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Veröffentlicht am 17.02.2023

Pures Lesevergnügen für kleine und große Mädchen

Die wilden Pferde von Rydal Hill - Leuchtende Hügel
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Valerie, die Hauptfigur in dem Roman „Die wilden Pferde von Rydal Hill“, braucht eine Auszeit: von ihrem stressigen Leben in Deutschland und vor allem von Pferden, denn es ist etwas vorgefallen, was sie ...

Valerie, die Hauptfigur in dem Roman „Die wilden Pferde von Rydal Hill“, braucht eine Auszeit: von ihrem stressigen Leben in Deutschland und vor allem von Pferden, denn es ist etwas vorgefallen, was sie gänzlich aus der Bahn geworfen hat. Sie besucht ihren Bruder, der im Lake District in England mit seiner Freundin eine Schaffarm führt und begegnet: Pferden. Einer charmanten Ponyherde, die auf den Fells wie Wildpferde ein freies Leben führt. Und sie begegnet Ben, einem mysteriösen Jungen, Einzelgänger und Besitzer der Ponyherde. Doch obwohl er alles gibt, für seine Herde zu sorgen, passiert ein Unglück nach dem anderen, sodass sein Vater beschließt, die Herde zu verkaufen. Damit beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, die Ponyherde zu retten, und zwar nicht nur vor dem drohenden Verkauf …
Warnung! Wer die ersten Seiten gelesen hat, will gar nicht wieder aufhören. Die Story und die Erzählkraft der Autorin ziehen den Leser so in ihren Bann, dass er alles um sich vergisst. Er brennt darauf, zu erfahren, wie die Story um Valerie und Ben weitergeht, die Geheimnisse um Valeries Vergangenheit, aber auch um das Schicksal der wilden Pferde von Rydal Hill, das schon im Jahre 1923 seinen Lauf zu nehmen begann, zu lüften.
Bei aller Spannung aber vermittelt das Buch auch eine Ruhe und verschafft dem Leser eine wohltuende Auszeit von allem ringsum. Die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, die liebevolle Ausgestaltung der Figuren und ihres Lebens in den Dörfern im Lake Distrikt und die Schilderungen der schon fast magisch anmutenden Begegnungen mit den Ponys nehmen jeden Leser gefangen. Auf wunderbare Weise hält dieses Buch, was Lesen verspricht: eine heilsame Reise in die Welt der Phantasie.
Einziges Manko: auf eine Fortsetzung müssen alle begeisterten Leseratten, von denen das Buch viele verdient, bis Herbst warten. Aber das Warten lohnt sich bestimmt!

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Veröffentlicht am 05.02.2023

"Einsamkeit ist keine Farbe und auch nie nur ein Moment."

Saubere Zeiten
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Einer der Sätze aus dem Roman „Saubere Zeiten“ von Andreas Wunn, die mich mit am meisten beeindruckt haben. Und einsame Menschen findet man in dem Roman genügend: den Erzähler Jakob Auber, dem die Mutter ...


Einer der Sätze aus dem Roman „Saubere Zeiten“ von Andreas Wunn, die mich mit am meisten beeindruckt haben. Und einsame Menschen findet man in dem Roman genügend: den Erzähler Jakob Auber, dem die Mutter schon als kleines Kind verloren ging und der damit auch den Vater irgendwie verloren hat, der seine Beziehung verliert und auch seine zwei ältesten Freunde, Ben und Theresa. Und auch sie wirken sehr einsam in ihrem Leben. Er findet – auf der Spurensuche nach seiner Familiengeschichte – Bella, die auch sehr einsam in Brasilien lebt, sie hat ihren Sohn verloren und lange Zeit zuvor schon ihre Eltern und ihre Heimat. Und kaum hat er sie gefunden, da verliert er auch sie schon wieder. Diese Einsamkeit scheint sich von Generation zu Generation zu vererben. Ob es Jakob gelingt, seinen eigenen Sohn davor zu bewahren?
Als sein Vater stirbt, hinterlässt er dem Erzähler ein Zimmer voller Erinnerungen, voller Tagebücher des Großvaters und voller eigener Tonbandaufnahmen. So erfährt Jakob Hintergründe zu Aufstieg und Niedergang seines Großvaters, dem großen Waschpulvererfinder von „Auber macht sauber“, von der Jugend seines Vaters Hans und von Bella, die auf vielfältige Weise mit den Aubers verbunden ist. Er beginnt diese Geschichte aufzuschreiben, um auch die eigene Geschichte besser zu verstehen.
Zweimal nennt der Erzähler seinen eigenen Vater einen guten Erzähler mit dem Blick für das Detail. „Zwar verzichtete er auf Adjektive und jede Art von Ausschmückung, aber wenn er zum Beispiel von Bella erzählte, gelang es ihm, sie vor meinen Augen erstehen zu lassen.“ Mit diesem Satz lässt sich auch der Erzählstil des Autors gut beschreiben. Er erzählt schlicht und leise, aber sehr nachdrücklich. Er lässt viel Platz für die eigenen Gedanken und Gefühle des Lesers und erschafft mit seiner Geschichte einen Sog, dem sich der Leser kaum entziehen kann. Er begibt sich mit dem Erzähler tief in die Geschichte seiner Familie und erlebt sie mit ihm, er lernt viel über ihn und über sich, aber vor allem, dass es kein Waschmittel gibt, dass, auch wenn es noch so sauber macht, die Geschichte reinwaschen kann und dass diese Geschichte, die Menschen prägt, ob sie von ihr wissen oder nicht, seil sie -wie Bella sagen würde – in ihren Körpern ist: „Alles, was wir tun, und alles, was wir sehen, und alles, was wir hören ist in unserem Körper. Das Leid und die Freude. Die Liebe und da Glück. Und auch das Grauen. Es ist alles in uns drin. Es bleibt alles in uns drin. Und wir müssen lernen, damit umzugehen. Und auch mal was rauszulassen.“

