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Veröffentlicht am 24.05.2018

Der letzte Zeuge

Der Pate von Glasgow
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Tartan Noir at its best:

Denzil Meyrick hat mit seinen Erzählungen rund um DCI Jim Daley von der Mordkommission Glasgow eine tolle neue Krimireihe ohne Schottlandkitsch vorgelegt. „Der Pate von Glasgow“ ...


Tartan Noir at its best:

Denzil Meyrick hat mit seinen Erzählungen rund um DCI Jim Daley von der Mordkommission Glasgow eine tolle neue Krimireihe ohne Schottlandkitsch vorgelegt. „Der Pate von Glasgow“ ist der zweite Band dieser Reihe, der erste Teil heißt „Tödliches Treibgut“, und es gibt auch noch eine Vorgeschichte – „Die Mädchen von Strathclyde“.
Meines Erachtens kann man den „Pate(n) von Glasgow“ aber relativ gut ohne Vorkenntnisse lesen, da der Roman über eine einigermaßen klare Erzählstruktur verfügt.

Worum geht’s?

- DCI Jim Daley brachte einst die gefürchtete Unterweltgröße James Machie zur Strecke. Machies kriminelles Imperium war weit verzweigt, es umfaßte neben dem Vereinigten Königreich auch das europäische Festland. Nach seiner Verhaftung und Verurteilung wurde Machie während eines Gefangenentransports erschossen. Oder etwa doch nicht? Denn fünf Jahre nach dem Vorfall treibt ein brutaler Rächer sein Unwesen; er hat es auf die Kronzeugen abgesehen.
DCI Jim Daley schiebt seit seiner Versetzung ins kleine Kinloch eigentlich eine ruhige Kugel, das hektische Glasgow scheint vergessen. Doch mit der brutalen Mordserie ändert sich alles …

Das Grundgerüst der Erzählung ist so neu nicht und die storyline Ein -eigentlich- tot -geglaubter - Gangster -begibt- sich -auf -einen- blutigen -Rachefeldzug kennt man auch aus anderen Reihen des Genres. Meyricks Geschichte konnte mich dennoch fesseln, denn der Autor legt ein hohes Erzähltempo vor, der Thriller ist auch unglaublich spannend. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, sie verfügen über street credibility, was sie in meinen Augen glaubwürdig macht. Mein Favorit war aber das tolle setting; die Krimihandlung wird außerdem durch eine Prise Humor aufgelockert. Die Lektüre wird nie langweilig, durch raffinierte plot twists nimmt die Erzählung unerwartete Wendungen. Das Ende ist jedoch offen; dies muss man mögen. Mich hat es nicht gestört, dass noch Raum für Interpretationen und eine mögliche Fortsetzung blieb.

Fazit: „Der Pate von Glasgow“ bietet spannende Unterhaltung. Ich konnte den Thriller kaum aus der Hand legen. Der nächste Teil der Reihe steht schon auf meiner Wunschliste!







Veröffentlicht am 14.05.2018

Unter der Sonne Afrikas

Kenia Valley
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„Kenia Valley“ von Kat Gordon ist eine vielschichtige Erzählung, ein Coming of Age Roman vor historischem Hintergrund. Ich lese besonders gerne Geschichten, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ...

„Kenia Valley“ von Kat Gordon ist eine vielschichtige Erzählung, ein Coming of Age Roman vor historischem Hintergrund. Ich lese besonders gerne Geschichten, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt sind, und meine liebste Perspektive ist die des Ich-Erzählers. Daher passt „Kenia Valley“ genau in mein Beuteschema ...



Worum geht’s ?

- Die Familie Miller zieht von Schottland nach Kenia, welches in den 1920er Jahren noch eine britische Kolonie ist. Die weiße Oberschicht führt ein privilegiertes Dasein voller Dekadenz. Dieses Leben fasziniert den Teenager Theo Miller, während seine Schwester Maud nicht ganz so euphorisch ist. Theo ist selig, als er in den inneren Kreis des Happy Valley Set vordringen kann. Jeunesse dorée! Die amerikanische Erbin Sylvie und ihr Ehemann Freddie, der mit Sylvie die bestmögliche Partie gemacht hat, machen es Theo aber auch nicht schwer; sie pfeifen auf bürgerliche Moralvorstellungen. Theos Vater ist für den Ausbau der Eisenbahn im kolonialen Kenia verantwortlich, während sein Sohn dem süßen Nichtstun frönt. Nur widerwillig kehrt Theo für sein Studium nach Schottland zurück, und es bleibt bei einem vergleichsweise kurzen Intermezzo,denn der junge Schotte kann es kaum erwarten, wieder kenianischen Boden betreten zu können.

