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Veröffentlicht am 01.06.2024

Dramolett im Scheinwerferlicht

Tod auf der Unterbühne
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Was passiert, wenn aus den Proben für den "Sommernachtstraum" plötzlich ein echter Alptraum wird ? Mit dieser Tatsache sehen sich die Darsteller;innen im Sommertheater konfrontiert, denn ihr Regisseur ...

Was passiert, wenn aus den Proben für den "Sommernachtstraum" plötzlich ein echter Alptraum wird ? Mit dieser Tatsache sehen sich die Darsteller;innen im Sommertheater konfrontiert, denn ihr Regisseur liegt tot auf der Unterbühne. Tragischer Unfall oder Mord ? Sein oder nicht sein...doch ganz so frei nach Shakespeare gestalten sich die Ermittlungen dann doch nicht. Die Bretter, die die Welt bedeuten, werden zur dramatischen Bühne des Lebens....


Sommertheater - das bedeutet, den charakteristischen Geruch nach Theaterschminke, Puder, Kostümen, Holz und Leder in der Nase zu haben und die leichte kühle Brise des Sommerabends auf der Haut zu spüren, wenn sich endlich der Vorhang hebt. Was nach einer wirklich guten Krimi-Unterhaltung aussieht, wird im Verlauf der Kapitel zu einem Dramolett, mit "Viel Lärm um Nichts", denn die Auflösung zur Tötungsart und den Beweggründen ist so typisch und daher schon unglaublich oft gelesen und verarbeitet worden.

Die Figuren sind sehr stereotyp angelegt und so findet sich der tyrannische Regisseur neben der divenhaften Hauptdarstellerin wieder, blütenweiße Westen verleihen schwarzen Seelen ein doch eher bekanntes Aussehen und auch eine Ehefrau, die scheinbar alles sang- & klanglos erduldet, bekommt hier ihren großen Auftritt.

"Sein oder nicht sein"...diese Frage stellt sich immer wieder, und das Treiben auf und hinter der Bühne wird fast schon zur "Komödie der Irrungen" und irgendwie entsteht das Gefühl, dass Figuren und Leser:innen durch die Ereignisse gehetzt werden. Es geht Schlag auf Schlag, Einzelschicksale geben sich quasi im Dauerlauf die Klinke in die Hand und auch #metoo findet seinen Weg zwischen die Seiten. "Wie es Euch gefällt"...die Antwort fällt bei mir eher durchwachsen aus, denn leider trifft hier "Ende gut, alles gut " nicht zu.

Die Krimi-Inszenierung zeigt, dass es möglich ist, Klassiker modern in Szene zu setzen und der Perspektivenwechsel erlaubt einen Blick hinter die Kulissen, aber die Magie des Theaters bleibt relativ oft aussen vor und das Interesse an der Handlung flacht zusehends ab.Neutrale 3 Sternchen

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Geht unter die Haut

Mord auf dem Königssee
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Es ist der Höhepunkt einer jeden Schifffahrt auf dem Königssee, wenn das berühmte Echo erklingt. Doch auf dieser Tour ist alles anders, denn statt wohlklingender Töne aus dem Flügelhorn wirft die Ostwand ...

Es ist der Höhepunkt einer jeden Schifffahrt auf dem Königssee, wenn das berühmte Echo erklingt. Doch auf dieser Tour ist alles anders, denn statt wohlklingender Töne aus dem Flügelhorn wirft die Ostwand einen Aufschrei des Entsetzens als Echo zurück. Ein grausamer Fund im Instrumentenkoffer des Schiffsbegleiters sorgt für Aufruhr und dann geht alles Schlag auf Schlag. Simon Perlinger sieht sich einem Rätsel gegenüber, dass ihn weit zurück in die Vergangenheit führt....


Felix Leibrock schlägt die Geschichts- & Kirchenbücher auf und setzt schon mit den ersten Seiten echte Schockmomente frei. Folter, Misshandlungen und und Hexenverfolgung werden in brutalen Szenen akribisch geschildert und sind nichts für zarte Gemüter. Der Bogen aus der Vergangenheit hin zu den Ritualmorden in der Gegenwart wird perfekt geschlagen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn hier werden tote Priester regelrecht hingerichtet und auf den Schiffsplanken gekreuzigt und genau das wirft unendlich viele Fragen auf.

Die malerische Kulisse steht dabei im krassen Gegensatz zu den Ereignissen, denn die mysteriösen Todesfälle sind der Schlüssel zu menschlichen Abgründen, düsteren Geheimnissen und einem dichten Netz aus Lügen. Der Erzählstil ist atmosphärisch dicht und sehr plakativ, sodass sich die Bilder im Kopfkino einfach nicht mehr aufhalten lassen und sich wie ein Gruselfilm vor dem inneren Augen abspulen. Unvorhergesehene Wendungen halten zu jederzeit den Spannungsbogen straff gespannt und jagen die Leser:innen nur so durch die Seiten.