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Besser als der erste Teil

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Im zweiten Band der Reihe um Gut Erlensee geht es um Cäcilia, die im ersten Band als Halbwaise und Patentochter des Familienvaters auf das Gut kam. Im zweiten Band kämpft sie um ihre Anstellung als Lehrerin ...

Im zweiten Band der Reihe um Gut Erlensee geht es um Cäcilia, die im ersten Band als Halbwaise und Patentochter des Familienvaters auf das Gut kam. Im zweiten Band kämpft sie um ihre Anstellung als Lehrerin und ihre Liebe zu dem jungen Physiker Jakob, die ihr das Lehrerinnenzölibat eigentlich unmöglich macht. Auch ein schreckliches Geheimnis aus ihrer Vergangenheit macht ihr das Leben schwer. Im ersten Teil der Reihe musste sich Margarethe, die älteste Tochter der Familie auf Gut Erlensee mit ähnlichen Schwierigkeiten herumschlagen, auch sie kämpfte für ihr Recht als selbständige Frau, die arbeiten geht und sich ihren Mann selbst aussuchen möchte. Während sich der Roman dabei die ganze Zeit im Kreis um diesen Konflikt drehte, so bietet der zweite Band eine klarere Handlungsführung mit Spannungsbogen, die den Leser einigermaßen mit durch die Geschichte nimmt. Allerdings ist auch hier sehr klar vorhersehbar, was passieren wird. So kann der Leser bereits aus Band 1 sehr sicher vermuten, welches Familiengeheimnis sich hier wie lösen wird. Und auch schon vor Erscheinen des dritten Bandes lassen sich recht klare Vermutungen anstellen, um wen es darum geht, wie diejenigen den herben Schicksalsschlag am Ende von Band 2 verkraften wird und wer sie dabei tröstet. Auch die Liebesgeschichte im 2. Band leidet ein wenig unter Rührseligkeit und Herzschmerz. Dabei sind die sprachlichen Bilder zum Ausdruck der Gefühlswelt manchmal recht kitschig.
Wer auf ein wenig Herzschmerz steht, wird aber ganz gut unterhalten und kann sich für ein paar nette Lesestunden an den idyllischen Erlensee träumen.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Ein Leben spannender als im Film

Agent Sonja
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Manchmal kann man sich nicht vorstellen, was Leute für Leben führen. Woher nehmen sie den Mut, die Leidensbereitschaft, aber auch die Skrupellosigkeit, Dinge zu erdulden oder Dinge zu tun, die ein Normalsterblicher ...

