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Veröffentlicht am 20.09.2023

Starke Figuren, die leider durch zu viele Worte erdrückt werden

Erinnerung und Lüge
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Mauduit ist ein Ort, der sich tief in das Gedächtnis einer jungen Wissenschaftlerin eingebrannt hat. Nicht etwa, weil er so wunderschön und heimelig ist, sondern, weil er Erinnerungen mit sich bringt, ...

Mauduit ist ein Ort, der sich tief in das Gedächtnis einer jungen Wissenschaftlerin eingebrannt hat. Nicht etwa, weil er so wunderschön und heimelig ist, sondern, weil er Erinnerungen mit sich bringt, die tiefe Narben auf der Seele hinterlassen haben. Doch statt dem vorgeblichen Zweck ihrer Reise nachzugehen, lernt die Wissenschaftlerin die Vergangenheit des Ortes auf ganz andere Art und Weise kennen. Denn Lottie, Hüterin des alten Herrenhauses, gewährt der Wissenschaftlerin nicht nur Unterschlupf, sie lässt sie auch unter die Decke aus Geschichten und Legenden schlüpfen, die sich nicht nur in den alten Gemäuern verstecken....


Anne-Marie Garat hat eine ganz besondere Gabe, denn sie spinnt mit Worten ein Netz, dass ihre Leser:innen regelrecht einfängt und sie erst loslässt, wenn der letzte Buchstabe gelesen ist. Zwischen den Seiten ist eine magische Stimmung, die alles verzaubert, was sich in der Nähe des Buches befindet. Das Ächzen von altem Gebälk, das Knistern der Holzscheite im Kamin und das Flackern der Flammen ist deutlich zu hören, wenn sich nicht nur die Wissenschaftlerin in die Gesellschaft der alten Lottie begibt, sondern die Lesenden lassen sich bereitwillig auf einem gemütlichen Kissen zu Füßen der Erzählerin nieder und lauschen gebannt ihren Worten.

Aber genau diese Erzählungen sind es, die auch ein Manko in diesem Buch darstellen. Garat hat ein Faible für sogenannte Tatzelwurmsätze, die scheinbar endlos sind und sich zeilenweise aus dem Füllhorn ihrer Feder ergießen. Es sind mitunter so viele Informationen darin enthalten, die es den Lesenden nicht einfach machen, diese alle auf einen Blick zu erfassen und zu verarbeiten. Oftmals muss ein Satz mehrmals gelesen werden, um den Inhalt komplett zu verstehen und zu verarbeiten. Der Schreibstil ist hypnotisierend und poetisch zugleich, kommt aber nicht immer direkt auf den Punkt, sodass oftmals die Konzentration flöten geht.

Und das ist sehr schade, denn die Autorin hat mit ihren beiden Hauptfiguren zwei außergewöhnliche Charaktere entwickelt, die starke Signale aussenden und die Leser:innen regelrecht anziehen wie ein Magnet. Die Macht des geschriebenen und gesprochenen Wortes, das mal faszinierend, mal verstörend sein kann, wird von der Autorin als sehr lebendiges Werkzeug eingesetzt und so gelingt es ihr, das Auseinandersetzen mit der Familiengeschichte und den Ereignissen der Vergangenheit der Protas auf die Lesenden zu übertragen.

Garat macht Geschichte erlebbar, auch wenn sie manchmal die Kurve verpasst an der sie abbiegen müsste, um den Faden nicht zu verlieren.. Düster, ansprechend, geheimnisvoll und manchmal schwer zu lesen - ein Buch, das zeigt, wie Erinnerungen manchmal zu einer neuen Wahrheit verschmelzen, um das Gewesene leichter zu ertragen.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Jede Enttäuschung öffnet die Augen und verschließt das Herz

Brief vom Vater
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Rosa lebt ein kleines beschauliches Leben, arbeitet als Frisörin und kann ihr Glück kaum fassen, dass ausgerechnet Schützenkönig Sigi sie als seinen größten persönlichen Sieg ansieht. Nach der Geburt von ...