Die eigenen Ermittlungen kommen nicht zu kurz und es ist gar nicht so einfach, die kleinen Puzzleteilchen aus einem sehr dicht gewebten Netz aus Lügen, Intrigen und Halbwahrheiten herauszufinden und zusammenzusetzen. Die Figuren sind alle sehr authentisch und glaubwürdig gezeichnet, sodass es unglaublich leicht fällt, sich in den jeweiligen Charakter hineinzuversetzen. Das Wechselspiel aus Gut und Böse, sowie der Einblick in die Rolle der katholischen Kirche, die insgesamt in keinem guten Licht erscheint, gelingt nahezu perfekt.

Lediglich die letzten beiden Kapitel und der Epilog fallen komplett aus dem Raster und driften in eine Art Heimatroman ab. Hier werden große Gefühle richtig dick aufgetragen und der weiß-blaue Himmel hängt voller Geigen. Der Schluss ist daher nicht ganz passend für einen Krimi, der unter die Haut geht - 4 Sternchen ist der Roman aber trotzdem wert.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Humorvolle Spannung und jede Menge Urlaubsflair

Mord und Espresso
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Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres ...

Eine gemütliche Auszeit mit dem Boot wird für Carlotta und Commissario Angelotti im Handumdrehen zu einem neuen Fall, denn ausgerechnet die Leiche eines zwielichtigen Anwalts schwappt ihnen am Bug ihres Bootes entgegen. Als sich auch noch die mysteriösen Vorfälle im Palazzo Bianchi häufen, tauchen noch mehr Fragen auf, die das verliebte Ermittler-Duo auf den Plan rufen. Aber Carlotta wäre nicht Carlotta, denn solche Stolpersteine stacheln ihren Ermittlerinneninstikt einfach noch mehr an....


Elisabeth Horn entführt ihre Leser;innen wieder an den schönen Gardasee und zeigt mit ihrem dritten Roman die düstere, dunkle Seite, die sich fernab von Tourismus, Gelato und Limoncello abspielt. Auch in diesem Buch passt wieder alles hervorragend zusammen und die liebevolle, detailreiche Gestaltung lässt keine Wünsche offen. Vom ansprechenden Cover, den gezeichneten Zitronen auf den Buchseiten bis hin zum knallgelben Buchschnitt ist alles perfekt aufeinander abgestimmt und bildet somit einen passenden Rahmen für das charmante Ermittler-Duo.

Wie alle Vorgängerbände ist auch diese Verbrecherjagd in der Sprate Cosy-Crime angesiedelt, zeigt auf amüsante Weise, dass es eben nicht immer literweise Blut braucht, um spannende, abwechslungsreiche und gute Krimiunterhaltung zwischen den Buchdeckeln zu finden. Verbrechen und Dolce Vita sind eine mörderisch gute Kombination und genau diese findet in den guten Ideen von Elisabeth Horn ihre Umsetzung

Auch hier gilt, je schillernder die Fassade, desto schwärzer die menschliche Seele und so ist es kein Wunder, dass nach einigen Seiten das Hier und Jetzt vollkommen in den Hintergrund rückt und die Leserschaft sich vor Ort einfindet, um zwischen wunderschönen Ballkleidern, exquisiten Hotelzimmern und skurrilen Figuren eigene Ermittlungen zu betreiben.

Ein Tänzchen auf dem Zitronenball gleicht schon fast dem Tanz auf dem Vulkan, denn die Situation wird immer brenzliger. Doch Carlotta schafft es mit ihrem unvergleichlichen Charme immer wieder, die Schärfe aus allem herauszunehmen und die Wogen zu glätten. Zugegeben, ihre Ermittlungsmethoden sind mehr als unkonventionell und ab und an mit einer großen Portion Augenzwinkern versehen, aber genau diese humorige Herangehensweise bringt frischen Wind in die Krimi-Landschaft. Es geht nicht bierernst und verbissen zu , sondern die italienische Lebensart und ein gewisses Flair sorgen dafür, dass eine Wohlfühlatmosphäre entsteht, die immer wieder durch spannende Momente und unvorhergesehen Ereignisse unterbrochen wird .

Es macht einfach unglaublich viel Spaß, gemeinsam mit Carlotta und Fabio durch die Gässchen von Limone zu streifen, ihrem Liebesgesäusel zuzuhören und die einzelnen Puzzelteilchen an den richtigen Platz fallen zu lassen. Die Krimi-Reihe ist nicht nur die perfekte Urlaubslektüre, sondern stillt auch ein bisschen das Fernweh.


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Veröffentlicht am 28.05.2024

Das Leben ist zu kurz für irgendwann

Glück für Wiedereinsteiger
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40 Jahre mit dem Traummann verheiratet sein, darauf ist Thea schon irgendwie richtig stolz. Aber was ist aus der Leidenschaft, aus den Abenteuern und den vielen großen Träumen geworden, die in all dieser ...

