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Veröffentlicht am 25.10.2019

Laufen

Laufen
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Wie kann man mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden? Die Erzählerin wird durch dieses Ereignis vollkommen aus der Bahn geworfen. Von ihrer Freundin Rike wird sie dazu gebracht, wieder mit dem ...

Wie kann man mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig werden? Die Erzählerin wird durch dieses Ereignis vollkommen aus der Bahn geworfen. Von ihrer Freundin Rike wird sie dazu gebracht, wieder mit dem Laufen anzufangen, das sie vor Jahren nach einer Fußverletzung aufgegeben hatte. Zunächst ist das gar nicht so einfach, sie schafft nur kurze Strecken; doch mit der Zeit wird es besser. Währenddessen gehen ihre Gedanken auf die Reise und mit jedem Gedanken und jedem Schritt, wird sie mit ihrem Leben wieder besser fertig.
Wir Lesen dürfen sie begleiten und erfahren, was sie fühlt und was sie von anderen an Unterstützung haben will. Ihre Eltern bemitleiden sie, was sie nicht mag. Die Eltern ihres Partners geben ihr die Schuld und machen ihr das Leben schwer. Die Erzählerin und ihr Partner waren nicht verheiratet, was seine Eltern veranlasst, ihr alles zu wegzunehmen. Nur ihre Freundin Rike versteht sie wirklich. Aber nicht nur das und die Trauer setzen ihr zu, sie verspürt auch Schuldgefühle. Doch sie kämpft sich durch ihre Gefühle, seien es Trauer, Wut, Schuld und Einsamkeit. Ihre Gedanken sind nicht geordnet, was verständlich ist. Sie drehen sich aber nicht nur um ihren Verlust, es geht auch häufig um Belangloses. Durch das Laufen findet sie langsam wieder in ihr Leben zurück und kann auch wieder Freude empfinden.
Auch wenn sich dieses Buch um ein trauriges Thema dreht, so spielt auch immer wieder Hoffnungsvolles hinein. Es ist eine Geschichte, die realistisch beschreibt, was Hinterbliebene fühlen und was sie sich von ihrem Umfeld wünschen. Ich konnte gut mit der Erzählerin fühlen
Es ist eine Geschichte, die berührt und nachdenklich stimmt. Ich kann das Buch empfehlen!

Veröffentlicht am 23.10.2019

Vergesst unsere Namen nicht

Vergesst unsere Namen nicht
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Der zehnjährige Sohn von Simon Stranger bemerkt einen Stolperstein in den Straßen von Trondheim, der Hirsch Komissar gewidmet ist. Er erfährt, dass er der Ururenkel jenes Mannes ist, der als Jude von den ...

Der zehnjährige Sohn von Simon Stranger bemerkt einen Stolperstein in den Straßen von Trondheim, der Hirsch Komissar gewidmet ist. Er erfährt, dass er der Ururenkel jenes Mannes ist, der als Jude von den Nazis ermordet wurde. Dieser Moment ist der Beginn einer Auseinandersetzung mit der Geschichte seiner Frau und deren Familie.
Dieses Buch umfasst 26 Kapitel, die mit den Buchstaben des Alphabets überschrieben sind. In diesen 26 Kapiteln wird die Familiengeschichte über 80 Jahre erzählt und es gibt eine sehr dunkle Zeit innerhalb dieser 80 Jahre, die durch die Gräueltaten der Nazis bestimmt wurden. In diesem Buch geht es nicht um eine deutsche, sondern um eine norwegische jüdische Familie, die aber auch nicht sicher war vor der Verfolgung der Deutschen, die während des Krieges Norwegen besetzt hatten.
Die Besatzer nutzten Spitzel, die Widerständler und Juden an die Deutschen verrieten. Ein solcher Zuträger war der kleinwüchsige Henry Oliver Rinnan. Er war ein unangenehmer Mensch, der früher immer gehänselt wurde und sich nun plötzlich bedeutsam fühlte. So zog er Gleichgesinnte an, die genauso skrupellos waren. Diese Bande trieb ihr Unwesen vom „Bandenkloster“ aus, wo sie feierten, folterten und töteten. Auch Hirsch Komissar wird ein Opfer von Rinnan. Weil er englische Nachrichten hörte, wurde er verhaftet und später im Konzentrationslager erschossen. Seinen Söhnen gelingt die Flucht nach Schweden.
Der Autor Simon Stranger stellt bei seinen Recherchen fest, dass seine Schwiegermutter Grete Komissar später in dem berüchtigten Haus aufgewachsen ist.
Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die der Autor hier erzählt. Dadurch dass man so nahe an den Personen ist, verspürt man das Schreckliche umso mehr. Es ist unbegreiflich und schockierend, dass ein Mensch wie Rinnan so grausam und kaltblütig handelt.
Eine Geschichte, die unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Eine manipulative Protagonistin

Vater unser
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Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals gebracht. Sie erzählt dem Psychiater Doktor Korb ihre Geschichte. Aufgewachsen ist sie in einem Dort in Kärnten, ...

