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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

kurzweilig und äußerst unterhaltsam

Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte
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Göran Borg, frisch sowohl geschieden als auch arbeitslos, läßt sich etwas mehr hängen als sonst; sein Freund Erik, der als Reiseleiter eine Indienreise begleitet, nimmt ihn einfach mit, um ihn auf andere ...

Göran Borg, frisch sowohl geschieden als auch arbeitslos, läßt sich etwas mehr hängen als sonst; sein Freund Erik, der als Reiseleiter eine Indienreise begleitet, nimmt ihn einfach mit, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Dort bringt ihm sein neuer bester Freund Yogi nicht nur das indische Leben, die vielen Götter und eine neue Sicht der Wahrheit nahe, sondern lehrt ihn darin, auf seinen inneren Gott zu hören und zu akzeptieren, dass alles seinen Sinn hat. Der Leser begleitet Göran während des ereignisreichsten Jahres seines Lebens, in dem er zu sich selber, eine neue Liebe und nicht zuletzt auch eine neue Arbeit findet und beginnt Indien, das er zunächst haßte, zu lieben.


Mir hat das Buch sehr gut gefallen; es ist sehr witzig geschrieben, äußerst kurzweilig erzählt, bietet sehr ausgewogen vielfältige Einblicke in das bunte und turbolente Leben, das nicht nur aus Glitzer, Reichtum, Luxus und Schönem besteht, sondern auch Slums und Kinderarbeit beeinhaltet. Sehr gefallen haben mir die Darstellungen Yogis Ansichten zu diversen Themen, seine religiösen Deutungen und seine außergewöhnlichen Strategien.

Veröffentlicht am 15.09.2016

passagenweise sehr anstrengend zu hören

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
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Die meisten werden das Buch vom Hundertjährigen, „der aus dem Fenster stieg und verschwand“ kennen, weshalb ich gar nicht großartig auf den Inhalt eingehen werde; es geht hier vielmehr um die Aufbereitung ...

Die meisten werden das Buch vom Hundertjährigen, „der aus dem Fenster stieg und verschwand“ kennen, weshalb ich gar nicht großartig auf den Inhalt eingehen werde; es geht hier vielmehr um die Aufbereitung des Buches als Hörspiel und nicht um das Hörbuch.

Das Buch habe ich nicht gelesen, aber weil mir viele so begeistert davon berichtet haben, war ich ganz neugierig auf diese Hörspiel-Fassung. Leider konnte diese mich so gar nicht fesseln, denn ich fand sie sehr anstrengend und chaotisch. Lange Passagen wurden mit drei oder vier verschiedenen Tonspuren dargestellt: Hintergrundmusik, Hintergrundgerede z.B. auf Französisch, Erzähler oder Gespräche, bei denen mehrere gleichzeitig sprechen und ein zeitgleiches Hintergrundrauschen, ähnlich dem Brummen eines Laserschwertes, was vielleicht einen nostalgischen Sound der Archivaufnahmen vermitteln sollte, dann noch simultan Musikeinspielungen – das alles gleichzeitig hat mich ziemlich überfordert und jedesmal war ich froh, wenn diese Passagen der Reizüberflutung beendet waren. Leider habe ich dadurch abschnittweise wahrscheinlich nicht den kompletten Inhalt wahrgenommen. Die Einspielungen der Radiomeldungen waren ähnlich anstrengend, was mir ein Mithörer der 3. CD auch bestätigte; von ihm, der das Buch gelesen hat, weiß ich nun, dass diese Passagen im Buch selber gar nicht so aufgekratzt inszeniert wurden, sondern sich wohl sehr interessant lesen lassen, im Gegensatz zu Hörspiel sehr charmant zu lesen und anscheinend auch stellenweise ausführlicher beschrieben sind. Die Abschnitte, die „nur gesprochen“ wurden fand ich sehr erfreulich und gelungen, das Hörspiel insgesamt konnte mich trotzdem nicht ganz überzeugen. Die Geschichte selber war schon interessant, erinnerte auch mich an Forrest Gump.