40 Jahre mit dem Traummann verheiratet sein, darauf ist Thea schon irgendwie richtig stolz. Aber was ist aus der Leidenschaft, aus den Abenteuern und den vielen großen Träumen geworden, die in all dieser Zeit nur darauf gewartet haben, endlich in Erfüllung zu gehen ? Für Thea und Ronny steht fest, dass unmittelbar nach ihrem Jubeltag getrennte Wege gehen, um endlich das zu tun, was schon viel zu lange aufgeschoben worden ist. Aber können beide wirkliche alles Vertraute hinter sich lassen ??


Nachlassende Körperspannung, graue Haare und das Gefühl, irgendwann im Leben eine Abzweigung verpasst zuhaben, während alle anderen auf der Überholspur winkend vorbeigezogen sind einigen von uns bestens bekannt. Carla Berling widmet sich in ihrem neuen Roman auf sehr humorvoller Weise diversen Gedanken, die Frauen in der zweiten Lebenshälfte unmittelbar begegnen.

Ihre Geschichte ist so herrlich frisch und frech erzählt, hält echte Schenkelklopfer für die Leser;innen bereit und ist dabei unglaublich ehrlich und direkt. Viele Lesende werden sich in der Handlung wiederfinden und nickend der weiblichen Hauptfigur Thea zustimmen, wenn sie nach dem Sinn des Lebens ab 60 sucht. Es ist allerhöchste Eisenbahn, endlich einmal den eigenen Träumen und Sehnsüchten nachzugeben und die ausgelatschten Pfade der Alltagsroutine zu verlassen.

Der Anfang vom Ende öffnet dabei neue Türen und Sichtweisen und Thea lernt, auf sich und ihre Bedürfnisse zu hören. Zwar kommt alles anders als geplant, denn Pläne sind dazu da, um über den Haufen geworfen zu werden, aber genau diese neue Freiheit, die Neugier und der Heißhunger auf das Leben geben Thea eine unglaubliche Energie, die sie so nie für möglich gehalten hätte.

Die Charaktere sind wundervoll überspitzt gezeichnet, schießen allerdings manchmal über das Ziel hinaus. Die Handlung selbst zeigt, dass jeder neue Weg mit einem ersten Schritt beginnt und es nur ein bisschen Mut braucht, um den neuen Lebensabschnitt mit vielen neuen Erkenntnissen, Erfahrungen und Erinnerungen zu gestalten.


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Veröffentlicht am 26.05.2024

Bildstarkes Märchen für Erwachsene

Das Echo der Gezeiten
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Tilla will sich nicht in die vorgefertigten Schubladen der 1950er Jahre pressen lassen. Sie pfeift auf alle Konventionen und möchte nur eines: ihre Freiheit in allen Zügen genießen. Das kann sie am besten, ...

Tilla will sich nicht in die vorgefertigten Schubladen der 1950er Jahre pressen lassen. Sie pfeift auf alle Konventionen und möchte nur eines: ihre Freiheit in allen Zügen genießen. Das kann sie am besten, wenn sie sich in die Tiefen des Meeres begibt und dort nach den Spuren der Vergangenheit sucht. Sie ahnt nicht, dass sie schon bald in eine faszinierende Welt voller Abenteuer und Magie eintauchen wird...


Es gibt nur wenige Bücher, die den Ruf des Meeres mit einem Hauch von Magie und Dramatik verbinden, wie "Echo der Gezeiten". Rebekka Frank hat mit ihrem Roman ein bildstarkes Märchen für Erwachsene zu Papier gebracht, das schon nach wenigen Seiten seine Faszination entfaltet. Die Erzählweise ist mit einem Hauch Mystik durchzogen und erschafft so eine ganz besondere Stimmung.

Aber eben genau diese mystische Stimmung ist es, die mich manchmal nicht richtig abholt und so finde ich zu Nes keine echte Verbindung. Sie bliebt mir seltsam fremd, wirkt wie eine nebelverschleierte Figur aus einem wunderschönen Traum und so lese ich zwar aufmerksam, aber doch mit ein wenig Abstand ihre Geschichte.

Anders ergeht es mit bei Tilla. Sie hat eine mitreißende Art an sich, die ansteckend ist und so gelingt es ihr schon nach wenigen Augenblicken, mich mit ihrer Begeisterung für das Meer, das Tauchen und die aufregende Unterwasserwelt einzunehmen. Wenn Tilla auf der Bildfläche erscheint, füllt sie die Seiten mit ihrer Präsenz, auch ohne große Worte zu verlieren.

Die Wechsel zwischen dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit sind fließend im Übergang, sodass sich die Leser.innen gut am jeweiligen Schauplatz einfinden und orientieren können. Die Fantasy-Komponente überwiegt aber für meinen Geschmack zu deutlich, sodass manches zu gewollt wirkt. Das führt dazu, dass einige Aktionen unglaubwürdig erscheinen und so ab und zu der Lesespaß ein wenig ausgebremst wird.

Ansonsten aber eine wirklich schön erdachte Erzählung, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Wer Fantasy-Romane mag, der wird sich mit diesem Buch wohl fühlen und in andere Welten eintauchen können - 3,5 Sternchen

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