Doch bei seiner Rückkehr ist nichts mehr so, wie es war …



„Kenia Valley“ fand ich klasse. Ich interessiere mich für Geschichte, und dieses Drama ist mehr als schnöder Afrikakitsch. Ein Teil der britischen Historie wird abgebildet, auch die faschistische Bewegung, die in Großbritannien jedoch nie die Oberhand gewann, wird tangiert.

Stilistisch ist der Roman ebenfalls gut gemacht. Die Figuren sind interessant, sie haben Stärken und Schwächen; manche sind keine Sympathieträger, andere entwickeln sich und wachsen über sich selbst hinaus.

Afrikas Minderheitsbevölkerung lebt, als gäbe es kein Morgen. Doch es ist ein Tanz auf dem Vulkan…



Fazit:



Kat Gordons Roman „Kenia Valley“ hat ganz klar die volle Punktzahl verdient. Die Geschichte hat mich berührt, die Figuren habe ich bewundert und gehasst. Der Roman ist keine trockene Abhandlung, vielmehr eine mitreißende Erzählung, in welcher menschliche Stärken und Schwächen analysiert werden. Die historisch-politischen Umwälzungen fungieren dabei als eine Art Katalysator. So soll ein gutes Buch sein. Sehr gerne empfehle ich „Kenia Valley“ zur Lektüre und zum Weiterlesen „Kolonialismus“ von Jürgen Osterhammel.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Sinnlich & Romantisch

Unsichtbare Fesseln
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Zwischendurch lese ich gerne mal Romane aus dem Young Adult Genre. Es kommt aber selten vor, dass mir die Geschichten wirklich gut gefallen. „Unsichtbare Fesseln“ von Katelyn Faith habe ich aber gerne ...

Zwischendurch lese ich gerne mal Romane aus dem Young Adult Genre. Es kommt aber selten vor, dass mir die Geschichten wirklich gut gefallen. „Unsichtbare Fesseln“ von Katelyn Faith habe ich aber gerne gelesen, obwohl der Titel doof ist. ?

Romane aus dem Genre haben oft einen märchenhaften Touch, manche Elemente würden im wirklichen Leben einfach nicht funktionieren. Aye, but a girl can dream…
In „Unsichtbare Fesseln“ sind die Figuren im Vgl. zu anderen Büchern des Genres richtig gut ausgearbeitet, wenn man mal davon absieht, dass sie in gewisser Weise auch Typen entsprechen. Der Roman hat mich wirklich gut unterhalten, denn er war romantisch, lustig, sinnlich und spannend.
Die Handlung ist in London angesiedelt: Die Protagonistin hat sich in einen Kollegen verguckt. Ella hat Mathematik studiert und einen Job als Buchhalterin ergattert. Eigentlich könnte für die eher zurückhaltende junge Frau alles bestens laufen, wäre da nicht ihr Nachbar Dave Hunter, der sie mit seiner täglichen Bettakrobatik um den Schlaf bringt.
Er ist Musiker in einer Band und mit seinen Tattoos und Piercings der Inbegriff des bad boy, der verboten gut aussieht. Er verspricht Ella, ihr bei der Eroberung ihres Kollegen zu helfen. Ella bekommt ein make over und verbringt immer mehr Zeit mit Dave. Doch eines Tages wird aus Freundschaft mehr…
Manches im Roman war mir zu dick aufgetragen und auch etwas widersprüchlich bzw. unlogisch konstruiert. Etwa Ellas Vergangenheit und Daves Beschäftigung. Der Rockmusiker ist eigentlich ein Topmanager, der als Twen schon soviel Geld verdiente, dass er fortan vom Spielen in einer Band leben kann, mitten in London in einer tollen Wohnung leben kann . „Der kleine Prinz“ wird auch ständig genannt, wobei ich denke, dass es eher ein Kultbuch für Deutsche und nicht für Briten ist. Überhaupt hat die Autorin ihren Protagonisten viele Probleme angedichtet: Scheidungstraumata, Schüchternheit, Todesfälle …you name it!
Zum Glück fällt das in der Gesamtschau nicht sehr ins Gewicht, da auch die Nebenfiguren gut ausgestaltet sind, etwa Ellas Freundinnen. Manche Figuren habe ich richtig ins Herz geschlossen. Die erotischen Szenen sind wirklich sinnlich, aber es gibt auch eine spannende Handlung. Glücklicherweise verzichtet die Autorin auf SM- Gedöns. Ich war während der Lektüre nie gelangweilt, denn „Unsichtbare Fesseln “ bietet alles: Liebe, Romantik, Erotik und die Figuren bleiben nicht statisch; vielmehr durchlaufen sie eine Entwicklung. Für das Buch vergebe ich 4,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen. Young – Adult – Fans werden diesen Roman lieben!

