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Veröffentlicht am 11.04.2024

Eine Familie mit Geheimnissen

Meeresfriedhof
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Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Schiff der Hurtigroute von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Viele Menschen sterben dabei, auch der Reeder Thor „Store“ Falck. Seine Frau Vera und der kleine ...

Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Schiff der Hurtigroute von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Viele Menschen sterben dabei, auch der Reeder Thor „Store“ Falck. Seine Frau Vera und der kleine Sohn Olav werden aber gerettet. Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Sie hat sich kurz zuvor das Testament aushändigen lassen, das ebenfalls spurlos verschwunden ist. Olav macht sich Sorgen um das Erbe. Außerdem wurden Veras Memoiren vor Jahren vom Staatsschutz einkassiert. Olavs Tochter Alexandra, genannt Sasha, will die Wahrheit herausfinden, auch wenn sie damit ihrem Vater auf die Füße tritt.
Dies ist er erste Band aus der Falck-Saga-Reihe. Ich lese sehr gerne Thriller und mir hat dieses Buch gefallen, aber ich würde es eher nicht ins Genre Thriller einordnen. Der Erzählstil gefällt mir gut, auch wenn die volle Aufmerksamkeit beim Lesen gefordert ist, denn die Handlung ist komplex und die Handlungsorte und Zeiten wechseln immer wieder. Außerdem gibt es recht viele Personen, die auseinandergehalten werden müssen, doch da hilft der Familienstammbaum am Anfang des Buches.
Früher besaß die Familie Falck eine Reederei. Nun führt Olav Falck die einflussreiche Saga-Stiftung. Neben dem reichen Zweig der Familie in Oslo gibt es aber noch einen verarmten Teil in Bergen. Olav sorgt sich, dass seine Mutter das Testament geändert und die Familie in Bergen bedacht hat. So wirklich sympathisch war mir niemand in der Familie, aber genau das macht es interessant. Wie in vielen reichen Familien geht es auch hier um Macht und Geld. So kommt es auch zu Zwistigkeiten zwischen den Familienmitgliedern aus Oslo und Bergen. Jeder hat seine eigenen Interessen, die ihn antreiben. Sasha möchte die Wahrheit herausfinden und holt sich dazu die Unterstützung des norwegischer Soldaten John Omar Berg, der für den Geheimdienst gearbeitet hat und lange in einem Gefängnis im Irak gewesen war.
Zwischendurch gab es Wendungen, die mich überraschten, aber manches war auch vorhersehbar.
Mir hat diese komplexe und spannende Geschichte gut gefallen und ich bin gespannt, wie es mit den Falcks weitergeht.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Schneewittchen musste sterben

Norderney Mord. Ostfrieslandkrimi
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Kommissarin Fenna Hansen ist gerade erst auf Norderney angekommen, als sie schon ihren ersten Mordfall hat. Eine junge Frau in einem Schneewittchen-Kostüm wurde auf der Bürgermeisterwiese erschlagen. Kurz ...

Kommissarin Fenna Hansen ist gerade erst auf Norderney angekommen, als sie schon ihren ersten Mordfall hat. Eine junge Frau in einem Schneewittchen-Kostüm wurde auf der Bürgermeisterwiese erschlagen. Kurz vor ihrem Tod hatte die Frau an einem Fotoshooting im Rahmen der Wahl zur Miss Norderney teilgenommen. Bei den anderen Teilnehmerinnen hatte sich Paula Friese ziemlich unbeliebt gemacht, denn sie war der Meinung, dass nur sie als Einheimische ein Recht auf den Titel hatte. Aber ist das ein Motiv? Bei ihren Befragungen erfahren Fen und ihr Kollege Henning Petersen, dass angeblich auch verbotene Diätpillen im Spiel gewesen sein sollen. Aber die Obduktion bringt etwas zum Vorschein, was dem Fall eine brisante Wendung gibt.
Dies ist der Auftaktband der Reihe „Die Inselpolizisten“. Es hat Spaß gemacht, diesen Krimi zu lesen.
Fenna Hansen ist mit Henning Petersen nach ihrer Ausbildung auf Streife unterwegs gewesen. Erst ging er nach Norderney, dann holte er Fenna nach. Doch kaum ist sie angekommen, wird sie schon verletzt. Dabei hatte Henning extra gesagt, dass sie keine Alleingänge unternehmen soll, denn er achtet streng darauf, dass die Vorschriften eingehalten werden. Aber sonst versteht er sich gut mit Fen, was man auch an den lockeren Gesprächen der beiden feststellen kann. Aber zum Thema Privatleben sind beide ziemlich verschlossen.
Norderney ist voll auf Tourismus ausgerichtet und will den Urlaubern viel Unterhaltung bieten. Daher gibt es auch diese Misswahl, die von Sponsoren, der Leiterin Anne Schräder und auch den Teilnehmerinnen verbissen ernst genommen wird. Unter den Teilnehmerinnen herrscht Zickenkrieg, an dem die ehrgeizige Paula nicht ganz unschuldig war. Musste sie deshalb sterben?
Die Ermittlungen kommen nicht so recht voran, denn Verdächtige gibt es, aber sie haben ein Alibi. Also muss Fen mal wieder nicht ganz vorschriftsgemäß ihre Fühler ausstrecken.
Ein spannender und unterhaltsamer Krimi.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Absolut lesenswert!