Manchmal kann man sich nicht vorstellen, was Leute für Leben führen. Woher nehmen sie den Mut, die Leidensbereitschaft, aber auch die Skrupellosigkeit, Dinge zu erdulden oder Dinge zu tun, die ein Normalsterblicher nur aus Romanen oder Filmen kennt?
Ein solches Leben führte Ursula Kuczynski. Schon als junges Mädchen weiß sie, was sie will und was sie nicht will. Sie ist eine glühende Anhängerin des Kommunismus und lässt sich weder durch die Worte ihres Vaters noch durch die Brutalität ihrer politischen Gegner davon abbringen. Als Spionin für die Russen unternimmt sie mehrere gefährliche Aktionen, gegen die Nazis, aber auch später im Kalten Krieg gegen die Amerikaner. Sie spürt den Geheimnissen des Atombombenbaus nach und liefert den Russen wertvolle Informationen für den Bau einer eigenen Bombe – um ein Kräftegleichgewicht zu schaffen und einen weiteren Krieg zu verhindern. Nach außen hin erahnt niemand, mit wem er es bei Ursula Kuczynski, Codename „Agent Sonja“ zu tun hat: sie ist liebende Mutter, fürsorgende Ehefrau und berühmt für ihre Scones.
Ähnlich wie die Protagonistin führt auch das Buch quasi ein Doppelleben. Bereits das Cover changiert zwischen typischer Krimiaufmachung und historischer Monographie aus dem englischsprachigen Raum: dicke rote Lettern vor grauen Hintergrund, der schwarze Umriss einer weiblichen Silhouette von hinten. Und auch vom Inhalt her glaubt der Leser, es eher mit einem Spionagethriller zu tun zu haben, wüsste er nicht, dass dies die Biographie einer unglaublichen Frau und die Darstellung eines spannenden Kapitels der Geschichte der Spionage im 2. und im Kalten Krieg ist. Packend, kenntnisreich und mitreißend erzählt! Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Babylon Kinderklinik Weißensee

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Der dritte Band der „Kinderklinik Weißensee“ spielt in den Jahren 1929/30, die Jahre der Erfindung des Penicillin und der sich dem Ende zuneigenden Weimarer Republik, wie man auch dem lesenswerten Nachwort ...

Der dritte Band der „Kinderklinik Weißensee“ spielt in den Jahren 1929/30, die Jahre der Erfindung des Penicillin und der sich dem Ende zuneigenden Weimarer Republik, wie man auch dem lesenswerten Nachwort der Autorin entnehmen kann.
Darin kämpfen die Schwestern Emma, Kinderkrankenschwester, und Marlene, Kinderärztin in der Klinik Weißensee, um ihr berufliches und privates Glück sowie um das Leben ihrer kleinen Patienten. Der Klinik droht ob sich häufender Beschwerden von Eltern über das mangelnde Klinikmanagement die Schließung. Beide Ehen der Schwestern stehen vor dem Aus. Marlene hat sich so in ihre Arbeit gestürzt, dass keine Zeit für Kinder bleibt, und auch Emmas Kampf als neue Oberschwester lässt ihr wenig Zeit für ihre Kinder, sodass ihr Sohn auf die schiefe Bahn gerät. Und auch die Männer scheinen sich auf Abwegen in der Liebe zu befinden. Hinzukommt noch das plötzliche Auftauchen des Vaters von Emma und Marlene, der die Familie schon früh im Stich gelassen hat und dem die Schwestern nicht wirklich vertrauen können: Meint er es wirklich ernst?
Eigentlich beinhaltet die Geschichte viele spannende Erzählstränge, allerdings werden diese immer wieder mal aufgegriffen, wieder fallengelassen und irgendwann fortgesponnen, ohne dass sie sich wirklich zu einem Strang verknüpfen. Dabei bleibt alles ein wenig im Oberflächlichen, gerade die Geschichte der Erforschung des Penicillin, die auf dem Einband als Marlenes große Herausforderung thematisiert wird, aber letztlich nur ein paar Seiten als Nebendarstellerin bekommt. Es überwiegen die rührseligen, melodramatischen Schilderungen des Gefühlslebens der beiden Schwestern und ihrer Familien. Die Geschichte mit dem Vater, der unter mysteriösen Umständen immer wieder auftaucht und verschwindet, ist wenig glaubwürdig. Noch abstruser ist die Story um die Entgleisung der Klinik unter der Leitung der neuen Pflegeleiterin Marie Luise Fischer. Auf einmal tragen alle Schwesternschülerinnen Schminke, Schmuck, wiegen die Hüften, betrinken sich, feiern die Nächte durch und residieren in kleinen Luxuszimmern, um ihre Motivation zu fördern und den Pflegeberuf beliebter zu machen. Das wirkt schon eher komisch in seiner Lächerlichkeit. Etwas weniger Kitsch und Rührseligkeit hätten aus den Ideen eigentlich einen guten Roman werden lassen können, zumal der historische Hintergrund genügend Spannung bietet, dass es solcher überdrehten Einfälle nicht bedurft hätte.

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