Berührende Familiengeschichte
Die Sterne über VenedigZwischen Nicola und Caterina hat normalerweise kein Blatt Papier mehr gepasst und doch haben sich die Schwestern entzweit, es herrscht seit Monaten Funkstille zwischen den beiden. Selbst als beide ihre ...
Zwischen Nicola und Caterina hat normalerweise kein Blatt Papier mehr gepasst und doch haben sich die Schwestern entzweit, es herrscht seit Monaten Funkstille zwischen den beiden. Selbst als beide ihre erkrankte Großmutter in Venedig besuchen, bleibt die Stimmung kühl, fast eisig.
Doch dann beginnt ihre Nonna zu erzählen - von damals, als Venedig fest in der Hand der deutschen Besatzer war, als mutige Frauen dem Wahnsinn die Stirn geboten haben und unbewaffnet Widerstand leisteten und von einer großen Liebe....
"Die Sterne über Venedig " von Anja Saskia Beyer ist ein sehr emotionales Buch, das die Autorin hier ihrem Leser präsentiert. Es eröffnet einen eindrucksvollen und bildgewaltigen Einblick in die Besatzungszeit Venedigs, als die Lagunenstand fest in der Hand der brauen Schergen gewesen ist.
Beyer gelingt es, die Szenen von damals sehr lebendig zu schildern und man bewegt sich mit Miranda durch die Gassen und Gässchen Venedigs, merkt wie der Zauber der Lagunenstadt immer mehr verblasst und durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und dem Hass überschattet wird. Man ist hautnah dabei, wenn sich die Ablehnung und die Empörung über die Vorfälle und die Ungerechtigkeiten ihren Weg bahnen und so wird man eine von ihnen, die den unbewaffneten Weg des Widerstandes gehen.
Der Autorin gelingt es, den Aufruhr und die Missbilligung so zu schildern, sodass die kämpferische Stimmung aus den Seiten direkt auf den Leser überschwappt. Dabei schildert sie das Schicksal von Miranda mit so bewegenden Worten, dass ich ganz ergriffen gelesen habe, welch steinigen, harten Weg diese Frau gegangen ist und wieviel sie riskiert hat, um für ihre Ideale einzustehen. Ein gefährliches Doppelleben, das die Autorin hier wirklich für den Leser sehr nachhaltig schildert.
Es fällt mir schwer, den Sprung in die Gegenwart hinzunehmen, wenn Beyer die Erzählungen der Nonna quasi unterbricht, um den Leser am Geschehen im Hier und Jetzt teilhaben zu lassen. Der Grund für das Zerwürfnis der beiden Schwestern ist schnell erkennbar, aber die Autorin lässt sich relativ viel Zeit, diesen für den Leser komplett aufzuklären und genauer zu beleuchten. Das lässt diesen Erzählstrang ein wenig hinter die bewegenden Szenen und Erzählungen von Miranda zurückstehen und wirkt nicht ganz so interessant für mich als Leser, da der Streit von Nicola und Caterina hier sehr ausgeprägt und tonangebend ist.
Die Schreibende lässt noch große Gefühle in die Geschichte mit einfließen und es schient so, als würde sich das Schicksal über Generationen hinweg nicht austricksen lassen. Denn die Liebe scheint jedes mal aussichtslos und ohne Hoffnung auf einen gemeinsamen Lebensweg.
Eine berührende Familiengeschichte mit einer nachhaltigen Botschaft: Erst wenn du gelernt hast, anderen und dir selbst zu verzeihen, kannst du deinen Weg im Einklang mit dir selbst gehen.
Ein kleines Zuckerl gibt es noch für den Leser- das im Buch erwähnte venezianische Gebäck kann man Dank der beigefügten Rezepte nachbacken und Zuhause genießen