, was ich mir von einem zauberhaften Weihnachtsroman vor dieser doch herrlichen Kulisse erwartet habe .
Das war ein echter Reinfall - schade um die verschenkte Lesezeit

Veröffentlicht am 11.11.2019

Aufguss zweier bereits veröffentlichter Bücher

Lichterglanz und Liebesträume
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Lichterglanz und Liebesträume verführt mit einem winterlichen Cover und gaukelt dem Leser vor, dass er eine komplett neues Buch der Autorin in der Hand hält. Doch weit gefehlt, denn dieses Christmas-Bundle ...

Lichterglanz und Liebesträume verführt mit einem winterlichen Cover und gaukelt dem Leser vor, dass er eine komplett neues Buch der Autorin in der Hand hält. Doch weit gefehlt, denn dieses Christmas-Bundle enthält die bereits vor Jahren veröffentlichten Bücher "Liebesmärchen in New York" und "Nie mehr allein".

Jedem Nora-Roberts-Fan dürften beide Romanzen wohl bekannt sein und daher ist schon nach wenigen Seiten klar, dass man diese Bücher irgendwann schon einmal gelesen hat und man klappt enttäuscht das Buch zu, denn eine Geschichte, die ich bereits kenne, muss ich nicht nochmal lesen. Ich weiß ja bereits, was passiert und wie der Verlauf sein wird.

Beide Erzählungen sind in sich stimmig, verzaubern mit viel weihnachtlichem Flair, viel Schneegestöber, leuchtenden Kinderaugen und verliebten Herzen - sie sind in meinen Augen 4 Sterne wert..

Aber insgesamt kann ich nur 3 Sterne vergeben, weil hier der Leser nach Strich und Faden veräppelt wird - man freut sich auf Winterfunkelglitzerzauber und bekommt Schnee von gestern. Ich finde es sehr enttäuschend und habe mir von einem Verlag wie mtb doch mehr erhofft, als ständig fade Aufgüsse von bereits veröffentlichten Büchern, die immer wieder in neuem Gewand präsentiert werden - diese Verhalten kann ich nur mit 2 Sternen bewerten.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Leider nicht mehr als ein Liebesroman

Alles, was wir sind
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Moskau will mit aller macht verhindern, dass ein Buch den Siegeszug in Westeuropa antritt und setzt alles daran, dass Pasternaks "Dr. Shiwago" nicht erscheint. Doch Pasternaks Geliebte gibt so schnell ...

Moskau will mit aller macht verhindern, dass ein Buch den Siegeszug in Westeuropa antritt und setzt alles daran, dass Pasternaks "Dr. Shiwago" nicht erscheint. Doch Pasternaks Geliebte gibt so schnell nicht auf, hält zu ihrem Boris und stärkt ihm den Rücken. Gleichzeit weckt die Geschichte Pasternaks das Interesse des CIA und es entsteht eine geheime Mission, das Buch hinter dem Eisernen Vorhang herauszuschmuggeln und das unveröffentlichte Manuskript zu verbreiten. Ein Siegeszug beginnt, der bis heute seinesgleichen sucht....

"Dr. Schiwago" ist für mich der Inbegriff der russischen Seele und genau diese Seele habe ich in diesem Buch schmerzlich vermisst. Lara Prescott hat zwar sehr sauber recherchiert und versucht, ihrem Buch ein bisschen von diesem besonderen Flair einzuhauchen, aber es gelingt ihr nur ansatzweise, denn ihre Figuren bleiben für mich sehr oft außen vor und können mich nicht wirklich von sich begeistern.
Die Gesellschaft und die Jahre rund um den kalten Krieg werden hier als eher stereotypes Bild projiziert und den Einblick in den Ost-West-Konflikt habe ich schon wesentlich mitreißender geschildert bekommen. Prescott hat zwar Zugriff auf die freigegebenen CIA-Akten, aber ihre Erzählung entspringt überwiegend ihren eigenen Ideen. Die Fakten fließen zwar in ihrem Buch mit ein, wirken aber eher als Randgestaltung mit, als dass sie mich überzeugen können.
Die Entstehungsgeschichte rund um den Roman Dr. Schiwago ist interessant geschildert, verliert sich aber mehr und mehr in einer Romanze, anstatt mit harten Fakten den Leser zu überzeugen.
Die Rolle der beiden Frauen Olga und Irina wird hier an manchen Stellen überdeutlich hervorgehoben und man bekommt einen Einblick in die bisher unbekannten Ereignisse von der Entstehung bis hin zum Veröffentlichen eines umstrittenen Romans des letzten Jahrhunderts.
Die Macht des geschriebenen Wortes , die Macht der Liebe einer Frau - da steckt extrem viel Potential dahinter, welches aber nur ansatzweise angerissen wird.. Für mich kein Spionageroman, der mich mitreißt, sondern eher eine Romanze mit spannendem Hintergrund. Schade, es hätte gut werden können.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Abgründig, emotional, fesselnd - eines meiner Highlights 2019 !