Veröffentlicht am 18.04.2018

Uhtred, Sohn des Uhtred

Das letzte Königreich
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Die Wikinger hinterließen Spuren in ganz Europa, so wurden etwa auf Rügen Schmuckstücke gefunden (Thorshammer, Armreifen), die wohl König Harald Blauzahn (die Bluetooth – Technologie mit den Runenzeichen ...

Die Wikinger hinterließen Spuren in ganz Europa, so wurden etwa auf Rügen Schmuckstücke gefunden (Thorshammer, Armreifen), die wohl König Harald Blauzahn (die Bluetooth – Technologie mit den Runenzeichen könnte man als Hommage sehen) gehörten.

Die Netflix – Serie „The Last Kingdom“ habe ich daher sehr gerne geguckt. Da es eine Buchverfilmung ist, wollte ich unbedingt die literarische Vorlage lesen, um zu sehen, wie sich die beiden Versionen unterscheiden.

Im neunten Jahrhundert haben die Dänen fast alle englischen Königreiche (damals sprach man noch nicht von England, der Autor nennt der Einfachheit halber das Territorium in seiner Gänze so) besetzt und unterworfen, den Anfang nahm das Ganze mit der Plünderung des Klosters Lindisfarne im Jahre 793. Einzig das Königreich Wessex unter König Alfred (dem Großen) leistet noch Widerstand.

Uhtred von Bebbanburg wird, nachdem sein Bruder und Vater in der Schlacht getötet worden sind, vom Wikinger Ragnar gefangen genommen. Er muss schwere körperliche Arbeit verrichten, doch Ragnar zieht ihn und die Mitgefangene Brida wie eigene Kinder auf, und so wird der Adelsspross zu Uhtred Ragnarsson; er assimiliert sich und betet die nordischen Götter an, wobei er mit dem Volksglauben, der mit dem Christentum konkurrierte, schon in seiner Heimat Kontakt hatte, da es hieß, dass seine Familie von Wotan abstamme. Uhtred und Brida werden von den Engländern gerettet, sie selbst empfinden es als Entführung, da sie bei den Wikingern ein relativ freies Leben führten. Es geht hin und her, mal kämpft Uhtred gegen die Dänen, mal für sie. Und er scheint sich auch als Däne zu fühlen, daher fand ich seine Handlungen im Buch teils unlogisch und wankelmütig.

König Alfred möchte sich die Innenansichten des jungen Mannes zunutze machen, etwas über die Kampftechnik der Nordmänner erfahren; außerdem soll der aus Northumbria stammende Fürstensohn zum Christentum zurückfinden. Obwohl er vom Geistlichen Beocca zweimal getauft wurde, glaubt er nämlich an die heidnischen Götter und hält sein Thorshammer – Amulett in Ehren. Als Ragnar von seinem Schiffsmeister Kjartan getötet wird und man den Mord Uhtred zur Last legt, ist für den Fürstensohn klar, dass er seinen Besitz, die Ländereien und die Burg zurückholen will, was nicht so einfach ist, da sein Onkel ein Kopfgeld auf den Erben ausgesetzt hat und ihm nach dem Leben trachtet…

„Das letzte Königreich“ ist eigentlich eine Coming – Of – Age Geschichte. Der Ich – Erzähler blickt auf sein Leben zurück und lässt die Ereignisse Revue passieren. Diese Erzählperspektive lässt das Ganze authentisch wirken, denn der Autor Cornwell erzählt eine fiktive Geschichte, die sich aber an historischen Fakten orientiert, im Zentrum steht dabei die Gründung Englands. In der heutigen säkularen Zeit ist es sehr spannend zu sehen, wie wichtig der Glaube für die Menschen war. Gemäß der nordischen Mythologie glaubt der Protagonist daran, dass das Leben von schicksalhaften Ereignissen bestimmt werde. Das Christentum mit seinem monotheistischen Ansatz steht im krassen Gegensatz zum Paganismus, und so geht es im Roman auch um Glaubensfragen, wobei ich finde, dass auf die Kirche, die immerhin ein Bildungsträger war und identitätsstiftende Funktion besaß, kein gutes Licht fällt, vielleicht zu Unrecht. Der Kult um Odin wird hingegen meines Erachtens zu positiv dargestellt.