Rosa lebt ein kleines beschauliches Leben, arbeitet als Frisörin und kann ihr Glück kaum fassen, dass ausgerechnet Schützenkönig Sigi sie als seinen größten persönlichen Sieg ansieht. Nach der Geburt von Sohn Severin wird aber aus dem Glück langsam aber sicher eine Beziehung, die sich immer mehr ins Aus bugsiert. Erst mit Klaus kommt wieder Glanz und Ansehen ins Rosas Welt. Im Verlauf der Jahre muss Rosa aber tatenlos mit ansehen, wie auch ihr zweiter Mann von den Tücken der Zeit eingeholt wird und sich verändert. Ist Glück wirklich wie ein Vogerl, das sich nicht dauerhaft einfangen lässt ?


Mit "Brief vom Vater" legt Gabriele Kögl einen sehr gesellschaftskritischen und zugleich melancholischen Roman vor, der nicht nur tiefe emotionale Einblicke in das Leben von Rosa enthält, sondern auch auf das Innenstadtsterben aufmerksam macht, von dem wir alle betroffen sind.

Dabei ist ihr die Figur der Rosa wirklich sehr gut gelungen und Kögl ermöglicht ihren Leser;innen, in Herz und Gedanken ihrer Prota zu lesen wie in einem offenen Buch. Von der ersten Verliebtheit über Resignation bis hin zur bitteren Erkenntnis am Ende des Buches ist Rosa eine Art Weggefährtin, die viele Stationen ihres Lebens mit den Lesenden teilt. Dabei geht die Autorin wirklich nicht zimperlich mit ihren Figuren und der Leserschaft um, prangert das Konsumverhalten und den damit verbundenen Konsequenzen genauso an wie die Tatsache, dass hinter einer schönen Fassade oftmals eine hässliche Fratze wohnt, die irgendwann zum Vorschein kommt.

Tragische Figur ist dabei Severin, der seinen Platz im Leben und im Herzen seines Vaters nie wirklich so richtig gefunden hat. Er muss regelrecht dabei zusehen, wie sich das Bild seiner eigentlichen Familie nachhaltig verändert, gehört nie ganz dazu und verliert trotzdem nach und nach alles, woran sein Herz hängt. Ein mehr als bittere Erfahrung, die ihn prägt und die er nicht überwinden kann. Erst recht nicht, als er nach dem Tod seines Vaters dessen letzte Worte liest, die sein Herz in tausend Stücke bersten lassen.

Es sind leise, aber doch eindringliche Worte, mit denen die Autorin dieses manchmal doch sehr ironische Buch füllt, die vielleicht aber genau deswegen sehr tief gehen. Oberflächlichhkeit, Bussi-Bussi-Gesellschaft, Aufstieg und Fall ihrer Figuren sowie emotionale Kälte und Abgestumpftheit verursachen Betroffenheit, sind aber im Grunde nichts anderes, als unser aller Alltag. Wie oft verurteilen wir jemanden, den wir gar nicht richtig kennen nach Aussehen, Erfolg oder Niederlage und merken dabei nicht, dass unser Verhalten und unsere Verachtung eine verletzende Enttäuschung für unser gegenüber ist, dessen Herz sich nach und nach immer mehr verschließt, obwohl der die Welt mit anderen Augen sieht.

Auch wenn der Grundkonsens sehr traurig und ernst ist, gelingt es Figur Rosa, sich freizuschwimmen und hinter die Masken zu blicken, die ihr soviel Leid verursacht haben. Ein Roman, der sich deutlich vom Mainstream abhebt und durch sein "Anderssein" zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Der Schreibstil nimmt der Geschichte ganz viel Atmosphäre

Eines Tages finden wir nach Hause
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Endlich ist der Krieg vorbei und Peggy kann es kaum erwarten, dass Jimmy zurück in die USA reisen kann. Doch das Wiedersehen gestaltet sich komplett anders, als sich die junge Frau es sich wieder und wieder ...

