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Veröffentlicht am 26.12.2016

Menschliche Abgründe

Pretty Girls
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Julia verschwand im März 1991, seither hat es keine Spur mehr von ihr gegeben. Die Familie leidet natürlich, aber jeder geht mit dem Schicksalsschlag anders um. Jetzt, nach 24 Jahren, werden Claire und ...

Julia verschwand im März 1991, seither hat es keine Spur mehr von ihr gegeben. Die Familie leidet natürlich, aber jeder geht mit dem Schicksalsschlag anders um. Jetzt, nach 24 Jahren, werden Claire und ihr Mann überfallen. Paul stirbt bei diesem Überfall. Wieder verschwindet ein Mädchen.
Als Claire nach dem Tod von Paul seine Unterlagen sichtet, ist sie geschockt. Er hat schreckliche Snuff-Videos, in denen Mädchen misshandelt und getötet werden. Ein Mädchen ähnelt der zuletzt verschwundenen Anna Kilpatrick. Claire kann es nicht fassen. Ist das gestellt oder Realität? Was hat ihr Mann damit zu tun? Sie beginnt nachzuforschen und gerät in einen Sumpf. Selbst die Polizei scheint mit der Sache zu tun zu haben. Wem kann sie noch trauen?
Lydia Delgado lebt mit ihrer 17jährigen Tochter zusammen. Als sie von Pauls Tod erfährt, bedauert sie das nicht. Ihre Meinung: „Ich hoffe nur, er hat gelitten.“
In die Geschichte fließen immer wieder Tagebucheinträge von Julias Vater ein, die zeigen, wie schlimm der Verlust für ihn und seine Familie ist.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden lange parallel geschildert und man fragt sich, wo der Zusammenhang ist. Eine Reihe von unverhofften Wendungen sorgen für Spannung bis zum Ende.
Das Buch ist gut zu lesen und sehr spannend, aber viele Schilderung sind auch schwer zu ertragen – also nichts für schwache Nerven. Die Gräuel werden nicht nur angedeutet, sondern sehr deutlich beschrieben. Ich muss das nicht unbedingt so direkt haben, trotzdem hat mich diese Geschichte gefangen genommen. Was da geschieht, ist abstoßend und schockierend. Es ist unvorstellbar, wie Menschen so etwas tun können. Abgründe tun sich auf.
Ein packender Psychothriller - ein Muss für die Fans von Karin Slaughter.

Veröffentlicht am 26.12.2016

Mann mit Pfeil und Bogen

Robin Hood
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Jeder kennt Robin Hood, den berühmten Rächer der Enterbten und jeder hat das Bild vor Augen, wie er in grüner Bekleidung mit Pfeil und Bogen im Wald unterwegs ist. Dieses Bild ist allerdings geprägt durch ...

Jeder kennt Robin Hood, den berühmten Rächer der Enterbten und jeder hat das Bild vor Augen, wie er in grüner Bekleidung mit Pfeil und Bogen im Wald unterwegs ist. Dieses Bild ist allerdings geprägt durch Comics und Filme der neueren Zeit.
Wer aber war Robin Hood? Gab es ihn wirklich? Dieser Frage geht das Buch nach und versucht die Fakten bereitzustellen. Aber es gibt gar nicht so viele Fakten. Über Jahrhunderte gibt es immer wieder Geschichten um diese Person, die sich aber im Laufe der Zeit immer verändern, man könnte sagen, dem Zeitgeist anpassen.
Das erste was man über diese Person hörte, waren Balladen. Ab dem 14. Jahrhundert entstanden daraus Geschichten. Aber diese Geschichten veränderten sich, sie nahmen die Gefühle der Menschen, ihre Ängste und Sehnsüchte, auf. Aber nicht nur Robin selbst veränderte sich, auch Marian, die zunächst gar kein Thema war, unterliegt dem Wandel.
Judith Klinger geht an das Thema aus literaturwissenschaftlicher Sicht heran. Der Schreibstil ist verständlich und lässt sich gut lesen. Aufgelockert wird das Ganze durch Illustrationen. Dennoch ist es keine einfache Lektüre, denn immer wieder wird der Lesefluss unterbrochen, um intensiver in die Zeitgeschichte einzudringen. Mir ging es jedenfalls so, dass ich oft bei irgendwelchen Persönlichkeiten der Zeit hängengeblieben bin und dann mehr wissen wollte. Es ist ein Buch, das man immer wieder zur Hand nimmt und sich dann stückweise die englische Geschichte wieder erarbeitet. Hilfreich ist dabei der Anhang mit dem Literaturverzeichnis und den Quellennachweisen.
Ein interessantes Sachbuch über den Mythos Robin Hood.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Dreiecksverhältnis

Septembernovelle
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Zwei Männer brechen zu einem Segeltörn auf. Eigentlich verbindet sie nichts – außer ihrer Liebe zu Elin. Elin lebt nicht mehr. Sie war Haralds Frau bis sie Olof kennenlernte. Sie verließ ihren Mann und ...