Eva Gruber wird von der Polizei in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals gebracht. Sie erzählt dem Psychiater Doktor Korb ihre Geschichte. Aufgewachsen ist sie in einem Dort in Kärnten, wo man streng katholisch ist. Sie hat noch einen Bruder namens Bernhard, den sie retten will. Den Vater möchte sie am liebsten töten.
Diese Geschichte wird aus der Perspektive von Eva Gruber erzählt, so dass ich immer sehr nahe an ihr dran war. Dennoch ist sie mir nicht sympathisch, denn sie manipuliert und ist rechthaberisch. Aber ihre Gedankengänge zeuge auch von Verzweiflung und Leid. Nur wurde ich zunehmend unsicher, was Wahrheit ist oder Lüge. Somit wurden auch meine Gefühle ihr gegenüber immer zwiespältiger. War Mitleid angebracht und eher Widerwille? Ist Eva krank oder ist sie nur eine perfekte Schauspielerin, die andere auf ihre Seite ziehen will? Schon als Kind hat sie die Lüge geschickt genutzt, um in ihrer dysfunktionalen Familie und dem Umfeld durchzukommen.
Nun hat sie jedenfalls geschickt ihr Ziel erreicht und ist ihrem magersüchtigen Bruder näher, der auch hier im Spital ist und den sie retten will. Dabei zeigen sich im Gespräch mit Doktor Korb durchaus auch witzige Situationen.
Je länger man liest, umso mehr fragt man sich: Was ist normal?
Dieser Roman hat eine sehr ernste Thematik, auch wenn er sich leicht und flüssig lesen lässt und manchmal sogar humorvoll ist.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Die Macht des Staates

Alles, was wir sind
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Nach Ende des Krieges beginnt Boris Leonidowitsch Pasternak seinen Roman „Doktor Schiwago“ zu schreiben. Die Sowjets wollen die Veröffentlichung verhindern und setzen das Werk auf die schwarze Liste. Die ...

Nach Ende des Krieges beginnt Boris Leonidowitsch Pasternak seinen Roman „Doktor Schiwago“ zu schreiben. Die Sowjets wollen die Veröffentlichung verhindern und setzen das Werk auf die schwarze Liste. Die CIA setzt alles daran, dieses Buch in die Finger zu bekommen, um „Doktor Schiwago“ für ihre politischen Zwecke zu nutzen. So kann Literatur zu einer Waffe im kalten Krieg werden.
Die Geliebte Pasternaks, Olga Iwinskaja, wird verhaftet, weil man sich von ihr Informationen erhofft, um Pasternak als Staatsfeind überführen zu können. Bei der Staatssicherheit wird sie rücksichtslos verhört. Olga aber antwortet auf alle Fragen: „Ich habe keine Ahnung“, denn sie liebt ihn wirklich. Dabei verliert sie sogar das ungeborene Kind. Boris Pasternak lebt mit seiner Frau in der Kolonie Peredelkino. Dort erleidet er einen Herzinfarkt, so dass er seiner Geliebten nicht helfen kann. Sie wird zu fünf Jahren verurteilt, aber nach drei Jahren wieder freigelassen. Olga wünscht sich ein Leben mit ihrem Geliebten, aber Boris trennt sich nicht von seiner Frau. Dennoch hält Olga stets zu ihm, selbst dann, als sich alle anderen abwenden.
Da ich Pasternaks „Doktor Schiwago“ schon immer sehr mochte, wollte ich natürlich „Alles, was wir sind“ unbedingt lesen. In diesem Buch geht es natürlich auch um die historischen Fakten, aber in erster Linie geht es um die Liebesgeschichte von Olga und Boris und darum, wie sich Menschen in solchen Ausnahmesituationen verhalten.
Das Buch sollte schon konzentriert gelesen werden, denn es ist nicht ganz einfach zu lesen. Da ich die Fakten bereits aus dem Buch „Die Affäre Schiwago“ von Petra Couvé kannte, welches ich vor ein paar Jahren gelesen habe, konnte ich mich gut auf die Geschichte einlassen.
Mir hat das spannende Buch sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Genial Idee

Nichts
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Es gibt immer wieder Menschen, die wenn man sie nach einem Wunsch fragt antworten „Ich wünsche mir Nichts“. Mit diesem kleinen Buch liegt man da ganz bestimmt richtig, denn es ist genau das, was diese ...

Es gibt immer wieder Menschen, die wenn man sie nach einem Wunsch fragt antworten „Ich wünsche mir Nichts“. Mit diesem kleinen Buch liegt man da ganz bestimmt richtig, denn es ist genau das, was diese Menschen haben wollten, nämlich „Nichts“ – ein kleines Buch mit vielen leeren Seiten, die ganz nach Belieben gefüllt werden können. Außerdem Wird der Beschenkte zunächst wohl überrascht sein und sich dann amüsieren.
Das Format ist nicht zu groß, obwohl ich auch ein kleines „Nichts“ (also halb so groß), ganz passend finden würde, dass dann ruhig ein paar Seiten mehr haben dürfte.
Trotzdem finde ich diese Idee sehr schön und dieses geniale Geschenkidee wird wohl öfters mal zum Einsatz kommen.
Wenn man also wieder einmal hört, ich wünsche mir „Nichts“, dann hat man jetzt mit diesem Buch das perfekte „Nichts“ gefunden.