Vor Kurzem habe ich das Hörbuch über den „Mörder Anders“, gelesen von Jürgen von der Lippe, gehört und war ganz begeistert davon; dieses war auch der Grund, dieses Hörspiel zu hören. Für mich muß ich feststellen, dass mir diese ruhigen und pointierten Lesungen, also Hörbücher, viel mehr zusprechen als eine eher pompöse und aufgekratzte Inszenierung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

guter, solider Krimi, jedoch etwas schwächer als der erste Fall

Fuchskind
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Bei Annette Wieners „Fuchskind“ handelt es sich um den zweiten Krimi um Gesine Cordes, einer ehemaligen Kriminalkommissarin , die seit dem Tod ihres Sohnes vor zehn Jahren als Friedhofsgärtnerin arbeitet ...

Bei Annette Wieners „Fuchskind“ handelt es sich um den zweiten Krimi um Gesine Cordes, einer ehemaligen Kriminalkommissarin , die seit dem Tod ihres Sohnes vor zehn Jahren als Friedhofsgärtnerin arbeitet um dem Grab ihres Sohnes nahe zu sein, außerstande, es aufzusuchen.

An einem besonders nebligen Herbsttag entdeckt Gesine auf dem Friedhof einen in einer Babyschale ausgesetzten Säugling unter einem Busch. Später erfährt sie, dass ungefähr zeitgleich eine nackte Frauenleiche im Haltestellenwartehäuschen vor dem Friedhofshaupteingang entdeckt wurde, der Friedhofspförtner einem Anschlag zum Opfer fiel, möglicherweise, weil er Teile des Tathergangs beobachtet hat – oder hängen die beiden Funde vielleicht gar nicht zusammen? Plötzlich kreuzt Gesines Exmann immer wieder ihren Weg und es bleibt lange fraglich, inwieweit er mit den Verbrechen zu tun hat.
Die Kommissarin Marina Olbert ermittelt wieder, wobei Gesine engagiert hilft, nicht, ohne sich selber in Gefahr zu bringen.....


„Kaninchenherz“, die erste Folge dieser Reihe, hatte mich total begeistert und ich habe mich lange auf den zweiten Fall gefreut; „Fuchskind“ wird auch spannend und flüssig erzählt, die Geschichte ist in sich schlüssig, bleibt für mich aber etwas hinter dem Debüt zurück, bei dem verschiedene Zeitstränge und retardierende Momente bis zum Schluß vorkamen, was ich hier ein wenig vermißt habe – viel zu früh war ich dieses Mal auf der richtigen Spur. Auch in diesem zweiten Fall hat Annette Wieners wieder Steckbriefe von eher alltäglichen, aber sehr giftigen Gartenpflanzen mit Wirkung und Gegenmitteln eingefügt, was mir sehr gut gefällt: diese Seiten lockerten den Krimi auf und hatten immer Bezug zum Roman.
Obwohl es sich um einen abgeschlossenen Krimi handelt, wird es leichter fallen, Gesines Probleme, Ängste und Beweggründe zu verstehen, wenn man bereits „Kaninchenherz“ gelesen hat.

Fazit: guter, solider Krimi, jedoch etwas schwächer als der erste Fall

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessant zu lesen

Ein Schieferdecker auf der Flucht
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Klaus-Rainer Martin war Anfang der 60er Jahre als Praktikant in einem Obdachlosenheim tätig; dort erzählte ihm an mehreren Abenden der ehemalige Schieferdecker Johann Schwarz seine Lebensgeschichte, beide ...

Klaus-Rainer Martin war Anfang der 60er Jahre als Praktikant in einem Obdachlosenheim tätig; dort erzählte ihm an mehreren Abenden der ehemalige Schieferdecker Johann Schwarz seine Lebensgeschichte, beide unterhalten sich über Schicksal, Vorherbestimmung und eigene Entscheidungsmöglichkeiten. Schwarz erlaubte, seine Geschichte nach 50 Jahren zu veröffentlichen, wenn niemand der Betroffenen mehr lebt und bat darum, die verwendeten Namen zu ändern.