Der Autor zeigt aber auf, dass eben die Geistlichen dem Analphabetismus zu trotzen versuchten. So will etwa Pater Beocca dem Helden das Lesen beibringen. Auch König Alfred setzt auf die Alphabetisierung. Überhaupt fand ich die Figuren Alfred und Beocca fast spannender als die Hauptfigur.

Die Handlung ist von brutalen Passagen und plastischen Schlachtszenen geprägt, auch verweist der Autor für meinen Geschmack etwas zu bildlich auf Alfreds Darmbeschwerden. Positiv finde ich aber, dass es im ganzen Roman keine schwülstigen Liebesszenen gibt.

Die Geschichte ist sehr spannend, aber ich hätte mir zum Teil doch eine Straffung gewünscht. Insofern finde ich die Verfilmung fast gelungener als das Original. Andererseits finde ich es schade, dass die Figur Beocca für die Serie aufgehübscht wurde und dass Uhtred, der im Buch ein Blondschopf ist, im Film dunkelhaarig ist.

Der Roman „Das letzte Königreich“ ist in der Gesamtschau ein toller Auftakt zu einer zehnteiligen Reihe, die ich gerne zur Lektüre empfehle!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Jakobas Geschichte

Die Arznei der Könige
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Sabine Weiß entführt den Leser mit ihrem Roman „Die Arznei der Könige“ ins vierzehnte Jahrhundert.
Jakoba, eine junge Adelige, lebt in einem Kloster. Es erfüllt sie mit großer Freude, Menschen helfen ...

Sabine Weiß entführt den Leser mit ihrem Roman „Die Arznei der Könige“ ins vierzehnte Jahrhundert.
Jakoba, eine junge Adelige, lebt in einem Kloster. Es erfüllt sie mit großer Freude, Menschen helfen zu können. Schmerzen lindern, heilen, das ist Jakobas wahre Bestimmung. Eines Tages erscheint Jakobas Bruder und verlangt von ihr, sich neu zu binden. Nur widerwillig geht Jakoba die arrangierte Ehe ein, und ihr Mißtrauen scheint berechtigt – ihr Gatte behandelt sie äußerst schlecht und schreckt auch nicht davor zurück, die stolze Frau zu schlagen.
Der verhaßte Ehemann fällt eines Tages einem Unfall zum Opfer. Die junge Frau von hohem Stand muss fliehen, um nicht des Mordes bezichtigt zu werden.
Auf der Flucht lernt sie einen „Theriak“ – Krämer kennen. Jakobas Weg führt sie nach Paris, Arnold unterstützt sie bei ihren Plänen. Auf ihrer Reise lernt Jakoba auch ihre Seelenschwester Mona kennen. Bald hat Jakoba den Ruf einer angesehenen Heilerin, sogar Könige verlangen nach dem Theriak, das bald als „Arznei der Könige“ gilt. Jakobas erneuter sozialer Aufstieg birgt jedoch Gefahren – nicht jeder gönnt ihr den Erfolg, und so muss sie vielen Gefahren trotzen…

Sabine Weiß, die Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften studierte, vermischt geschickt Fakten mit Fiktion. Es gab „Jakoba die Glückliche“ wohl tatsächlich, und die Autorin macht sie in ihrem Roman zur Protagonistin und Sympathieträgerin. Natürlich gibt es in der Erzählung viele Elemente, die man auch aus anderen historischen Romanen kennt – despotische Ehemänner, eine gefährliche Reise, Freunde und Widersacher, Knechte und Könige. Trotzdem ist „Die Arznei der Könige“ eine farbenprächtige und lesenswerte Erzählung. Man kann bei der Lektüre sogar noch etwas lernen: „Theriak“ war mir vor der Lektüre gänzlich unbekannt, und ich habe mich sehr darüber gefreut, beim Lesen meinen Horizont erweitern zu können.
Die Sprache des Romans liest sich absolut flüssig, die Figuren sind gut ausgearbeitet.

Wird Jakoba ihr Glück finden?

Das könnt ihr bei der Lektüre des historischen Romans selbst herausfinden, mich hat die Erzählung ganz wunderbar unterhalten.