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Veröffentlicht am 29.10.2023

Natur - so idyllisch, so brutal

Talmäander
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Lena Frings schriebt in ihrem Buch nicht nur von den idyllischen Flussschleifen, die eine Augenweide sind und sich tief und prägend nicht nur in die Flusslandschaften, sondern auch ins Gedächtnis der Menschen, ...

Lena Frings schriebt in ihrem Buch nicht nur von den idyllischen Flussschleifen, die eine Augenweide sind und sich tief und prägend nicht nur in die Flusslandschaften, sondern auch ins Gedächtnis der Menschen, die dort leben, geprägt haben. Doch Lena Frings hat einen ganz besonderen Bezug zur Ahr, ist sie doch dort aufgewachsen.

Ihr Buch ist somit eine Kindheitserinnerung, die jäh vom tragischen Hochwasser des Jahres 2021 durcheinander geworfen wird und eine Auseinandersetzung mit eben jenem Ereignis, das auch deshalb so zerstörend und mit aller Wucht auf das Ahrtal trifft, weil es eben jene Flussmäander sind, die der Mensch immer wieder beschneidet, um sich die Natur Unteran zu machen.

Frings führt die Leser:innen durch die Stationen ihrer Kindheit, mit denen liebevolle Momenten verbunden sind und erzählt die Geschichte eines Ortes, der von und mit dem Fluss lebt. Auch der Wiederaufbau, der noch immer anhält und noch lange nicht abgeschlossen sein wird, spielt eine wichtige Rolle und hier wird die junge Autorin sehr deutlich, ohne belehrend zu wirken.

Der Aufbau kann immer nur im Einklang mit der Naut erfolgen, denn die Folgen des Klimawandels lassen immer häufiger Bäche und Flüsse über die Ufer treten. Das Lesen der Landschaft, der Flüsse und ihrer natürlichen Läufe, Schleifen und Mäander ist unbedingt notwendig, um zukünftige Unwettern eben nicht eine so große Angriffsfläche zu bieten.

So klein das Buch auch ist, so intensiv sind die Worte und Gedanken, die nachdenklich stimmen, aber trotzdem nicht erdrückend wirken. Ergänzt mit einer Vielzahl an interessanten Illustrationen und Zeichnungen, wunderschönen idyllischen Fotos und Aufnahmen vom Hochwasser , fordert das Buch zum Überdenken des eigenen Handels auf und hinterlässt deutliche Spuren.

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Veröffentlicht am 27.10.2023

"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste." - Heinrich Heine -

Andromeda
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Mit den ersten Schritten in den Stockholmer Verlag Rydéns öffnet sich für Studentin Sofie eine Welt, in der die Fantasie, aufregende Geschichten und kleine Schätze Zuhause sind. Auch wenn sie sich erst ...

Mit den ersten Schritten in den Stockholmer Verlag Rydéns öffnet sich für Studentin Sofie eine Welt, in der die Fantasie, aufregende Geschichten und kleine Schätze Zuhause sind. Auch wenn sie sich erst freischwimmen muss merkt sie schon bald, dass die von Verlagsleiter Gunnar auf der Taufe gehobenen Reine "Andromeda" etwas ganz Besonderes ist. Denn in dieser Reihe dürfen sich die Worte mit ihrer ganzen Wucht entfalten, einhüllen und verzaubern. Aber der Höhenflug endet abrupt, als Gunnar stirbt und Sofie plötzlich wieder auf sich alleine gestellt ist....


Es gibt viele Bücher über Bücher und die große Kunst ist es, etwas zu kreieren, das einzigartig und besonders ist, um inmitten der vielen beschriebenen Buchseiten zu leuchten. Und genau das ist Therese Bohamn mit "Andromeda" gelungen. Im Buch befindet sich eine wunderschöne Metapher, die ganz genau beschreibt, was mir beim Lesen dieses Romans passiert - ein Buch wie eine Flaschenpost, die gefunden werden will und ihren Schatz nach dem Öffnen zugänglich macht.

Dabei gelingt es Bohmann, viel zwischen den Zeilen einließen zu lassen und trozdem klare Aussagen zu treffen, die die Leser:innent umgarnen und bezirzen. Ein Buch, das eine eher ungewöhnliche Beziehung zwischen einer jungen Studentin und ihrem in die Jahre gekommenen Vorgesetzten auf eine ganz intime, aber nicht bloßstellende Art beleuchtet und nicht zwischenmenschliche Interessen, sondern die gemeinsame Verbundenheit zum geschriebenen Wort in den Vordergrund stellt.

Sofie blüht regelrecht auf und mit jedem Buch, das in der "Andromeda"-Reihe als Stern am Bücherhimmel funkeln darf, funkelt auch Sofie etwas mehr. Viele werden die Beziehung der beiden kritisch betrachten, fußt sie doch auf einer gewissen Abhängigkeit. Aber hier über Moral und Ethik zu urteilen, wäre falsch und es liegt einzig und allein der Fokus auf der positiven Entwicklung, die Sofie aus dieser Beziehung ziehen kann.