Endlich ist der Krieg vorbei und Peggy kann es kaum erwarten, dass Jimmy zurück in die USA reisen kann. Doch das Wiedersehen gestaltet sich komplett anders, als sich die junge Frau es sich wieder und wieder ausgemalt hat. Der Mann, der vor ihr steht, ist so ganz anders als der Jimmy, den sie kennt. Ein geheimnisvolles Foto einer Unbekannten könnte der erste Hinweis darauf sein, was Jimmy im Krieg erlebt hat...


Lynn Austin widmet sich in "Eines Tages finden wir nach Hause" einer sehr ereignisreichen Geschichte, die sich vor allen Dingen um die grausamen Ereignisse dreht, für die der braune Sumpf verantwortlich ist. Doch so schlimm die Gräueltaten auch sind, Austin kann die Schrecken und Narben auf der Seele einfach nicht richtig transportieren.

Ihr Schreibstil wirkt manchmal sehr steril, fast unbeholfen, und das führt dazu, dass sich die Figuren von den Leser;innen entfernen, anstatt sie vollkommen an ihrer Lebensgeschichte teilhaben zu lassen. Die christliche Perspektive wird sehr vehement von Austin vertreten, steht aber konträr zu einigen Handlungen, die die Protas recht freimütig tätigen. Hierauf näher einzugehen, ohne zu spoilern, ist so gut wie unmöglich, aber es sei angemerkt, dass das Eheversprechen hier mehr als salopp behandelt wird.

Während der Erzählstrang mit den Figuren Peggy und Jim sehr gut lesbar und voller Emotionen, Glaubenskrisen, den Folgen einer PTBS und vielen bewegenden Gedanken ist, kann der zweite Handlungsstrang in Bezug auf die Figur Gisela mich leider nicht für sich einnehmen. Auch wenn das, was ihr aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herkunft widerfahren ist, unmenschlich und furchtbar ist, gelingt es der Autorin nicht ganz, diese Prota so zu gestalten, dass ihre Geschichte bewegt und berührt. Hier bleiben die Leser:innen aussen vor, betrachten alles wie durch eine dicke Glaswand und können keine echte Verbindung zu Gisela aufbauen.

Machen Szenen im Buch sind sehr düster und schwer, legen sich wie Blei auf die Lesenden und sorgen für einen doch eher dunkel Wolke, die über dem Buch schwebt. Peggy leuchtet aber wie ein kleines Hoffnungslicht, dass auch in den schwierigsten Zeiten Trost spendet.

Die Idee zum Buch gefällt , die Umsetzung ist allerdings noch ausbaufähig.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Aufschlussreiche und interessante überarbeitete Neuauflage

Right Plant - Right Place
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Der Klimawandel macht auch vor unseren Gärten nicht Halt und es ist umso wichtiger, diese nachhaltig zu bepflanzen. Beth Chatto gilt mit ihren Ideen als Vorreiterin der nachhaltigen Gartenbepflanzung und ...

Der Klimawandel macht auch vor unseren Gärten nicht Halt und es ist umso wichtiger, diese nachhaltig zu bepflanzen. Beth Chatto gilt mit ihren Ideen als Vorreiterin der nachhaltigen Gartenbepflanzung und hat mit ihren Beth Chatto Gärten in England bewiesen, dass die Berücksichtigung von den Gegebenheiten vor Ort Hand in Hand mit Nachhaltigkeit und Erhalt der Artenvielfalt gehen.

Ihre Ideen für nachhaltige Gartenbepflanzung wurden schon einmal in einem Buch zusammengefasst, jetzt komplett neu überarbeitet und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. In den einzelnen Kapiteln zeigt das Autoren-Duo, welch glückliches Händchen Beth Chatto einst bewiesen hat, um aus ihrem Garten ein wahres Paradies für Pflanzen und Bäume zu machen. Sie hat ihr Motto "Die richtige Pflanze am richtigen Ort" mehr als beherzigt und die Auswahl der Bepflanzung danach getroffen. Alles ist nach ökologischen Prinzipien gestaltet, wirkt dabei nicht künstlich und genormt, sondern besticht durch eine überbordende Fülle an üppigen Blüten und kräftigem Wuchs, die scheinbar willkürlich wächst und gedeiht.