Späte Ernte
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Lis wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hat sich einfach in den Zug gesetzt und ist geflohen. Dabei plagen sie Schuldgefühle. Anna hat den Hof von ihren Eltern übernommen und baut dort gegen ...

Lis wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hat sich einfach in den Zug gesetzt und ist geflohen. Dabei plagen sie Schuldgefühle. Anna hat den Hof von ihren Eltern übernommen und baut dort gegen alle Ratschläge alte Apfelsorten an. Sie produziert sortenreine Apfelsäfte und versucht, dabei etwas Besonderes zu schaffen. Auf dem Heimweg liest sie Lis auf und nimmt sie mit zu sich. Dabei stellt sie keine Fragen, sondern spannt Lis einfach in die Arbeit auf dem Hof ein. Mit der Zeit freunden sich die Frauen an, doch es dauert bis sich beide öffnen können.
Der Roman von Nicole Wellemin erzählt von zwei starken Frauen, die ihre Wunden und Schuldgefühle mit sich herumtragen und Zeit brauchen, um sich davon frei zu machen. Dabei nimmt sie uns mit auf den Apfelhof in den Bergen von Südtirol, der ein reales Vorbild hat. Ich habe viel über Äpfel und den Anbau mit all seinen Schwierigkeiten gelernt.
Dieser Roman beginnt mit einem bedrückenden Prolog. Lene, die Großmutter von Anna, behandelt ihre Tochter Gisela hart und lieblos. Immer wieder gib es zwischendurch Rückblenden, die von Lene und ihrem Mann Elias erzählen. Am Ende kann man Lene besser verstehen, aber gutheißen kann man ihr Verhalten nicht.
Auch Anna hat zu ihrer Mutter ein distanziertes Verhältnis, denn viel geredet wurde in ihrer Familie nicht. Dabei ist gerade das Unausgesprochene so wichtig. Sie ist früh von zu Hause weg und dann zurückgekommen, um den Hof zu übernehmen und nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen. In Lis findet sie eine Freundin, der sie sich nach einer Weile öffnen kann.
Lis hat etwas erlebt, vor dem sie nur noch fliehen wollte. Sie hat alle Verbindungen abgebrochen und ist eher zufällig in Südtirol gelandet. Für sie ist es ein Glück, dass sie Anna getroffen hat, denn Anna spürt, wie verletzt Lis ist und Lis ist froh, dass sie sich nicht erklären muss. Sie übernimmt Arbeiten, die sie in ihrem privilegierten Leben zuvor noch nie machen musste. Dabei hat sie Zeit zum Nachdenken. Mit Thea vom Dorfladen und mit Anna entsteht mit der Zeit eine Freundschaft, die ihr hilft, wieder zu sich selbst zu finden.
Mich hat dieses Buch von Anfang an gepackt und ich konnte mich gut in die Frauen hineinversetzen.
Ich kann diesen wundervollen Roman nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Die Frau an der Seite von Konrad Adenauer

Gussie
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Gussie liegt im Bonner Johannes-Hospital und weiß, dass ihr Leben zu Ende geht. Sie erinnert sich an die Zeit mit Konrad Adenauer. Sie lernte ihn im Haus ihrer Eltern kennen und heiratete den fast zwanzig ...