Das Buch bietet viele interessante Einblicke, ist eine Hommage an die Welt der Bücher und die, die es möglich machen, uns immer wieder darin zu verlieren. Manches ist ein wenig sperrig im Ausdruck, aber trotzdem sehr lesenswert :)

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Das gegenseitige Aufrechnen der Unmenschlichkeit entschuldigt nicht für die eigene Barbarei. Harold Nash

Wasserfallsturz
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Es ist ein Fall, der es in sich hat. Franzi Fürst steht vor einem Rätsel, denn wie sonst lässt es sich erklären, dass jemand, der Höhenangst hat, zum Wasserfall geht und dann dort unglücklich in die Tiefe ...

Es ist ein Fall, der es in sich hat. Franzi Fürst steht vor einem Rätsel, denn wie sonst lässt es sich erklären, dass jemand, der Höhenangst hat, zum Wasserfall geht und dann dort unglücklich in die Tiefe stürzt. Für die Chefinspektorin steht fest, dass hier eine andere Person nachgeholfen haben muss, aber warum ? Je tiefer Franzi in die Recherchen eindringt, desto mehr Fragezeichen tun sich auf. Ein Fall, der auf Rache aufgebaut ist, die ganz weit zurück reicht...


In "Wasserfallsturz" steckt so viel mehr drin, als der Klappentext zunächst vermuten lässt. Nicht nur, dass Franzi mit ihrer Rückkehr in den Heimatort selbst mit alten Wunden konfrontiert wird, sondern sie muss kleinste Puzzleteilchen zusammensuchen, um in die Tiefen das Falles vorzudringen.

Die Autorin ermöglicht ihren Leser;innen eine ganz aussergewöhnliche Perspektive und lässt sie an den Gedanken einer Wachkoma-Patientin teilhaben, die sich zurück ins Leben kämpft. Gerade diese Passagen gehen ganz tief unter die Haut und sorgen für ein unglaublich intensives Leseerlebnis.

Der Fall selbst ist vielschichtig, genau wie seine Figuren. Wind strickt einen Plot, der vor der landschaftlich schönen Kulisse nicht nur eine dunkle Vergangenheit zum Vorschein bringt, sondern auch das ein oder andere Geheimnis, was bisher gut verschleiert worden ist, wird gelüftet. Es geht um das Hintenanstellen von persönlichen Befindlichkeiten, einem perfiden Plan, der taktisch klug ausgearbeitet ist und die Frage nach der Schuld, die die Nachkriegsenkel:innen unbewusst mit sich tragen.

Es gibt viel Handlungsstränge, die abwechslungsreich und spannend gestaltet sind und sich nach und nach ineinander verflechten wie die einzelnen Strähnen eines Zopfes. Daraus entsteht ein Plot, der zum einen die dunkelste Zeit unserer Vergangenheit beleuchtet und zum anderen zeigt, dass diese Wunden nie verheilen. Wie weit reichen die Konsequenzen eines freundschaftlichen Versprechens, wenn mittlerweile mehr als 70 Jahre vergangen sind ?!

Neid und Missgunst, Schuld und Rache sind die Grundthemen dieses Kriminalromans, der leise, aber eindringlich erzählt wird. Und genau deswegen berührt er und stimmt sehr nachdenklich.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Wer einmal lügt...

Meine Lüge ist deine Wahrheit
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Dass einmal eine harmlose Postkarte ihr ganzes Seelenleben durcheinander bringen wird, hätte Elena nie für möglich gehalten. Zwar sieht es so aus, als wäre der kurze Kartengruß einfach nur salopp hingekritzelt, ...

Dass einmal eine harmlose Postkarte ihr ganzes Seelenleben durcheinander bringen wird, hätte Elena nie für möglich gehalten. Zwar sieht es so aus, als wäre der kurze Kartengruß einfach nur salopp hingekritzelt, aber hier weiß jemand, wie er Unruhe und Angst schüren kann. Doch Elena ist nicht alleine mit diesem unguten Gefühl im Bauch, auch ihre Freundinnen Teresa und Miriam erinnern sich zurück an einen Sommer, dessen Ereignisse sie lieber gestern wie heute für immer vergessen würden....


Kerstin Ruhkieck weiß ihre Leser;innen von Beginn an in Alarmbereitschaft zu versetzen und ihnen das Gefühl zu geben, dass mit dem Aufschlagen der ersten Buchseite das Unheil von Zeile zu Zeile mitschwingt und immer größer wird. Sie schafft eine atmosphärisch dichte Stimmung, die mit kalten Fingern nach den Lesenden greift und sie fest umschlungen hält.