Auch wenn im Rückblick manches nicht funktioniert hat und die ein oder andere Bepflanzung den Gegebenheiten vor Ort nicht Stand gehalten hat, so sind es doch diese Erkenntnisse, die uns heute weiterbringen. Pflanzen gedeihen eben am besten in einer Umgebung, die ihrem natürlichen Ursprung nahe kommen und genau auf dieser Grundlage fußt dieses Buch.

Was folgt ist eine Augenreise durch abwechslungsreiche Gartenbereiche, die in Kiesgarten, Wassergarten, Schattengärten, Reservoirgarten, Waldgarten, Geröllgarten, auf offene Wege und andere interessante Zonen im Garten führt. Ein Fest für alle Sinne, denn es öffnen sich opulente Garten(t)räume, die zum Rasten und Verweilen einladen und das Auge immer wieder erfreuen.

Ergänzt wird das Buch mit Pflanzanleitungen für die einzelnen Bereiche und einem umfassenden Pflanzenverzeichnis, das so gut wie keine Wünsche offen lässt, um den eigenen Garten nicht nur naturnah, sondern an die geänderten klimatischen Verhältnisse angepasst zu bepflanzen.

Mehr als empfehlenswert und unverzichtbar für alle Gartenliebhaber;innen.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

„Wenn Glückseligkeit eine Farbe sein könnte, wäre es heute Amalfiblau“ - Lisa Fantino

Die Küche von Amalfi
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Ein Kochbuch, das wie ein Versprechen nach Sommer, Glückseligkeit, Sonne und ganz viel Genuss klingt - genau das ist "Die Küche von Amalfi". Schon allein das zauberhafte Cover lässt den stressigen Alltag ...

Ein Kochbuch, das wie ein Versprechen nach Sommer, Glückseligkeit, Sonne und ganz viel Genuss klingt - genau das ist "Die Küche von Amalfi". Schon allein das zauberhafte Cover lässt den stressigen Alltag vergessen und die Gedanken in die Ferne schweifen. Das Rauschen des Meeres ist leise im Hintergrund zu vernehmen, während sich die Augen beim Panoramablick von der Terrasse der Unendlichkeit nicht satt sehen könne.Die leicht glitzernde blaue Schrift des Buchtitels spiegelt sich im Licht und zaubert wunderschöne Effekte.

Klappt man das Buch auf, ergießt sich ein wahres Füllhorn an mediterranen Gerüchen, intensiven warmen Farben, sonnendurchtränkten Impressionen von der Mittelmeerküste im Süden Italiens und köstlichen Gerichten, die das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Es sind für die Region typische Gerichte, die äußerst schmackhaft und bekömmlich sind und Fans der mediterranen Küche begeistern. Beim Durchblättern der abwechslungsreichen Rezepte wird die Sehnsucht nach dem nächsten Sommerurlaub in Positano oder Ravello geweckt. Es fällt leicht, sich der Zubereitung zu widmen, denn sowohl die praktischen Zutatenlisten als auch die verständlichen Beschreibungen der Umsetzung sind für alle geeignet, die gerne selbst kochen - egal, ob Neuling am Herd oder mit bereits vorhandener Kocherfahrung.

Das Kochbuch bietet jede Menge Abwechslung, sodass Liebhaber;innen der italienischen Küche zwar das ein oder ander bekannte Gericht finden, aber trotzdem immer wieder auf Neue überrascht werden. Denn Ursula Ferrigno weiß verführerisch mit frischen Zutaten zu zaubern, zeigt variantenreiche Rezeptideen, die mit Pfiff und einem Hauch Sehnsucht versehen sind.

Bei "Spaghetti mir Zitrone und Crème double", "Amalfi-Pizza", "Brotsalat mit Tomate und Mozzarella" oder "Sommerlicher Gemüseeintopf" lässt sich der Urlaub auf die heimische Terrasse holen und den Sommer einfach ein Stückchen verlängern. Wer Ideen für den nächsten gemütlichen italienischen (Koch-)Abend mit Freunden sucht, wird hier ganz viele Inspirationen finden.

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