Zwei Männer brechen zu einem Segeltörn auf. Eigentlich verbindet sie nichts – außer ihrer Liebe zu Elin. Elin lebt nicht mehr. Sie war Haralds Frau bis sie Olof kennenlernte. Sie verließ ihren Mann und heiratete dann Olof. Das ist zwanzig Jahre her. Nun ist Harald unheilbar an Krebs erkrankt.
Von dem Segeltörn kehrt nur Olof zurück.
Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird Olof zu dem Segelausflug und Haralds Tod befragt, so lernen wir seine Sichtweise kennen. Er gibt alles recht nüchtern und emotionslos von sich. Sympathisch ist er nicht, eher berechnend, arrogant und kalt.
Im zweiten Teil erfahren wir Haralds Betrachtungsweise kennen, niedergeschrieben in einem Brief. Er ist ein ganz anderer Mensch, menschlicher. Trotzdem hat er zu seinem Sohn keine wirkliche Beziehung.
Nahe kam mir keine der Figuren, obwohl ich einiges über sie erfahren habe.
Es ist nicht so, dass nach dem Informationen aus dem Brief und der Befragung damit alles geklärt wäre, denn die Widersprüche zwischen den Aussagen werfen jede Menge Fragen auf. War Elins Tod ein Unfall? Wer machte Den Vorschlag für den Ausflug? Warum hatte Harald eine Pistole bei sich?
Da ist man nun mit seinen Fragen, immer in der Hoffnung, dass sich alles klären wird, und ist am Ende doch nicht schlauer. Dafür hat man die Möglichkeit, sich die Lösung selber auszumalen. Daher lässt einen das Buch auch nicht so schnell los.
Etwas störte mich allerdings die Fachsprache aus dem Bereich „Segeln“.
Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte.
Eine sehr interessante Novelle, mit einem wundervollen und eindringlichen Schreibstil.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Mord nach Vorlage

Sekundentod
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Im Prolog wird eine schwangere Frau entführt. Was bezweckt der Entführer?
Kriminalkommissar Cornelsen wird zu einem Tatort gerufen. Die Autorin Rebecca Ganter wurde auf höchst eigenartige Weise getötet, ...

Im Prolog wird eine schwangere Frau entführt. Was bezweckt der Entführer?
Kriminalkommissar Cornelsen wird zu einem Tatort gerufen. Die Autorin Rebecca Ganter wurde auf höchst eigenartige Weise getötet, der Mund mit Sekundenkleber verklebt und die Nasenlöcher mit Ohropax verschlossen.
Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass diese Methode in ihrem neue Thriller beschrieben wurde. Schon bald erfährt Falko, dass es bereits vorher Morde nach Büchern von Rebecca gab. Spuren führen auch noch nach Düsseldorf. Die Zeit läuft den Ermittlern davon. Rebecca hatte eine weiteren Thriller in Arbeit.
Falko Cornelsen, Kriminalkommissar und Profiler, ist kein geduldiger Mensch. Aber Geduld tut not, wenn man ermittelt, also zählt sich Falko „runter“. Auch sonst hat er Eigenheiten, die seine Kollegen schon mal nerven. Aber der Erfolg gibt ihm und seinen Methoden recht. Wenn ihn ein Fall beschäftigt, kennt er keinen Feierabend. Darunter leidet aber sein Privatleben.
Die Erzählperspektiven wechseln, so dass man die Sicht der Opfer genauso kennenlernt wie die Sicht der Ermittler. Bei den beiden Handlungsstränge zeigt sich mit der Zeit eine Verbindung. Die Motivation für die Taten bleibt lange im Dunkeln.
Die Geschichte ist von Anfang an spannend. Am liebsten würde man das Buch gar nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen.
Ein sehr spannender und unterhaltsamer Krimi!

Veröffentlicht am 17.12.2016

São Leopoldo

São Leopoldo
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Brasilien ist ein faszinierendes Land. Es ist ein Land, das schon früh die Menschen angezogen hat. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es sehr viele Menschen, die hofften, dort ihr Glück zu finden, ...

Brasilien ist ein faszinierendes Land. Es ist ein Land, das schon früh die Menschen angezogen hat. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es sehr viele Menschen, die hofften, dort ihr Glück zu finden, weil sie in Mitteleuropa keine Chancen mehr sahen.
Der Focus dieses Buches liegt auf Rio Grande do Sul, dem südlichsten der 27 Staaten Brasiliens.
Ich hatte ganz andere Erwartungen an dieses Buch. Bin ich nun enttäuscht?
Einerseits ja, denn es ist ein relativ trockener Lesestoff. Das Buch ist eher ein Sachbuch.
Andererseits habe ich so viel über das Schicksal von Menschen erfahren, die dieses Abenteuer der Auswanderung auf sich genommen haben. Sie suchten ein besseres Leben, mussten aber bald feststellen, dass auch dort nicht das gelobte Land war. Fremde Menschen und Kulturen machten es nicht leichter, sich ein zu gewönnen.
Fakten, Briefe, Karten und Bilder ergänzen diese Geschichten.
Das Buch hat weniger als 200 Seiten, ist informativ und spannend zugleich, wenn man sich darauf einlässt.