Das ganze Buch ist ein kluger Schachzug aus Lügen, Intrigen und Manipulation, die sich wie ein Spinnennetz immer feiner verweben und menschliche Abgründe sichtbar werden lassen. Die Autorin kurbelt ordentlich das Kopfkino an und spielt mit den Gefühlen ihrer Leserschaft, denn das was hier wie Ungeziefer aus den Ecken und Winkeln kriecht, sind viele kleine, aber nicht minder fiese Gemeinheiten und Geheimnisse, die es in sich haben.

Auch legt Ruhkieck ein hohes Erzähltempo vor, das manchmal keine Zeit zum Atem holen lässt und dadurch noch mehr den Nervenkitzel schürt. Es sind mitunter sehr unangenehme Einblicke und schockierende Enthüllungen , die die Schreibende für ihre Leser;innen bereit hält. Hier wird wirklich an den Nerven gekratz und gezerrt, sodass ein raffinierter Thrill mit subtiler Bösartigkeit entsteht, der verstörenden, provokativ und jederzeit spannend ist.

Manchmal hält sich allerdings nicht ganz die Balance zwischen Spannung und Entspannung, sodass es auch mal ganz ruhige Momente im Verlauf der Handlung gibt, die im Vergleich zu den dramatischen und fesselnden Elementen fast ein wenig reizlos wirken. Alles in allem ein sehr raffiniert gesponnenes Buch, das unter die Haut geht und die Begriffe Freundschaft und Moral in ein ganz anderes Licht rückt.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Ich bin eine Mischung, die ist ziemlich lecker, aus Albert Einstein und Arnold Schwarzenegger (EAV)

Misthaufensportler-Mord
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So ein Schweinsbraten ist schon eine leckere Sache, hinterlässt aber deutliche Spuren auf Noah Hofers Hüfte. Da hilft nur eines - ran an den Speck, auch im Lockdown. Dass sich der Kommissar damit nicht ...

So ein Schweinsbraten ist schon eine leckere Sache, hinterlässt aber deutliche Spuren auf Noah Hofers Hüfte. Da hilft nur eines - ran an den Speck, auch im Lockdown. Dass sich der Kommissar damit nicht nur auf dünnem Eis bewegt, sondern auch gleich noch verdächtigt macht, ahnt er nicht. Der Pöttl Erwin sackt nicht nur ordentlich Kohle ein, sondern ziert jetzt auch noch als Leiche seinen eigenen Misthaufen. Der Hofnoah kommt in die Bredouille...


Mord und Totschlag müssen keine ernste Sache sein und Bernhard Winkler legt mir "Misthaufensportler"-Mord" den besten Beweis vor, dass jede Menge sarkastischer Humor und und schräge Typen beider Geschlechter das Krimi-Genre ordentlich aufwirbeln können.

Nicht nur, dass Reviersinspekor Noah Hofer unter seinem Uznamen Hofnoah (= Hofnarr) zu leiden hat, auch seine etwas aus der Form geratenene Figur macht ihm das Leben schwer. Mich erinnert der Hofer Noah ein wenig an Danny Kaye in seiner Paraderolle als der "Hofnarr" und das Zitat "Der Wein mit der Pille ist im Becher mit dem Fächer. Der Pokal mit dem Portal hat den Wein gut und rein." schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf herum. Passt irgendwie zur ganzen Handlung, denn Winkler stiftet mit seinen schrägen Unikaten ordentlich Verwirrung.

Mit der Figur des Hofer Noah zeigt uns nämlich der Autor, dass selbst der etwas träge Ermittler sich zum Narren machen kann und genau das kostet der Schreibende mit jeder Seite seines humorigen Krimis aus. Ich habe selten so gelacht und mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt, wie in diesem Buch. Hier liefern sich die Figuren pointierte Verbalduelle, nehmen sich gegenseitig auf die Schippe und trotzdem ist eine gewisse Ernsthaftigkeit dabei, wenn es ums Ermitteln geht.

Der Fall geizt nicht mit frischen Ideen und biete auch genügend Möglichkeiten, eigene Ermittlungen anzustellen, um den Hofnoah vor der drohenden Strafversetzung zu retten. Gemeinsam mit der Meininger Bettina, die ihm immer wieder mal ordentlich übers Mundwerk fährt, versucht er nämlich, den Täter dingfest zu machen. Es gibt viele falsche Fährten, die geschickt angelegt sind, um den Täter zu tarnen. Die Kochlöffel schwingende Mutter vom Hofer Noah gefällt mir ebenfalls gut, versucht sie doch ihrem "Bub" eine gesunde Lebensweise schmackhaft zu machen.

Den Vergleich mit dem Eberhofer-Franz braucht der Noah nicht zu scheuen, kommt aber nicht ganz an dessen Qualitäten heran. Wer gerne Schwarzhumoriges mit Regionalem und einem Hauch Krimi liest, findet hier kurzweilige Schmunzelmomente mit spannendem Biss.

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