Gussie liegt im Bonner Johannes-Hospital und weiß, dass ihr Leben zu Ende geht. Sie erinnert sich an die Zeit mit Konrad Adenauer. Sie lernte ihn im Haus ihrer Eltern kennen und heiratete den fast zwanzig Jahre älteren, verwitweten Kölner Bürgermeister mit drei Kindern. Mit ihm bekommt sie fünf Kinder, doch der Erstgeborene stirbt kurz nach der Geburt, was sie ein Leben lang nicht verwunden hat. Sie steht ihrem Mann zur Seite, ganz besonders in den politisch schwierigen Zeiten nach Hitlers Machtübernahme. Ihrem Mann verhilft sie zur Flucht, nachdem man ihn verhaftet hat, und dann verrät sie ihn, um ihre Kinder zu schützen.
Es ist ein wunderbarer Roman über eine starke Frau, der einen berührt und manchmal fassungslos macht, der mich aber auf jeden Fall gefesselt hat, obwohl ich gar nicht einmal so viel Neues erfahren habe. Der Schreibstil von Christoph Wortberg ist sehr angenehm zu lesen, er fängt die Atmosphäre jener Zeit sehr gut ein. Zu Beginn jeden Kapitels finden wir Auszüge aus der Korrespondenz zwischen Gussie und ihrem Vater.
Auguste Zinsser kommt aus gut bürgerlichem Haus und hat ein inniges Verhältnis zu ihrem Vater. Auch wenn ihr abgeraten wird, so heiratet sie den viel älteren Konrad Adenauer. Sie liebt den verschlossenen Mann, ist seinen Kindern aus erster Ehe eine gute Mutter und muss dann unter den Politischen Verhältnissen so viel ertragen. Doch immer steht die lebensfrohe Frau zu ihrem Mann, der seine Überzeugungen hat und nicht von ihnen ablässt. Glücklicherweise haben sie Freunde, welche die gleichen Überzeugungen haben und ihnen zur Seite stehen. Aber die Nazis lassen sie nicht in Ruhe und Gussie muss eine Entscheidung treffen, die über ihre Kräfte geht.
Ich habe diese starke Frau bewundert, die zwar manchmal innerlich zerrrissen ist und oft Angst hat, aber trotzdem zu ihrem Mann steht und für ihre Familie kämpft. Doch ihre Gegner kennen keine Skrupel und keine Menschlichkeit.
Ein großartiger Roman, den ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Lesenswert!

Auf Erden
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Sunny ist in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Besonders zu ihrem Vater hat sie eine ganz besondere Beziehung. Als er erkrankt und dann stirbt, bricht für Sunny eine Welt zusammen. In dieser Zeit ...

Sunny ist in einer liebevollen Familie aufgewachsen. Besonders zu ihrem Vater hat sie eine ganz besondere Beziehung. Als er erkrankt und dann stirbt, bricht für Sunny eine Welt zusammen. In dieser Zeit geht auch ihre Beziehung zu Erik in die Brüche. Sunny erinnert sich an die Zeit nach der Wende zurück, als sie mit ihren Freundinnen Jessi, Alma und Katharina durch Berlin zog und ihr Vater sofort kam, wenn sie ihn brauchten.
Die Autorin Anne Kanis erzählt sehr einfühlsam. Dieser Roman lässt sich wirklich sehr schön lesen, auch wenn es um Trauer und Erinnern geht.
Die vier Mädchen lernen sich in Sunnys neuer Schule kennen und freunden sich an, obwohl sie sehr unterschiedlich sind. Die Freundinnen beneiden Sunny um ihre liebevolle Familie und gang besonders um ihren Vater, der immer da ist und verständnisvoll reagiert, ganz gleich was passiert. Und es passiert einiges auf ihr Streifzügen durch das wiedervereinigte Berlin. Selbst als die Freundinnen später eigene Wege gehen, bleiben sie freundschaftlich verbunden. Aber irgendwann stellt Sunny fest, dass eine von ihnen sie hintergangen hat. Ihre Brüder sind für sie da in ihrer Wut und Enttäuschung.
Sunny trauert um ihren Vater. Doch am Tor zum Friedhof verhindert ein unsichtbarer Riese mit Vorschlaghammer, dass sie am Grab des Vaters trauern kann. Dann stellt sie fest, dass es ihr nicht alleine so ergeht.
Ein wundervoller Roman über Freundschaft und Familie, Trauer und Liebe.

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