Der Fjord schweigt
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Als wäre die Trauer um den Tod des geliebten Vater nicht genug, muss Annika nach der Beerdigung erfahren, dass sie noch einen Zwillingsbruder gehabt hat, der vor mehr als 30 Jahren in einem norwegischen ...

Als wäre die Trauer um den Tod des geliebten Vater nicht genug, muss Annika nach der Beerdigung erfahren, dass sie noch einen Zwillingsbruder gehabt hat, der vor mehr als 30 Jahren in einem norwegischen See ertrunken ist. Annika versteht plötzlich, warum sie sich all die Jahre unvollständig gefühlt hat. Sie will Antworten auf ihre Fragen, doch ihre Mutter weigert sich standhaft, ihr auch nur ansatzweise hilfreich bei der Ergründung der Vergangenheit zu sen. Es bleibt also Annika nichts anders übrig, als selbst die Dinge in die Hand zu nehmen und nach Norwegen zu reisen, um endlich die Antworten zu finden, die ihr unter den Nägeln brennen....
Wow, was für ein hammermäßig geniales Buch ! Gabriele Popma hat mich mit ihrem neusten Roman "Der Fjord schweigt" vor Begeisterung aus dem Sitz gerissen und ich komme nicht umhin, ihr zu applaudieren und ihr meinen Respekt zu zollen. Der Roman ist wahnsinnig spannend, lässt den Leser mehr als einmal auf dem Gefühlskarussell fast durchdrehen und fasziniert mit einer Geschichte, die mich regelrecht an den Seiten kleben lässt.
Wer auf einen seichten Roman mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen spekuliert hat, der ist hier defintitv fehl am Platz, denn Popma spielt mit der Psyche und den Gefühlen ihrer Figuren. Sie ersinnt eine Geschichte, in der man sich vom schönen Gesicht eines jungen gutaussehen Norwegers blenden lässt und erst stückchenweise Zutritt in die morbide Gedankenwelt des Psychopathen erhält. Die wirren Gedanken rauben einem beim Lesen den Atem und man schlittert genauso ahnungslos in die Katastrophen mit hinein, weil man sich immer wieder von ihm um den Finger wickeln lässt. Sein wirres Geflecht aus Lügen, verdrehten Wahrheiten und realen Ereignissen ist nur schwer zu durschauen und man weiß bald selbst nicht mehr, was man noch glauben kann/soll.
Dabei ist man als Leser direkt die Figur der Annika, denn die Autorin macht es einem unendlich leicht, in ihre Schuhe zu schlüpfen und an ihrer Stelle durch die Geschichte zu gehen. Die Gefühle, die Gedanken, die Sorgen und ihr großes Herz - all das streift sich mir über wie eine zweite Haut und ich erlebe , wie sich die Suche nach der Wahrheit in der Schönheit der norwegischen Natur zu einer emotional fesselnden Handlung entwickelt. Die Akteure sind ein gelungener Mix aus impulsiven, attraktiven und zwiespältigen Charakteren, die den Roman mit all ihrem Wirken und Können bereichern. Der kraftvolle Schreibstil tut sein übriges, um die Vielfalt der Ideen mit ungeheurer Spannung und unvorhergesehenen Wendungen zu verknüpfen und daraus eine Erzählung entstehen zu lassen, die einen fest in ihren Klauen hält und nicht mehr loslässt. Eine Prise Liebe rundet das Ganze perfekt ab und macht dieses Buch zu einer unwiderstehlichen Lektüre.
Für mich ein echtes Feuerwerk an abgründiger, emotionaler , spannender Unterhaltung !