Erzählt wird also Johann Schwarz' Lebensgeschichte, von seiner Kindheit in Frankfurter Hafenviertel, seiner Ausbildung zum Schieferdecker in Wermelskirchen und seiner Flucht am Tag der geplanten Hochzeit ( 15.05.1937) mit der von ihm schwangeren Tochter seines Chefs. Von nun an ist Schwarz immer wieder auf der Flucht, versucht den Krieg zu überleben, in Österreich, Jugoslawien, Griechenland, Nordafrika..., berichtet von den Kriegswirren und seinen Erlebnissen als Flüchtling, Kriegsgefangener, Heimkehrer und, welche Arbeiten er nach Kriegsende ausgeübt hat, z.B. in der Autofabrik in Dingolfingen, aber auch von Kriegseinsätzen seines Vaters, die er aus Unterlagen zusammengestellt hat. Da Schwarz als Kriegsversehrter mit Beinprothese schwer Arbeit findet, bettelt er ohne Prothese vor Kaufhäusern, hat als persönliche Freiheit immer noch sein Gogomobil, das er in früheren Zeiten zum Mitarbeiterpreis kaufen konnte und mit dem er nun als Heimat- und Obdachloser von einer „Herberge zur Heimat“ zur nächsten fährt, auf Arbeit hofft und über sein Leben nachdenkt...

Das Buch kommt mit 118 Seiten recht dünn daher und doch enthält es so viele Informationen über die Geschichte des Nationalsozialismus und Nachkriegseuropas; es ist flüssig geschrieben, läßt sich genauso flüssig lesen und man mag es gar nicht aus der Hand legen bis man es beendet hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

hervorragend erzählt und fesselnd bis zum Ende

Was ich euch nicht erzählte
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'Lydia ist tot', das weiß der Leser vom ersten Satz des Buches an. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Lydias Leben in den Spätsechzigern und 70er Jahren erzählt und das ihrer Familie, einer Zeit, ...

'Lydia ist tot', das weiß der Leser vom ersten Satz des Buches an. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Lydias Leben in den Spätsechzigern und 70er Jahren erzählt und das ihrer Familie, einer Zeit, in der Mischehen und Mischlingskinder in den USA kaum akzeptiert wurden. Es geht um Entscheidungen, Erlebnisse, Ängste und dem Gefühl des Anders- und Ausgegrenztseins, das auch ihre Eltern bereits in den 50er Jahren erlebten. Ihre Mutter träumte von einer Tätigkeit als Ärztin und war damit ihrer Zeit weit voraus; ihr Vater fiel als Asiat immer wieder auf, war dem Spott und Abgrenzung ausgesetzt. Und soviel hat sich dann an sozialer Akzeptanz in den wenigen Jahrzehnten nicht getan: Lydia und ihre beiden Geschwister fallen immer noch durch ihr Aussehen auf und ihre Eltern versuchen permanent, Lydia in ein 'besseres Leben' zu helfen, stellen sie in den Mittelpunkt der Familie und überschütten sie mit ihren ehemaligen Wünschen und Zielen.
Leider mangelt es in dieser Familie aber am Vermögen, mit einander zu reden, sich auszutauschen und auf einander einzugehen....

Celeste Ng setzt aus vielen einzelnen Fragmenten ein sehr realistisches Bild der Familie zusammen, erstellt ein Psychogramm der Familie, zeigt auf, welche Auswirkungen Nichtgesagtes haben kann. Jedes Familienmitglied kennt höchstens einen Teil der Wahrheit und nur der Leser kann sich aus den Puzzleteilen ein Bild zusammen setzen und erfährt, was wirklich passiert ist. Klar und deutlich zeigt Celeste Ng auf, wie jedes Familienmitglied in den Strukturen und Regeln der Familie gefangen ist, wie eigene, nicht gelebte Träume andere in diese zwingen können und wie hilflos Kinder ihren Eltern ausgeliefert sein können und auf ihre eigenen Träume verzichten, zum 'Wohl der Eltern'; immer wieder mußte ich an Heilkoptereltern denken, also eine durchaus zeitlose Familientragödie, die Celeste Ng hervorragend erzählt, fesselnd vom Anfang bis zum Ende.

Ein Buch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen kann, bevor man es zu Ende gelesen hat.